Eine kleine Pension mit spirituellem Charakter: So beschreiben Theresia Weyermann und Brigitta Walpen das Haus der Stille. Seit Februar führen die beiden die Unterkunft im ehemaligen Kloster mitten in St. Peterzell.
Ins Haus der Stille geht, wer für ein paar Tage abschalten, meditieren und zur eigenen Mitte finden möchte. Das Gästehaus hat vier Zimmer. «Der Vorteil dieser Grösse ist, dass wir auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Gäste eingehen können», sagt Theresia Weyermann. Sie bietet im Haus der Stille verschiedene Exerzitienwochen an. Brigitta Walpen lädt Interessierte zu Feldenkraiskursen ein. «An welchen Angeboten jemand teilnehmen möchte, steht allen Gästen frei», sagt Brigitta Walpen und fügt an: «Auch welcher Religion jemand angehört oder ob er oder sie konfessionslos ist, spielt keine Rolle. Wir fragen nicht danach.»
Langersehnter Traum
Zwei Jahre stand das Haus der Stille leer. Davor leiteten dieses die Menzinger Schwestern Paula Gasser und Vreni Büchel, bis sie in Pension gingen. Brigitta Walpen kannte das Haus von einem Aufenthalt vor vier Jahren. Bereits damals waren die beiden Schwestern auf der Suche nach einer Nachfolge. Brigitta Walpen interessierte sich für diese Aufgabe, merkte aber schnell, dass sie eine zweite Person für die Führung des Hauses brauchen würde. Mit Theresia Weyermann fand sie schliesslich eine Verbündete. Die beiden Frauen hatten sich an einer Beerdigung im Kloster Namen Jesu in Solothurn kennengelernt und waren in losem Kontakt geblieben. Nach einem gemeinsamen Besuch in St. Peterzell beschlossen Brigitta Walpen und Theresia Weyermann, sich beim Kirchenverwaltungsrat für die Hausleitung zu bewerben.












Fast schöner als im Bernbiet
Ein halbes Jahr ist der Umzug von Theresia Weyermann und Brigitta Walpen ins Haus der Stille nun her. Ihr Wagnis bereut haben die beiden nicht. Im Gegenteil: Obwohl Brigitta Walpen und Theresia Weyermann ihre Familie und ihren Bekanntenkreis in Bern respektive im solothurnischen Schönenwerd zurückgelassen haben, fühlen sich die beiden im Neckertal wie zu Hause. «Mir gefällt es hier beinahe besser als im Bernbiet», sagt Brigitta Walpen und erzählt, wie sie während der kargen Wintermonate nach St. Peterzell zog und wenige Wochen später miterlebte, wie die ganze Natur aufblühte. Auch die Dorfbewohnerinnen und ‑bewohner hätten sie herzlich empfangen. «Das Klischee der verschlossenen Dörfler stimmt ganz und gar nicht. Alle freuten sich, dass ins Haus der Stille wieder Leben zurückgekehrt ist», sagt Theresia Weyermann.
Dass die Wiedereröflnung vom Haus der Stille mit der Verbreitung des Coronavirus und dem Lockdown zusammenfiel, empfanden die beiden nicht als Dämpfer. So nutzten sie die Wochen während des Lockdowns, um sich einzuleben. Sie beschlossen, den Tag in gemeinsames Meditieren am Morgen und am Abend einzubetten, was sie auch in Zukunft so beibehalten werden. Hinzu kommen die gemeinsamen Mahlzeiten. Die übrige Zeit steht für die individuellen Aufgaben zur Verfügung.
Entlang des Neckers
Nur wenn alle vier Zimmer im Haus der Stille ständig belegt wären, könnten sich Theresia Weyermann und Brigitta Walpen zwei Löhne ausbezahlen. Die 61-Jährige Theresia Weyermann arbeitet daher zudem Teilzeit in der Altenpflege. Brigitta Walpen ist seit einem Jahr pensioniert. Ausgleich und Ruhe zu ihren Aufgaben im Haus der Stille finden die beiden selbst in der Natur der näheren Umgebung.
«Man braucht nur über die Strasse zu gehen und rechts abzubiegen, schon ist man auf dem Rundweg dem Necker entlang», sagt Brigitta Walpen. Theresia Weyermann fügt an: «Ausserdem ist man mit dem öffentlichen Verkehr von St. Peterzell aus innerhalb einer Stunde fast überall. Viele Besucherinnen und Besucher sind erstaunt, wie gut erschlossen und abgelegen zugleich das Haus der Stille liegt.» (nar)