News

Spontane Gespräche mit dem Papst

Mittel­al­ter­li­che Flucht­we­ge, eine Touris­ten­at­trak­ti­on als Geheim­tipp und ruhi­ge Ecken, um über Demut und das Leben nach­zu­den­ken: Der Gossau­er Nico­la Damann gibt einen ­Einblick in seinen Alltag als Schwei­zer­gar­dist im Vati­kan und erzählt, welche Orte in Rom ihm am ­besten gefallen.

Manch­mal sind es kurze Begeg­nun­gen, die unser Leben für immer verän­dern. So gesche­hen bei Nico­la Damann. Der heute 24-Jährige war 2014 Teil­neh­mer an einer Minis­tran­ten­rei­se nach Rom. Dazu gehörten ein Besuch im Vati­kan und eine Führung in der Schwei­zer­gar­de. Dieses Erleb­nis präg­te Nico­la Damann nach­hal­tig. «Ich war sehr beein­druckt und seit­her hatte ich den Gedan­ken, Gardist zu werden.» Gesagt, getan. Nach einer KV-Lehre bei der Stadt­ver­wal­tung Gossau und einem Mandat im Gossau­er Stadt­par­la­ment pack­te Nico­la Damann seine Koffer und melde­te sich zum Dienst. «Gardis­ten zeich­nen sich durch viele gute Eigen­schaf­ten aus: Loya­li­tät, Tapfer­keit, Demut. Es ist eine gute Lebens­schu­le. Es sind alles Werte, die für mich privat und beruf­lich viel zählen. Ich bin sehr gerne Schweizergardist.»

In der Basi­li­ka San Barto­lo­meo all’Iso­la auf der Tiber­in­sel findet Nico­la Damann Ruhe und Zeit, um seine Gedan­ken schwei­fen zu lassen und über seine Zukunft nachzudenken.

Inten­si­ve, lehr­rei­che Monate

Nico­la Damann reis­te im Janu­ar 2024 nach Rom und durch­lief wie alle Gardis­ten eine viel­sei­ti­ge Ausbil­dung. Einen Monat davon verbrach­te er in Rom. Danach folg­ten vier Wochen im Ausbil­dungs­zen­trum der Spezi­al­kräf­te der Schwei­zer Armee in Isone im Tessin, die Kantons­po­li­zei bildet die Gardis­ten voll­um­fäng­lich aus. Der Abschluss und die Vorbe­rei­tun­gen für den Dienst fanden wieder­um in Rom statt. «Es war inten­siv, aber wir durf­ten sehr viel erle­ben und lernen.»

Auf der Isola Tibe­ri­na verbrin­gen Nico­la Damann und seine Kolle­gen gerne ihre Frei­zeit: «Es hat dort super Sitz­ge­le­gen­hei­ten und eine herzi­ge klei­ne Kirche.»

Karwo­che als erstes Highlight

Kurz nach dem Dienst­ein­tritt erleb­te Damann schon sein erstes High­light. «Die inten­si­ve Karwo­che und die Ostern mit dem Heili­gen Vater waren sehr eindrück­lich. Am Oster­sonn­tag besuch­ten zirka 50 000 Perso­nen die heili­ge Messe auf dem geschmück­ten Peters­platz und wir als Gardis­ten durf­ten auch dort Dienst leis­ten. Das ist schon spezi­ell und schön.» Im Mai 2024 schliess­lich wurde Damann mit 33 ande­ren Gardis­ten in einer Zere­mo­nie im Vati­kan verei­digt. Die Verei­di­gung war für Helle­bar­dier Damann ein prägen­des Erleb­nis. «Mit dem abge­leg­ten Schwur  bekennt man sich dazu, der Kirche, dem Papst und der Schwei­zer­gar­de aus inners­ter Über­zeu­gung zu dienen. Dies ist eine gros­se Ehre.» Die meis­te Zeit des Tages verbringt Nico­la Damann im Vati­kan. Noch heute staunt er manch­mal über die riesi­gen Menschen­mas­sen auf dem Peters­platz, die an Ostern jeweils ihren Höhe­punkt errei­chen. Täglich strö­men rund 10 000 Menschen in den Vati­kan. Im Hinblick auf die Warte­schlan­gen vor den Vati­ka­ni­schen Muse­en, der Sixti­ni­schen Kapel­le und dem Peters­dom gibt Nico­la Damann einen wich­ti­gen Tipp: «Vorgän­gi­ges Infor­mie­ren lohnt sich.» Für die Röme­rin­nen und Römer sind die zahl­rei­chen Besu­che­rin­nen und Besu­cher nicht immer einfach. «Teil­wei­se leidet die Stadt Rom und der Vati­kan unter den Touris­ten­mas­sen», so Nico­la Damann. Wenn die Gardis­ten während ihres Wach­diens­tes von Menschen für Fotos bedrängt und unge­fragt abge­lich­tet werden, ist das für sie Alltag. «In solchen Situa­tio­nen muss man ruhig und beherrscht reagieren.»

