«Fürs Leben gestärkt»

Die Schwei­zer Schau­spie­le­rin Heidi ­Maria Glöss­ner ist derzeit im Musi­cal The Rocky Horror Show am Thea­ter St. Gallen zu sehen. Aufge­wach­sen in Nieder­uz­wil haben in ihrem Leben bibli­sche Geschich­ten immer wieder eine Rolle gespielt.

Das Musi­cal The Rocky Horror Show, das Thea­ter­stück Gott sowie musi­ka­lisch umrahmt bibli­sche Geschich­ten: Das sind drei Forma­te, in denen die bekann­te Schwei­zer Schau­spie­le­rin jüngst auf verschie­de­nen Bühnen zu sehen war oder ist. Über ihre Moti­va­ti­on, nicht nur in gros­sen Bühnen­pro­duk­tio­nen aufzu­tre­ten, sondern auch in verschie­de­nen Berner Pfar­rei­en Geschich­ten aus der Bibel zu lesen, sagt die 81-Jährige im Berner Pfarr­blatt: «Ich fühle mich nach wie vor sehr in unse­rer katho­li­schen Konfes­si­on veran­kert, sozu­sa­gen zu Hause. Die Anfra­ge brach­te mich wieder dazu, mich mit bibli­schen Themen zu befas­sen. Dafür bin ich dankbar.»

In Pfle­ge­fa­mi­lie aufgewachsen

Bibli­sche Geschich­ten haben im Leben von Heidi Maria Glöss­ner inso­fern eine Rolle gespielt, als dass sie als Gymna­si­as­tin in ihrem Dorf einer Bibel­grup­pe ange­hör­te. Als Jugend­li­che besuch­te sie die Kantons­schu­le am Burg­gra­ben in St. Gallen. Sie sagt: «Wir waren idea­lis­ti­sche junge Leute, die etwas Posi­ti­ves in der Welt bewir­ken woll­ten. Wir haben über Geschich­ten aus der Bibel disku­tiert und hatten jeweils fröh­li­che, schö­ne Tref­fen.» Sie müsse geste­hen, dass sie seit­her aber kaum mehr in der Bibel gele­sen habe.

Heidi Maria Glöss­ner, die 1943 im deut­schen Mess­kirch auf die Welt gekom­men war, wuchs in einer katho­li­schen Pfle­ge­fa­mi­lie in Nieder­uz­wil auf. Ihre Mutter, die selbst aus Nieder­uzwil stamm­te, brach­te Glöss­ner aufgrund der Kriegs­wir­ren in Deutsch­land 1944 dort­hin. Über ihre Kind­heit und Jugend sagt Glöss­ner: «Meine Pfle­ge­fa­mi­lie verkör­per­te all das, was man sich unter einer christ­li­chen Lebens­wei­se vorstellt: Liebe zu allem Leben­di­gen, Mitge­fühl, Gross­zü­gig­keit, ein offe­nes Herz und eine offe­ne Hand für Notlei­den­de.» So sehr sie als rebel­li­sche Teen­age­rin auch versucht habe, irgend­ei­ne Unwahr­heit oder Schein­hei­lig­keit darin zu entde­cken, sie habe nie etwas Falsches finden können. «Ich durf­te sehr viel Liebe und Güte erfah­ren, die mich für mein ganzes Leben gestärkt haben.» Nach der Matu­ra absol­vier­te Heidi Maria Glöss­ner die Schau­spiel­schu­le in Zürich und hatte Enga­ge­ments an mehre­ren Bühnen in der Schweiz, in Deutsch­land und in Öster­reich. Einem brei­ten Publi­kum bekannt wurde sie 2006 durch ihre Haupt­rol­le im Film «Die Herbst­zeit­lo­sen». Heidi Maria Glöss­ner lebt heute in Bern, hat einen Sohn und zwei Enkelinnen.

Sinn­lich­keit in der Bibel

Welche Stel­len in der Bibel haben Heidi Maria Glöss­ner nun beson­ders beein­druckt? «Das Alte Testa­ment ist drama­ti­scher als das Neue Testa­ment», sagt sie und erwähnt das Stück «Dantons Tod» von Georg Büch­ner. An einer Stel­le erzäh­le Mari­on, eine «Dirne», dass sie von ihrer Mutter sehr streng erzo­gen wurde. Sie durf­te keine Bücher lesen, um ihre Tugend­haf­tig­keit nicht zu gefähr­den, ausser der Bibel. Und genau dort habe sie ihre Sinn­lich­keit entdeckt.

Text: red./nar

Bild: zVg/Tanja Dorendorf

Veröf­fent­li­chung: 2. Janu­ar 2025

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