Madagaskar per Bauchentscheid

Vom Glar­ner­land nach Mada­gas­kar: Mit einem frei­wil­li­gen Ausland­ein­satz holte Elisa­beth Keller aus Teufen nach, wovon sie schon als junge Frau träumte.

Dass sie gleich zehn Schwes­tern nachts am Flug­ha­fen abho­len würden, damit hatte Elisa­beth Keller nach ihrer Landung in Mada­gas­kar im vergan­ge­nen Okto­ber nicht gerech­net. «Aber ich fühl­te mich sofort will­kom­men und aufge­nom­men und wuss­te, dass mein frei­wil­li­ger Einsatz in diesem Land die rich­ti­ge Entschei­dung war», sagt die 58-Jährige. Drei Mona­te lang würde die Teufe­ne­rin Teil der Missi­ons- und Anbe­tungs­schwes­tern der Heili­gen Fami­lie sein und in deren Schu­le und Inter­nat im Dorf Andra­no­vo­ry mitar­bei­ten. «Einmal ein solches Volon­ta­ri­at zu machen, war mein Herzens­wunsch», sagt Elisa­beth Keller und erzählt, wie sie dies schon als Anfang 20-Jährige tun woll­te. «Damals soll­te es für ein Jahr nach Ango­la gehen. Aber ich bekam kalte Füsse und sagte ab. Das habe ich mein Leben lang bereut.»

Über­ra­schung bis zuletzt

Vor eini­ger Zeit stiess Elisa­beth Keller im Pfar­rei­fo­rum per Zufall auf einen Bericht über eine junge Frau, die über die Orga­ni­sa­ti­on Voyage-Partage ein Volon­ta­ri­at in Sri Lanka gemacht hatte. «Das war für mich wie ein Zeichen und ich melde­te mich bei der Orga­ni­sa­ti­on an. Auch mein Mann bestärk­te mich, das zu wagen», sagt sie. Fran­zö­sisch spre­chen zu können und nach Afri­ka zu gehen, seien ihre Wünsche gewe­sen. Voyage-Partage habe ihr verschie­de­ne Einsatz­mög­lich­kei­ten in Benin, Kame­run und Mada­gas­kar vorge­schla­gen. Auch hier war es ein Bauch­ent­scheid, der sie schluss­end­lich nach Andra­no­vo­ry führ­te. «Bis zu meiner Ankunft wuss­te ich nicht, an welchem Stand­ort in Mada­gas­kar ich sein und was ich dort tun würde», sagt sie, die insge­heim hoff­te, als gelern­te Medi­zi­ni­sche Praxis­as­sis­ten­tin in einem Ambu­la­to­ri­um mitzuhelfen.

Es kam anders. Als Klas­sen­as­sis­tenz unter­stütz­te sie die Schwächs­ten der rund 600 Schul­kin­der im Unter­richt. Nach der Schu­le half sie beim Kochen und in der Kanti­ne. «Obwohl ich am Anfang Respekt hatte, einfach in eine Klas­se zu gehen, gehört die Zeit mit den Kindern zu meinen schöns­ten Erleb­nis­sen», sagt sie. Die Lebens­freu­de und das Vertrau­en in das Leben hat sie von den Kindern und Schwes­tern zurück in die Schweiz genom­men. «Und natür­lich sind es die vielen gegen­sätz­li­chen Eindrücke, wie die extre­me Armut auf der einen Seite und die Schön­heit des Landes auf der ande­ren Seite», sagt sie.

Mitten im Leben

In der Ordens­ge­mein­schaft fühl­te sich Elisa­beth Keller aufge­ho­ben. «Ich kann die Schwes­tern nicht anders beschrei­ben als cool und mitten im Leben», sagt sie und erin­nert sich an ihre eige­ne Kind­heit mit sieben Geschwis­tern auf einem Bauern­hof im Glar­ner­land. «Meine Mutter erzog uns streng katho­lisch. Obwohl ich heute keine typi­sche Kirchen­gän­ge­rin bin, habe ich gros­sen Respekt für alle, die im Glau­ben diese Kraft finden, um schwie­ri­ge Situa­tio­nen zu meistern, wie es eben auch meine Mutter tat», sagt sie. Sie selbst habe dieses Vertrau­en das gros­se Aben­teu­er wagen lassen.

→ Volon­ta­ri­at im Globa­len Süden:www.voyage-partage.ch

Text: Nina Rudnicki 

Bilder: zVg.

Veröf­fent­li­chung: 27. März 2023

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