Tref­fen mit dem Papst

In seine Rolle als Gardist hat sich Nico­la Damann einge­lebt. Er wohnt mit den ande­ren Gardis­ten in einer Kaser­ne im Vati­kan. Die Schwei­zer­gar­de ist rund um die Uhr im Einsatz. Hat Nico­la Damann Morgen­dienst, ist er bereits vor fünf Uhr auf den Beinen. Nach dem Früh­stück poliert er Schwert und Gürtel­schnal­le, wech­selt den weis­sen Uniform­kra­gen und die weis­sen Manschet­ten und zieht seine Uniform an. Dann tritt er seinen Dienst an. Mit den ande­ren Gardis­ten, alles prak­ti­zie­ren­de Katho­li­ken, versteht sich Damann gut. «Wir haben alle diesel­be Einstel­lung und densel­ben Berufs­all­tag. Wir sind eine Fami­lie.» Und wie ist das Verhält­nis der Gardis­ten zum katho­li­schen Ober­haupt? «Wir tref­fen den Heili­gen Vater oft im Dienst. Er grüsst uns und nimmt sich oft Zeit für spon­ta­ne Gesprä­che.» Diese Nahbar­keit schätzt Nico­la Damann sehr.

Suche nach Ruhe

Meist sind die Gardis­ten für den ordent­li­chen Wach­dienst einge­teilt. Nico­la Damann macht seinen Dienst am liebs­ten im Apos­to­li­schen Palast, genau­er gesagt in der Sala Regia. «Der Raum ist reich an Kunst mit wunder­schö­nen Fres­ken und Geschich­te. Verbun­den mit der Stil­le, die dort meist herrscht, ist der Ort für mich unver­gleich­lich. Dort kann auch ich zur Ruhe kommen. Rom erschlägt einen manch­mal. Dazu tut Stil­le gut. Sie ist wich­tig, um den Glau­ben zu leben und sich Gedan­ken über die Zukunft zu machen.» Wenn er keinen Dienst hat, verbringt Nico­la Damann seine Zeit gerne in den Vati­ka­ni­schen Gärten, seinem persön­li­chen Rück­zugs­ort mitten in der hekti­schen Stadt. Ein Privi­leg, das nur die Mitar­bei­ten­den des Vati­kans haben. Aber Nico­la Damann beru­higt: «In Rom hat es zahl­rei­che, wunder­schö­ne Pärke. Wer Ruhe sucht, findet sie dort. Und es gibt über­all klei­ne Kapel­len, die wenig besucht sind. Es lohnt sich, die Augen offen zu halten.»

Beson­der­heit Engelsburg

Ange­spro­chen auf einen Tipp für Touris­tin­nen und Touris­ten nennt er mit der Engels­burg erstaun­li­cher­wei­se eine der meist­be­such­ten Touristenattraktionen. Nico­la Damann lacht und erklärt: «Vor der Burg sind immer zahl­rei­che Menschen, drin­nen aller­dings nicht, vor allem morgens. Und von der Dach­ter­ras­se aus hat man einen wunder­schö­nen Blick auf den Peters­dom.» Zur Engels­burg hat Nico­la Damann, wie wahr­schein­lich alle Gardis­ten, eine beson­de­re Bezie­hung: Der Apos­to­li­sche Palast im Vati­kan ist durch den soge­nann­ten Passet­to mit der 800 Meter entfern­ten Engels­burg verbun­den. «Während der Plün­de­rung Roms im Jahr 1527, Sacco di Roma genannt, nutz­te Papst Clemens VII. die Engels­burg als Zufluchts­ort. Die Schwei­zer­gar­de beschütz­te den Papst, 147 Gardis­ten kamen damals ums Leben», so Nico­la Damann. Die alljähr­li­che Verei­di­gung findet noch immer am Jahres­tag dieser Helden­tat statt, am 6. Mai.

Lebens­stil gefällt

Gerne geht Nico­la Damann auch mit seinen Kolle­gen zum Abend­essen in eines der typi­schen italie­ni­schen Restau­rants oder trinkt am Ufer des Tibers ein Glas Wein. «Auf der Isola Tibe­ri­na hat es wunder­ba­re Sitz­ge­le­gen­hei­ten. Da können wir gut verwei­len.» Nico­la Damann mag den italie­ni­schen Lebens­stil und das südlän­di­sche Flair. «Italie­ne­rin­nen und Italie­ner spre­chen viel. Sie haben eine sehr posi­ti­ve Lebens­ein­stel­lung und haben mehr Lebens­freu­de. Sie sind mit wenig zufrie­den. Und darum geht es doch im Leben», so Damann. Im Gespräch kommt er immer wieder auf die Demut zu spre­chen. Sagt Sätze wie: «Geld und Mate­ri­el­les ist nicht das Wich­tigs­te im Leben. Für mich ist beides nicht erstre­bens­wert.» Sein Sprich­wort, passend: Weni­ger ist manch­mal mehr. «Glau­be leben heisst auch, mit einfa­chen Dingen glück­lich sein.»

Dann und wann ein Gela­to oder ein Glas Wein: Nico­la Damann mag den Lebens­stil und die Menta­li­tät der Röme­rin­nen und Römer.

Persön­li­che Tipps von Nico­la Damann

Ristor­an­te «La Vittoria»

Nur weni­ge Gehmi­nu­ten vom Vati­kan entfernt befin­det sich an der Via delle Fornaci 15 im histo­ri­schen Zentrum Roms das Ristor­an­te «La Vitto­ria», eines der Lieb­lings­re­stau­rants von Nico­la Damann. Gerne gönnt er sich hier ein typi­sches italie­ni­sches Abend­essen unter Röme­rin­nen und Römern. «Das Tira­mi­su ist super­le­cker. Und es gibt ein spezi­el­les Garde-Menü und einen Garde-Limoncello.»

