Neue Wege der Mitwirkung

Papst Fran­zis­kus hat mit der Aargaue­rin Hele­na Jeppesen-Spuhler eine von zehn ­Perso­nen ­ernannt, die bei der Welt­syn­ode im Okto­ber in Rom die Kirche Euro­pas vertre­ten. Die ­Fastenaktion-Mitarbeiterin setzt sich für eine glaub­wür­di­ge und parti­zi­pa­ti­ve Kirche ein.

«Ich hoffe, dass die katho­li­sche Kirche dann ein diver­ses Gesicht haben darf, dass wir es schaf­fen, diese Fragen anzu­ge­hen: die Rolle der Frau und auch die des Einbe­zugs der quee­ren Menschen in der katho­li­schen Kirche. Ich hoffe auf mehr Diver­si­tät, mehr Stär­ke und Entschei­dungs­mög­lich­keit auf der loka­len Ebene», sagt Hele­na Jeppe­sen vor der Synode. 364 Perso­nen werden vom 4. bis 29. Okto­ber an der Welt­syn­ode in Rom teil­neh­men. Mit der Welt­syn­ode hat Papst Fran­zis­kus etwas Neues geschaf­fen. Erst­mals haben auch nicht­geweihte Männer und Frau­en ein Stimm­recht, obwohl es sich kirchen­recht­lich um eine Bischofs­synode handelt. Mit Jeppe­sen werden insge­samt 80 nicht bischöf­li­che Perso­nen an der Welt­syn­ode mit Stimm­recht teil­neh­men. Aus der Schweiz sind neben Hele­na Jeppe­sen Bischof Felix Gmür und Clai­re Jonard, Koor­di­na­to­rin für das Zentrum für Beru­fungs­pas­to­ral in der West­schweiz, dabei.«Ich hoffe, dass die katho­li­sche Kirche dann ein diver­ses Gesicht haben darf, dass wir es schaf­fen, diese Fragen anzu­ge­hen: die Rolle der Frau und auch die des Einbe­zugs der quee­ren Menschen in der katho­li­schen Kirche. Ich hoffe auf mehr Diver­si­tät, mehr Stär­ke und Entschei­dungs­mög­lich­keit auf der loka­len Ebene», sagt Hele­na Jeppe­sen vor der Synode. 364 Perso­nen werden vom 4. bis 29. Okto­ber an der Welt­syn­ode in Rom teil­neh­men. Mit der Welt­syn­ode hat Papst Fran­zis­kus etwas Neues geschaf­fen. Erst­mals haben auch nicht­geweihte Männer und Frau­en ein Stimm­recht, obwohl es sich kirchen­recht­lich um eine Bischofs­synode handelt. Mit Jeppe­sen werden insge­samt 80 nicht bischöf­li­che Perso­nen an der Welt­syn­ode mit Stimm­recht teil­neh­men. Aus der Schweiz sind neben Hele­na Jeppe­sen Bischof Felix Gmür und Clai­re Jonard, Koor­di­na­to­rin für das Zentrum für Beru­fungs­pas­to­ral in der West­schweiz, dabei.

Offe­ne Diskussionen

Die Miss­brauchs­kri­se und der Verlust der Glaub­wür­dig­keit der katho­li­schen Kirche sind die Themen, die Hele­na Jeppe­sen nach Rom mitnimmt: «Ich erwar­te, dass die syste­mi­schen Ursa­chen disku­tiert und ange­gan­gen werden.» Dabei hofft sie auf offe­ne Diskus­sio­nen und zukunfts­wei­sen­de Entschei­de. Es brau­che parti­zi­pa­ti­ve Entschei­dungs­pro­zes­se auf allen Ebenen. Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken welt­weit hätten bei der synoda­len Befra­gung ausser­dem die Gleich­be­rech­ti­gung der Frau­en in der Kirche als wich­ti­ges Anlie­gen klar geäussert.

Von Jugend­ar­beit geprägt

Hele­na Jeppe­sen ist stark geprägt von Erfah­run­gen in der kirch­li­chen Jugend­ar­beit. In Wisli­kofen im Kanton Aargau, wo sie aufwuchs, habe es eine sehr gute kirch­li­che Jugend­ar­bei­te­rin gehabt. Dank ihr hätten sie als Jugend­li­che selbst­stän­dig regio­na­le Oster­tref­fen und Jugend­treffs orga­ni­sie­ren können. «Da habe ich das Prin­zip Empower­ment selbst erlebt», sagt Hele­na Jeppe­sen. Das sei auch in der Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit für Fasten­ak­ti­on sehr wich­tig. Sie besuch­te in Luzern das Kate­che­ti­sche Insti­tut, das heuti­ge Reli­gi­ons­päd­ago­gi­sche Insti­tut (RPI) und arbei­te­te als Kate­che­tin und Jugend­ar­bei­te­rin. Dann wurde im Phil­ip­pi­nen­pro­gramm der Fasten­ak­ti­on eine Stel­le frei. Hele­na Jeppe­sen holte für diese Aufga­be berufs­be­glei­tend das Nach­di­plom für Entwick­lungs­zu­sam­men­ar­beit an der ETH Zürich nach.

