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Wertekompass für Kantonsräte

Rama­dan für Kinder und die Zukunft des Reli­gi­ons­un­ter­richts: Mit diesen und vielen weite­ren Fragen und Themen in der Schnitt­flä­che zwischen Poli­tik und Reli­gi­on beschäf­tigt sich die Ethik­grup­pe des St. Galler Kantons­par­la­ments. Diese gibt es seit 25 Jahren.

«Wir können nicht gegen gros­se Macht­ha­ber kämp­fen, aber wir können in unse­rem Umfeld die Situa­ti­on verbes­sern», sagt Luzia Krempl-Gnädinger. Die 54-Jährige poli­ti­siert seit 2019 im St. Galler Kantons­rat. Zu Beginn noch für die CVP, seit deren Zusam­men­schluss mit der BDP im Jahr 2021 für Die Mitte. Seit ihrer Wahl ins Kantons­par­la­ment präsi­diert Luzia Krempl die Ethik­grup­pe des Kantons­ra­tes, Co-Präsident ist Jascha Müller von der EVP. Die Ethik­grup­pe wurde vor 25 Jahren ins Leben geru­fen und besteht momen­tan aus 25 Mitglie­dern sämt­li­cher Partei­en. Teil­neh­men können alle Mitglie­der des Kantons­ra­tes, welche sich für Ethik interessieren. 

Die St. Galler Mitte-Kantonsrätin Luzia Krempl-Gnädinger ist seit Beginn ihrer Amts­zeit im Jahr 2019 Mitglied in der Ethikgruppe.

«Die meis­ten blei­ben lange dabei. Mich wird das Enga­ge­ment beglei­ten, bis ich im Kantons­rat aufhö­re», sagt Luzia Krempl. Sich um ethi­sche Fragen Gedan­ken zu machen, bezeich­net die Goldach­erin als Teil ihrer Kultur und ihrer persön­li­chen Haltung. «Das gehört für mich einfach zum Leben dazu.»

Viele Schnitt­punk­te

Einer, der auch schon seit rund zehn Jahren in der Ethik­grup­pe mitar­bei­tet, ist FDP-Kantonsrat Rolf Huber. «Auch wenn wir in einem säku­lä­ren Staat leben, soll­te eine Verbin­dung zwischen Kirche und Poli­tik da sein. Es gibt viele Schnitt­punk­te», sagt er. Die Ethik­grup­pe prüft laut Statu­ten Sach­vor­la­gen und allge­mei­ne poli­ti­sche Fragen aller Art unter dem Blick­win­kel der christ­li­chen Ethik. Sie hat die Möglich­keit, selbst Vorla­gen ins Parla­ment einzu­brin­gen. Dies kam in den vergan­ge­nen fünf Jahren gemäss der Präsi­den­tin aller­dings nicht vor. «Es geht vor allem auch darum, Infor­ma­tio­nen einzu­ho­len und Lobby­ar­beit zu betrei­ben», sagt Krempl und nennt als Beispiel das neue Volks­schul­ge­setz, mit dem sich das St. Galler Kantons­par­la­ment seit eini­ger Zeit beschäf­tigt, und hier insbe­son­de­re der Reli­gi­ons­un­ter­richt. Bei einem Tref­fen mit Reli­gi­ons­lehr­per­so­nen hätte sie deren Bedürf­nis­se abge­holt. Diese wurden in der Ethik­grup­pe bespro­chen und von den Mitglie­dern in die Frak­tio­nen getra­gen. «Wir wollen verste­hen, wie wir und die ande­ren ticken und das Verständ­nis für poli­ti­sche Vorgän­ge stei­gern», sagt Rolf Huber. 

Rolf Huber von der FDP ist seit rund zehn Jahren Teil der Ethik­grup­pe des Kantons­ra­tes St. Gallen. Diese trage viel zum gegen­sei­ti­gen Verständ­nis bei.

Als weite­re Beispie­le nennt er die Thema­ti­ken «musli­mi­sche Gräber» oder «Rama­dan für Kinder». Rolf Huber sagt: «In der Ethik­grup­pe können Sorgen und Nöte mitge­teilt werden.»

Zusam­men­ar­beit vertieft

Clau­dia Martin nennt die Ethik­grup­pe eine wert­vol­le Ergän­zung ihres Werte­kom­pas­ses. Die SVP-Kantonsrätin ist seit 2013 im Rat und trat zwei Jahre später der Ethik­grup­pe bei. Diese trägt auch zur Zusam­men­ar­beit im Parla­ment bei, findet die 47-Jährige. «In der Ethik­grup­pe haben wir einen gemein­sa­men Nenner. Das tut gut. Ich erfah­re einen ande­ren Zugang zu Mitglie­dern des Kantons­ra­tes, die auch in der Grup­pe mitar­bei­ten. Es ist einfa­cher.» Das Enga­ge­ment gebe ihr Inputs für Instru­men­te im Umgang mit ande­ren, sagt die Berufs­fach­schul­leh­re­rin und Politikerin. 

SVP-Politikerin Clau­dia Martin schätzt die Ethik­grup­pe unter ande­rem, weil sie ihr Inputs im Umgang mit ande­ren gibt und die Zusam­men­ar­beit im Parla­ment vereinfacht.

Auf die Frage, was denn für sie genau Ethik bedeu­te, über­legt Luzia Krempl kurz: «Es geht darum, dass wir alle Menschen gleich achten, egal welche Herkunft oder welche Voraus­set­zun­gen sie haben, und dass wir nicht ande­re – auch die Natur und Tiere – mit unse­rem Verhal­ten schä­di­gen.» Es stehe immer die Frage im Raum, wie das Zusam­men­le­ben verbes­sert werden kann, sagt auch Rolf Huber.

Inter­re­li­giö­ses Treffen

In der Regel trifft sich die Ethik­grup­pe einmal im Jahr mit den Vertre­tun­gen der gros­sen Reli­gi­ons­grup­pen, nament­lich Bischof Markus Büchel, mit dem evang.-ref. Kirchenratspräsidenten Martin Schmidt, dem St. Galler Rabbi­ner Shlo­mo Tikoch­in­ski und dem Präsidenten des Dach­ver­ban­des isla­mi­scher Gemein­schaf­ten in der Ostschweiz, Yakup Gürgün. Ein Mal jähr­lich orga­ni­siert die Ethik­grup­pe einen Vortrag oder eine Podi­ums­dis­kus­si­on zu einem poli­tisch und ethisch aktu­el­len Thema. Zudem wird zu Beginn jedes Amts­jah­res von refor­mier­ten und katho­li­schen Seel­sor­gen­den ein Besin­nungs­an­lass in der Lauren­zen­kir­che in St. Gallen orga­ni­siert. Dieser wird gemäss Krempl von vielen Kantons­rä­tin­nen und Kantons­rä­ten besucht. Das freut sie beson­ders: «Die Kirchen und auch die Ethik­grup­pe können ein Gegen­pol zur Poli­tik sein, in der oft hart über Sach­vor­la­gen debat­tiert wird. Das finde ich wich­tig», sagt Luzia Krempl. «Und es zeigt, dass unse­re Arbeit geschätzt und das Thema Ethik als wich­tig erach­tet wird.»

