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Editorial Ausgabe Dezember 2024

Als Kind ging ich beson­ders in der Weih­nachts­zeit gerne in die Kirche. Der Raum war erfüllt von Stil­le und Kerzen­licht, und ich konn­te stau­nen. Dieses Stau­nen ist geblie­ben, etwa wenn ich wie für die aktu­el­le Repor­ta­ge Ange­bo­te wie Kirche Kunter­bunt besu­che. Das ist ein Ange­bot für Fami­li­en, bei dem es wild, frech und bunt zu und her geht und Kirche und somit Gemein­schaft neu erleb­bar wird. Kirche Kunter­bunt wider­spie­gelt, wie viel­fäl­tig unse­re Gesell­schaft zuneh­mend wird. Als leben­di­ger und diver­ser Ort ermög­licht sie, uns inter­kul­tu­rell oder gene­ra­tio­nen­über­grei­fend auszu­tau­schen. Und wir können Menschen mit verschie­de­nen Welt­an­schau­un­gen und Lebens­ent­wür­fen kennen­ler­nen. Das ist eine gros­se Chan­ce. Im oftmals hekti­schen Alltag tut Gemein­schaft gut. Wir brau­chen krea­ti­ve Auszei­ten, Austausch und Raum für Gesprä­che, Fragen und Zwei­fel. Wie lässt sich eine viel­fäl­ti­ge Gemein­schaft lang­fris­tig zusam­men­hal­ten? Zum einen bestimmt dadurch, dass wir viele neue Wege erkun­den. Inso­fern bedeu­tet kunter­bunt für mich, das Stau­nen nicht zu verler­nen, sondern immer wieder neu zu entdecken.

Nina Rudni­cki, Redak­to­rin Pfar­rei­fo­rum, 27. Dezem­ber 2024

In die Kirche wie Pippi Langstrumpf

Wild und chao­tisch sowie gast­freund­lich und gene­ra­tio­nen­über­grei­fend: So soll Kirche Kunter­bunt sein. Das Pfar­rei­fo­rum hat sich auf dieses Erleb­nis einge­las­sen und ist der Frage nach­gegangen, was dieses neue Format bei Fami­li­en im ganzen Bistum St. Gallen so beliebt macht.

Die Finger der Kinder sind von oben bis unten mit Zucker­guss verschmiert. Die Klei­nen sitzen an einem Tisch im Domzen­trum in St. Gallen und bekle­ben ster­nen­för­mi­ge Kekse mit Smar­ties und Zucker­per­len. Aus einem Raum im Erdge­schoss ist ein Laubbläser zu hören. Mit diesem jagen eini­ge Buben Luft­bal­lo­ne um Verkehrs­hüt­chen herum. Und im Flur sitzen eini­ge Fami­li­en um ein Klavier herum und lernen mit einem Musi­ker Weih­nachts­lie­der. Rund 100 Perso­nen sind es, die an diesem Sonn­tag­vor­mit­tag zwischen den verschie­de­nen Posten von Kirche Kunter­bunt im Domzen­trum hin- und herei­len. Das drei­stö­cki­ge Gebäu­de ist von Lachen und Rufen erfüllt und manche Passan­tin­nen und Passan­ten blei­ben auf dem Gallus­platz bei der Kathe­dra­le erstaunt stehen und schau­en zu dem Gebäu­de herüber. In einer Scha­le auf dem Boden vor dem Eingang zum Domzen­trum brennt ein Feuer, in dem eini­ge Kinder mit Draht umwi­ckel­te Karton­ster­ne verbren­nen. Übrig bleibt eine ster­nen­för­mi­ge Figur zum Aufhängen.

Tisch­fuss­ball und Papiersterne

Wo sollen wir anfan­gen? Meine zwei Buben und ich drücken uns erst einmal an der Haus­wand entlang. Seel­sor­ge­rin Anne-Dominique Wolfers, die zusam­men mit ihrer Kolle­gin Ramo­na Casa­no­va Kirche Kunter­bunt orga­ni­siert, hat uns vorge­warnt: «Kirche Kunter­bunt ist wild und chao­tisch und voller Leben.» Genau­so solle es sein, wie bei Pippi Lang­strumpf in der Villa Kunter­bunt eben. Und dann sind wir mitten­drin: Wir spie­len Tisch­fuss­ball am Tögge­li­kas­ten und basteln Papier­ster­ne. Und gerne schau­en wir den vielen ande­ren Kindern zu. Es gibt viele Babys und Klein­kin­der und noch mehr Kindergarten- und Primar­schul­kin­der. Es gibt Kinder, die wir schon vom Fuss­ball­ver­ein und vom Kinder­tur­nen kennen, und solche, denen wir regel­mäs­sig im Quar­tier begeg­nen. Und dann gibt es ganz viele Eltern, Tanten, Onkel und Gross­el­tern, die an diesem Tag bei Kirche Kunter­bunt mit dabei sind. Eine Mutter, die wir vom Kinder­tur­nen kennen, sagt: «Kirche Kunter­bunt ist einfach so herzig gemacht, dass ich regel­mäs­sig mit meinen Kindern hier­her­kom­me. Weil mein Mann dieses Wochen­en­de weg ist, habe ich meine Eltern als Verstär­kung mitgebracht.»

Von über­all her

Gene­ra­tio­nen­über­grei­fend, gast­freund­lich und krea­tiv: So soll Kirche Kunter­bunt sein. Alle sind will­kom­men. Ziel des Forma­tes ist es, eine Gemein­schaft aufzu­bau­en, in welcher der Glau­be ohne Zwang auspro­biert und gelebt werden kann. Ramo­na Casa­no­va sagt: «Viele Fami­li­en haben bei der Taufe Berüh­rungs­punk­te mit der Kirche und dann erst wieder, wenn ihre Kinder den Reli­gi­ons­un­ter­richt in der Primar­schu­le besu­chen. Mit Kirche Kunter­bunt können wir diese Lücke schlies­sen.» Spezi­ell an Kirche Kunter­bunt im Domzen­trum ist, dass die Fami­li­en nicht nur aus dem Quar­tier kommen, sondern auch von weiter her, wie beispiels­wei­se aus Heris­au oder Mörschwil. Und es sind eini­ge Fami­li­en der eritre­ischen Sprach­ge­mein­schaft mit dabei, die ihren Mittel­punkt in einer benach­bar­ten Pfar­rei hat.

