Dossier Bischof Markus Büchel

Bischof Markus Büchel

Das Pfar­rei­fo­rum blickt zurück auf die Amts­zeit von Bischof Markus Büchel. Wie beur­tei­len Persön­lich­kei­ten aus Kirche, Poli­tik, Kultur und Gesell­schaft die Amts­zeit? Was ist ihnen in Erin­ne­rung geblie­ben? Das Dossier wird in den kommen­den Wochen laufend ergänzt.

Ab 1995 wirk­te Markus Büchel als Bischofs­vi­kar, Leiter des Pasto­ral­am­tes und Resi­den­ti­al­ka­no­ni­kus, am 4. Juli 2006 wurde er zum Bischof von St.Gallen gewählt. Bild von 2004, Regi­na Kühne

Auf Haus­be­such bei den Bischöfen
«Es kam von Herzen»

«Ich bin Bischof Markus dank­bar für das freund­schaft­li­che Mitein­an­der und die selbst­ver­ständ­lich geleb­te Ökume­ne auf Augen­hö­he», sagt Pfar­rer Martin Schmidt, Präsi­dent der evangelisch-refomierten Kirche des Kantons St.Gallen, «Ich habe immer gespürt, dass ihm die Ökume­ne wich­tig ist und nicht einfach nur eine Verpflich­tung. Es kam von Herzen.» Als Beispiel für das freund­li­che Mitein­an­der nennt er die Einla­dung nach «Nacht der Lich­ter» in seine Wohnung. «Sich nach der Feier auf ein Glas Wein zu tref­fen und zusam­men zu sein, das ist Bischof Markus Büchel.»

Wurzeln in der Seelsorge

Der Kirchen­rats­prä­si­dent lobt auch die Zusam­men­ar­beit bei stra­te­gi­schen Fragen: «Beim gemein­sa­mes Auftre­ten den staat­li­chen Behör­den gegen­über konn­ten wir immer auf seine Loya­li­tät zählen. Beson­ders in Erin­ne­rung geblie­ben ist mir die gemein­sa­me Feier des Refor­ma­ti­ons­ge­den­kens vor sieben Jahren — Bischof Markus hat im Patro­nats­ko­mi­tee mitge­wirkt — das war alles ande­re als eine Selbst­ver­ständ­lich­keit.» Der Bischof liess es sich auch nicht nehmen, bei einer unkon­ven­tio­nel­len Jubi­lä­ums­ak­ti­on mitzu­wir­ken: Gemein­sam mit dem refor­mier­ten Kirchen­prä­si­den­ten «riss» er symbo­lisch auf dem Klos­ter­platz eine Mauer nieder — ein Symbol für die alte Schied­mau­er, die damals den Klos­ter­be­zirk von der refor­mier­ten Stadt trennte.

«Die Jahre als Seel­sor­ger haben ihn geprägt, das hat man gespürt», hält Martin Schmidt fest, «Das wurde zum Beispiel deut­lich bei den Gesprä­chen zur Spital­seel­sor­ge und deren Anstel­lung: Ihm war es wich­tig, dass die Spital­seel­sor­ge­rin­nen und Spital­seel­sor­ger in der Orts­seel­sor­ge veran­kert sind.» (ssi, 21. Febru­ar 2025)

 

 

 

Bischof Markus Büchel lud die Gläu­bi­gen ein, sich bei der Umfra­ge zur Bischofs­syn­ode 2023 in Rom zu betei­li­gen. Bild: Regi­na Kühne



Auf Hausbesuch bei den Bischöfen

Bischof Markus mit Rosma­rie Koller 2008 am Fest im Pfalz­kel­ler, das der Katho­li­sche Frau­en­bund St.Gallen-Appenzell für die Frau­en der loka­len Frau­en­ge­mein­schaf­ten orga­ni­siert hatte. (Bild: zVg)

Die Appen­zel­le­rin Rosma­rie Koller erin­nert sich an ihre Begeg­nun­gen als Präsi­den­tin des Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bun­des mit Bischof Markus. Die Schwei­zer Bischö­fe hat sie fast alle persön­lich besucht. Bischof Markus hat sie beson­ders beeindruckt. 