Text: Ales­sia Paga­ni
Bilder: Kanton St. Gallen / zVg. 

Glück, das Meer und Mona Vetsch

Weni­ger haben, mehr sein – Frei­räu­me für ein erfül­len­des Leben gewinnen

Niklaus Kuster, Kapu­zi­ner im Klos­ter Rappers­wil SG, zeigt auf, wann Verzich­te berei­chernd sein können und wie Leere zu Frei­räu­men wird. «Das Buch geht von der Lebens­weis­heit aus, dass weni­ger oft mehr ist: Weni­ger Dinge schaf­fen mehr Bewe­gungs­raum, weni­ger Gepäck macht leicht­füs­si­ger, weni­ger Termi­ne lassen mehr Zeit, weni­ger Ablen­kung macht mich acht­sa­mer und weni­ger Kontak­te kommen tiefe­ren Bezie­hun­gen zugu­te.» Ein erstes Kapi­tel zeigt auf, warum verschie­de­ne Reli­gio­nen Menschen das Pilgern empfeh­len – auch als Grund­hal­tung im Leben. Im zwei­ten Kapi­tel kann viel und wenig in Span­nung stehen: alltags­prak­tisch, sozi­al, wirt­schaft­lich, poli­tisch und spiri­tu­ell. Ein drit­ter Teil disku­tiert die Lebens­ent­wür­fe, die Mona Vetsch einst im TV-Beitrag «Macht Verzicht glück­lich?» präsen­tiert hat. Ob viel oder wenig: Das christ­li­che Leben verheisst nicht weni­ger als «Leben in Fülle» (Joh 10,10).

Jeder Tag ist dir geschenkt

Jeder Tag ist uns geschenkt, dabei nicht eilen, sondern im Hier und Jetzt verwei­len und sich freu­en an dem, was gelingt. Denn keiner ist perfekt. Wir sind alle Mitmen­schen, leben mitein­an­der und fürein­an­der. Das gilt beson­ders für das Leben zu zweit. Falls dabei nicht immer alles rund läuft, ist das kein Hinder­nis. Denn man kann auch an den Wider­stän­den wach­sen. Sie gehö­ren zum Leben dazu. Krisen können Chan­cen sein. Und wenn das Leben in die Jahre kommt, lässt sich das Glück des Älter­wer­dens erfah­ren. Das Wich­tigs­te: auf die Stim­me des Herzens hören und dem eige­nen Stern folgen. Die besten Texte von Max Feigen­win­ter sind hier versam­melt. Sie erzäh­len vom Glück, zu leben.

Bilder­buch: Der Tag, an dem das Meer verschwand

Ein berüh­ren­des Bilder­buch über die Folgen der Meeres­ver­schmut­zung, das Kinder zum Nach­den­ken anregt: Jack lebt am Meer und liebt es, mit seinem Vater zu segeln. Doch als er aus Verse­hen einen Plas­tik­stroh­halm ins Wasser wirft, verän­dert sich alles. Am nächs­ten Morgen ist das Meer verschwun­den, und Müll­ber­ge füllen die Land­schaft. Jack entdeckt, wie sehr der Abfall den Meeresbewohnern scha­det, und schwört, die Umwelt zu schützen.

Alles in allem – was letzt­lich zählt im Leben

Als Best­sel­ler­au­tor, charis­ma­ti­scher Redner und Mana­ger wurde Pater Anselm Grün welt­be­rühmt, blieb jedoch stets nah bei den Menschen. Mit 80 Jahren ist er weiter­hin aktiv, offen und neugie­rig. Was ist der Kern seiner Lebens­weis­heit? Welche Quel­len nähren ihn? Im Gespräch mit Rudolf Walter blickt er auf sein Leben und die Werte zurück, die ihm wich­tig wurden. Was gibt ihm Hoff­nung in schwie­ri­gen Zeiten? Warum glaubt er, dass der Mensch zum Glück gebo­ren ist? Es geht um Fasten und Genies­sen, Stil­le und Einfach­heit, um das Älter­wer­den, Krank­heit, Freu­de, Trost, Konflik­te und Dialog. Wie verbin­det sich die Suche nach dem guten Leben mit seiner Gottsuche?

Alle Bücher können bei der Reli­gi­ons­päd. Medi­en­stel­le in­ ­Altstät­ten kosten­los ausge­lie­hen werden (Link zum Kata­log ) oder sind im Buch­han­del erhältlich.

Text: Manue­la Mitter, Medi­en­stel­le / ssi

Veröf­fent­licht: 27.02.2025

Die Markthalle als Vorbild

Soll man in der Kirche Kaffee trin­ken, Konzer­te veran­stal­ten und Vereins­tref­fen durch­füh­ren? Ja, findet Markus Schö­bi, Pfar­rer in der Seel­sor­ge­ein­heit Magden­au. Er erzählt, wie seit der Umge­stal­tung der Kirche Bruder Klaus in Wolferts­wil das Pfar­rei­le­ben aufge­blüht ist.

Ein Kirchen­ca­fé, ein Konzert mit dem Hackbrett-Virtuosen Nico­las Senn im aktu­el­len Jahr und ein Treff­punkt für verschie­de­ne Grup­pen der Pfar­rei: Das alles und vieles mehr findet nebst den Gottes­diens­ten Platz in der umge­stal­te­ten Kirche Bruder Klaus in Wolferts­wil. Vor gut einem Jahr wurden dort im Rahmen einer Sanie­rung die Kirchen­bän­ke entfernt und durch Stüh­le ersetzt. Pfar­rer Markus Schö­bi ist von den Verän­de­run­gen begeis­tert, die sich seit­her im Pfar­rei­le­ben bemerk­bar machen. Die Begeis­te­rung steckt an, man könn­te ihm lange zuhö­ren. Zunächst sagt er aber: «Die Kirche ist trotz Umge­stal­tung aber kein Party­raum. Das waren im Vorfeld eini­ge Befürch­tun­gen und damit hätte auch ich Mühe. Aber warum soll­te eine Kirche nicht eine Art Markt­platz sein?» Markus Schö­bi erzählt aus der Zeit des frühen Chris­ten­tums ab dem 4. Jahr­hun­dert. So hätten sich die Menschen damals bewusst dafür entschie­den, die Kirchen in Form von Basi­li­ken statt in Form von Tempeln zu bauen. «Und eine Basi­li­ka wurde unter ande­rem für Versamm­lun­gen und als Markt­hal­le genutzt», sagt er.