Davon mit dem Jesuskind

Nach einein­halb Stun­den Aktiv­zeit der Kirche Kunter­bunt mit den verschie­de­nen Posten steht jetzt der nächs­te Programm­punkt an: die Feier­zeit. Wir drän­gen uns auf eine Fens­ter­bank in der Nähe des Klaviers im Saal im Erdge­schoss. Dieser füllt sich rasch. «Dieses Mal sind doppelt so viele Fami­li­en gekom­men, wie wir erwar­tet haben. Unser Küchen­team hat das wirk­lich gut gemeis­tert und spon­tan darauf reagiert», sagt Anne-Dominique Wolfers. Für Kirche Kunter­bunt muss man sich nicht anmel­den, sondern kann einfach spon­tan kommen. Das gemein­sa­me Essen ist ein weite­rer Höhe­punkt von Kirche Kunter­bunt. Es ist kosten­los und die Fami­li­en können sich an den Tischen kennen­ler­nen. Zuerst wird an der Feier aber gesun­gen, gehüpft, geklatscht und vieles mehr. Von unse­rem Fens­ter­platz aus  beob­ach­ten wir, wie während der Feier ein Bub stän­dig versucht, heim­lich das Jesus­kind in der Krip­pe aus dem Raum zu schie­ben, um es für sich allei­ne zu haben. «Jetzt schafft er es», sagt mein Sohn und lacht. Aber dann kommt schon seine Mutter dazu und hält ihn auf. Jede Fami­lie bekommt einen Papier­stern und alle dürfen auf diesen ihre Wünsche schrei­ben. Es soll etwas sein, das  man sich in den folgen­den Tagen auch erfül­len kann. «Gemein­sam am Abend basteln», steht auf unse­rem Stern. Zum Abschluss halten alle Fami­li­en­mit­glie­der eine Ecke ihres Sterns und geben ihrem Gegen­über ein Gebet mit auf den Weg. Für weni­ger Albträu­me in der Nacht bittet mein Jünge­rer für seinen älte­ren Bruder.

Schlaf­los vor Vorfreude

Beim Essen­ho­len wird es noch­mals chao­tisch. Wie schafft man es mit einem Drei- und einem Sechs­jäh­ri­gen vom Buffet zurück an den Platz, ohne dass die Nudeln auf dem Boden landen? Während die beiden später am Tisch darüber disku­tie­ren, ob ihnen die Butter­nu­deln nun schme­cken oder nicht, setzt sich ein weite­rer Kinder­gärt­ner mit seiner Mutter zu uns. Sie erzählt, dass sie regel­mäs­sig in die Kirche Kunter­bunt kommt und wie sehr sich ihr Bub jeweils darauf freut. «Heute ist er mitten in der Nacht um drei Uhr aufge­wacht und hat bis sechs Uhr Bücher ange­schaut, weil er vor Vorfreu­de nicht mehr schla­fen konn­te», sagt sie. Er lacht und nickt. Und bei den letz­ten Löffeln Dessert sehen seine Augen müde und zufrie­den aus.

Musik, Thea­ter und krea­ti­ve Verkün­di­gung: Kirche Kunter­bunt hat ihren Ursprung als «Messy Church» in England. Die Initia­ti­ve versteht sich als eine frische Ausdrucks­form von Kirche. Junge Fami­li­en können hier Gemein­de erle­ben, auch wenn sie bisher wenig Bezug zu Glau­ben und Kirche hatten. Kirche Kunter­bunt läuft stets gleich ab und findet regel­mäs­sig alle paar Wochen statt: Während der 30-minütigen Will­kom­mens­zeit tref­fen die Fami­li­en ein. Danach folgt die Aktiv­zeit mit verschie­de­nen Posten, gefolgt von der Feier­zeit mit Musik, Thea­ter und krea­ti­ver Verkün­di­gung. Den Abschluss bildet die Essens­zeit. Jede Kirche Kunter­bunt steht unter einem Thema oder einer bibli­schen Erzäh­lung. Im Bistum St. Gallen findet sie in den Pfar­rei­en oder Seel­sor­ge­ein­hei­ten Gäbris, Widnau/Balgach/Diepolsdau-Schmitter, Berneck/Au/Heerbrugg, Gais, Appen­zell, Rorschach, Buech­berg, Eich- und Blat­ten­berg, Gams, Gaster, Walen­see, Uznach, Ober­zwil und Nieder­uz­wil sowie in der Stadt St. Gallen im DomZen­trum und in der Pfar­rei Heilig­kreuz statt.

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 24. Dezem­ber 2024

Familien kreativ und neu begegnen

Kirche Kunter­bunt hat die Uznacher Reli­gi­ons­päd­ago­gin Sandra Buss­lin­ger von Beginn an begeis­tert. Die 51-Jährige sagt, ­wieso diese in Uznach ökume­nisch ist, welche Rolle Insta­gram spielt und ob das ­Ganze auch bei Senio­rin­nen und Senio­ren funk­tio­nie­ren würde.

Sandra Buss­lin­ger, was macht Kirche Kunter­bunt in Uznach besonders?

In Uznach gibt es bereits eini­ge tolle Ange­bo­te für Kinder und Jugend­li­che, wie etwa den Kinder­chor oder die Jugend­treffs. Hinzu kommen Ange­bo­te, die sich gezielt an Klein­kin­der und ihre Eltern rich­ten. Doch was uns fehl­te, war etwas, das die ganze Fami­lie anspricht. Am besten soll­te das nieder­schwel­lig und unkom­pli­ziert sein.

Sandra Buss­lin­ger

Kirche Kunter­bunt ist vor allem aber frech und wild…

Und darin liegt defi­ni­tiv ein Mehr­wert. Es werden alle Sinne ange­spro­chen. Das ist wunder­voll. Es wird gesun­gen, gespielt, geges­sen, gebas­telt, erlebt und vieles mehr. Die Kinder und ihre Eltern können sich zwischen den verschie­de­nen Posten frei entschei­den und auch selbst wählen, wie lange sie an einem Posten blei­ben oder wie oft sie diesen wieder­ho­len. Bis auf die vier Fixpunk­te Will­kom­mens­zeit, Aktiv­zeit, Feier­zeit und Essens­zeit läuft alles spon­tan und frei ab. Fami­li­en fühlen sich wohl und will­kom­men. In der Kirche Kunter­bunt trifft man auch Fami­li­en an, die man sonst nicht im Gottes­dienst sieht.

Wann war klar, dass das Projekt nach Uznach kommt?

Der entschei­den­de Moment war der April 2022. Damals orga­ni­sier­te das Bistum St. Gallen zusam­men mit der evangelisch-reformierten Kirche des Kantons St. Gallen und «Kirche Kunter­bunt Deutsch­land» einen Inspi­ra­ti­ons­tag. Ich wuss­te sofort, dass ich daran teil­neh­men werde. Dort traf ich meine evangelisch-reformierte Kolle­gin aus Uznach, Kath­rin Kägi, und wir waren beide total begeis­tert und inspi­riert. Uns beiden stell­te sich zudem nicht die Frage, ob, sondern wann wir mit Kirche Kunter­bunt star­ten würden. Schon fünf Mona­te später hatten wir die erste Ausga­be auf die Beine gestellt.