Appen­zel­le­rin Rosma­rie
Koller erin­nert sich an ihre Begeg­nun­gen als Präsi­den­tin des
Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bun­des mit Bischof Markus. Die
Schwei­zer Bischö­fe hat sie fast alle persön­lich besucht. Bischof Markus
hat sie beson­ders beeindruck
Appen­zel­le­rin Rosma­rie
Koller erin­nert sich an ihre Begeg­nun­gen als Präsi­den­tin des
Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bun­des mit Bischof Markus. Die
Schwei­zer Bischö­fe hat sie fast alle persön­lich besucht. Bischof Markus
hat sie beson­ders beeindruck

«Im Bistum St.Gallen hatten und haben wir mit Bischof Markus himm­li­sche Zustän­de», sagt Rosma­rie Koller. Die 72-Jährige war von 2004 bis 2009 Präsi­den­tin des Katho­li­schen Frau­en­bun­des St.Gallen-Appenzell und danach bis 2016 Präsi­den­tin des Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bun­des. In letz­te­re Amts­zeit fällt etwa die Demons­tra­ti­on der Alli­anz «Es reicht!» 2014, zu der nebst dem Schwei­ze­ri­schen Katho­li­schen Frau­en­bund unter ande­rem auch die christ­li­che Sozi­al­be­we­gung (KAB) und die Herbert Haag Stif­tung für Frei­heit in der Kirche gehörten. 

 

Brücken bauen statt niederreissen

Rund 3000 Perso­nen aus der ganzen Schweiz demons­trier­ten damals gegen die Zustän­de im Bistum Chur. Sie forder­ten, dort einen Admi­nis­tra­tor einzu­set­zen, «der das Vertrau­en der Mehr­heit der Gläu­bi­gen geniesst», ein kirch­li­ches Denken, «das keiner­lei Ausgren­zung und Diskri­mi­nie­rung von Menschen duldet», sowie einen Umgang mit den Resul­ta­ten der Fami­li­en­um­fra­ge, der «ermu­ti­gen­de Konse­quen­zen für die Betrof­fe­nen nach sich zieht.» Bischof Markus, der zu diesem Zeit­punkt Präsi­dent der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz war, nahm die Forde­run­gen gemäss einem Bericht auf kath.ch auf dem Klos­ter­platz mit den Worten entge­gen: «Möge es uns gelin­gen, Brücken zu bauen und nicht Brücken nieder­zu­reis­sen.» Er sei sicht­lich bewegt gewe­sen. Die Veran­stal­tung habe gezeigt, dass sich viele Menschen um die Kirche kümmer­ten. «So ist er uns immer begeg­net: Mensch­lich, authen­tisch und auf Augen­hö­he. Man hatte das Gefühl, dass er einem zuhört und die Anlie­gen ernst nimmt», sagt Rosma­rie Koller. Nur eines hätte sie sich mehr gewünscht: Dass er bei der Schwei­ze­ri­schen Bischofs­kon­fe­renz etwas mehr auf den Tisch klopft. 

 

Gleich­be­rech­ti­gung und Mitbestimmung

Als Rosmarie Koller Präsi­den­tin des Schwei­ze­ri­schen Frau­en­bun­des wurde, besuch­te sie alle Bischö­fe der Schweiz persön­lich, ausser Bischof Huon­der. Er habe sich gewei­gert, sie zu empfan­gen. «Ich kann sagen, dass wir es mit Bischof Markus wirk­lich gut getrof­fen haben», sagt sie und erzählt, wie sie ihn durch ihr Enga­ge­ment im Seel­sor­ge­rat schon vor seiner Zeit als Bischof gekannt hatte. «Ich wuss­te, dass er ein Bischof sein würde, der hinter den Anlie­gen der Frau­en steht», sagt sie. Dafür brau­che es ein Verständ­nis dafür, welche Rolle Frau­en in der Kirche spie­len. Das Kirchen­le­ben hänge von den Frau­en und ihrem Enga­ge­ment ab. Auch den Glau­ben würden haupt­säch­lich die Frau­en in den Fami­li­en weiter­ge­ben. «Unse­re wich­tigs­te Forde­rung ist also bis heute die Gleich­be­rech­ti­gung und Mitbe­stim­mung der Frau­en in der Kirche», sagt sie. Bischof Markus sei dem immer offen begeg­net. Im Bistum St.Gallen könn­ten Seel­sor­ge­rin­nen beispiels­wei­se taufen und beer­di­gen. «Eini­ges, wenn auch lange nicht genug, ist erreicht.»