Luftig und offen

Aus Rück­mel­dun­gen weiss Markus Schö­bi, dass in der Bevöl­ke­rung gera­de der gewon­ne­ne Raum gut ankommt. «Alles kann lufti­ger und offe­ner einge­rich­tet werden», sagt er und erwähnt die Advents­zeit, die dies­be­züg­lich im vergan­ge­nen Jahr ein Höhe­punkt gewe­sen sei. «Den Altar­be­reich mit der Krip­pe haben wir als medi­ta­ti­ven Bereich gestal­tet. Im mitt­le­ren Bereich hatten verschie­de­ne Fami­li­en einen Advents­ka­len­der aufge­baut», sagt er. Dieser habe aus aufein­an­der­ge­sta­pel­ten Holz­kis­ten bestan­den, deren Inne­res jede Fami­lie mit Dingen wie Schnee­flo­cken, klei­nen Häusern, Ster­nen und Lich­tern geschmückt habe. Der hinte­re Teil der Kirche dien­te mit eini­gen Tischen als «Chile­ka­fi» und Treff­punkt während des Advents.

Vorbild für andere

Die Kirche in Wolferts­wil ist über die Regi­on hinaus als Beispiel für eine gelun­ge­ne Umge­stal­tung bekannt. «In vielen Seel­sor­ge­ein­hei­ten wird darüber disku­tiert, wie man Pfar­rei­hei­me und Kirchen neu nutzen und den verän­der­ten Bedürf­nis­sen anpas­sen soll», sagt Markus Schö­bi. So habe sich kürz­lich bereits der St. Galler Kirch­ge­mein­de­ver­band die umge­stal­te­te Kirche ange­schaut. Und in diesem Jahr plane der Sakristanen­ver­band eine Tagung in der Kirche in Wolfertswil.

Gott und der Alltag

Wärmer und heime­li­ger: So nimmt Markus Schö­bi die Kirche Bruder Klaus auch dann wahr, wenn er mit seiner Pfar­rei Gottes­dienst feiert. Der Altar und der Taber­na­kel – das golde­ne «Schatz­käst­chen», in dem die geweih­ten Hosti­en aufbe­wahrt werden – stehen nicht mehr wie früher hinten im Chor­raum, sondern sind vorne im Chor­bo­gen plat­ziert. «Ich bin dadurch viel näher bei den Gottes­dienst­be­su­che­rin­nen und ‑besu­chern und fühle mich auch beim Predi­gen viel wohler», sagt der 61-Jährige. Eine Kirche, die den Zahlen der Mitfei­ern­den gerecht wird und in der es Platz für profa­ne Anläs­se gibt. «Mir gefällt das so», sagt Markus Schö­bi. «Es gibt keinen Grund, den Alltag vor Gott zu verber­gen. Im Gegen­teil, der Alltag muss wieder vermehrt mit Gott in Verbin­dung gebracht werden.»

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 25. Febru­ar 2025

Der Pfarrer kocht für Gäste

Der Appen­zel­ler Pfar­rer Lukas Hidber ist leiden­schaft­li­cher Koch. Inspi­ra­ti­on für seine ­Gerich­te findet er rund um die Welt. Kochen und Essen verbin­det und stif­tet Gemein­schaft, sagt der 53-Jährige und lädt Inter­es­sier­te daher regel­mäs­sig zu Koch­aben­den bei sich zu Hause ein.

Durchs Essen versteht man sich, auch wenn man auf den ersten Blick gar nichts gemein­sam hat», sagt Lukas Hidber, Pfar­rer in Appen­zell. Seit zehn Jahren kocht der 53-Jährige regel­mäs­sig bei sich zu Hause für eine Runde von maxi­mal sechs Perso­nen. Über Face­book können sich Inter­es­sier­te spon­tan anmel­den. Ein Granatapfel-Drink, eine kalte Gurken­sup­pe mit Senfg­lace, gegrill­te Kaki mit Ruco­la und Mais, Gnoc­chi aus Ricot­ta oder eine Birnen­crê­pe: Das sind eini­ge von vielen verschie­dens­ten Gerich­ten, die Lukas Hidber schon aufge­tischt hat. Kochen bezeich­net er zusam­men mit dem Reisen als seine Leiden­schaft. An die zwan­zig Kurse hat er bei der Schwei­zer Köchin Anne­ma­rie Wild­ei­sen besucht. Ist er im Ausland unter­wegs, findet er über­all Inspi­ra­ti­on für neue Rezep­te. In seiner Wohnung zeugen Koch­bü­cher und Andenken etwa in Form von klei­nen Scha­len, Bechern und Figu­ren von seinen Reisen meist durch Südeu­ro­pa und den Nahen Osten.

Sich nach Jahren begegnen

Die Idee für die Koch­aben­de hatte Lukas Hidber, als er 2015 von Kalt­brunn als Pfar­rer nach Appen­zell wech­sel­te. «Ich frag­te mich, ob und wer kommen wird, wenn ich auf Face­book so eine offe­ne Einla­dung veröf­fent­li­chen würde», sagt er und erzählt, wie schnell die Plät­ze voll gewe­sen seien und daraus eine Serie entstan­den sei. Seine Gäste soll­ten jeweils eine gewis­se Offen­heit mitbrin­gen, weil man im Vorfeld nicht wisse, wie die Grup­pe zusam­men­ge­setzt sein wird. «Ich hatte schon Gäste aus den verschie­dens­ten Ostschwei­zer Regio­nen mit verschie­dens­ten Hinter­grün­den. Dadurch entstan­den span­nen­de und über­ra­schen­de Gesprä­che», sagt er. Ande­re Male hätten sich berüh­ren­de Begeg­nun­gen erge­ben, etwa als sich zwei Mütter bei ihm begeg­net seien, die vor vielen Jahren zur selben Zeit im Spital ihre Kinder zur Welt gebracht und sich seit­her nicht mehr gese­hen hätten.