Villa Doria Pamphilj

Die Villa Doria Pamphilj (auch Doria Pamphili) ist eine gros­se Park­an­la­ge an der Via Aure­lia Anti­ca west­lich des histo­ri­schen Stadt­teils Tras­te­ve­re, rund 1,5 Kilo­me­ter vom Vati­kan entfernt. Sie wurde im 17. Jahr­hun­dert ange­legt und ist mit einer Fläche von rund 1,8 Quadrat­ki­lo­me­tern eine der gröss­ten Park­an­la­gen Roms. «Es ist ein wunder­schö­ner Park. Hier kann man auch gut ein wenig Sport trei­ben mitten in der Gross­stadt», so Nico­la Damann.

Isola Tibe­ri­na

Die Isola Tibe­ri­na (Tiber­in­sel) ist eine klei­ne Insel im Fluss Tiber. Sie ist etwa 270 Meter lang und bis zu 67 Meter breit. Die Insel wird seit dem späten 19. Jahr­hun­dert von der jüdi­schen Gemein­de Roms genutzt, die dort unter ande­rem ein Kran­ken­haus unter­hält und 1937 eine Synago­ge, den Tempio dei Giova­ni, einrich­te­te. Heute befin­den sich auf der Insel die Basi­li­ka San Barto­lo­meo all’Isola und ein vom Orden der Barm­her­zi­gen Brüder geführ­tes Kran­ken­haus (Ospe­da­le Fatebe­ne­f­ratel­li). «Es gibt eine herzi­ge klei­ne Kirche und in der Nähe gibt es super Sitz­ge­le­gen­hei­ten – ideal für Gesprä­che und Tref­fen mit Freun­den, oder um ein Buch zu lesen. Vor allem am Abend ist es sehr roman­tisch auf der Tiber­in­sel», sagt Nico­la Damann.

Text: Ales­sia Pagani

Bilder: Marti­na Caro­li, Rom

Veröf­fent­li­chung: 24.04.2025

Neben der Autobahn zu Fuss nach Rom unterwegs

Wie ist es für einen Degers­hei­mer, in der Ordens­zen­tra­le der Fran­zis­ka­ner mitten in Rom zu leben? Bruder Albert Schmucki erzählt, wo er in der Gross­stadt Raum für Spiri­tua­li­tät findet, was ihn bei seiner ersten Ankunft 1983 sofort in den Bann zog und weshalb er Rom nach über 40 Jahren bald verlas­sen wird.

Sein erstes Romer­leb­nis beginnt aben­teu­er­lich. Bruder Albert Schmucki ist 19 Jahre alt, als er nach seiner Matu­ra an der Kantons­schu­le St. Gallen zu einer Fuss­wall­fahrt von Assi­si nach Rom aufbricht. Es ist August 1983, und die klei­ne Grup­pe läuft wegen der Hitze morgens jeweils vor 5 Uhr los. «In den Dörfern bettel­ten wir spon­tan um Unter­kunft, und als wir uns Rom näher­ten, liefen wir neben der Auto­bahn her, um auch ja den Weg nicht zu verpas­sen», sagt Albert Schmucki, der heute in der Gene­ral­ku­rie der Fran­zis­ka­ner in Rom arbei­tet, also in der Ordens­zen­tra­le. Dort ist der Degers­hei­mer Präsi­dent der inter­na­tio­na­len Safeguarding-Kommission des Ordens. Safe­guar­ding bedeu­tet, Perso­nen inner­halb einer Orga­ni­sa­ti­on durch verschie­de­ne Mass­nah­men vor Miss­brauch zu schüt­zen. «Als Fran­zis­ka­ner bemü­hen wir uns, sicher­zu­stel­len, dass alle dem Orden anver­trau­ten Orte ein siche­res Umfeld für das gesam­te Volk Gottes sind, insbe­son­de­re für die Schwächs­ten», heisst es gemäss Bruder Albert Schmucki in einem Ordens­do­ku­ment. Bis vor Kurzem war er zudem Profes­sor an der päpst­li­chen Univer­si­tät Antonianum.

Ohne Metall­de­tek­to­ren

Dass Rom sich durch sein ganzes Leben ziehen würde, ahnte Bruder Albert Schmucki als junger Mann nicht. In 40 Jahren hat sich Rom verän­dert. Bruder Albert Schmucki nennt drei Einschnit­te: erstens die Terror­an­schlä­ge vom 11. Septem­ber 2001. «In der ganzen Stadt gab es Solda­ten und Metall­de­tek­to­ren. Wenn ich eine Kirche betrat, stell­te sich fort­an immer die Frage, ob ich nun ein Gläu­bi­ger oder ein poten­zi­el­ler Atten­tä­ter bin», sagt er. Als zwei­ten Einschnitt geht der 61-Jährige auf die «medi­al perfekt insze­nier­te Beer­di­gung» von Papst Johan­nes Paul II im Jahr 2005 ein. «Die Folge davon waren star­ke Pilgerinnen- und Pilger­strö­me, wie es sie zuvor in Rom nicht gege­ben hatte.» Als drit­ten Punkt nennt er die Coro­na­pan­de­mie, die Rom vorüber­ge­hend zu einer Geis­ter­stadt werden liess. Über all die Jahre in Rom hinweg faszi­nie­ren Bruder Albert Schmucki die Kontras­te in dieser Stadt. Heili­ges exis­tie­re neben Profa­nem. Es gebe das sehr gebil­de­te Rom, aber auch das Rom der Aussen­quar­tie­re mit höhe­rer Drogen- und Krimi­na­li­täts­ra­te, sagt er und kommt zurück auf das Jahr 1983. Am Tag nach seiner Ankunft in Rom besuch­te er die Ausgra­bun­gen unter dem Peters­dom. «Dort befin­det sich das Armen­grab, in dem mit gros­ser Wahr­schein­lich­keit der Heili­ge Petrus begra­ben wurde. Bis heute bin ich beein­druckt davon, dass so ein impo­san­ter Pracht­bau direkt über einem Armen­grab steht», sagt er. Das symbo­li­sie­re für ihn das Geheim­nis der Kirche, indem es ihm verdeut­li­che, dass alles keinen Sinn hätte ohne Gott, der sich für die Menschen arm und verwund­bar gemacht habe.

