Wieso entscheiden sich junge Erwachsene für die Firmung? Und wie erleben sie den Firmweg mit den regelmässigen Treffen und den gemeinsamen Ausflügen? Darüber haben fünf Firmandinnen und ein Firmand der Firmgruppe in Buchs mit dem Pfarreiforum diskutiert.
Cecilia, Sara und Joanna, wieso habt ihr euch für den Firmweg entschieden?
Cecilia Weidmann (17): Das ist eine etwas spezielle Geschichte. Ich und Sara haben uns draussen vor der katholischen Kirche in Buchs getroffen. Wir waren beide nicht ganz sicher, ob wir die Firmung machen wollen. Daher diskutierten wir allgemein über Glauben und die Firmung. Als wir nach dem Gespräch hochschauten, hatten sich die Wolken wie zu einem Kreuz geformt. Es war ein Zufall, für uns aber ein Zeichen, dass wir die Firmung machen sollten.
Sara Brozvic (18): Unsicher waren wir, weil wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so viel mit dem Glauben zu tun hatten. Das ist alleine schon dadurch der Fall, dass es in der Lehre keinen Religionsunterricht mehr gibt.
Joanna Auer (18): Ich bin eine sehr rationale Person, die stark an die Wissenschaft glaubt. Trotzdem denke ich, dass es etwas Übermenschliches gibt, das nicht greifbar ist. Ich erhoffe mir, dass ich durch den Firmweg den Zugang dazu bekomme. Ausserdem will ich dadurch dem Glauben in meinem Leben mehr Raum geben. Wie Cecilia und Sara es schon gesagt haben, war man früher durch den Religionsunterricht automatisch näher an den Themen Religion und Glaube dran, hat sich aber mittlerweile etwas davon entfernt.


Also ist es für euch die Annäherung an den Glauben, die den Firmweg ausmacht?
Joanna Auer: Für mich ist es auch das Gemeinschaftserlebnis. Man kommt mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. Ich finde es schön, dass man sich austauschen kann. Ich gehe an die Kantonsschule und habe im Alltag meistens einfach mit meinen Freunden zu tun. Durch den Firmweg konnte ich Personen kennenlernen, die eine Lehre machen. Da bespricht man auch einmal andere Themen. Eindrücklich fand ich diesbezüglich auch, dass wir während unserer Firmreise Einblicke in Institutionen für Menschen am Rande der Gesellschaft erhalten haben und mit Betroffenen diskutieren konnten.
Sara Brozvic: Das fand ich auch sehr spannend. Zudem haben wir auch selbst bei Aktionen wie dem Rosenverkauf am Fastenaktionstag mitgeholfen. Anders als Joanna sind Cecilia und ich aber erst nach der Firmreise mit einem Firm-Weekend in den Firmweg eingestiegen. Ich glaube, das Firm-Weekend war thematisch etwas gedrängter als die Firmreise, weil wir alles in zwei Tagen nachholen mussten, wofür die anderen eine Woche lang Zeit gehabt haben.
Cecilia Weidmann: Ja, im Wesentlichen ging es darum, uns über unseren Glauben auszutauschen. Das fand ich sehr spannend. Ich habe gemerkt, dass zwar alle an denselben Gott glauben, aber auf unterschiedliche Art und Weise.
Joanna Auer: Genau. Es ist mega spannend zu sehen, wie die verschiedenen Personen den Glauben im Alltag unterschiedlich leben. In unserer Firmgruppe gibt es einige, die jeden Tag beten und regelmässig in Gottesdienste gehen, und für andere ist das nicht so wichtig.
Habt ihr mal gezweifelt, ob der Entscheid für den Firmweg richtig war?
Sara Brozvic: Bei mir gab es solche Momente. Vor allem wenn ich während meiner Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit eine strenge Woche hatte und dann noch am Wochenende ein Treffen für den Firmweg bevorstand. Aber die Treffen haben sich jedes Mal gelohnt.
Cecilia Weidmann: Ich mache ebenfalls eine Lehre als Fachfrau Gesundheit und hatte diese Gedanken auch. Ich glaube ausserdem, man ist hin und wieder in Bezug auf den Firmweg unsicher, weil man denkt, man kann ja auch alleine glauben, ohne irgendwo teilzuhaben. Aber es ist dann eben doch besser, wenn man Teil einer Gruppe ist.
Joanna Auer: Bei mir gab es diesen Moment auch, vor allem weil man mit dem Firmweg ja Verpflichtungen eingeht. Die Firmtreffen sind etwas Schönes. Aber trotzdem sind sie auch leicht mit Druck verbunden, im Sinne von «Ihr müsst das machen, damit ihr gefirmt werdet». Dann denke ich mir, wie du Cecilia gerade auch gesagt hast, Glaube ist so etwas Persönliches, da sollte mir ja niemand etwas vorgeben. Aber Grund, mich nicht firmen zu lassen, waren diese Überlegungen nie.
Wie hat sich durch den Firmweg eure Sicht auf Kirche und Glaube verändert?
Joanna Auer: Da komme ich nochmals auf die Gassenküche zurück. Wir haben durch den Firmweg viele Einblicke erhalten, was die Kirche alles macht. Kirche besteht nicht einfach nur aus Gottesdiensten, die bei vielen Jugendlichen vielleicht ein Gefühl der Langeweile auslösen. Kirche ist vielfältig. Das fand ich schön zu entdecken.
Cecilia Weidmann: Bei mir ist es eher, dass ich selber gemerkt habe, woran ich glaube. Dieser Prozess hat am Firm-Weekend angefangen, als ich mit Sara über meinen Glauben redete. Obwohl wir befreundet sind, war das bislang nie Thema.
Sara Brozvic: Ich sehe durch den Firmweg, was Kirche auch noch ist und wie wichtig schon kleine Gesten sind. Kirche besteht nicht nur aus Bibellesen, sondern wie im Fall der Gassenküche auch daraus, sich für andere einzusetzen.