Kirche Kunter­bunt ist in Uznach ökume­nisch. Was ist der Vorteil davon?

Wir werden sicher einmal all jenen Paaren gerecht, die konfes­sio­nell gemischt sind. Das heisst zugleich auch, dass wir auto­ma­tisch mehr Perso­nen anspre­chen. Ein weiterer Vorteil ist, dass wir die Ressour­cen und die Finan­zen besser vertei­len können. Wir feiern Kirche Kunter­bunt unge­fähr alle zwei Mona­te. Wir bitten zwar jeweils um Anmel­dung, die Fami­li­en können aber auch spon­tan kommen. Kirche Kunter­bunt erfor­dert ein gewis­ses Mass an Flexi­bi­li­tät, da ist es sicher gut, wenn man breit abge­stützt ist.

Gibt es ein Netz­werk, in dem Sie sich austau­schen können?

Einmal im Jahr gibt es einen Fach­aus­tausch, den das Bistum orga­ni­siert. Dort disku­tie­ren wir darüber, was gelun­gen ist und was für Kirche Kunter­bunt nicht so gut funk­tio­niert hat. Man kann sich gegen­sei­tig Tipps geben oder Mate­ria­li­en austau­schen. Eine wich­ti­ge Quel­le ist für mich auch Insta­gram. Dort folge ich ande­ren Kirchen Kunter­bunt, wie etwa jenen in der Stadt St. Gallen oder der Seel­sor­ge­ein­heit Gaster. Es ist span­nend und inspi­rie­rend zu sehen, zu welchen Themen sie Kirche Kunter­bunt gestalten.

Welches war bis jetzt Ihre Lieb­lings­aus­ga­be in Uznach?

Ich fand Kirche Kunter­bunt zum Thema Scha­fe beson­ders berüh­rend. Wir hatten einen Bauern einge­la­den. Die Kinder durf­ten die Scha­fe strei­cheln und erfuh­ren alles rund um die Tiere und die Wolle. So lern­ten sie etwa, dass Schaf­wol­le etwa bei Hals­weh helfen kann, indem die Wolle aufge­legt wird. Gelun­gen fand ich auch jene Kirche Kunter­bunt, in der wir die Chris­tof­fel Blin­den­mis­si­on einge­la­den hatten. Eine blin­de Person erzähl­te den Kindern von ihrem Alltag. Zudem durf­ten wir den Bus der Orga­ni­sa­ti­on mit verschie­de­nen Posten und Spie­len nutzen.

Was lässt sich für ande­re Ziel­grup­pen abschau­en, etwa für Senio­rin­nen und Senioren?

Wir haben bereits eine Seniorinnen- und Senio­ren­grup­pen mit eige­nen Program­men. Das läuft gut. Viel­leicht können wir uns von Kirche Kunter­bunt aber abschau­en, dass es wich­tig ist, neue Formen auszu­pro­bie­ren. Ich denke da etwa an den Fami­li­en­kreuz­weg am Karfrei­tag. Früher war der immer gut von Fami­li­en besucht. Im vergan­ge­nen Jahr kamen aber nur weni­ge. Wir haben die Idee, dass wir diesen Kreuz­weg neu mit Aktiv­pos­ten rund um die Kirche gestal­ten. Solche Dinge möch­ten wir inspi­riert von Kirche Kunter­bunt testen.

Text: Nina Rudnicki

Bilder: zVg

Veröf­fent­li­chung: 24. Dezem­ber 2024

Weihnachtskrippe Amden

Rolf Böni, Krip­pen­bau­er und Sakristan der Pfar­rei Amden, baut auch in diesem Jahr in der Kirche Amden die berühm­te Weih­nachts­krip­pe, die Menschen aus der ganzen Regi­on anzieht. Ab 24. Dezem­ber kann sie besich­tigt werden.

Jedes Jahr zur Weih­nachts­zeit zieht die belieb­te Ammler Krip­pe in der Gallus­kir­che in Amden viele Besu­che­rin­nen und Besu­cher in das Berg­dorf am Walen­see. Die einzig­ar­ti­ge Krip­pen­land­schaft enthält viele hand­ge­schnitz­te Krip­pen­fi­gu­ren. Die Vorbe­rei­tungn für die Weih­nachts­krip­pe begin­nen bereits im Früh­ling. Dann begibt sich Rolf Böni auf Entde­ckungs­rei­se in der Natur. Unter­stützt wird er dabei von seiner Fami­lie und Freun­den. Bäume und Wurzeln müssen zuge­schnit­ten werden. Damit die Krip­pe im Dezem­ber unge­stört vorbe­rei­tet werden kann, werden in dieser Zeit keine Gottes­diens­te in der Kirche gefei­ert, die Pfar­rei weicht in die St.-Anna-Kapelle aus. Erst an Heilig­abend wird das Geheim­nis gelüf­tet und die Krip­pe darf besich­tigt werden.

Rolf Böni ist Verant­wort­li­cher und Erschaf­fer der Krip­pe, welche die gesam­te Kirche ausfüllt.
Als Deko­ra­ti­on arbei­tet Rolf Böni Mate­ria­li­en aus der Natur ein.
Mehre­re Tage ist Ralf Böni beschäf­tigt, bis jede Figur am rich­ti­gen Platz steht.
Erst am 24. Dezem­ber ist es soweit: Die Bevöl­ke­rung darf die neue Weih­nachts­krip­pe bestaunen.
Das Herz der Weih­nachts­krip­pe: Maria, Josef und das Jesus-Kind in der Krippe.
Die Weih­nachts­krip­pe visua­li­siert die verschie­de­nen Szenen aus der bibli­schen Weih­nachts­er­zäh­lung, hier: die Hirten auf dem Feld.
… und auch die Heili­gen Drei Köni­ge, die Jesus besu­chen, dürfen nicht fehlen.
Die Krip­pen­fi­gu­ren sind bis in die kleins­ten Details ausgearbeitet.
Die Krip­pe enthält auch viele Bezü­ge zur alpi­nen Welt wie zum Beispiel pitto­res­ke Bergbäche.
Noch ist es ruhig in der Kirche, aber ab 24. Dezem­ber zieht sie unzäh­li­ge Menschen aus der ganzen Regi­on und darüber hinaus an.

Bis Ende Januar

Die Weih­nachts­krip­pe wird am 24. Dezem­ber um 14:00 Uhr eröff­net, sie kann bis Ende Janu­ar täglich von 9:00 bis 18:00 Uhr besich­tigt werden. Rolf Böni bietet für Grup­pen auch Führun­gen an. Dabei erzählt er Hinter­grund­in­fos zur Krip­pe und deren Entste­hung und gibt auch Einbli­cke in die Aufbau- und Abbauphase. 