Wer woher kommt

Begeg­nun­gen schaf­fen und der Gemein­schaft etwas zurück­ge­ben: Das ist die Idee, die hinter den Koch­aben­den von Lukas Hidber steckt. Die Aben­de begin­nen jeweils mit einem Apéro, bei dem sich die Gäste kennen­ler­nen können. «Ich habe fest­ge­stellt, wie wich­tig das gera­de in Appen­zell ist. Die Menschen hier möch­ten immer als Erstes wissen, wer woher kommt und ob es viel­leicht gemein­sa­me Verwand­te, Bekann­te oder Freun­de gibt. Ist das geklärt, beginnt der eigent­li­che Abend», sagt Lukas Hidber, der im Sargan­ser­land aufge­wach­sen ist. Während die Gäste am Tisch Platz nehmen, beginnt er in der offe­nen Küche die Gänge anzu­rich­ten. Vieles hat er schon im Vorfeld vorbe­rei­tet. «Mir ist wich­tig, dass die Gäste wirk­lich zu Gast sind und es viel Zeit für Gesprä­che gibt», sagt er.

Verschie­de­nes zusammenbringen

Lukas Hidber lädt regel­mäs­sig am Sonntag- oder Montag­abend ein, ausser in den kommen­den Wochen in der Fasten­zeit. «Es ist die Zeit, in der wir in unser Inne­res gehen und die Spiri­tua­li­tät stär­ker in den Fokus rückt. Sie ist auch Anlass, uns bewusst aufs Wesent­li­che zu besin­nen.» Sich als Teil einer Gemein­schaft zu wissen sei während der Fasten­zeit das tragen­de Element. Und als gemein­schafts­stif­tend bezeich­net er jene Momen­te, in denen man mit ande­ren am Tisch sitzt, isst und redet. «Das ist auch etwas sehr Jesuanisches», sagt er und nennt als Beispiel die Veran­stal­tung «Gemein­sam kochen mit Espe­ci­ta» mit Einhei­mi­schen sowie Migran­tin­nen und Migran­ten. Espe­ci­ta ist die Lebens­mit­tel­aus­ga­be der Seel­sor­ge­ein­heit in Appen­zell. «Wenn Kochen und Essen Menschen aus verschie­dens­ten Ländern und Kultu­ren zusam­men­bringt und sich etwas Gemein­sa­mes entde­cken lässt, spricht das für sich.»

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 21. Febru­ar 2025

Giftgrün, mit ­Linsen und viel Geschmack

Wie haben unse­re Gross­el­tern gekocht und wie tun wir das heute? Und wer hat über­haupt noch Zeit, stun­den­lang Toma­ten­sauce einzu­ko­chen? Ein Besuch bei Köchin und Ernäh­rungs­exper­tin Marti­na Enderlin in Bühler zeigt, wie wir auch mit knap­per Zeit, gesun­de Gerich­te zube­rei­ten können. Das geht mit weni­gen Zuta­ten und passt als Vorsatz in die Fastenzeit.

Schon im Trep­pen­haus riecht es fein nach Essen. Es geht die Stufen hinauf, vorbei an einem Blumen­la­den und einem Kosme­tik­stu­dio. Im Dach­stock des alten Gebäu­des an der Dorf­stras­se 108 mitten in Bühler hat Marti­na Enderlin ihr Küchen­stu­dio einge­rich­tet. Die gar gekoch­ten roten Linsen hat sie gera­de abge­tropft. In einer Brat­pfan­ne brut­zeln Poulet­strei­fen mit fein geschnit­te­nen Lauch­strei­fen. «Im Fokus stehen bei mir immer die Prote­ine, die wir anstel­le von Zucker und Weizen viel häufi­ger essen soll­ten», sagt die 38-Jährige. Sie ist ausge­bil­de­te Köchin, Ernäh­rungs­coach sowie Musi­ke­rin und Mitglied der Enderlin Chicks. Diese sind hier­zu­lan­de für ihre Mundart-Lieder und ihren Coun­try-Folk aus dem Appen­zel­ler­land bekannt.

In ihrem Studio «Küchen­freun­de» gibt sie norma­ler­wei­se Koch­kur­se rund um das Thema gesun­de Ernäh­rung sowie Coachings zu inne­ren Ess- und Verhal­tens­mus­tern. An diesem Vormit­tag hat sie für das Pfar­rei­fo­rum aller­dings ein Gericht entwor­fen. Dieses soll in die Fasten­zeit passen, so der Wunsch der Redak­ti­on. Denn wer nicht gleich rich­tig fasten möch­te, könn­te die kommen­den Wochen bis Ostern auch einmal zum Anlass nehmen, bewuss­ter zu kochen, sich auf weni­ger Zuta­ten zu beschrän­ken und sich dafür mehr auf die einzel­nen Geschmä­cker einzulassen.

Ernäh­rungs­lu­xus mit Donuts

Eine Prote­in­bowl soll es sein. Nebst Linsen, Poulet- und Lauch­strei­fen ergänzt Marti­na Enderlin diese mit Feta und gerös­te­ten Sonnenblumen- und Kürbis­ker­nen, etwas Öl, Essig, Salz und Pfef­fer. «Ich neige schon seit Länge­rem dazu, ausser mit frischen Kräu­tern nur wenig zu würzen. So schmeckt man die einzel­nen Zuta­ten eines Gerich­tes besser heraus», sagt sie und fügt an: «Weni­ger ist meis­tens mehr und eine gute Küche muss nicht unbe­dingt zeitaufwendig sein.» Gerös­te­te Kerne etwa könne man in grös­se­ren Mengen als Reser­ve vorbe­rei­ten. Eine Bowl lasse sich kalt oder warm servie­ren, so spare man je nach­dem Zeit ein und könne Spei­sen auch schon im Vorfeld zube­rei­ten. «Unser Alltag heute ist schnell­le­big. Kaum jemand hat Zeit, stun­den­lang Toma­ten­sauce einzu­ko­chen. Dieser häus­li­che Aspekt von Kochen ist verlo­ren gegan­gen», sagt sie. Hinzu komme, dass wir von einem Ernäh­rungs­lu­xus umge­ben seien. Wer in einen Super­markt gehe, finde dort ein so gros­ses Ange­bot an Nahrungs­mit­teln, dass der eigent­li­che Aspekt von Kochen und Essen, nämlich sich gesund und bewusst zu ernäh­ren, schnell in den Hinter­grund rücke. «Dabei gibt es eine einfa­che Faust­re­gel, die uns helfen würde: Alles, was schnell gemacht und weich ist, soll­ten wir weglas­sen», sagt sie und nennt als Beispiel die Donuts, die sich bereits am Morgen im Super­markt neben­an neben den Gipfeli im Regal stapeln würden.

