Bischof Markus Büchel hat am 26. November den Kapuziner Kletus Hutter (51) zum Priester geweiht. Der aus Kriessern stammende Ordensmann will ein bodenständiges Priesterbild verkörpern.
Die Kapuzinerkirche in Rapperswil ist vollbesetzt. Auf den Stühlen sitzen nicht nur Weggefährten von Bruder Kletus Hutter, sondern auch viele Menschen, die ihn im Kloster Rapperswil als «Bruder auf Zeit» kennen gelernt haben. Bischof Markus Büchel ist bester Laune, als er an diesem sonnigen Vormittag die Festgemeinde begrüsst. «Eine Priesterweihe, das ist heute etwas Seltenes», sagt der Bischof von St. Gallen. Und: «Es gibt tatsächlich noch Wunder!» Kletus Hutter stammt aus Kriessern im St. Galler Rheintal. Nichts deutete darauf hin, dass er einmal Priester werden würde. Zunächst war er kaufmännischer Angestellter. Danach studierte er in Luzern Religionspädagogik und arbeitete später als Religionspädagoge im Bistum St. Gallen. Im Kloster Rapperswil lernte er das Konzept «Bruder auf Zeit» kennen und fing Feuer fürs Leben als Ordensmann.

Unrealistisches Priesterbild
Heutige Priester, sagt Bischof Markus Büchel in seiner Predigt, litten unter einem falschen Priesterbild, das in grossen Teilen der Bevölkerung herrsche: «Es ist unrealistisch und überhöht.» Manche glaubten, ein Priester stehe über allen irdischen Dingen oder sei ein gottähnliches Wesen. Nicht mit beiden Füssen am Boden, verbunden mit der Basis. Nicht bei den Sorgen der Menschen. Mit solch einem Priesterbild könne Kletus Hutter nichts anfangen. Bischof Markus Büchel sagte, er habe gehört, dass sich Kletus Hutter für nichts zu schade sei. Er nehme auch mal einen Besen in die Hand, um nach dem Gottesdienst die Kirche zu wischen. Die Kirche brauche solche bescheidenen, bodenständigen und authentischen Priester.
Franz von Assisi als Vorbild
Kletus Hutter sagt, dass ihm der Dienst am Menschen am Herzen liege. Zusammen mit den Menschen unterwegs zu sein, sei Teil der franziskanischen Spiritualität. Für ihn bleibe Franz von Assisi eine lebenslange Inspiration für ein erfülltes Leben. «Schon seit jungen Jahren kam mir immer wieder der Gedanke, ob Priester werden etwas für mich wäre», sagt Kletus Hutter. «Die Zeit war aber wohl nicht reif. Ich fand immer schlüssige Gründe, diesen Schritt nicht zu tun. Ein Schlüsselerlebnis hatte ich während meiner Zeit als Gast im Kloster Rapperswil: Eine halbe Stunde nach dem Gottesdienst putzte ich mit dem Zelebranten zusammen die Kirche. Diese Haltung gefiel mir: ein Orden, in dem jemand dem Gottesdienst vorstehen kann aber es auch selbstverständlich ist, sich bei Alltagsarbeiten die Hände schmutzig zu machen.»
«Kloster auf Zeit»
Im Kapuziner-Kloster Rapperswil hat Kletus Hutter an der Neukonzeption des Angebots «Kloster auf Zeit» mitgewirkt: «Unser Kloster steht nach wie vor Menschen offen, die bei uns als Gast mitleben wollen. Neu ist, dass wir eine Lebensgemeinschaft bilden aus Brüdern und franziskanisch Interessierten, die ihren Lebensmittelpunkt im Kloster Rapperswil haben. Sie bleiben in der Gemeinschaft für mindestens ein Jahr und gehen einer Erwerbsarbeit ausserhalb des Klosters nach.» Bis jetzt habe sich eine Frau auf dieses Projekt eingelassen, eine reformierte Pfarrerin. «Sie passt sehr gut in unsere Runde, engagiert sich im Kernteam – also der Leitungsgruppe zusammen mit zwei Brüdern – und im Haus. Unser Konzept sieht noch weitere franziskanisch interessierte Menschen vor. Die suchen wir noch. Es gibt zwar einige Interessierte, ein verbindliches Zusammenleben stellt aber auch eine Herausforderung dar.»
Text: Vera Rüttimann / Walter Ludin
Bild: Vera Rüttimann
Veröffentlicht: 09. Januar 2023