Vom 1. Dezember bis Weihnachten täglich ein Geschenk für andere einpacken. Andrea Stauss will die Idee des «umgekehrten Adventskalenders» in St.Gallen etablieren. In diesem Advent führt sie das Projekt zum ersten Mal durch: «Mit dem umgekehrten Adventskalender kann man Menschen helfen, die von Armut betroffen sind.»
In Österreich und Deutschland sind «umgekehrte Adventskalender» schon seit einigen Jahren populär – in der Schweiz kennt noch fast niemand dieses Konzept. Andrea Stauss will das ändern. «Auch ich habe erst im letzten Advent zum ersten Mal davon gehört», erzählt die Sozialpädagogin im Gespräch mit dem Pfarreiforum, «in einer Zeitschrift habe ich einen Artikel über Beni Merk gelesen, der in Kreuzlingen ein solches Projekt organisiert hat. Aus meiner Sicht eine tolle Idee, andere zu unterstützen. Ich dachte mir: So etwas muss es auch in St.Gallen geben.»
Caritas angefragt
Im Sommer wurde die Idee konkreter: «Ich habe mit verschiedenen sozialen Organisationen in St.Gallen Kontakt aufgenommen und wollte wissen, ob sie mich bei meinem Adventskalen-der-Projekt unterstützen.» Privat beschäftigt sich Andrea Stauss schon länger mit Nachhaltigkeitsthemen und macht sich Gedanken über bewussten Konsum. Ihr ehrenamtliches Adventsprojekt soll zum Nachdenken bringen, aber auch konkrete Hilfe leisten. Caritas St.Gallen-Appenzell zeigte sofort Interesse. «Ich bin dort offene Türe eingerannt», so Andreas Stauss. Die Fachstelle des Bistums St.Gallen erklärte sich bereit, die Geschenke an Menschen, die von Armut betroffen sind, weiterzuleiten.
Shampoo, Nudeln und Farbstifte
Wer beim umgekehrten Adventskalender mitmacht, erfährt nicht, für wen die Geschenke bestimmt sind. «Aber die Teilnehmenden erhalten zur Orientierung ein paar Angaben zur Person oder Familie, für die sie die Geschenke packen: hat sie Kinder? Wie alt sind die Kinder? Was essen sie gerne? Haben sie ein Haus-tier?», erklärt Andrea Stauss. So könne bei den Geschenken auf individuelle Bedürfnisse ein-gegangen werden. «Als Geschenk eignet sich zum Beispiel ein Shampoo, eine Seife, Nudeln, eine Schachtel Farbstifte oder Kerzen.» Aber natürlich dürfe auch etwas Teureres eingepackt werden. Die Teilnehmenden legen alle 24 Geschenke in eine Kartonschachtel, die dann weihnachtlich verpackt wird und geben diese kurz vor Weihnachten bei Andrea Stauss in St.Gallen ab. Caritas wird dann die Ge-schenke im Januar den Empfängern übergeben. Gerade in diesem Advent bietet sich der «umgekehrte Adventskalender» als eine ideale Möglichkeit an, um anderen zu helfen: «Direkte Kontakte und Begegnungen sind momentan eingeschränkt. Die Teilnehmenden können bei diesem Benefizprojekt trotzdem die Erfahrung machen, wenigstens ein bisschen mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen und ihnen ganz konkret etwas Gutes zu tun.»
Eine neue Tradition
Momentan ist völlig off en, was ihr Projekt aus-löst und wie viele Freiwillige sich melden. Unterstützt wird Andrea Stauss von ihrem «Adventskalender-Vorbild» Beni Merk: «Wir stehen miteinander in Kontakt und wollen unsere bei-den Projekte vernetzen.» Die Initiantin ist optimistisch: «Das Projekt soll keine Eintagsfliege sein. Der umgekehrte Adventskalender soll sich als neue St.Galler Adventstradition etablieren.»
Freiwillige, die mitwirken möchten, können sich bis Ende November per E‑Mail bei Andrea Stauss (umgekehrteradventskalender@posteo. de) melden. «Aber auch wer sich erst später für eine Teilnahme entscheidet, kann mitmachen», betont Andrea Stauss.
Stephan Sigg