Weite­re Informationen

Text: Stephan Sigg

Bild: Manue­la Matt

Veröf­fent­li­chung: 23.12.2024

Editorial Dezemberausgabe

Ich kann mich noch gut daran erin­nern, wie ich zum ersten Mal an Heilig­abend die Mitter­nachts­mes­se besucht habe, wie ich als Kind mit den Krip­pen­fi­gu­ren meiner Gross­el­tern gespielt und mich schon Tage vor dem gros­sen Fest auf das obli­ga­te Fondue Chinoi­se gefreut habe. 

Weih­nach­ten ist mit aller­lei Tradi­tio­nen verbun­den, die über Gene­ra­tio­nen gepflegt und weiter­ge­ge­ben werden. Dabei ist es nicht immer einfach, allen Bedürf­nis­sen gerecht zu werden.

Für die einen gehö­ren Geschen­ke unter den feier­lich geschmück­ten und mit Kugeln behäng­ten Baum, ande­ren sagen diese Symbo­le nichts. Eini­ge möch­ten den Heilig­abend singend verbrin­gen, ande­re würden lieber einer Weih­nachts­ge­schich­te horchen. Das kann auch schon mal zu Miss­tö­nen in den warmen Stuben führen. 

Gera­de für Chris­tin­nen und Chris­ten, die nicht in der Schweiz gebo­ren wurden, ist es nicht immer einfach, die ihnen bekann­ten Tradi­tio­nen auch in der neuen Heimat aufrecht­zu­er­hal­ten. Sie sitzen zwischen Stüh­len und Bänken. Das Verbin­den­de: Die Weih­nachts­bot­schaft. Trotz Glit­zer und Lamet­ta, ob ein echter Baum oder ein künst­li­cher, das Zusam­men­sein mit den Liebs­ten und das Feiern der Geburt Jesu ist es, worauf es an Weih­nach­ten ankommt. Nicht umsonst trägt das Fest auch den Namen «Fest der Liebe».

Text: Ales­sia Paga­ni
Bild: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 17. Dezem­ber 2024

Zeit, Rückblick zu halten?

In der Kolum­ne Meine Sicht ist dies­mal die Rorscha­cher Seel­sor­ge­rin Vera Maria Rösch an der Reihe. Sie denkt über das sich zu Ende neigen­de Jahr nach und darüber, was uns hoff­nungs­voll auf Neues blicken lässt.

Meine altmo­di­sche Papieragen­da wird wieder schlan­ker. Ein volles Jahr, das sich dem Ende zuneigt.

Seite um Seite gefüllt mit To-do-Listen, Noti­zen, Wich­ti­gem und Klei­nig­kei­ten, mit Erleb­tem, das das vergan­ge­ne Jahr präg­te. Nur noch weni­ge Wochen, schon ist das Jahr 2024 wieder Geschich­te. Zeit, Rück­blick zu halten? Bestimmt war da auch bei Ihnen viel Schö­nes und Freu­di­ges. Feste, Erfol­ge, beson­de­re Erleb­nis­se und Glücks­mo­men­te. Vermut­lich gab es aber auch Stil­les, Dinge, die im Dunk­len lagen, die viel Schnauf brauch­ten, die Sie erschöpf­ten und ermü­de­ten. Und neben all dem Priva­ten immer wieder gesell­schaft­li­che und poli­ti­sche Neuig­kei­ten, die den klei­nen geschütz­ten Mikro­kos­mos durch­bra­chen. Ich weiss nicht, wie es Ihnen ergeht, aber in mir löst dieses schwin­den­de Jahr, beglei­tet durch den einen oder ande­ren trüben Nebel­tag oft eine diffu­se Melan­cho­lie aus – die Frage, was das neue Jahr brin­gen wird, nimmt sich Raum.

Hoff­nungs­schim­mer

«Das geknick­te Rohr wird er nicht zerbre­chen, und den glim­men­den Docht wird er nicht auslö­schen.» Die bibli­schen Texte, die im Advent gele­sen werden, nehmen die Zerbrech­lich­keit unse­res Lebens auf und schen­ken Hoff­nungs­schim­mer: Gera­de in der Dunkel­heit sind wir nicht allein. Die alte Verheis­sung, dass das Licht das Dunk­le besiegt, gilt auch heute. Diese Zusa­ge verdich­tet sich an Weih­nach­ten: «Fürch­tet euch nicht», so die Botschaft, die der Engel an Maria und die Hirten rich­tet, es kommt gut. Mit der festen Absicht, mich vorsich­tig von dieser Zuver­sicht tragen zu lassen, kaufe ich mir eine neue Agen­da und bin gespannt auf das, was das neue Jahr brin­gen wird.

Text: Vera Maria Rösch, Seel­sor­ge­rin Katho­li­sche Kirche Regi­on Rorschach

Bild: zVg

Veröf­fent­li­chung: 13. Dezem­ber 2024

Leserfrage: Wie findet man als Erwachsene neue Freunde?

Die Seel­sor­ge­rin Betti­na Flick erzählt, wie es ihr gelang, nach einem Umzug vom Toggen­burg ins Linth­ge­biet neue Freun­de zu finden. 

Vor gut zwei Jahren bin ich berufs­mäs­sig vom Toggen­burg ins Linth­ge­biet gezo­gen. Zuerst war die Versu­chung da, meinen alten Wohn­ort mit Freun­den und vielen guten Bezie­hun­gen nicht aufzu­ge­ben und lieber täglich zu pendeln.

Ich habe mich dann entschie­den, ganz ins Linth­ge­biet zu ziehen und einen neuen Anfang zu wagen. Dieser Neuan­fang ist nicht nur beruf­lich sehr geglückt. Natür­lich hat mir mein Beruf als Seel­sor­ge­rin auch gehol­fen, Menschen kennen­zu­ler­nen. Aber dass daraus in kurzer Zeit Freund­schaf­ten entstan­den, hat wohl auch haupt­säch­lich mit zwei Haltun­gen zu tun: Die erste ist meine Entschie­den­heit, mich am neuen Ort wirk­lich zu verwur­zeln. Und die zwei­te ist meine Neugier.