Simon, Yaritza und Serena, wie war das bei euch, hattet Ihr Aha-Erlebnisse in Bezug auf Kirche und Glaube?
Simon Tinner (17): Eigentlich nicht. Ich ministriere seit meiner 1. Kommunion und bin stark mit der Kirche in Kontakt. Mein Bild über die Kirche habe ich mir schon vor dem Firmweg gemacht, es hat sich jetzt nicht verändert. Aber ich würde sagen, mein Bild von Kirche und Glaube hat sich bestätigt und noch etwas intensiviert.
Yaritza Brisita (17): Bei mir ist es genauso. Durch den Firmweg bin ich einfach näher bei Gott, alleine dadurch, dass wir uns an den Treffen regelmässig über den Glauben ausgetauscht haben. Das geht im Alltag sonst eher unter. Mir war bewusst, dass die Kirche viele verschiedene Dinge macht, aber nicht, wie vielfältig diese sind und was etwa Seelsorgende alles leisten. Ich mache eine Ausbildung zur Assistentin Gesundheit und Soziales. Als einer unserer Bewohner der Einrichtung, für die ich arbeite, ins Spital kam, besuchte ihn dort ein Seelsorger. Er redete mit ihm und hielt seine Hand. Ich fand das so schön zu sehen und vor allem zu merken, wie gut ihm das tat.
Serena Rei (17): Ich schliesse mich Simon und Yaritza an. Die Kurse haben mich näher zu Gott gebracht. Aber meine Sicht auf die Kirche hat sich nicht verändert.


Was war euer Grund, euch für den Firmweg zu entscheiden?
Yaritza Brisita: Ich habe mich für den Firmweg entschieden, weil ich getauft bin und die Erstkommunion gemacht habe. Die Firmung ist jetzt wie der nächste Schritt. Auch in meiner Familie sind alle gefirmt und ich möchte später einmal in der Kirche heiraten. Für mich gehört die Firmung also einfach dazu.
Serena Rei: Auch für mich war es einfach klar, dass ich mich firmen lassen möchte. Ich bin Italienerin und meine Familie ist sehr katholisch. Zuerst überlegte ich, ob ich mich in Italien firmen lassen möchte, weil das dort schon früher möglich ist als hier mit 18 Jahren. Aber dann stand die Lehrstellensuche an und es wäre zu viel gewesen. Daher habe ich mich für den Firmweg ab 18 entschieden.
Simon Tinner: Auch für mich ist die Firmung der nächste Schritt und gehört einfach dazu. Ich möchte mein ganzes Leben bei der Katholischen Kirche mit dabei sein und mit Gott in Verbindung sein.
Das klingt nicht danach, als ob ihr jemals am Firmweg gezweifelt habt?
Serena Rei: Nein, am Firmweg selbst habe ich nicht gezweifelt. Aber verunsichert hat mich, ob ich von meinem Arbeitgeber im Bereich Detailhandel die freien Tage bekommen würde, die ich für den Firmweg brauchte, und ob sich alles, also Firmweg und Ausbildung, vereinbaren lässt.
Yaritza Brisita: Ich habe mich schon im Vorfeld gefragt, ob ich immer Lust oder Zeit haben werde, an den Treffen teilzunehmen. Aber Zweifel waren das nicht wirklich, denn die Firmung ist etwas, das ich machen will.
Simon Tinner: Es gab auch bei mir Momente, in denen es zum Beispiel gelegener gewesen wäre, für eine Prüfung an der Kantonsschule zu lernen oder etwas anderes zu machen, statt abends an ein Firmtreffen zu gehen. Für mich ist aber klar, dass ich die Firmung machen möchte. Ausserdem redet man an den Treffen über Dinge, die sonst im Alltag eher untergehen, und es gibt einem jedes Mal neue Denkanstösse, wenn man hier ist.
Was hat euch während des Firmwegs am meisten überrascht? Was war spannend?
Simon Tinner: Spannend am Firmweg ist definitiv, andere und neue Einblicke zu bekommen, wie zum Beispiel in den Alltag von Personen am Rande der Gesellschaft. Wir haben über Suchtproblem diskutiert oder darüber, wie es ist, in der Schweiz von Armut betroffen zu sein. Eindrücklich war, dass wir direkt mit Betroffenen reden konnten.
Serena Rei: Mir gefiel das Firm-Weekend und der Besuch in St. Gallen bei der Gassenküche am besten. Für mich war es aber auch überraschend und schön zu sehen, dass es so viele verschiedene Einstellungen zum Thema Glaube in unserer Firmgruppe gibt. Trotz der Unterschiede sind wir alle auf demselben Weg. Ausserdem war ich am Anfang schüchtern und zurückhaltend. Dass nun alle locker miteinander reden, zeigt für mich, dass in der Gruppe ein Zusammenhalt entstanden ist.
Yaritza Brisita: Eine der schönsten Erlebnisse war für mich definitiv der Ausflug ins Kloster Einsiedeln. Die Grösse und Schönheit und die Gespräche mit den Mönchen haben mich beeindruckt. Wie Serena war auch ich am Anfang des Firmwegs sehr zurückhaltend. Aber nach und nach lernt man die verschiedenen Menschen und ihre Einstellungen kennen. Dass alle so offen sind und «sich selbst zu öffnen» gar nicht so schlimm ist, hat mich dann doch überrascht.
Text: Nina Rudnicki
Bilder: Ana Kontoulis
Veröffentlichung: 21. Arpil 2023