Mit Stan­gen­sel­le­rie in den Tag

Apro­pos Gipfeli: Während die Bowl noch etwas abkühlt und zieht, schnappt sich Marti­na Enderlin den Stan­gen­sel­le­rie, einen Apfel und den Entsaf­ter. «Idea­ler­wei­se wäre ein Glas davon unser Gipfeli am Morgen», sagt sie. Schon spru­delt der gift­grü­ne, super­ge­sun­de Saft in den Auffang­be­häl­ter. In Wein­glä­sern serviert, erin­nert er beina­he an einen Cock­tail. Der Stan­gen­sel­le­rie­saft schmeckt gesund und gar nicht so schlecht wie erwar­tet. Im Gegen­teil: Mit jedem Schluck wird er besser und ist am Ende rich­tig gut. Einmal im Jahr zu fasten oder sich bewusst zu ernäh­ren, kann Marti­na Enderlin allen empfeh­len, weil es helfe, seine eige­nen Muster zu reflek­tie­ren. Sie selbst hat einmal an einer beglei­te­ten Fasten­wo­che mitge­macht. «Ich fand es eine inter­es­san­te und harte Erfah­rung zugleich», sagt sie und erwähnt zum einen das Körper­li­che wie das Gefühl fürs Kauen, das sie verlo­ren habe, sowie das gestei­ger­te Verlan­gen zu trin­ken. «Zum ande­ren wurde ich emotio­nal durch­läs­si­ger. Die Zeit, die ich sonst zum Essen brauch­te, muss­te ich auf einmal anders füllen», sagt sie.

Wie in Gross­mutters Küche

Das Thema gesun­de Ernäh­rung beglei­tet Marti­na Enderlin, seit sie als junge Frau eine Lehre als Köchin im Appen­zel­ler­hof in Spei­cher mach­te. «Ich war die Einzi­ge in meiner Klas­se, die in einem Biore­stau­rant arbei­te­te. Das ganze Jahr Lattich zube­rei­ten zu müssen, fand ich damals zwar nicht so cool. Ich habe dadurch aber viel Wert­vol­les gelernt, das mich geprägt hat.» Später arbei­te­te sie in einem Gault-Millau-Sternerestaurant, bevor sie sich zu einer Ausbil­dung als Coach entschloss. Heute biete sie verschie­dens­te Koch- und Gesund­heits­kur­se an, die vom Fermen­tie­ren über die Darm­ge­sund­heit und ganz­heit­li­che gesun­de Ernäh­rung bis zu Gross­mutters Küche reichen. In Bezug auf letz­te­ren Kurs sagt sie: «Würden wir uns so ernäh­ren wie unse­re Vorfah­ren, wären wir gesünder.»

Freu­de und Neugier teilen

Marti­na Enderlin füllt die Bowl in klei­ne Gläser um. Für alle gibt es eines zum Probie­ren. Aufs Hunger­ge­fühl achten und sich fragen, «wie, wie viel und warum esse ich» ist einer der Tipps, den sie ihren Kurs­be­su­che­rin­nen und Kurs­be­su­chern mit auf den Weg gibt. «Auch in der Gemein­schaft essen, kann dabei helfen», sagt sie: «Etwa dann, wenn man die Neugier und Freu­de am Auspro­bie­ren mitein­an­der teilt.»

Infos auf www.kuechenfreunde.ch

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 20. Febru­ar 2025

Was macht dich glücklich?

Die Redak­ti­on hat Kinder und Jugend­li­che der Heil­päd­ago­gi­schen Schu­le in Trüb­bach gefragt: Was macht euch glück­lich? Die Antwor­ten gibt es gezeichnet.

Zeich­nun­gen: Kinder / Jugendliche

Text: ssi

Veröf­fent­licht: 20.02.2025

Bruder Meinrad-Ausstellung

Das Klos­ter Einsie­deln würdigt Bruder Mein­rad (1848–1925) aus Altstät­ten SG mit einem ­Gedenk­jahr und zeigt eine neue Ausstel­lung und einen Film über den Rhein­ta­ler «Schnei­der­bru­der». Diese sollen Impul­se setzen, dass Bruder Mein­rad vom Papst selig­ge­spro­chen wird.

Das Klos­ter Einsie­deln hat für das Gedenk­jahr eine neue Ausstel­lung konzipiert.

» Zum Doku­men­tar­film Bruder Mein­rad (Link zu YouTube)

«Bitte beim Gitter klin­geln!», steht bei der Pfor­te. Gleich dahin­ter star­tet die Ausstel­lung. Mehre­re Schau­ta­feln, Bücher, viele Fotos und eine Nähma­schi­ne. An letz­te­rer war Bruder Mein­rad oft anzu­tref­fen. Gebo­ren und aufge­wach­sen in Altstät­ten, zog es den gelern­ten Schnei­der Josef Gebhard Eugs­ter nach Einsie­deln. Im Klos­ter wirk­te Bruder Mein­rad als «Schnei­der­bru­der». Anläss­lich des 100. Todes­ta­ges am 14. Juni 2025 bringt das Klos­ter Einsie­den mit verschie­de­nen Akti­vi­tä­ten (siehe Kasten) das Leben und Wirken des Rhein­ta­ler Mönchs näher. Seine wich­tigs­ten Eigen­schaf­ten sind schnell aufge­zählt: Bruder Mein­rad beein­druck­te mit seiner über­ra­gen­den Freund­lich­keit, Beschei­den­heit und Ausstrah­lung. Diese ist auch auf dem über hundert Jahre alten Foto zu erken­nen, das einem in der Ausstel­lung mehr­mals begeg­net. Auch wenn Bruder Mein­rad fünf­zig Jahre in der Bene­dik­ti­ner­ab­tei Maria Einsie­deln lebte und wirk­te, habe er sich zum Rhein­tal verbun­den gefühlt, wird gleich auf der ersten Tafel betont. In der Ausstel­lung werden eini­ge Bezü­ge zur Ostschweiz herge­stellt. «Br. Mein­rad», steht auf einer Tür zwischen zwei Schau­ta­feln. Was verbirgt sich dahin­ter? Etwas zaghaft öffnet man die Tür und steht in einer ganz priva­ten Umgebung.

Was erwar­tet einen hinter dieser Tür?

In der Zelle von Br. Meinrad

Es handelt sich nicht um die Zelle von Bruder Mein­rad, denn diese ist aufgrund von Umbau­ar­bei­ten nicht mehr erhal­ten. Aber in diesem Raum lässt sich erah­nen, wie er gelebt hat. Hier steht auch der Lehn­stuhl, in dem Bruder Mein­rad gestor­ben ist. Die Zelle, als ein beson­de­rer «Gebets­raum» konzi­piert, ist das High­light der Ausstel­lung: In dem klei­nen Zimmer über­all verteilt liegen Gebe­te von Bruder Mein­rad. Sie bezie­hen sich auf verschie­de­ne Situa­tio­nen im Alltag und laden ein zur Besinnung.