Lieb­lings­or­te kennengelernt

In den ersten Wochen habe ich über­all herum­ge­schaut, was mir hier am neuen Ort Freu­de berei­ten könn­te. Ich habe das Inter­net genau­so durch­fors­tet wie die Kleinanzeigen bei den Super­märk­ten und im Bioladen, habe die Plakat­wän­de studiert und immer mehr auch Menschen, die ich zufäl­lig traf, ange­spro­chen. Ich habe meinen Inter­es­sen entspre­chend nach Wander- und Velowegen gefragt, mich erkun­digt, wo es über­all Hoflä­den gibt, und vieles auch besucht. Beson­ders die Frage nach einem Lieb­lings­platz war ein rich­tig­ge­hen­der «Tür-Öffner», gern haben mir ganz unter­schied­li­che Leute erzählt, wo sie sich gern aufhal­ten. Manche haben es mir auch gezeigt. Dann kam mein erster Geburts­tag im Linth­ge­biet. Es wäre einfach und nahe­lie­gend gewe­sen, einen schö­nen Abend mit meinen alten Freun­din­nen und Bekann­ten zu gestal­ten. Aber ich nahm meinen Mut zusam­men und lud nur neue Bekannt­schaf­ten von vor Ort ein. Es kamen viel weni­ger Gäste, als ich erwar­tet hatte. Ich hatte noch eini­ge Zeit damit zu tun, die Gemüse-Sticks und die Kuchen selbst zu essen. Und doch war diese Einla­dung wie ein Signal: Die Menschen spür­ten, dass ich mich hier wirk­lich einlas­sen möchte.

Hilfe anneh­men

Als ich vor einem halben Jahr einen Velounfall hatte, durf­te ich erle­ben, wie das neue Netz trägt. Kaum war ich vom Spital daheim in meiner Wohnung, kam ein Anruf: «Betti­na, ich mache gera­de Risot­to. Soll ich eine Porti­on für dich mitko­chen und vorbei­brin­gen?» Solan­ge die viel­fäl­ti­gen Brüche noch nicht verheilt waren, haben mir Menschen Essen nach Hause gebracht, mich zum Arzt gefah­ren oder waren für mich einkau­fen. Jemand bot mir sogar an, meine Wohnung zu putzen. Ich muss­te manch­mal über meinen Schat­ten sprin­gen, um diese Ange­bo­te zu akzep­tie­ren. Und zugleich hat auch jede Hilfe, die ich anneh­men konn­te, das Band der Freund­schaft gestärkt. Entschie­den­heit, Neugier und die Offen­heit, sich beschen­ken zu lassen, haben mir gehol­fen, neue, wunder­vol­le Freund­schaf­ten zu finden.

Leser­fra­gen an info@pfarreiforum.ch

Text: Betti­na Flick, Seel­sor­ge­rin, Seel­sor­ge­ein­heit Obersee

Veröf­fent­li­chung: 10. Dezem­ber 2024

Spenden wir jetzt mehr?

Im Dezem­ber ist die Bereit­schaft zu spen­den grös­ser als sonst im Jahr. Wie gross­zü­gig sind die Menschen in der Ostschweiz? Wie entwi­ckelt sich das Spen­den­ver­hal­ten? Und wie wich­tig sind inzwi­schen die digi­ta­len Spende-Möglichkeiten und Influencer?

Die Menschen in der Ostschweiz sind beson­ders hilfs­be­reit und schät­zen gemein­schaft­li­che Werte. Das schlägt sich in ­einem hohen Spen­den­en­ga­ge­ment nieder», sagt Karin Schä­fer, Geschäfts­füh­re­rin von Miva (Bild oben). Das katho­li­sche Hilfs­werk mit Sitz in Wil SG ist seit Jahr­zehn­ten für ein unkon­ven­tio­nel­les Spen­den­mo­dell bekannt: den Kilometer-Rappen. Er gilt als Dank für jeden unfall­frei gefah­re­nen Kilo­me­ter. Miva setzt sich seit 1932 dafür ein, die Lebens­be­din­gun­gen in abge­le­ge­nen Regio­nen von Entwick­lungs­län­dern zu verbes­sern, indem sie Trans­port­mit­tel für dort ansäs­si­ge Hilfs­or­ga­ni­sa­tio­nen finan­ziert. Für miva ist der Dezem­ber ein wich­ti­ger Monat: «Es wird dann deut­lich mehr gespen­det als in ande­ren Mona­ten. Wir können im Dezem­ber bis zu 30 Prozent der Spen­den eines Jahres einneh­men», sagt Karin Schä­fer. Die Grün­de sind viel­fäl­tig. Einer­seits verstär­ken viele Hilfs­wer­ke vor Weih­nach­ten die Spen­den­auf­ru­fe und machen mehr Werbung. «Ande­rer­seits sind die Menschen in der Weih­nachts­zeit beson­ders gross­zü­gig und haben das Bedürf­nis, ande­ren etwas Gutes zu tun.»

Miva: Benach­tei­lig­te Jugend­li­che in Tansa­nia werden mit einem mobi­len Ausbil­dungs­bus unter­rich­tet und können dadurch eine beruf­li­che Zukunft aufbau­en, trotz ihrer schwie­ri­gen Lage.

Höchs­te Spendenbereitschaft

Beim Spen­den gibt es regio­na­le Unter­schie­de, wobei sich die Ostschweiz gemäss Schä­fer am spen­den­freu­digs­ten zeigt. Sie spricht von beein­dru­cken­den «87 Prozent der Haus­hal­te». Gemäss der Miva-Geschäftsführerin ist die Spen­den­be­reit­schaft so hoch, dass man sagen könne, dass fast alle spen­den: Frau­en und Männer, Junge und Älte­re, Stadt- und Land­be­woh­ner. «Unter­schie­de kann man am ehes­ten noch am Alter aufzei­gen: Am spen­den­be­rei­tes­ten sind Menschen über 55 Jahren, aber auch die jünge­ren Alters­grup­pen zeigen wach­sen­den Einsatz und spen­den heut­zu­ta­ge häufi­ger als früher.» Schä­fer spricht gene­rell von einer wach­sen­den Anzahl Spen­dern. «Es spen­den mehr Menschen als früher, jedoch selte­ner, dafür mit höhe­ren Beträ­gen.» Dabei wird in den vergan­ge­nen Jahren vermehrt für akute Nothil­fe gespen­det. «Ereig­nis­se wie Krie­ge und Natur­ka­ta­stro­phen erhal­ten viel Aufmerk­sam­keit und lösen hohe Spen­den­be­reit­schaft aus. Der Anteil an solchen ‹ausser­or­dent­li­chen› Einzel­spen­den nimmt stark zu», sagt Schä­fer. Schwie­ri­ger sei es hinge­gen für die Entwick­lungs­hil­fe, die ange­sichts der omni­prä­sen­ten Krisen leicht in Verges­sen­heit gerät.

Miva enga­giert sich seit 1932 für Menschen in Entwicklungsländern.

Online­prä­senz ausbauen

Miva setzt nicht nur auf die klas­si­schen Kommu­ni­ka­ti­ons­mit­tel, sondern hat auch die Online­präsenz stark ausge­baut, um neue Ziel­grup­pen anzu­spre­chen. «Online­spen­den nehmen von Jahr zu Jahr zu und machen bei vielen Hilfs­wer­ken bereits rund zehn Prozent des Volu­mens aus», so Schä­fer. In den Sozia­len Medi­en sieht sie denn auch eine Chan­ce. «Künf­tig möch­ten wir gerne auch mit Influen­cern zusam­men­ar­bei­ten, da sie sich das Vertrau­en ihrer Follower bereits erar­bei­tet haben und damit sehr authen­tisch wirken können, wenn sie von einer guten Sache wie unse­ren Hilfs­pro­jek­ten über­zeugt sind.»