Fokus auf die Schwächsten

Die Synode will sich mit neuen Wege der Mitwir­kung der kirch­li­chen Basis bei wich­ti­gen Entschei­dun­gen in der katho­li­schen Kirche beschäf­ti­gen. Schon vor Beginn wird die Synode in kirch­li­chen Medi­en kontro­vers disku­tiert und Hoff­nun­gen und Befürch­tun­gen geteilt. «Es wird eine gros­se Heraus­for­de­rung sein, Offen­heit zu schaf­fen für lösungs­ori­en­tier­tes Arbei­ten und die Bereit­schaft, frei­mü­tig zu reden.» Dass Hele­na Jeppe­sen selbst keine Angst davor hat, hat sie bei der Vorver­samm­lung im Juni in Rom gezeigt: Bei der Pres­se­kon­fe­renz trat sie selbst­be­wusst auf und ergriff als einzi­ge nicht­ge­weih­te Person das Mikro­fon. «In solchen Situa­tio­nen kommt mir meine Erfah­rung in der Menschen­rechts­ar­beit bei der Fasten­ak­ti­on zugu­te», sagt sie, «das Fokus­sie­ren auf die Schwächs­ten und die Ausge­schlos­se­nen in einem Staat oder einer Orga­ni­sa­ti­on und das Vernet­zen mit ande­ren helfen mir die Angst vor einem über­mäch­ti­gen System zu überwinden.»

Franz Kreissl leitet das Pasto­ral­amt des ­Bistums St. Gallen.

«Menschen warten auf Antworten»

Franz Kreissl, wie blickt das Bistum St. Gallen der Synode entgegen?

Franz Kreissl: Wir hoffen, dass die Synode Grund­la­gen für mehr Synoda­li­tät – also Mitwir­kung und Betei­li­gung aller Gläu­bi­gen – in der Kirche schafft. Bevor konkre­te Themen disku­tiert werden können, muss Grund­sätz­li­ches geklärt werden: Wie kommen wir zu Entschei­dun­gen? Wer ist an Entschei­dun­gen betei­ligt? Wie schaf­fen wir es, entschei­dungs­fä­hig zu werden und zwar auf den verschie­de­nen Ebenen: Welt­kir­che, Bischofs­kon­fe­renz, Bistum?

Im Juni hat der Vati­kan ein ­Arbeits­pa­pier für die Synode veröf­fent­licht. Die Schwei­zer Bistü­mer haben dazu Stel­lung­nah­men verfasst. Welche Anlie­gen gibt das Bistum St. Gallen der Arbeits­grup­pe mit?

Franz Kreissl: Die Menschen warten auf Antwor­ten. Es reicht nicht, an der Synode einfach noch einmal über alles zu reden. Es muss nun darum gehen, entschei­dungs­fä­hig zu werden. Ein Beispiel ist die Frage der Regio­na­li­sie­rung: Die Möglich­keit, bei bestimm­ten Themen regio­na­le Lösun­gen zu finden. An vielen Punk­ten kommen wir nicht weiter, weil die Reali­tät in den verschie­de­nen Regio­nen der Welt nicht über­all die glei­che ist.

Wie präsent wird die Synode und deren Themen im Bistum St. Gallen sein?

Franz Kreissl: Konkret werden wir sie bereits beim Pasto­ral­fo­rum, der Tagung der Diöze­sa­nen Räte, im Novem­ber aufgrei­fen: Da werden wir uns unter ande­rem mit dem Thema kirch­li­che Spra­che beschäf­ti­gen: Wie muss sich die Spra­che in der Kirche verän­dern, damit sie die Menschen erreicht und verstan­den wird? Auch bei der Umfra­ge, die wir im Vorfeld der Synode durch­ge­führt haben, haben viele dieses Thema als eines der drin­gends­ten Anlie­gen genannt.

Text: Stephan Sigg

Bild: Chris­ti­an Merz (oben) / Regi­na Kühne (unten)

Veröf­fent­licht: 21.09.2023

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