Mit Freund­lich­keit punkten

«Super­he­roes» bekom­men auf Social Media heute gros­se Aufmerk­sam­keit, auch Heili­ge haben oft den «Superheroes»-Status. Doch Bruder Mein­rad war aus einem ganz ande­ren Holz geschnitzt und viel­leicht macht ihn gera­de das zum idea­len Vorbild für die Gegen­wart. Die Texte auf den Ausstel­lungs­ta­fel machen deut­lich: Der Rhein­ta­ler Bene­dik­ti­ner hat die Heilig­keit im Alltag gelebt, er ist kein spek­ta­ku­lä­rer Heili­ger. Er führ­te ein ganz gewöhn­li­ches und beschei­de­nes Leben. Gera­de das macht ihn zum Vorbild und lässt ihn authen­ti­scher wirken als manch gros­ser Glaubensheld.

Die Zelle ist als Gebets­raum gestal­tet und lädt ein, über sich, Gott und den Glau­ben nachzudenken.

Warten auf ein Wunder

Teil der Ausstel­lung ist eine Wand mit zahl­rei­chen Votiv­ta­feln: Gläu­bi­ge bedan­ken sich bei der Gottes­mut­ter und dem Bruder Mein­rad für seine Fürspra­che bei Gott. Doch das Klos­ter Einsie­deln wartet auf ein Wunder. Dieses ist notwen­dig für die Selig­spre­chung von Bruder Mein­rad. Am Grab von Bruder Mein­rad beten auch heute viele Gläu­bi­ge. Die Besu­che­rin­nen und Besu­cher werden einge­la­den, wunder­sa­me Gebets­er­hö­run­gen beim Klos­ter zu melden. Inner­halb der Einsied­ler Bene­dik­ti­ner­ge­mein­schaft und der Wunsch der Gläu­bi­gen lies­sen Abt Igna­ti­us Staub bereits 1939 den Selig­spre­chungs­pro­zess einlei­ten. Aber hat der Rhein­ta­ler Mönch den offi­zi­el­len «Selig»-Stempel nötig? Viel­leicht passt es noch viel besser zu Bruder Mein­rad wie es jetzt ist. Es ist eine klei­ne, aber feine Ausstel­lung. Sie liefert einen guten Grund für einen Ausflug nach Einsie­den in diesem Jahr.

Zahl­rei­che Votiv­ta­feln zeigen, wie wich­tig Bruder Mein­rad für viele Gläu­bi­ge war und ist.

«Bruder-Meinrad-Tage» und ein neuer Film

Im Gedenk­jahr findet jeweils am 14. Tag eines jeden Monats ein «Bruder-Meinrad-Tag» statt. Ziel dieser Gedenk­ta­ge ist es, an den einzel­nen Tagen verschie­de­ne Aspek­te seines Lebens und seiner Botschaft zu entde­cken. Für das Gedenk­jahr wurde ein neuer Dokumentar-Film (50 Minu­ten) produ­ziert, er ist auch auf YouTube zu finden, Link via: www.pfarreiforum.ch/brudermeinrad. Die Ausstel­lung ist täglich geöff­net, Sonn- und Feier­ta­ge: 10.30 bis 18.30 Uhr, Montag bis Sams­tag: 8.00 bis 18.30 Uhr, der Eintritt ist kostenlos.

→ www.bruder-meinrad.ch

Doku­men­tar­film Bruder Mein­rad (Link zu YouTube)

Text: Stephan Sigg

Bild: ssi / zVg.

Veröf­fent­licht: 18.02.2025

Ins Licht gerückt

Im Febru­ar werden sowohl in der Kirche als auch in der inter­na­tio­na­len Welt  Mädchen und Frau­en für einmal ins Licht gestellt. Was ich bisher nicht wuss­te:  Seit 2015 gibt es einen «Inter­na­tio­na­len Tag der Frau­en und Mädchen in der Wissen­schaft». Er wird von der UNESCO und UN-Frauen jähr­lich am 11. Febru­ar mit inter­na­tio­na­len Feier­lich­kei­ten begangen.

Ganz am Ende der Kind­heits­ge­schich­te Jesu hat im Lukas­evan­ge­li­um eine Frau ihren gros­sen Moment: Hanna, die einzi­ge Frau, die im Neuen Testa­ment als Prophe­tin bezeich­net wird. Am 2. Febru­ar, dem Fest der «Darstel­lung des Herrn», wird sie von Lukas ins «Licht gestellt». Im Tempel in Jeru­sa­lem erken­nen der grei­se Sime­on und Hanna im klei­nen Jesus den Erlö­ser, das Heil für alle Völker und ein Licht, das alle erleuch­tet. Sime­on preist Gott und schafft es mit seinem Lobge­sang sogar bis in das Stun­den­ge­bet der Kirche (Lk 2, 29–32). Nach Sime­on tritt sein weib­li­ches Gegen­über hervor. Lukas nennt Hanna «Prophe­tin». Für ihn ist klar, dass Gottes Geist nicht nur Männer, sondern auch Frau­en reden lässt. Über das, was dann geschah, verliert Lukas nur weni­ge Worte: «Sie pries Gott und sprach über das Kind zu allen, die auf die Erlö­sung warte­ten.» (Lk 2,38) Was genau sie gesagt hat, erfah­ren wir nicht. Viel­leicht typisch für die dama­li­ge Stel­lung der Frau? Dennoch bleibt es dabei: Hanna war eine Prophe­tin. Sie auf das noch so wert­vol­le, aber eben zurück­ge­zo­ge­ne Gebet im Tempel zu redu­zie­ren, würde ihr nicht gerecht. Manche mögen sich schwer tun damit, Frau­en als Diako­nin oder Pries­te­rin in der katho­li­schen Kirche zu sehen. Dass es bis heute Prophe­tin­nen gibt, steht trotz­dem ausser Frage.

Syste­mi­sche Barrieren

Leider sehen sich Frau­en und Mädchen immer noch mit syste­mi­schen Barrie­ren und Vorur­tei­len konfron­tiert, die sie daran hindern, eine Karrie­re in der Wissen­schaft oder der Kirche zu verfol­gen. Warum fällt es so schwer, Frau­en gebüh­rend ins Licht zu stel­len? Haben Sie gewusst, dass etwa die Nobel­prei­se von Beginn an primär an Männer verlie­hen wurden? Unter den insge­samt 981 Preisträger/innen (darun­ter fünf mehr­fach ausge­zeich­ne­te), die zwischen 1901 und 2024 den Nobel­preis erhiel­ten, sind ledig­lich 66 Frau­en. Hanna und Sime­on haben das Heil und das Licht gese­hen, das alle (!) erleuch­tet. Gott stellt alle glei­cher­mas­sen «ins Licht», Männer wie Frau­en, weil er den Menschen gross und in seinen Möglich­kei­ten sieht. In diesem Sinn, einen licht­erfüllten Febru­ar 2025!