 

Ein Zeichen der Wertschätzung

Eines der schöns­ten Erin­ne­run­gen mit Bischof Markus, ist für Rosma­rie Koller das Fest 2008, das der Katho­li­sche Frau­en­bund St.Gallen-Appenzell für die zahl­rei­chen Frau­en orga­ni­sier­te, die sich in den loka­len Frau­en­ge­mein­schaf­ten enga­gier­ten. «Es kamen rund 500 Frau­en aus dem ganzen Bistum. Wir feier­ten zusam­men mit Bischof Markus. Das war ein star­kes Zeichen der Wert­schät­zung», sagt sie.  Nach einer gemein­sa­men Vesper in der Kathe­dra­le waren die Frau­en im Pfalz­kel­ler zum Apéro gela­den. Bischof Markus habe sich Zeit genom­men und auch dort den Frau­en zuge­hört. «Er war sicht­lich beein­druckt von dieser geball­ten Frau­en­power», sagt sie. Das Foto oben von Rosma­rie Koller und Bischof Markus stammt von jenem Tag. Sie sagt: «Es ist es das einzi­ge, das es von uns gemein­sam gibt.» (nar, 21. Febru­ar 2025)

 

Mit Humor unter Fasnächtlern

«Am besten ist Bischof Markus in seinen Predig­ten immer dann, wenn er in frei­er Rede spon­tan auf Situa­tio­nen einge­hen kann», sagt Martin Gehrer. Der 68-Jährige hat in seinen Funk­tio­nen als St. Galler Regie­rungs­rat und Admi­nis­tra­ti­ons­rats­prä­si­dent des Katho­li­schen Konfes­si­ons­teils des Kantons St. Gallen regel­mäs­sig mit Bischof Markus zu tun gehabt. «Von Beginn an bis heute sind es die Menschen­freund­lich­keit und die Gesel­lig­keit, die mir als Erstes zu Bischof Markus einfal­len», sagt er und erzählt vom Neujahrs­an­lass, zu dem Bischof ­Markus jeweils Rich­te­rin­nen und Rich­ter, Kirchen­ver­tre­te­rin­nen und ‑vertre­ter der verschie­de­nen Reli­gio­nen sowie Behör­den­mit­glie­der einlädt. «Das ist ein Anlass, zu dem man gerne hingeht.» Es sei auch schon vorge­kom­men, dass sich an die hundert Perso­nen nach dem offi­zi­el­len Programm in der Wohnung von Bischof ­Markus zum Apéro einge­fun­den hätten. «Am Ende sassen wir bis weit nach Mitter­nacht im klei­nen Kreis im hinte­ren Stüb­chen und disku­tier­ten noch immer über Gott und die Welt», sagt er. Auch beein­dru­cke ihn, an wie vielen Veran­stal­tun­gen Bischof Markus anzu­tref­fen sei. ­Martin Gehrer erwähnt als Schnit­zel­bänk­ler die Fasnacht. «Dort habe ich Bischof Markus oft gese­hen, so auch in diesem Jahr. Er kann sehr gut über sich selber lachen und nimmt die Schnit­zel­bän­ke, die sich an ihn rich­ten, mit viel Humor an.» Nur einmal hat Martin Gehrer vor einem Tref­fen mit Bischof Markus etwas Bammel gehabt, wie er es selbst sagt. Nach einer Amts­pe­ri­ode als Admi­nis­tra­ti­ons­rats­prä­si­dent beschloss er, zurück­zu­tre­ten. «Bischof Markus hat verständ­nis­voll reagiert», sagt er und kommt zurück auf die Predig­ten und Seel­sor­ge. Diese seien charak­te­ris­tisch für Bischof Markus. «Man spürt seinen tiefen Glau­ben. Zugleich ist Bischof Markus nicht abge­ho­ben. Es gelingt ihm immer, den Glau­ben nieder­schwel­lig zu vermit­teln, so, dass ihn alle verste­hen.» (Nina Rudnicki)

Bischof Markus Büchel spricht bei der Inter­re­li­giö­sen Feier am Eidge­nös­si­schen Bettag 2011 auf dem Klos­ter­platz. (Bild: Regi­na Kühne)