Neue Mass­nah­men testen

Im selben Span­nungs­feld bewegt sich auch Cari­tas Schweiz. Sie versucht das Vertrau­en in die Orga­ni­sa­ti­on über verschie­de­ne Kanä­le auf- und auszu­bau­en. «Um am Puls zu blei­ben und die Spender/-innen dort abzu­ho­len, wo sie sich bewe­gen, testen wir stetig neue Mass­nah­men im Online- und Offline-Bereich», sagt Medi­en­spre­che­rin Daria Jenni. Auch Cari­tas Schweiz verzeich­net einen stei­gen­den Anteil digi­ta­ler Spen­den am Gesamts­pen­den­vo­lu­men, wobei in Kata­stro­phen­fäl­len jeweils noch­mals ein Anstieg erkenn­bar ist. Twint wird mitt­ler­wei­le bei den Spen­den über die Caritas-Website mit Abstand am häufigs­ten genutzt. Bei den Privat­spen­den sei die Ostschweiz vergleich­bar mit dem Mittel­land und der Zentral­schweiz, so Jenni. Im Dezem­ber führt Cari­tas Schweiz jeweils eine gros­se Kampa­gne gegen Armut durch. Nicht ohne Resul­tat: «Der Dezem­ber ist ein sehr spen­den­star­ker Monat.». Cari­tas hat über die vergan­ge­nen Jahre eben­falls einen Trend hin zu Spen­den für Kata­stro­phen­hil­fe und akute Krisen fest­ge­stellt. «Aber auch für die Menschen in der Schweiz wird weiter­hin gespendet.»

Die Akti­on Stern­sin­gen konn­te auch 2024 ein Spen­den­plus vermelden.

Stern­sin­ger boomen

«Mit der vergan­ge­nen Akti­on Stern­sin­gen konn­ten wir bei den Spend­en­er­geb­nis­sen wieder­um ein leich­tes Plus verzeich­nen», freut sich Hans­pe­ter Ruedl, Marke­ting­lei­ter bei Missio Schweiz. Die Akti­on Stern­sin­gen ist die bekann­tes­te Spen­den­samm­lung des katho­li­schen Hilfs­werks. Durch­ge­führt wird sie gemein­sam mit den Pfar­rei­en, die meis­ten Stern­sin­ger in der Schweiz sammeln für eines der Projek­te von Missio. Anders war die Situa­ti­on vor ca. 35 Jahren: «Da war der Sternsinger-Brauch ziem­lich einge­schla­fen und droh­te auszu­ster­ben.» Seit­her erlebt der Brauch einen regel­rech­ten Boom. Dies lässt sich nicht nur an der Betei­li­gung von über 10 000 Kindern und Jugend­li­chen in den vergan­ge­nen Jahren, sondern auch an wach­sen­den Spend­en­er­geb­nis­sen fest­ma­chen. «Das beson­de­re bei dieser Akti­on ist sicher­lich, dass Kinder für Kinder sammeln», sagt Ruedl, «wenn Kinder sich frei­wil­lig für ande­re enga­gie­ren, da fällt es schwer, ihnen nichts zu geben.» Auch die Stern­sin­ger erhal­ten Spen­den vermehrt digi­tal: «Die Stern­sin­ger sind mit einer Büch­se unter­wegs, aber sie vertei­len auch Flyer mit dem QR-Code für Twint-Spenden. Dieses Ange­bot wird immer mehr genutzt.»

Unzäh­li­ge Influencer

Im Marke­ting setzen heute viele auf Influen­cer – hat auch Missio schon darüber nach­ge­dacht? Hans­pe­ter Ruedl lacht: «Wir über­le­gen uns tatsäch­lich gera­de, einen Influen­cer aufzu­bau­en, die oder den man mit unse­rer Arbeit verbin­det und die oder der uns gegen aussen ein Gesicht gibt.» Vorerst sind es im Dezem­ber und Janu­ar die Stern­sin­ger – unzäh­li­ge Kinder und Jugend­li­che, die als «Influen­cer» schweiz­weit für Kinder in Not im Einsatz sind.

Text: Stephan Sigg, Ales­sia Pagani

Bild: zVg

Veröf­fent­li­chung: 3. Dezem­ber 2024

«Humor verbindet»

Im Kinder­dorf in Tansa­nia hat Lore­na Knobel aus Gommis­wald während sechs Mona­ten Klein­kin­der betreut. Dabei hat die 18-Jährige nicht nur zu sich selbst, ­sondern auch zu Gott gefunden.

Wenn Lore­na Knobel über die vergan­ge­nen Mona­te spricht, hört man die Freu­de aus jedem Wort. Das Leben der 18-jährigen Gommis­wal­de­rin hat sich Anfang dieses Jahres grund­le­gend geän­dert. Noch vor einem Jahr lebte die Teen­age­rin den Schul­all­tag an der Kantons­schu­le in Watt­wil, hat dem Chemie­leh­rer zuge­hört und sich im Sport­un­ter­richt ausge­powert. Dann hat sie sich entschlos­sen, die Schu­le zu verlas­sen. Auf der Suche nach einer Zwischen­lö­sung stiess sie auf das Volon­ta­ri­ats­pro­gramm Voya­ge Parta­ge der katho­li­schen Ordens­ge­mein­schaf­ten in der Schweiz und reis­te nur vier Mona­te später als Volon­tä­rin nach Tansa­nia ins Kinder­dorf Mbin­gu. «Es ging sehr schnell. Aber zum Glück hat sich alles so ergeben.»

Englisch­un­ter­richt im Dorf

Das Kinder­heim wurde 2003 vom Schwei­zer Beat Wande­ler mithil­fe von Bald­eg­ger Schwes­tern gegrün­det. Lore­na Knobel betreu­te während sechs Mona­ten gemein­sam mit sieben «Ersatz­ma­mis» rund 30 Kinder zwischen einem Monat und sechs Jahren. Sie half mit bei der Pfle­ge und Betreu­ung der Kinder, beim Waschen und Kochen. Einmal wöchent­lich unter­rich­te­te sie zudem 25 Kinder in Englisch in der etwas entfern­ten Dorf­schu­le. Die meis­ten der betreu­ten Kinder im Heim haben mindes­tens einen Eltern­teil verloren. 