Abseits der Touristenströme

Wo findet Bruder Albert Schmucki heute Gott sowie Raum und Zeit für Spiri­tua­li­tät? «Ich habe meine Orte, und sie liegen abseits der Touris­ten­strö­me», sagt er. Das Klos­ter Tre Fonta­ne mit seinem grünen, ruhi­gen Innen­hof in einem Tal mit Euka­lyp­tus­bäu­men im Süden von Rom ist ein solcher Ort. Dort befin­det sich auch das Zentrum der Gemein­schaft der klei­nen Schwes­tern Jesu. «Als Theo­lo­gie­stu­dent ging ich oft dort­hin und war faszi­niert von der Hoff­nung, die vom einfa­chen Lebens­stil und der Anbe­tung dieser Schwes­tern ausging», sagt er. Der Ort ist eng verbun­den mit der Legen­de um den Apos­tel Paulus. Drei­mal sei sein enthaup­te­ter Kopf zu Boden gefal­len und jedes Mal sei aus einem Bluts­trop­fen einer der drei Brun­nen entstan­den, die dem Klos­ter heute seinen Namen geben. Auch die Jesui­ten­kir­che Il Gesù im histo­ri­schen Zentrum Roms besucht Bruder Albert Schmucki gerne. Einer seiner geist­li­chen Beglei­ter hatte dort gewohnt. Daher hat er einen beson­de­ren Bezug zu einem Kreuz in einer Seiten­ka­pel­le, das von vielen Besu­chen­den verehrt wird. Den Peters­dom betritt er zwar nur selten, sieht ihn aber täglich von der Terras­se der Gene­ral­ku­rie aus. Diese befin­det sich auf einem Hügel hinter dem Vati­kan. Dort lebt Albert Schmucki in einer Gemein­schaft von 40 Brüdern, die aus 21 Ländern kommen.

16 000 Studierende

Der Austausch mit den Studie­ren­den während seiner Zeit als Profes­sor am Fran­zis­ka­ni­schen Insti­tut für Spiri­tua­li­tät an der Päpst­li­chen Univer­si­tät gehört zu jenen Erfah­run­gen, die ihn am meis­ten beein­dru­cken. «An den päpst­li­chen Univer­si­tä­ten gibt es rund 16 000 Studie­ren­de aus 120 Ländern», sagt er. «Viele dieser Studie­ren­den, darun­ter auch Laien, kommen nach Rom, um sich in einem Fach zu spezia­li­sie­ren und danach in ihre Heimat zurück­zu­keh­ren. Dabei entste­hen Freund­schaf­ten fürs Leben und ein welt­wei­tes Netz­werk.» Auch Bruder Albert Schmucki kam nach zwei Jahren Theo­lo­gie­stu­di­um in Chur als Student nach Rom an die Päpst­li­che Univer­si­tät Grego­ria­na. Später, als Fran­zis­ka­ner, dokto­rier­te er an der Univer­si­tät Anto­nia­num, wo er auch ab 2007 unterrichtete.

Zukunft in der alten Heimat

In zwei Jahren wird das Mandat von Bruder Albert Schmucki an der Gene­ral­ku­rie in Rom auslau­fen, und er wird in die Schweiz zurück­keh­ren. Als Präsi­dent der Safeguarding-Kommission und als Gene­ral­rat des Fran­zis­ka­ner­or­dens, wo er als Bezugs­per­son für die mittel- und nord­eu­ro­päi­schen Fran­zis­ka­ner­pro­vin­zen tätig ist, gibt es bis dahin noch genug zu tun. Zum einen gilt es, mit allen 120 Ordens­pro­vin­zen rund um die Welt eine Rahmen­ord­nung für Safe­guar­ding auszu­ar­bei­ten. Dabei gehe es nicht nur darum, einzel­ne Mass­nah­men zum Schutz der verwund­ba­ren Perso­nen fest­zu­le­gen, sondern auch um eine grund­sätz­li­che Sensi­bi­li­sie­rung für verschie­de­ne Formen des Macht­miss­brauchs in Gestalt von emotio­na­lem, spiri­tu­el­lem, körper­li­chem und sexu­el­lem Miss­brauch. «Das ist ange­sichts der kultu­rel­len und pasto­ra­len Unter­schie­de in den einzel­nen Regio­nen eine gros­se Heraus­for­de­rung.» Niemand könne allein etwas bewe­gen. Daher würden einzel­ne Brüder gezielt am Insti­tut für Anthro­po­lo­gie an der Grego­ria­na ausge­bil­det. Sie könn­ten dann als Multi­pli­ka­to­ren Brüder und Laien in deren Regio­nen ausbilden.

