Und plötzlich ist Schluss

29 Jahre lang hat Mari­an­ne Baro­ni Krip­pen aus aller Welt gesam­melt. Rund 200 Stück ­besass die Rhein­ta­le­rin zuletzt. Nun möch­te sie sich von ihren Figu­ren ­tren­nen – und verspürt dabei keine Wehmut mehr.

Bei Mari­an­ne Baro­ni herrscht Chaos. Die Stube der 66-Jährigen ist voll mit Plas­tik­bo­xen, Verpa­ckungs­ma­te­ri­al und klei­nen Figür­chen. Vorsich­tig wickelt Baro­ni ein Stück nach dem ande­ren ein und legt sie behut­sam in die Boxen. Vor sieben Jahren hat das Pfar­rei­fo­rum über Baro­ni und ihre Krip­pen­samm­lung berich­tet. Heute macht sie diese parat zum Verkauf. Mari­an­ne Baro­ni gibt ihre Sammel­lei­den­schaft auf. «Es war mir mit zuneh­men­dem Alter einfach zu viel Aufwand», sagt die Rheintalerin.

Mari­an­ne Baro­ni macht ihre rund 200 Krip­pen zum Verkauf fertig. 

«Es war immer schwie­rig, einen geeig­ne­ten Ausstel­lungs­ort zu finden.» Eini­ge Sammel­stü­cke konn­te Mari­an­ne Baro­ni bereits dem Krip­pen­mu­se­um Dorn­birn abge­ben. Darun­ter auch ihre wert­volls­te Krip­pe, eine Sonder­an­fer­ti­gung aus Taiwan. Die Krip­pen­fi­gu­ren sind aus Ton gefer­tigt und wiegen je ein Kilo. Die verblie­be­nen über 100 Krip­pen versucht sie nun in den kommen­den Wochen an den Mann und die Frau zu brin­gen. «Mein Traum wäre natür­lich, dass sich jemand der ganzen übri­gen Samm­lung anneh­men würde. Aber ich weiss, dass dies unrea­lis­tisch ist.»

Erin­ne­rung an Vergangenheit

Mari­an­ne Baro­ni ist prag­ma­tisch. Jetzt, beim Verpa­cken, über­kommt sie kein Gefühl der Wehmut mehr. Sie hat sich mit der Situa­ti­on arran­giert. «Wehmut bedeu­tet für mich, ein Gefühl von zarter Trau­rig­keit und vor allem die Sehn­sucht nach einer schö­nen Vergan­gen­heit, und diese war bei jeder Ausstel­lung vorhanden.» 

Die Rhein­ta­le­rin besitzt Krip­pen aus aller Welt. Diese hat sie oft von Missi­ons­or­den erhalten.

Den Entschluss, ihre Samm­ler­stü­cke weiter­zu­ge­ben, hat Mari­an­ne Baro­ni bereits vor rund einem Jahr getrof­fen. Wie sie die Zeit füllen wird, wird sich noch zeigen müssen. Sie wolle es nun einfach ein «wenig ruhi­ger ange­hen lassen» und genies­sen, dass sie nun mehr Zeit für sich habe.

Authen­ti­zi­tät wichtig

Mari­an­ne Baro­nis Sammel­fie­ber begann vor nunmehr 29 Jahren mit einer Krip­pe aus Chile. Zuletzt umfass­te die Samm­lung rund 200 Krip­pen aus der ganzen Welt. Diese füllen ein ganzes Zimmer in ihrem Haus in Marbach. 

Ordnung muss sein: Mari­an­ne Baro­ni hat ihre Krip­pen in beschrif­te­ten Boxen gelagert.

Mari­an­ne Baro­ni besitzt Figu­ren aus asia­ti­schen Ländern wie Japan oder Bangla­desch, aus afri­ka­ni­schen Ländern wie Benin, Tschad oder Mala­wi oder aus latein­ame­ri­ka­ni­schen Ländern wie Boli­vi­en, Urugu­ay oder Kolum­bi­en. Ihre Krip­pen hatte sie oft von Mis­sionsorden erhal­ten. «Ich habe einfach ange­fragt. Meist per Brief. Manch­mal kam direkt ein Päck­chen mit Krip­pen­fi­gu­ren, manch­mal nicht mal eine Antwort», sagt sie. Mari­an­ne Baro­ni hat immer gros­sen Wert auf die Authen­ti­zi­tät gelegt. Inter­es­sant waren für sie vor allem Stücke, die aus tradi­tio­nel­len Mate­ria­li­en bestehen und auf die Eigen­hei­ten der Länder einge­hen. Wie etwa jene aus Togo, die als einzi­ge eine Löwen­fi­gur umfasst.

Eine Bestimm­te fehlte

Ein Exem­plar hätte Mari­an­ne Baro­ni immer gerne gehabt, aber in all den Jahren nie finden können: eine Krip­pe aus Austra­li­en. «Eine solche hat mir immer gefehlt. Es gibt sehr weni­ge davon», so Mari­an­ne Baroni. 

Mari­an­ne Baro­ni hat alle ihre Krip­pen in einem Ordner foto­gra­fisch festgehalten.

Sie hat ihre Boxen fast voll­stän­dig gepackt und ist parat. Bald heisst es, sich von der Sammel­lei­den­schaft zu tren­nen. Ganz von den Krip­pen ablas­sen kann Mari­an­ne Baro­ni aber auch künf­tig nicht. Sie wird drei Stücke behal­ten: eine Krip­pe, die ihr Sohn aus Grie­chen­land heim­brach­te, ein Erbstück von den Eltern und jene Krip­pe aus Chile, die das Sammel­fie­ber dereinst ausge­löst hat – jene drei Krip­pen, die für Mari­an­ne Baro­ni auch einen emotio­na­len Wert haben.

Hinweis:
Mari­an­ne Baro­ni orga­ni­siert eine Ausstel­lun­gen mit Verkauf: 24.11., Novem­ber­märt­li in Diepold­sau. Inter­es­sen­ten dürfen sich auch direkt melden: m_baroni@bluewin.ch

Text: Ales­sia Paga­ni
Bilder: Ana Kontou­lis
Veröf­fent­li­chung: 28. Okto­ber 2024

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