Architektur und Musik als Lebenspfeiler

Auf einer Anhö­he bei Berg thront das Schloss Klei­ner Hahn­berg. Schloss­herr ist Archi­tekt Robert Bamert. Er hat in seinem Leben zahl­rei­che öffent­li­che Projek­te reali­siert – etwa den Umbau und die Restau­rie­rung der Tonhal­le St. Gallen.

Drei­mal an der Türe zum Schloss­turm klop­fen, so laute­te die Vorga­be. Gesagt, getan, und schon führt uns Robert Bamert durch die statt­li­chen Räume  des Schlos­ses Klei­ner Hahn­berg bei Berg. Seit fast 50 Jahren bewohnt er das 500-jährige Haus, das er über viele Jahre restau­riert hat, um die Spuren der Geschich­te ans Licht zu brin­gen. Robert Bamert ist 84 Jahre alt und Archi­tekt. Zu seinen renom­mier­tes­ten Neubau­ten zählen die ETH-Lausanne aus den 70er-Jahren, die Sied­lung Wolf­gang­hof im Westen St. Gallens und das Schul­heim für schwer­be­hin­der­te Kinder in Kron­bühl. Er verant­wor­te­te unter ande­rem die Reno­va­ti­on des St. Galler Bahn­hofs und der Tonhal­le oder der Kunst­hal­le Ziegel­hüt­te Appen­zell sowie zahl­rei­che Kirchen­re­stau­rie­run­gen, etwa der katho­li­schen Andreas-Kirche Gossau und der Klos­ter­kir­che Fischingen.

«Archi­tek­tur, die Schwes­ter der Musik»

Die Archi­tek­tur ist nicht Robert Bamerts einzi­ge Leiden­schaft. Die zwei­te gehört seit über 70 Jahren der Musik. Jeden Morgen setzt er sich an eines seiner Tasten­in­stru­men­te, etwa an seine Mathis-Orgel im Erdge­schoss des Schlos­ses. Er ist über­zeugt: «Man beginnt den Tag einfach anders – ruhi­ger, harmo­ni­scher.» Wenn Robert Bamert über die Musik spricht, begin­nen seine Augen zu leuch­ten. Begon­nen hat alles in der 6. Klas­se mit dem Bau einer Geige. «Sie war eckig, aber hat geklun­gen.» Zu dieser Zeit begann er auch Gottes­diens­te in der Kathe­dra­le zu besu­chen. «Ich war faszi­niert vom Raum, den Figu­ren, Bildern und der Dom-Musik von Orgel und Chor.» Diese Besu­che und der St. Galler Klos­ter­plan präg­ten Robert Bamert derart, dass er sich schliess­lich für das Archi­tek­tur­stu­di­um entschied. Die Bezie­hung zur Kathe­dra­le St. Gallen besteht bis heute. Während 20 Jahren amte­te er dort als Organisten-Aushilfe. Mit 77 Jahren verab­schie­de­te er sich mit der dori­schen Tocca­ta von J. S. Bach. Die Musik nennt Bamert – nebst der Archi­tek­tur – seinen Lebens­pfei­ler. Mit 65 Jahren hat er sich seinen Traum erfüllt und das Studi­um der Musik­wis­sen­schaft aufge­nom­men. «Dabei durf­te ich lernen, wie bedeu­tend das Klos­ter St. Gallen für die frühes­te Entwick­lung der abend­län­di­schen Musik war.» Die Archi­tek­tur bezeich­net Robert Bamert als «Schwes­ter der Musik». Er spricht von harmo­ni­ka­len Propor­tio­nen: «Wenn etwas harmo­niert, ist es schön – sowohl in der Musik als auch in der Architektur.»

Für mehre­re Gene­ra­tio­nen denken

Die Faszi­na­ti­on, einen Klang­kör­per zu schaf­fen, hat Robert Bamert nicht mehr losge­las­sen. Im Laufe der Jahre hat er mehre­re Tasten-Instrumente nach histo­ri­schen Vorbil­dern gebaut. Vor über 14 Jahren hat er mit dem Bau von zwei Orgeln begon­nen – einer Spani­schen und einer Italie­ni­schen. Vor weni­gen Wochen ist er damit fertig gewor­den. Demnächst sollen sie ihren Platz im Konzert­raum im Erdge­schoss des Schlos­ses einneh­men, und Robert Bamert hat bereits das nächs­te Projekt geplant: Ein Astro­la­bi­um am Schloss­turm, ein Uhrwerk, mit dem man Verän­de­run­gen am Himmel nach­bil­den kann. Seit 30 Jahren treibt ihn diese Idee um. Gleich wie beim Instru­men­ten­bau hat er sich dafür in spezi­fi­sche Lite­ra­tur vertieft. Still­ste­hen ist für den kinder­lo­sen Seni­or keine Opti­on. Warum er das alles macht im hohen Alter, ist man gewillt zu fragen. Robert Bamert über­legt keine Sekun­de. «Gut gebau­te Instru­men­te können bis 300 Jahre alt werden und blei­ben für die nächs­ten Gene­ra­tio­nen erhal­ten und spiel­bar.» Er lässt den Blick über den Park und sein Schloss glei­ten. «Etwas zu schaf­fen, das Gene­ra­tio­nen über­dau­ert, macht Sinn und Freude.»

Text: Ales­sia Paga­ni
Bild: Ana Kontoulis

Pfarrblatt im Bistum St.Gallen
Webergasse 9
9000 St.Gallen

+41 71 230 05 31
info@pfarreiforum.ch