Eine Stadt für Umbrüche

An Rom vermis­sen werde er vor allem die Lebens­kunst und den Prag­ma­tis­mus der Röme­rin­nen und Römer, ihre Direkt­heit und Offen­heit sowie deren Fähig­keit, nebst dem Touris­mus ein eige­nes Leben in den Quar­tie­ren zu führen. Dies­be­züg­lich wird das Heili­ge Jahr 2025 zu einer Heraus­for­de­rung: Zu dessen Höhe­punk­ten gehö­ren die Wall­fahrt nach Rom und das Durch­schrei­ten der Heili­gen Pfor­ten der vier Basi­li­ken Peters­dom, Late­ran, Santa Maria Maggio­re und Sankt Paul vor den Mauern. Die Stadt Rom rech­net in diesem Jahr mit bis zu 30 Millio­nen zusätz­li­chen Pilge­rin­nen und Pilgern nebst den regu­lä­ren Touris­ten. An vorders­ter Front ist Bruder Albert Schmucki zwar nicht dabei, wenn die Pilge­rin­nen und Pilger ankom­men. Eini­ge seiner Mitbrü­der sind dies aber schon. So habe er erfah­ren, dass es bei St. Peter manch­mal bis zu zwei Stun­den dauern könne, bis man in der Warte­schlan­ge über­haupt zur Heili­gen Pfor­te komme. Oder dass Rom für viele Pilge­rin­nen und Pilger eine Stadt sei, die ihnen einen Halt im Glau­ben oder bei persön­li­chen Umbrü­chen gebe. Er sagt: «Persön­li­che Umbrü­che lassen einen oft stär­ker werden. Am Ende ist eine Pilger­rei­se eine Suche nach dem, was bleibt.»

Den Peters­dom sieht Bruder Albert Schmucki täglich von der Terras­se der Gene­ral­ku­rie aus. Er lebt in der Ordens­zen­tra­le der Franziskaner.

Rom-Tipp 1: Museo ­Nazio­na­le Roma­no Das Muse­um in der Nähe des Bahn­hofs Termi­ni gehört zu den Lieb­lings­mu­se­en von Bruder Albert Schmucki. «Es hat vergleichs­mäs­sig weni­ge Besu­che­rin­nen und Besu­cher, ist dafür aber umso span­nen­der», sagt er. Ob Mosai­ke, Münzen, Fres­ken oder Wand­ma­le­rei­en: Hier sind Fund­stü­cke aus der Anti­ke ausge­stellt. Diese veran­schau­li­chen, wie die Röme­rin­nen und Römer früher lebten.

Rom-Tipp 2: Basi­li­ka San Clemen­te «In der Basi­li­ka San Clemen­te kann man Rom Schicht für Schicht besich­ti­gen», sagt Bruder Albert Schmucki. Die Stadt liege heute acht bis neun Meter höher als das ursprüng­li­che Rom. So befän­den sich unter der Basi­li­ka weite­re Gebäu­de wie eine Kirche aus dem 4. und 8. Jahr­hun­dert, ein anti­kes Haus sowie das Mithra­s­hei­lig­tum mit Ruhe­bän­ken und einem Altar.

Rom-Tipp 3: Sant’Isidoro a Capo le Case Als eine Oase mitten im quir­li­gen Zentrum von Rom bezeich­net Bruder Albert Schmucki die Kirche Sant’Isidoro a Capo le Case. Die Seiten­ka­pel­le hat Gian Loren­zo Berni­ni, einer der bedeu­tends­ten italie­ni­schen Bild­hau­er, gestal­tet. Sant’Isidoro liegt an der Via degli Artis­ti. Der Stras­sen­na­me erin­nert daran, dass das irische Fran­zis­ka­ner­klos­ter zu Beginn des 19. Jahr­hun­derts die Künst­ler­ko­lo­nie der Naza­re­ner beherbergte.

Text: Nina Rudnicki

Bilder: zVg

Veröf­fent­li­chung: 24. April 2025

Zum Tod von Papst Franziskus

Papst Fran­zis­kus ist am Oster­mon­tag, den 21. April 2025, im Alter von 88 Jahren gestor­ben. Das teil­te der Vati­kan in einer Video­bot­schaft mit. Eini­ge TV-Sender ändern deswe­gen das Programm und zeigen Doku­men­ta­tio­nen über Papst Franziskus.

Welches Erbe hinter­lässt Papst Fran­zis­kus nach seinem Tod am 21. April 2025? Welche Zukunft hat die katho­li­sche Kirche? Als sich im Okto­ber 2024 Bischö­fe und Laien zur Welt­syn­ode trafen, prall­ten Welten aufein­an­der. Konflik­te wurden offen­bar, vor allem zwischen libe­ra­len und tradi­ti­ons­be­wuss­ten, ultra­kon­ser­va­ti­ven Kräf­ten. Schaff­te es Papst Fran­zis­kus eine Zeiten­wen­de im Vati­kan herbeizuführen? 

Die Doku­men­ta­ti­on «Zeiten­wen­de im Vati­kan? Papst Fran­zis­kus und die Zukunft der Kirche» begibt sich auf die Spur.

Doku­men­ta­ti­on jetzt ansehen

Text: Stephan Sigg

Bild: ARTE G.E.I.E.