Ziel ist es, ihnen ein Zuhau­se zu geben, bis sie selbst­stän­dig genug sind, um für sich selber sorgen zu können, und zu ihren Verwand­ten zurück­keh­ren können. «Es sind trau­ri­ge Schick­sa­le. Aber im Alltag und in der geschütz­ten Atmo­sphä­re bekam ich nur vom Hören­sa­gen davon mit», sagt Lore­na Knobel, die in der Arbeit mit den Kindern Kraft schöpf­te. «Die Zeit mit ihnen war prägend.» Lore­na Knobel und die «Ersatz­ma­mis» um die Kinder versuch­ten, den Kindern «einen möglichst unbe­schwer­ten Start ins Leben zu ermög­li­chen und Freu­de in den Alltag zu brin­gen». Der Verein unter­stützt nebst den «Ersatz­ma­mis» auch den Acker­bau und die Land­wirt­schaft für die Selbst­ver­sor­gung in der nähe­ren Umgebung.

Schwie­ri­ger Start

Lore­na Knobel beschreibt sich als offe­nen und unkom­pli­zier­ten Menschen. Sie habe in Afri­ka wenig an die Schweiz und ihr Leben in Euro­pa gedacht. Heim­weh hatte sie nicht. «Ich durf­te verschie­de­ne Heraus­for­de­run­gen anneh­men und fühl­te mich immer herz­lich und wohl­wol­lend von den Einhei­mi­schen ange­nom­men», sagt sie, verschweigt aber auch nicht, dass die Anfangs­zeit doch nicht ganz so einfach gewe­sen ist. «Ich habe Swahi­li nicht verstan­den, das Lear­ning by Do­ing hatte ich mir einfa­cher vorge­stellt. Englisch wurde kaum gespro­chen. Aber wir konn­ten immer wieder gemein­sam lachen. Es tut gut, zusam­men zu lachen. Humor verbin­det wirk­lich.» In Tansa­nia begann Lore­na Knobel, in der Bibel zu lesen. Und sie fand «Kraft und Erfül­lung» darin. «Ich habe immer gedacht, der Glau­be schrän­ke uns in unse­rer Frei­heit ein, aber genau das Gegen­teil ist der Fall. Ich habe mich noch nie so frei gefühlt wie jetzt in der Bezie­hung zu Gott.» Auch zurück in der Schweiz spielt der Glau­be ein erstes Mal eine bedeu­ten­de Rolle in ihrem Leben. Die Zeit in Ostafri­ka hat Lore­na Knobel geprägt und sie «als Mensch wach­sen lassen», wie sie selbst sagt.

Ausbil­dung im Fokus

Im Sommer hat Lore­na Knobel eine Lehre als Fach­frau Gesund­heit an der Psych­ia­tri­schen Klinik Wil begon­nen und konzen­triert sich nun vorerst auf ihre Ausbil­dung. An die Zeit im Kinder­heim und die Menschen in Tansa­nia denkt sie aber immer gerne und oft zurück. Vor allem die Frage, was dereinst mit den Kindern passiert und wo sie der Weg hinfüh­ren wird, beschäf­tigt sie. Die Erfah­run­gen, die sie gemacht hat, wird sie ein Leben lang nicht verges­sen. Für Lore­na Knobel ist klar: Es soll nicht ihre letz­te Reise nach Tansa­nia gewe­sen sein.

Text: Ales­sia Paga­ni
Bild: zVg / Voya­ge Parta­ge
Veröf­fent­li­chung: 2. Dezem­ber 2024

Echte Engel auf der Bühne und Süsses nach Mitternacht

Was faszi­niert Kinder an Weih­nach­ten? Und was können sich Erwach­se­ne davon abschau­en? Im Inter­view spre­chen Pavel Zupan und Elia­ne Rusch aus der Seel­sor­ge­ein­heit Walen­see über die Magie von Weih­nach­ten und wo sich die Weih­nachts­bot­schaft im Adventstru­bel findet.

Bei vielen Menschen sind mit Weih­nach­ten eine Menge Kind­heits­er­in­ne­run­gen verbun­den. Was ist Ihre stärks­te Erinnerung?

Pavel Zupan: Meine Fami­lie kommt aus Slowe­nien. Dort brach­te der Sami­ch­laus am 6. Dezem­ber die Geschen­ke, Weih­nach­ten war in meiner Kind­heit dann eher für das Fami­liä­re und Reli­giö­se reser­viert. Ich erin­ne­re mich an mich als 9‑Jährigen. Ich sah ein Stück der Bühne, in dem der Sami­ch­laus mit dem Schlit­ten vorfuhr. Beglei­tet wurde er von zwei Teufeln, die Kram­pus heis­sen, und zwei Engeln. Bei den Teufeln merk­te ich schnell, dass diese von Perso­nen gespielt wurden. Bei den Engeln glaub­te ich hinge­gen noch lange, dass sie echt gewe­sen waren. Das ist eine schö­ne Kind­heits­er­in­ne­rung. Gott ist ein Freund, der mir seine Engel schickt. Eine weite­re Erin­ne­rung ist ein Krip­pen­spiel etwas später in der Schweiz. Ich spiel­te den Josef und meine Mutter hatte mir ein Gewand aus einem Stück Stoff genäht, das mein Gross­va­ter in Slowe­ni­en noch selbst gewo­ben hatte. Das sind schö­ne Erin­ne­run­gen an den Glau­ben, die Fami­lie und Freunde.

Elia­ne Rusch: Meine schöns­te Kind­heits­er­in­ne­rung ist die Mitter­nachts­mes­se. Das war bei uns Tradi­ti­on. Wir assen an Heilig­abend zusam­men, pack­ten Geschen­ke aus und gingen danach in die Mitter­nachts­mes­se. Noch wich­ti­ger war aber, dass wir nach der Mitter­nachts­mes­se alle zum Nani nach Hause gingen. Ihre Küche war immer voll mit Menschen. Es gab Kaffee und Guetz­li und wir blie­ben lange bis in den 25. Dezem­ber hinein wach. Mit lieben Menschen nach der Mitter­nachts­mes­se zusam­men­zu­sit­zen, ist mir bis heute wichtig.

Elia­ne Rusch, Reli­gi­ons­päd­ago­gin und Pavel Zupan, Seel­sor­ger vom Pasto­ral­team Seel­sor­ge­ein­heit Walensee

Was können wir bezüg­lich ­Vorfreu­de auf Weih­nach­ten bei Kindern abschauen?

Elia­ne Rusch: Das sind die Magie, Vorfreu­de, Span­nung und der Nerven­kit­zel. Wer es schafft, diese Dinge ins Erwach­sen­sein zu trans­por­tie­ren, kann nicht anders, als sich auf Weih­nach­ten zu freuen.

Pavel Zupan: Wir können uns alles bei Kindern abschau­en. Ich bewun­de­re an Kindern immer, wie anders als Erwach­se­ne sie stau­nen können, etwa über das Geheim­nis von Weih­nach­ten, das sich in vielen Dingen ganz unter­schied­lich zeigt.

Wie lässt sich diese kind­li­che Vorfreu­de bewahren?

