Brot teilen statt in einer Schlagershow zu tanzen: «Früher haben wir das Meer geteilt, heute verbinden wir Welten», sagt Carmela Bonomi (25), Schauspielerin und Tänzerin, in einem neuen Infofilm des Katholischen Konfessionsteils des Kantons St. Gallen. Das Video soll aufzeigen, was Kirchensteuern in der Ostschweiz ermöglichen. Im Interview sagt Carmela Bonomi, was sie am Video überrascht hat und warum der Glaube gerade in ihrem Beruf wichtig ist.
Camela Bonomi, Sie sind Schauspielerin und Tänzerin, wie reagiert man, wenn man die Anfrage bekommt, in einem Video über die Kirchensteuern mitzuwirken?
Camela Bonomi: Wenn ich von kirchlichen Institutionen angefragt werde, freue ich mich und bin auch immer gleich positiv gestimmt. Das war auch bei dieser Anfrage des Kath. Konfessionsteils der Fall. Ich habe schon in mehreren kirchlichen Produktionen mitgewirkt. Aber natürlich schaue ich dann schon genauer hin, worum es inhaltlich geht und ob ich dahinterstehen kann. Und gerade bei kirchlichen und religiösen Themen ist es mir wichtig, dass ich mich mit den Formulierungen im Text, den ich spreche, identifizieren kann.
Ist ein Video über die Verwendung der Kirchensteuern nicht ein viel zu theoretisches Thema?
Ich habe gleich gemerkt, dass die Produktionsfirma einen coolen Ansatz gewählt hat. Das hat mich persönlich sofort angesprochen. Zudem: Ich habe die Diskussionen auch schon in meinem privaten Umfeld erlebt: Warum braucht es die Kirchensteuern? Wie werden sie eingesetzt? Oft wird auch vieles für selbstverständlich genommen und man überlegt sich nicht, was fehlen würde, wenn es dieses oder jenes Angebot nicht mehr geben würde. Deshalb finde ich es sinnvoll, dass man versucht, mit einem Video Aufklärungsarbeit zu leisten.
Das Video ist seit einigen Wochen online. Wie gefällt Ihnen das Ergebnis?
Ich habe die Texte ja vor einer Greenscreen-Wand im Studio eingesprochen und konnte mir deshalb kaum vorstellen, wie das dann zusammenschnitten wurde. Es ist sehr dynamisch geworden, es ist witzig, und obwohl es ein kurzes Video ist, kommen so viele Beispiele vor, die Kirchensteuern ermöglichen. Deshalb ist es aus meiner Sicht sehr gelungen.
Was ist Ihnen durch dieses Video neu über die Kirchen bewusst geworden?
Es ist erfreulich, dass im Video gleich zu Beginn die Bibel thematisiert wird, sie ist die Grundlage des christlichen Glaubens und der Kirchen. Alles geht auf sie zurück. Es werden verschiedene Aufgaben im sozialen Bereich gezeigt, aber auch die Bedeutung der Kirchenmusik, die nicht nur Kultur, sondern auch Gemeinschaft ermöglicht. Es wird auch erwähnt, dass die Kirche Orientierungshilfe im Leben bieten kann. Auf mich hat auch die Stiftsbibliothek grossen Eindruck gemacht, ein wichtiges Kulturgut und wohl eine Besonderheit in St. Gallen, auf die man stolz sein kann. Dass auch hier Kirchensteuern involviert sind, war für mich neu. Mir ist aber noch ein ganz anderer Aspekt bewusst geworden, dem ich bisher nicht so viel Beachtung geschenkt habe: Die Kirchen als Gebäude prägen unser Land, sie sind im ganzen Land sichtbar. Sie stehen für unsere Geschichte und unsere Kultur. Auch die Erhaltung dieser Gebäude muss finanziert werden.
Gab es Beispiele, die Sie vermissen?
Mir fällt nichts ein. Eines kann dieses Video natürlich nicht leisten: Aus meiner Sicht ist unsere Gesellschaft zu sehr von einem Kosten-Nutzen-Denken geprägt. Das prägt auch die Auseinandersetzung mit den Kirchensteuern. Oft hat man persönlich vielleicht keinen direkten Nutzen, aber man unterstützt ja die Gemeinschaft, die ganze Gesellschaft.