Veröf­fent­li­chung: 21.04. 2025

Dossier Bischofswahl

Dossier: Wer wählt den neuen St.Galler Bischof? Verschie­de­ne Beiträ­ge des Pfar­rei­fo­rums geben Einblicke.

  • 26. Janu­ar 2025

Die Namen der Bischofs­kan­di­da­ten streichen

Neu in einem Amt und schon steht einer der wich­tigs­ten Momen­te über­haupt an: Die Widnaue­rin Susi Miara erzählt, wie es ist, sich als neues Mitglied des katho­li­schen Parla­ments im Kanton St. Gallen auf die Bischofs­wahl vorzu­be­rei­ten. Die 180 Parla­ments­mit­glie­der können per Mehr­heits­ent­scheid Kandi­da­ten strei­chen. Deren Namen sind aber bis zuletzt geheim.

  • 19. Septem­ber 2024

Kommen­tar von Stephan Sigg zur Bischofwahl

Volks­nah, jung oder vor allem mutig? Das Bistum St.Gallen woll­te mit einer Umfra­ge von den Gläu­bi­gen erfah­ren, wie der neue Bischof sein soll. Anders als bei den letz­ten Malen wurden sie nicht einge­la­den, Namen von Kandi­da­ten zu nennen, sondern gewünsch­te Eigen­schaf­ten und Fähig­kei­ten einzubringen.

Zum Beitrag

  • 19. Septem­ber 2024

Einen Super­hel­den skizzieren

Isabel­la Awad und Ann-Kathrin Gäss­lein nehmen Stel­lung zur Umfra­ge zur Bischofs­wahl­Was passiert, wenn die Bevöl­ke­rung  zu den Eigen­schaf­ten ihres neuen Wunsch­bi­schofs befragt wird? Und wie flies­sen diese Erwar­tun­gen tatsäch­lich in die Bischofs­wahl ein? Eine aktu­el­le Umfra­ge des Bistums St. Gallen soll zeigen, auf welchen Bischof gehofft werden kann.

Zum Beitrag

  • 02. Juli 2024

Wer wählt den neuen Bischof?

Inter­view mit Guido Scher­rer, Domde­kan: Eine der Aufga­ben des St. Galler Domka­pi­tels ist die Wahl des Bischofs, die in St. Gallen in abseh­ba­rer Zeit ansteht. Wer es wird, steht noch in den Ster­nen – doch wie läuft die Wahl ab? Domde­kan Guido Scher­rer, der das Domka­pi­tel leitet, gibt Auskunft. 

Zum Beitrag

Text: Stephan Sigg

Bilder: zVg

Veröf­fent­li­chung: 23.09.2024

Aktua­li­siert: 14. 04. 2025

Karfreitagseier

Karfreitagseier faulen nicht

Karfrei­tags­ei­er sollen vor Unheil schüt­zen. Peter Weber, Land­wirt in Wild­haus SG, glaubt an die posi­ti­ven Eigen­schaf­ten der Karfrei­tags­ei­er. Er pflegt den Eier­brauch seit Kindesbeinen.

(mehr …)

Ostern kommt vor Weihnacht

Erst wurde geglaubt, dann weiter­erzählt, dann aufge­schrie­ben; dies die Kurz­fassung, wie die Schrif­ten des Neuen Testa­men­tes entstan­den. Dass Jesus ­aufer­weckt wurde, hatte sich herum­gesprochen. Erst waren es die Frau­en, ­allen voran Maria von Magda­la, die Apos­te­lin der Apos­tel, die davon erzähl­ten: Jesus lebt.

Nach­dem die Männer ins leere Grab schau­ten und Jesus ihnen erschien, verstan­den auch sie. Sie began­nen zu erzäh­len; von ihren Erfah­run­gen, von ihren Begeg­nun­gen, selbst von ihrem Versa­gen. In den Erzäh­lun­gen wurden seine Worte und seine Taten leben­dig. Jeden­falls – die Aufer­ste­hung Jesu geht den Erzäh­lun­gen über seine Geburt voraus. Ostern kommt vor Weihnachten.

Bild von Jesus geformt

Was sich herum­ge­spro­chen hatte, wurde nach und nach gesam­melt und aufge­schrie­ben. Markus, Matthä­us, Lukas und Johan­nes erzäh­len unter­schied­lich von Jesus. Zu ihnen gesellt sich ­Paulus mit seiner eige­nen Erfah­rung der Begeg­nung mit dem Aufer­stan­de­nen. Mein Bild von Jesus wurde geformt von jenen, die an ihn glaub­ten, die ihm glaub­ten. Jesus lässt sich nicht tren­nen von jenen, die von ihm erzähl­ten. Jesus lässt sich nicht tren­nen von der erzäh­len­den Gemein­de. Er lässt sich nicht tren­nen von der Kirche. Geglaubt, weiter­erzählt, aufge­schrie­ben – nehme ich diese Reihen­fol­ge ernst, kann ich keinen ursprüng­li­chen ­Jesus, losge­löst von jenen, die von ihm erzähl­ten, heraus­de­stil­lie­ren. Er ist Teil der Gemein­schaft, die von ihm erzählt.

Dazu gehö­re auch ich. Wie ich von Jesus erzäh­le, so wird er bei den Menschen um mich herum lebendig.

