Ins Licht gerückt

Im Febru­ar werden sowohl in der Kirche als auch in der inter­na­tio­na­len Welt  Mädchen und Frau­en für einmal ins Licht gestellt. Was ich bisher nicht wuss­te:  Seit 2015 gibt es einen «Inter­na­tio­na­len Tag der Frau­en und Mädchen in der Wissen­schaft». Er wird von der UNESCO und UN-Frauen jähr­lich am 11. Febru­ar mit inter­na­tio­na­len Feier­lich­kei­ten begangen.

Ganz am Ende der Kind­heits­ge­schich­te Jesu hat im Lukas­evan­ge­li­um eine Frau ihren gros­sen Moment: Hanna, die einzi­ge Frau, die im Neuen Testa­ment als Prophe­tin bezeich­net wird. Am 2. Febru­ar, dem Fest der «Darstel­lung des Herrn», wird sie von Lukas ins «Licht gestellt». Im Tempel in Jeru­sa­lem erken­nen der grei­se Sime­on und Hanna im klei­nen Jesus den Erlö­ser, das Heil für alle Völker und ein Licht, das alle erleuch­tet. Sime­on preist Gott und schafft es mit seinem Lobge­sang sogar bis in das Stun­den­ge­bet der Kirche (Lk 2, 29–32). Nach Sime­on tritt sein weib­li­ches Gegen­über hervor. Lukas nennt Hanna «Prophe­tin». Für ihn ist klar, dass Gottes Geist nicht nur Männer, sondern auch Frau­en reden lässt. Über das, was dann geschah, verliert Lukas nur weni­ge Worte: «Sie pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlö­sung warte­ten.» (Lk 2,38) Was genau sie gesagt hat, erfah­ren wir nicht. Viel­leicht typisch für die dama­li­ge Stel­lung der Frau? Dennoch bleibt es dabei: Hanna war eine Prophe­tin. Sie auf das noch so wert­vol­le, aber eben zurück­ge­zo­ge­ne Gebet im Tempel zu redu­zie­ren, würde ihr nicht gerecht. Manche mögen sich schwer tun damit, Frau­en als Diako­nin oder Pries­te­rin in der katho­li­schen Kirche zu sehen. Dass es bis heute Prophe­tin­nen gibt, steht trotz­dem ausser Frage.

Syste­mi­sche Barrieren

Leider sehen sich Frau­en und Mädchen immer noch mit syste­mi­schen Barrie­ren und Vorur­tei­len konfron­tiert, die sie daran hindern, eine Karrie­re in der Wissen­schaft oder der Kirche zu verfol­gen. Warum fällt es so schwer, Frau­en gebüh­rend ins Licht zu stel­len? Haben Sie gewusst, dass etwa die Nobel­prei­se von Beginn an primär an Männer verlie­hen wurden? Unter den insge­samt 981 Preisträger/innen (darun­ter fünf mehr­fach ausge­zeich­ne­te), die zwischen 1901 und 2024 den Nobel­preis erhiel­ten, sind ledig­lich 66 Frau­en. Hanna und Sime­on haben das Heil und das Licht gese­hen, das alle (!) erleuch­tet. Gott stellt alle glei­cher­mas­sen «ins Licht», Männer wie Frau­en, weil er den Menschen gross und in seinen Möglich­kei­ten sieht. In diesem Sinn, einen licht­erfüllten Febru­ar 2025!

Text: Schwes­ter M. Monja, Schönstatt-Marienschwester in Quar­ten und Klinikseelsorgerin

Bild: zVg.

Veröf­fent­li­chung: 7. Febru­ar 2025

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