Welchen Bezug haben Sie zu den Kirchen und zum christlichen Glauben?
Der Glaube hat schon immer eine Rolle in meinem Leben gespielt, ich bin in einer Freikirche aufgewachsen. Das Vertrauen auf Gott ist mein Fundament, er trägt mich durch das Leben und gib mir immer wieder Kraft. Mein Glaube ist für mich auch ein Wegweiser, wie ich mit mir selbst und mit anderen umgehe.
Sie treten in Musikshows im Fernsehen auf, spielen in Spielfilmen und Serien mit. Was sind da die Reaktionen auf eine Schauspielerin und Tänzerin, die so selbstbewusst zu ihrem Glauben steht?
Wer im Showbusiness tätig ist, weiss, wie wichtig das Vertrauen ist. Man weiss oft nicht, wie es weitergeht, was die Zukunft für einen bereithält. Ich persönlich könnte mir gar nicht vorstellen, ohne meinen Glauben im Showbusiness zu bestehen. Du brauchst das Vertrauen, dass alles gut kommt und dass sich immer wieder eine Tür öffnet. Du kannst oft nur abwarten, bis die Anfragen kommen. Wer seine Prinzipien hat, der eckt manchmal natürlich auch an und hat es nicht immer leicht. Aber ich mache die Erfahrung, dass die Akzeptanz für gläubige Menschen gewachsen ist. Nur ein Beispiel: Mein Glauben schlägt sich auch nieder in der Art und Weise, wie ich mit anderen Menschen umgehe, das betrifft Liebes- und Sexszenen auf eine besondere Weise. In den letzten Jahren hat das Bewusstsein für mehr Sensibilität und einen achtsameren, sorgsameren Umgang miteinander in diesem Bereich zugenommen. Es wäre zu hoffen, dass im Showbusiness, aber auch in allen Bereichen mehr der einzelne Mensch in den Fokus gerät.
Viele junge Menschen sehen das nicht so wie Sie: Sie werfen der Kirche vor, zu konservativ zu sein und nicht mit der Zeit zu gehen.
Der christliche Glaube ist von vielen Traditionen geprägt. Ich kann nachvollziehen, dass manche Gläubige oder Verantwortliche in der Kirche Angst haben, dass diese Traditionen verloren gehen. Gleichzeitig braucht es die Weiterentwicklung. Deshalb habe ich mich sehr gefreut, dass der Katholische Konfessionsteil mit seinem Video Mut bewies, neue Wege zu gehen. Dieses Projekt zeigt ja auch, dass die Kirche den Jungen etwas zutraut und sie ernst nimmt. Auch bei der Produktionsfirma waren mehrheitlich junge Menschen dabei. Auf meine Ideen haben alle offen und interessiert reagiert. Ich sehe das auch als ein Beispiel, dass es sich lohnt, Innovatives auszuprobieren.
Zum Video des Kath. Konfessionsteil des Kantons St.Gallen
Florian Silbereisen, Kino, Model
Carmela Bonomi wirkt seit 2011 in unzähligen Shows, Filmen und Serien mit. Sie war Tänzerin bei DJ Bobo und in den TV-Shows von Florian Silbereisen, war mit mehreren Bühnen-Produktionen unterwegs und jüngst in der ZDF-Serie «Der Palast» zu sehen. Für das katholische Newsportal kath.ch moderierte sie ein Videoformat für Jugendliche. Vor ihrer Karriere studierte sie ein paar Semester evangelisch-reformierte Theologie. Carmela Bonomis Eltern sind beide katholisch aufgewachsen. Der Vater stammt aus Norditalien, die Mutter aus Madagaskar. Leider sei Madagaskar so weit weg, dass sie ihre Verwandten viel zu selten sehe.
Interview: Stephan Sigg
Bilder: Kath. Konfessionsteil
Veröffentlichung: 23. Januar 2025