Text: Erich Gunt­li, Pfar­rer der Seel­sor­ge­ein­heit Werdenberg

Bild: zVg

Veröf­fent­li­chung: 11. April 2025

Was hat dir geholfen?

Edito­ri­al von Stephan Sigg

Zu viel Gewalt, «Bad News» und Panik­ma­che – gera­de in diesen Wochen ertap­pe ich mich dabei, dass mir die Lust auf Nach­rich­ten immer mal wieder vergeht. Warum die Zeitung, die App noch öffnen? Es wartet doch nur die nächs­te verba­le Entglei­sung. Dabei habe ich mir an Ascher­mitt­woch vorge­nom­men, bis Ostern den Blick für gute Nach­rich­ten anzu­trai­nie­ren. Eine gros­se Heraus­for­de­rung! Manch­mal wünsche ich mir ein «­Ostern» in den Medi­en. Chris­tin­nen und Chris­ten ­feiern an Ostern die Aufer­ste­hung von Jesus. Es ist auch eine Einla­dung, den Fokus für das Posi­ti­ve zu schär­fen. Das Kreuz, das Marken­zei­chen des Chris­ten­tums, hat zwei Facet­ten in sich vereint: Zuerst war es ein Mord­in­stru­ment und ein Zeichen des Schei­terns, dann entwi­ckel­te es sich immer mehr zum Symbol der Auf­erstehung. Es lässt sich auch so inter­pre­tie­ren: das Leid und Unge­rech­tig­kei­ten nicht ausblen­den, aber genau­so wenig das Posi­ti­ve aus den Augen verlie­ren. Mut machen­de Geschich­ten? Findet man oft direkt vor der Haus­tür. So ging es unse­rer Redak­ti­on, als sie sich auf die Suche nach Oster­ge­schich­ten in der Gegen­wart mach­te. Wir frag­ten an und wurden über­rascht. Mit ­ande­ren ins Gespräch kommen: Welche Krisen hast du schon gemeis­tert? Was hat dir dabei gehol­fen? ­Damit können wir uns gegen­sei­tig Mut machen.

Veröf­fent­li­chung: 03. April 2025

70 Jahre im Dienst des Bistums St.Gallen

Am Diens­tag, 15. April 2025, 18.15 Uhr, feiert Bischof Markus Büchel in der Kathe­dra­le St. Gallen die tradi­tio­nel­le Chrisam-Messe mit der Weihe der Öle (Chri­sam). Die dies­jäh­ri­gen Jubi­la­rin­nen und Jubi­la­re im Dienst der Kirche des heili­gen Gallus sind:

P. Benno Hegglin, OSB, Abtei St. Otmars­berg, Uznach

P. Eduard Mäder, MS, Missi­ons­haus Unte­re Waid, Mörschwil

P. Paul Zingg, ISch, St. Gallen

Hermann Hunger­büh­ler, Pfar­rer i. R., Gossau

P. Victor Buner, SVD, Amden

P. Josef Rosen­ast, SAC, Jakobsbad

Char­lie Wenk, Pasto­ral­as­sis­tent i. R., St. Gallen

Niklaus Bayer, Pasto­ral­as­sis­tent i. R., St. Gallen

Inno­cent Udea­for, Vikar i. R., Gossau

Bruno Jud, Diakon i. R., Lütisburg

Kurt Scha­wal­der, Diakon i. R., St. Gallen

Jacque­line Boll­hal­der, Reli­gi­ons­päd­ago­gin i. R., Gossau

Beate Kuttig, Seel­sor­ge­rin i. R., Lichtensteig

Norbert Hoch­reu­te­ner, Pasto­ral­as­sis­tent i. R., Herisau

Marjan Palo­ka, Kaplan, St. Gallen

P. Piotr Zaba, MS, Missi­ons­haus Unte­re Waid, Mörschwil

P. Leszek Such­o­dol­ski, MS, Kaplan, Missi­ons­haus Unte­re Waid, Mörschwil

Josef Micha­el Karber, Pfar­rer, Oberurnen

P. Antó­nio Brito, Portu­gie­sen­mis­sio­nar, Bischofszell

P. Grego­ri­us Cacur, SVD, Pfarr­ad­mi­nis­tra­tor und Dekan, Rheineck

Geevarg­he­se Chan­geth, Pfarr­ad­mi­nis­tra­tor, Widnau

Ulrich Lieb, Diakon, St. Gallen

Anita Züger Wirth, Spital­seel­sor­ge­rin, St. Gallen

Roma­na Haas, Verant­wort­li­che Offe­nes Haus, St. Gallen

Alex­an­dra Moser, Reli­gi­ons­päd­ago­gi­sche ­Medi­en­stel­le, Altstätten

Infos: Bistum St.Gallen

Bild: zvg

Veröf­fent­li­chung: 31.03.2025

Podcast-Tipp: KI und die Menschenwürde

KI besit­ze keine emotio­na­le oder sozia­le Intel­li­genz, so Peter G. Kirch­schlä­ger. Er spricht der KI die Moral­fä­hig­keit ab. Sie erken­ne nicht, was ethisch rich­tig und falsch ist. Der Profes­sor für Theo­lo­gi­sche Ethik und Leiter des Insti­tuts für Sozi­al­ethik an der Univer­si­tät Luzern beleuch­tet die ethi­schen Risi­ken von KI und schlägt mora­li­sche Kontroll­me­cha­nis­men vor. Das Refe­rat wurde aufge­nom­men beim MyHope-Kongress der Akade­mie für posi­ti­ve Psycho­lo­gie zum Thema Würde in Götzis.