Text: Schwes­ter M. Monja, Schönstatt-Marienschwester in Quar­ten und Klinikseelsorgerin

Bild: zVg.

Veröf­fent­li­chung: 7. Febru­ar 2025

Vom Papst geehrt

Seit Jahr­zehn­ten enga­giert sich Ildi­kó von Raks­sanyi als Kirchen­mu­si­ke­rin im Bistum St. Gallen. Nun hat die 76-Jährige dafür eine Aner­ken­nung von Papst Fran­zis­kus erhalten.

«Solan­ge ich Musik machen kann, lebe ich», sagt Ildi­kó von Raks­sanyi. Was im ersten Moment und aus vielen Mündern komisch tönt, ist in diesem Fall durch­aus plau­si­bel. Denn Musik ist das Leben der 76-Jährigen. Nun wurde Ildi­kó von Raks­sanyi eine beson­de­re Ehre zuteil: Für ihr lang­jäh­ri­ges Enga­ge­ment als Kirchen­mu­si­ke­rin hat sie im vergan­ge­nen Jahr die Benemerenti-Medaille erhal­ten. Es handelt sich dabei um eine päpst­li­che Aner­ken­nung für Verdiens­te um die katho­li­sche Kirche. Beremer­en­ti ist latei­nisch und heisst «dem Wohl­ver­dien­ten». Und das passt: Seit über 60 Jahren enga­giert sie sich als Musi­ke­rin, hat zu aktivs­ten Zeiten fünf Kirchen­chö­re gelei­tet, hat Hunder­ten von Kindern und Erwach­se­nen das Singen beigebracht, hat zahl­rei­che Gottes­diens­te mit der Orgel beglei­tet und Sing­kur­se für die Pro Senec­tu­te abgehalten.

Idiy­ko von Raks­sanyi an der Orgel in der Kirche Niederwil

Beschei­den­heit als Tugend

Noch heute, rund ein halbes Jahr nach der Verlei­hung, kann Ildi­kó von Raks­sanyi die Ehre noch immer nicht glau­ben: «Es ist unbe­schreib­lich, dass ich so etwas erhal­te. Ich mache doch nur Musik und spie­le Orgel. Ich bin dank­bar, dass ich das über­haupt machen darf», sagt sie beschei­den. Beschei­den­heit und Demut, so Ildi­kó von Raks­sanyi auf Nach­fra­ge, seien für sie die wich­tigs­ten Tugen­den im Leben eines Menschen. «Ich nehme mich nicht zu wich­tig.» Beschei­den­heit zeigt sie auch, wenn sie sagt: «Wir Lehrer dürfen uns nicht über die Schü­ler stel­len. Wir sind nicht besser als sie – wir haben nur immer und immer das Glei­che geübt.» Ihre musi­ka­li­sche Ader hat Ildi­kó von Raks­sanyi früh entdeckt. Sie ist in Buda­pest in einer ökume­ni­schen, katho­lisch gepräg­ten Fami­lie aufge­wach­sen und hat mit sieben Jahren mit dem Orgel­spiel begon­nen. Weil sie als Adeli­ge und Chris­tin im kommu­nis­ti­schen Ungarn verfolgt wurde, floh sie 1972 nach Deutsch­land. Dort war sie in verschie­de­nen musi­ka­li­schen Berei­chen tätig und grün­de­te unter ande­rem 1978 das Kodaly-Institut in Düssel­dorf. In den 1980er-Jahren leite­te sie in Düssel­dorf den städ­ti­schen Musik­ver­ein mit zirka 300 Mitgliedern.1988 zog Ildi­kó von Raks­sanyi ins Fürs­ten­tum Liech­ten­stein, und auch hier über­nahm sie Lehr­auf­trä­ge und arbei­te­te als Orga­nis­tin und Chor­lei­te­rin. Heute lebt sie in Vaduz. Wenn Ildi­kó von Raks­sanyi in all den Jahren Orgel gespielt hat, hat sie sich oft selber mit der eige­nen Stim­me beglei­tet – eine Eigen­heit der Musi­ke­rin. Etwas hat sich aller­dings geän­dert: «Jetzt mit bald 80 Jahren befreie ich mich von den Zwän­gen und spie­le frei­er. Ich liebe es, zu impro­vi­sie­ren. Ich bin ein frei­heits­lie­ben­der Mensch.»

Idiy­ko von Raks­sanyi erhielt 2024 eine päpst­li­che Medaille.

Alters­heim ist Herzensangelegenheit

Beson­ders am Herzen lagen ihr in den vergan­ge­nen Jahren die Besu­che im Alters­heim in Lauter­ach (Vorarl­berg). Und die Arbeit mit den Kindern. Ildi­kó von Raks­sanyi erzählt, wie sie noch heute Kontakt zu ehema­li­gen Schü­le­rin­nen hat, dass mitt­ler­wei­le bereits deren Enkel­kin­der bei ihr in den Unter­richt kommen und wie auch sie stets von der «Cool­ness» der Jungen profi­tier­te. «Ich hatte immer die besten Schü­le­rin­nen und Schü­ler.» Ildi­kó von Raks­sanyi meint damit nicht unbe­dingt das Können – «sondern ihre Freu­de und Moti­va­ti­on.» Nicht nur musi­ka­lisch enga­giert sich Ildi­kó von Raks­sanyi für Kinder. Sie war in Liech­ten­stein auch an der Grün­dung des Kinder­sor­gen­te­le­fons betei­ligt. Privat ist sie tief im Glau­ben veran­kert. Ildi­kó von Raks­sanyi betet täglich den Rosen­kranz und das Vater­un­ser – «für Menschen, die es schwer haben und nicht so gut sind», wie sie sagt. In diesen Tagen wendet sie sich vermehrt auch mit eige­nen Anlie­gen an Gott. Sie leidet seit Kurzem unter Tinni­tus. «Manch­mal frage ich mich schon, wieso Gott das zulässt.» Das Alter, es geht auch an der positivdenkenden Frau nicht spur­los vorbei.