Auf Haus­be­such bei den Bischöfen
Abendessen mit dem Bischof

Inner­halb weni­ger Minu­ten ist das Eis gebro­chen: Vor etwa zehn Jahren verlost das Pfar­rei­fo­rum ein «Abend­essen mit Bischof Markus Büchel». Allein die Tatsa­che, dass sich der Bischof darauf einlässt, ist ein Signal. Zahl­rei­che Leser*innen machen mit, unter allen Einsen­dun­gen werden fünf glück­li­che Gewinner*innen gezo­gen. Der Abend star­tet mit dem Apéro in der Bischofs­woh­nung. Beim ersten Anstos­sen ist bei den  Gästen noch Zurück­hal­tung zu spüren, der eine oder ande­re ist noch etwas einge­schüch­tert. Doch Bischof Markus schafft es sofort, das Eis zu brechen, eine witzi­ge Bemer­kung hier, ein gutge­laun­ter Spruch da. Eine Stun­de später beim Essen im Restau­rant ist der Bischof mit den Gewinner*innen im inten­si­ven Austausch. Es werden viele Fragen gestellt. Der Bischof nimmt sich für jede Zeit. Fast scheint es, als würde sich die Grup­pe schon lange kennen.
 
Schnell in Kontakt
 
Bischof Markus Büchel ist ein Menschen­freund. Egal ob Profes­so­rin, Land­wirt oder Minis­trant, es ist «typisch Bischof Markus», mit allen Menschen schnell in Kontakt zu kommen — so etwas sucht man bei vielen Bischö­fen vergeb­lich. Hier begeg­net man einem frohen, aufge­schlos­se­nen Kirchen­ver­tre­ter, dem es nicht um ihn selber geht. Die gros­se Stär­ke ist viel­leicht auch zugleich eine Schwä­che: Während sich ande­re Bischö­fe und Kirchenvertreter*innen enga­giert und mit Verve in öffent­li­che Diskus­sio­nen einbrin­gen, eige­ne Themen lancie­ren, bevor­zug­te es Bischof Markus, sich zurück­zu­hal­ten. Da blieb auch manche Chan­ce unge­nutzt. Bei Medi­en­an­fra­gen — auch bei vom Pfar­rei­fo­rum dauer­te es oft, bis eine Zusa­ge kam, man spür­te, dass der Fokus und das Herz­blut von Bischof Markus bei ande­ren Aufga­ben lag. Jedoch beim Inter­view selbst war er wieder ganz in seiner Rolle: Kontakt­freu­dig, zu Scher­zen aufge­legt, auch gegen­über der Foto­gra­fin, mit der zwischen zwei Fotos auch noch das eine odere ande­re persön­li­che State­ment entlockte.
 
Keine Gour­met­kü­che
 
Ein Anlass hat die Redak­ti­on beson­ders beein­druckt: Anläss­lich des 70. Geburts­tags von Bischof Markus Büchel trifft sich die Redak­ti­on mit dem Bischof zum Abend­essen — anstatt eines Inter­views tauscht sich die Redak­ti­on in einem locke­ren Gesprä­che mit ihm aus. Ein Zitat aus diesem Text von 2019, das Bischof Markus Büchel tref­fend beschreibt: «Der Jubi­lar mag seinen runden Geburts­tag nicht gerne an die gros­se Glocke hängen. «Ich feie­re eigent­lich wie jedes Jahr: Am 10. August tref­fe ich mich mit Geschwis­tern, Nich­ten, Neffen und deren Kindern am Boden­see zu einer klei­nen Fami­li­en­fei­er.» Ein eigent­li­ches Geburts­tags­lieb­lings­es­sen will der Bischof keines nennen. «Es muss keine Gour­met­kü­che sein. Mindes­tens eben­so mundet mir einfa­che Haus­manns­kost in Kombi­na­ti­on mit einem feinen Trop­fen», sagt er und hebt sein Wein­glas. (ssi, 24. Febru­ar 2025)

 

Mit Bischof Markus auf der Wallfahrt nach Lourdes

Bischof Markus Büchel in Lour­des (Aufnah­me von 2015, Bild: Mari­an­ne Baldinger-Lang)

Menschen­freund­lich und zu Späs­sen aufge­legt: So erle­be man Bischof Markus jeweils während der Wall­fahrt nach Lour­des, sagt Judith Gähwi­ler, Präsi­den­tin des Lour­des­pil­ger­ver­ei­nes St.Gallen und Umge­bung.  Auch in diesem Jahr ist er bei der Reise mit dabei.