→ Podcast mit dem Refe­rat (ORF Radio Vorarl­berg, März 2025): Podcast anhö­ren

«Ich muss mich nie alleine fühlen.»

Lore­na Torres steht kurz vor der Matu­ra. In ihrer Matu­ra­ar­beit unter­sucht die Tüba­che­rin den Nutzen des Glau­bens auf Thera­pien. Ein Thema, das ihr ­persön­lich sehr am Herzen liegt.

Ein Schreib­tisch, ein Bücher­re­gal, ein Bett – alles schön ordent­lich drapiert und aufge­räumt: Das Zimmer von Lore­na Torres sieht aus wie das vieler Kanti­schü­le­rin­nen. Hier hat die 18-Jährige in den vergan­ge­nen Mona­ten viele Stun­den verbracht, hat unzäh­li­ge Bücher, unter ande­rem von Anselm Grün, gele­sen, hat Inter­views mit Spital­seel­sor­gern tran­skri­biert und Zeile um Zeile auf ihrem Compu­ter geschrie­ben. Heraus­ge­kom­men ist eine Matu­ra­ar­beit mit dem Titel «Theo­lo­gie und Psycho­lo­gie: Wie der Glau­be unter­stüt­zend sein kann in der Thera­pie». Mit der Arbeit will Lore­na zeigen, wie der Glau­be in schwie­ri­gen Situa­tio­nen Hoff­nung geben kann. «Gott ist immer da, egal in welchem Tief ich gera­de stecke. Ich muss mich nie allei­ne fühlen.»

Persön­li­che Erfah­run­gen prägen

Lore­na Torres besucht die Kantons­schu­le am Burg­gra­ben in St. Gallen und schliesst das Gymna­si­um im Sommer ab. In der Frei­zeit ist sie gerne in der Natur unter­wegs und macht viel Sport. Erst kürz­lich hat sie Pila­tes für sich entdeckt. Zudem ist sie sehr musi­ka­lisch, spielt Cello und singt. Sie ist eine aufge­stell­te, sympa­thi­sche, junge Frau. Beim Inter­view lacht sie viel. Die Stim­mung ist ausge­las­sen. Aber Lore­na hatte, wie viele ande­re junge Menschen, auch weni­ger gute Tage. In solchen Momen­ten habe sie gemerkt, wie der Glau­be tragend sein kann. «Er gibt mir Orien­tie­rung und Unter­stüt­zung. Und neue Kraft in mir. Ich kann immer wieder zu Jesus kommen und mit ihm spre­chen.» Lore­na weiss, dass der Glau­be kein Allzweck­mit­tel gegen Verstim­mun­gen ist, «aber er kann uns eine ande­re Sicht­wei­se auf die Dinge geben. Wich­tig ist, dass ein Pati­ent bezie­hungs­wei­se eine Klien­tin offen ist, diese Perspek­ti­ve wahr­zu­neh­men». Lore­na Torres persön­lich fiel das nicht schwer. Dies ist wenig verwun­der­lich. Der Glau­be spielt seit jeher eine bedeu­ten­de Rolle in ihrem ­Leben. Sie ist in der Adoray-Bewegung in St. Gallen und Mitglied der Schönstatt-Jugend. Mitt­ler­wei­le ist sie dort in der ­Lager­lei­tung aktiv. Und auch ihre nahe Zukunft plant sie bei der katho­li­schen Kirche St. Gallen. Im Sommer star­tet sie ein Prak­ti­kum in der Admi­nis­tra­ti­on der flade und im Sekre­ta­ri­at der Dompfar­rei. «Ich freue mich sehr darauf.»

Inter­es­se aus dem Umfeld

In ihrer Matu­ra­ar­beit, die mit einer Best­no­te bewer­tet wurde, thema­ti­siert Lore­na Torres auch den sozia­len Aspekt des Glau­bens: «Glau­be hat immer auch mit Gemein­schaft zu tun. Wenn ich mich wohl­füh­le in einer Gemein­schaft, kann das posi­tiv wirken.» Lore­na Torres steht offen zu ihrem Glau­ben. Sie ist sich bewusst, dass das nicht nur auf Verständ­nis stösst. «Viele haben mitt­ler­wei­le eine nega­ti­ve Einstel­lung zur Kirche. Das ist scha­de.» Wie haben denn die Mitschü­le­rin­nen und Mitschü­ler auf die Themen­wahl reagiert? Lore­na Torres ­lächelt: «Es war sehr inter­es­sant. Viele in meinem Umfeld sind nicht reli­gi­ös, aber genau sie waren inter­es­siert und haben viele Fragen gestellt. Das finde ich natür­lich cool und wirkt moti­vie­rend.» Etwas unter­schei­det das ­Zimmer von Lore­na Torres dann eben doch von dem vieler Kanti­schülerinnen: Auf dem Pult liegt eine Bibel – ihre Mega­quelle: «Bei wich­ti­gen Entschei­dun­gen schla­ge ich sie auf und lese passen­de Bibelstellen.»

Text: Ales­sia Paga­ni
Bild: Urs Bucher
Veröf­fent­li­chung: 28. März 2025

Pfarrblatt im Bistum St.Gallen
Webergasse 9
9000 St.Gallen

+41 71 230 05 31
info@pfarreiforum.ch