Text: Ales­sia Paga­ni
Bild: Urs Bucher

Veröf­fent­li­chung: 03. Febru­ar 2025

Helfen, eine Meinung zu bilden

Sich mit frechen, toben­den Jugend­li­chen ausein­an­der­set­zen, die Hamas, Putin und Trump ­zu verste­hen versu­chen oder den Umgang mit dem Sack­mes­ser erler­nen – seit 40 Jahren bietet das Haus Guten­berg im liech­ten­stei­ni­schen Balzers Weiter­bil­dun­gen für Erwach­se­ne an.

«Wir wollen immer unse­re Nase im Wind haben und Themen aufneh­men, die die Gesell­schaft aktu­ell beschäf­ti­gen», sagt Bruno Fluder, Theo­lo­ge und Geschäfts­lei­ter des Hauses Guten­berg. Die Insti­tu­ti­on in Balzers FL steht seit 40 Jahren für Erwach­se­nen­bil­dung. Sie bietet exter­nen Refe­ren­ten und Grup­pen Veran­stal­tungs­räu­me und Über­nach­tungs­mög­lich­kei­ten. Jedes Jahr werden im eige­nen Programm rund 150 bis 170 Veran­stal­tun­gen ange­bo­ten. Die Themen­ge­bie­te reichen von Spiri­tua­li­tät und Persön­lich­keit über Fami­lie und Gesell­schaft bis zu Kultur und Gesund­heit. Das Bildungs­haus verste­he sich als Hilfe zur Meinungs­bil­dung – als Antwort auf die Tendenz, dass sich Menschen immer mehr in ihre Blasen zurück­zie­hen und nur sehen und denken, was sie kennen und wissen, so Fluder. «Wir wollen die Menschen dazu verfüh­ren, nicht nur über die eige­ne Welt­an­schau­ung nachzudenken.»

Kirch­li­che Wurzeln

Das Haus Guten­berg hat eine beweg­te Vergan­gen­heit: 1854 wurde im Auftrag der Fürs­tin Fran­zis­ka von Liech­ten­stein mit dem Bau begon­nen. Geplant war gemäss Über­lie­fe­rung eine Erzie­hungs­an­stalt für Buben. Diese zogen aller­dings nie ein, das Haus stand eini­ge Jahre leer. Eine Lösung gab es, als die Schwes­tern von der christ­li­chen Liebe ihr Töch­ter­in­sti­tut in Konstanz auflö­sen muss­ten. Von 1920 bis 1934 bilde­ten die Schwes­tern vom Kost­ba­ren Blut in Balzers junge Ordens­frau­en zu Kran­ken­schwes­tern und Lehre­rin­nen aus. 1935 über­nahm der Salettiner-Orden das Haus, junge Menschen berei­te­ten sich in Guten­berg auf den Eintritt in die reli­giö­se Gemein­schaft (Novi­zi­at) vor. Von 1954 bis 1973 beher­berg­ten die Räume ein Progymnasium. 

Seit 1985 versteht sich das Haus Guten­berg im liech­ten­stei­ni­schen Balzers als Begegnungs- und Bildungs­stät­te für Jugend­li­che und Erwachsene.

1985 wurde das wieder eröff­ne­te Haus Guten­berg unter der Leitung der Salet­ti­ner zur Begegnungs- und Bildungs­stät­te für Jugend­li­che und Erwach­se­ne. Ende 2022 lösten die Salet­ti­ner ihre Gemein­schaft in Balzers auf, seit­her wohnen unter ande­rem Flücht­lin­ge in den frei­en Räumen.

«Kein Selbst­läu­fer»

Heute ist das Haus Guten­berg eine Platt­form für Ausein­an­der­set­zung und Dialog. «Es geht darum, über unse­re Werte zu disku­tie­ren und Hilfe bei persön­li­chen Fragen zu bieten. Wir wollen zum Denken und allen­falls Umden­ken anre­gen. Aber wir sind kein Bildungs­haus, das abschlies­sen­de Antwor­ten gibt», erklärt Fluder beim Rund­gang. An diesem windi­gen Nach­mit­tag sind alle fünf Veran­stal­tungs­räu­me belegt. Dies ist nicht immer der Fall. 

Das Haus Guten­berg bietet fünf Veran­stal­tungs­räu­me. Die Nach­fra­ge war zuletzt rückläufig.

Eben­so stür­misch wie das Wetter an diesem Tag waren auch die vergan­ge­nen Mona­te und Jahre für die Verant­wort­li­chen des Seminar- und Bildungs­hau­ses. Viele Verän­de­run­gen stan­den an – noch weite­re werden folgen. Das Haus Guten­berg ist längst kein Selbst­läu­fer mehr, wie Bruno Fluder erklärt. «Viele Menschen sind müde, sich mit komple­xen Themen zu befas­sen. Weni­ge sind bereit, die Frei­zeit dafür aufzu­wen­den, wenn es sich nicht um eine beruf­li­che Weiter­bil­dung handelt, sondern um eine persön­li­che.» Eine gros­se Heraus­for­de­rung sei es vor allem, neue junge Gäste zu gewin­nen. Die Coro­na­pan­de­mie hat die Besu­cher­zah­len klei­ner werden lassen.

Dialog verstär­ken

Dies spüren die Verant­wort­li­chen nicht zuletzt in der Kasse. Mass­nah­men wurden ergrif­fen. Neu werden die Über­nach­tungs­räu­me im Inter­net als öffent­li­ches Hotel bewor­ben. Damit erhof­fen sich die Verant­wort­li­chen Mehr­ein­nah­men. Das Perso­nal wurde in den vergan­ge­nen Jahren von neun auf sechs Mitar­bei­te­rin­nen gekürzt. Vor weni­gen Wochen wurde bekannt, dass auch der Geschäfts­füh­rer Spar­mass­nah­men Raum gibt und das Haus per Ende Febru­ar verlas­sen wird. Künf­tig wollen die Verant­wort­li­chen den Schwer­punkt noch mehr auf Dialo­ge setzen und haben neue Veran­stal­tungs­rei­hen wie «Dinner plus …» ins Leben geru­fen, wo ein Gast­ge­ber zwischen den Menü­gän­gen philo­so­phi­sche Anstös­se gibt, über welche beim Essen disku­tiert wird. Bruno Fluder hofft, dass es das Ange­bot des Hauses Guten­berg noch lange geben wird. «Wir hatten immer den Anspruch, keine Alltags­flie­ge zu sein, sondern nach­hal­tig gesell­schaft­li­che Wirkung zu erzie­len. Das ist uns nicht immer gleich gut gelun­gen, aber wir haben immer gelernt und blei­ben dran.»

Text: Ales­sia Paga­ni
Bild: zVg

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