Elia­ne Rusch: Es gibt verschie­de­ne Ange­bo­te seitens der Kirche, wie neu zum Beispiel Kirche Kunter­bunt. Diese rich­tet sich an Fami­li­en. Unter dem Titel «Säg emol Stern» ist dieses Jahr das Thema im Advent «Stern als Wegwei­ser – Die Geburt Jesu als Stern­stun­de für die Mensch­heit – Stern­stun­den im Leben». Die Fami­li­en besu­chen keinen typi­schen Gottes­dienst, sondern tref­fen sich, bekom­men Inputs und setzen sich mit ihren eige­nen Gedan­ken ausein­an­der. Es ist weni­ger ein Sich-Berieseln-Lassen wie in einem klas­si­schen Gottes­dienst. Das spricht viel­leicht den einen oder ande­ren an. Aller­dings gibt es Kirche Kunter­bunt bei uns erst seit Kurzem. Ich wünsche mir, dass wir damit zum fixen Beglei­ter für Fami­li­en in der Advents­zeit werden.

Pavel Zupan: Wir sind eine länd­li­che Regi­on. Das Krip­pen­spiel und das Stern­sin­gen sind bei uns wirk­lich gut besucht. Es sind nieder­schwel­li­ge Ange­bo­te. Alle können mitma­chen. Beides erin­nert uns daran, worum es an Weih­nach­ten geht.

Das wäre?

Pavel Zupan: Für mich ist es die Botschaft der Engel an die Hirten. Sie sollen sich nicht fürch­ten, sondern spüren, dass sie nicht allei­ne sind. Das ist gera­de an Weih­nach­ten wich­tig, weil in dieser Zeit bei vielen Menschen die gros­sen Fragen des Lebens auf den Tisch kommen. Eini­ge haben viel­leicht gera­de jeman­den verlo­ren und trau­ern. An Weih­nach­ten steht die Botschaft im Mittel­punkt, dass wir nicht allei­ne sind. Gott wird aus Liebe Mensch und möch­te uns nahe sein. Das gibt uns Hoffnung.

Elia­ne Rusch: Da kann ich nur zustim­men. Gott ist einer, der mit uns mitgeht und bei uns Menschen sein möchte.

Pavel Zupan: Kinder im Reli­gi­ons­un­ter­richt erwar­ten im Advent etwas Besonderes.

Wie können wir uns die Weih­nachts­bot­schaft stär­ker bewusst machen?

Elia­ne Rusch: Mir persön­lich hilft es, in der Advents­zeit noch bewuss­ter in einen Gottes­dienst zu gehen. Die Rora­te­fei­ern berüh­ren mich jedes Mal. Auch die dunk­len Kirchen und das Kerzen­licht etwa an der Mitter­nachts­mes­se spre­chen mich an. Die mysti­sche Stim­mung zeigt, da passiert etwas Wunder­vol­les. Ausser­dem nutze ich für mich Online-Adventskalender wie zum Beispiel den Podcast «Advent online», die mir regel­mäs­sig Gedan­ken mit auf den Weg geben. Als Fami­lie musi­zie­ren und singen wir im Advent gemein­sam. Am Advents­sonn­tag darf immer ein Kind eine Kerze anzün­den. Wir üben Lieder für Weih­nach­ten und basteln Geschenke.

Pavel Zupan: Mich spre­chen eben­falls die Rorate­gottesdienste mit dem anschlies­sen­den Brot­bre­chen und gemein­sa­men Früh­stück an. Persön­lich versu­che ich, im Advent morgens immer eine Kurz­an­dacht zu lesen. Das hilft mir, mich zu erden. Als Reli­gi­ons­leh­rer habe ich auch fest­ge­stellt, dass meine Schul­kin­der in der Advents­zeit etwas Beson­de­res erwar­ten. Wir gehen dann zum Beispiel in die Kirche oder an ande­re Orte.

Weih­nachts­märk­te, viel Deko und Geschen­ke­wahn: Weih­nach­ten und Kommerz gehö­ren zusam­men. Oder nicht?

Elia­ne Rusch: Wenn ich meine Primar­schü­le­rin­nen und ‑schü­ler im Reli­gi­ons­un­ter­richt frage, auf was sie sich an Weih­nach­ten freu­en, nennen sie meist als erstes Geschen­ke. Hake ich dann aber nach, merke ich, dass sie die Hinter­grün­de des Festes schon kennen. Das zeigt mir, dass die Weih­nachts­bot­schaft nicht verges­sen ist. An erster Stel­le stehen aber die Geschen­ke, dann kommt das Fami­li­en­fest und dann die reli­giö­se Bedeutung.

Pavel Zupan: Ja, Geschen­ke stehen defi­ni­tiv an erster Stel­le. Was mich aber regel­mäs­sig posi­tiv über­rascht, etwa, wenn ich mit meinen Schul­kin­dern oder verschie­dens­ten Menschen spre­che, ist, dass hinter all den Geschen­ken immer eine Sehn­sucht steckt. Es ist die Sehn­sucht, nach schö­nen Momen­ten mit der Fami­lie und Freun­den. Diese tragen uns, und davon können wir zehren. Unse­re Gesell­schaft weiss also, dass es an Weih­nach­ten um Tiefe­res geht und um Dinge, die wir eben nicht kaufen können. Hier sehe ich eine gros­se Chan­ce für uns als Kirche.

Zur Katho­li­schen Kirche ­gehö­ren die verschie­dens­ten ­Natio­nen. Was können wir ­vonein­an­der abschauen?

Pavel Zupan: Wir soll­ten das, was verschie­den ist, mitein­an­der teilen und uns bewusst machen, was uns vereint. Ich mag beispiels­wei­se Gottes­diens­te, in denen verschie­de­ne Elemen­te aus verschie­de­nen Kultu­ren zusam­men­kom­men. Ich habe auch eine persön­li­che Weih­nachts­tra­di­ti­on, die ich gerne mag: Ein typisch slowe­ni­sches Weih­nachts­ge­richt ist Poti­ca, ein Kuchen, der an einen Marmor­ku­chen erin­nert. Man teilt ihn mit ande­ren und spricht über Erinnerungen.

Elia­ne Rusch: Das sehe ich aus so. Die verschie­de­nen Bräu­che und Ritua­le zeigen uns, worum es an Weih­nach­ten geht. Das Verei­nen­de und Tragen­de ist für mich das Zusam­men­kom­men und das gemein­sa­me Feiern der Geburt von Jesus.

Alle Ange­bo­te, Gottes­diens­te und Veran­stal­tun­gen in der Seel­sor­ge­ein­heit Walen­see auf www.sesowa.ch in der Rubrik Aktuelles

Inter­view: Nina Rudnicki

Bilder: Manue­la Matt

Veröf­fent­li­chung: 27. Novem­ber 2024

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