Menschen­freund­lich und
zu Späs­sen aufge­legt: So erle­be man Bischof Markus jeweils während der
Wahl­fahrt nach Lour­des, sagt Judith Gähwi­ler, Präsi­den­tin des
Lour­des­pil­ger­ver­ei­nes St.Gallen und Umge­bung.  Auch in diesem Jahr ist
er bei der Reise mit dabei.
Menschen­freund­lich und
zu Späs­sen aufge­legt: So erle­be man Bischof Markus jeweils während der
Wahl­fahrt nach Lour­des, sagt Judith Gähwi­ler, Präsi­den­tin des
Lour­des­pil­ger­ver­ei­nes St.Gallen und Umge­bung.  Auch in diesem Jahr ist
er bei der Reise mit dabei.

«Von einer Wall­fahrt nach Lour­des kommt man einfach zufrie­de­ner nach Hause zurück», sagt Judith Gähwi­ler, Präsi­den­tin des Lour­des­pil­ger­ver­eins St.Gallen und Umge­bung. Lour­des sei ein Kraft­ort und ermög­li­che den Pilge­rin­nen und Pilgern viele einzig­ar­ti­ge Erleb­nis­se. Dazu gehört gemäss Judith Gähwi­ler auch, den jewei­li­gen Bischof, der die Deutsch­schwei­zer Reisen­den beglei­tet, zu erle­ben und kennen­zu­ler­nen. Abwech­selnd sind die Bischö­fe von Basel, Chur und St.Gallen mit dabei. In diesem Jahr wird vom 9. bis 15 Mai noch einmal Bischof Markus mit nach Lour­des reisen. Judith Gähwi­ler erin­nert sich an die letz­te Lour­des­wall­fahrt mit ihm: «Er ist menschen­freund­lich und leut­se­lig und es macht Spass, mit ihm zu reden. Er ist einer wie alle ande­ren auch», sagt sie. Er über­nach­te auch in densel­ben Hotels. An eini­ge Späs­se dies­be­züg­lich könne sie sich noch gut erin­nern. Die Hotel­zim­mer würden auch immer enger, habe er beispiels­wei­se gesagt. «Aber am meis­ten berührt mich, dass er einen auch später bei Begeg­nun­gen wie etwa bei der St.Galler Kathe­dra­le wieder­erkennt und mit einem redet», sagt sie. Von Lour­des könn­te sie indes­sen viel erzäh­len: Etwa von den 30’000 gemein­sam Beten­den, den Gebe­ten in allen mögli­chen Spra­chen oder der wohl zehn­spu­ri­gen Prozes­si­on. Bei dieser würden die Italie­ne­rin­nen und Italie­ner, auch wenn sie weit hinten gestar­tet seien, jedes Mal am Ende zuvor­derst laufen. «Und dann gehört es natür­lich zu jeder Lour­des­wall­fahrt dazu, dass man sein Gebets­büch­lein vom jewei­li­gen Bischof unter­schrei­ben lässt. Das ist eine schö­ne Erin­ne­rung.» (nar, 25. Febru­ar 2025)

 

Im Einsatz für das kulturelle Erbe

Das Gespräch mit der ehema­li­gen St. Galler Regie­rungs­rä­tin Kath­rin Hilber über Bischof Markus führt in die Medien­datenbank. Dort finden sich Zeitungs­ar­ti­kel über das Erdbe­ben in der nord­ita­lie­ni­schen Regi­on ­Friaul 1979 oder über die Qumran-Rollen. Bei Letz­te­ren handelt es sich um jahr­tau­sen­de­al­te Schrift­rol­len vom Toten Meer, die als Urtex­te der Bibel gelten. «Es sind vor allem die gemein­sa­men Reisen und der Einsatz für das kultu­rel­le Erbe, die mich mit Bischof Markus verbin­den», sagt die eins­ti­ge Kultur­di­rek­to­rin Kath­rin Hilber. Die Räume der St. Galler Regie­rung im Klos­ter­be­zirk befän­den sich auf demsel­ben Stock­werk wie die Wohnung des Bischofs. «Dadurch sind wir uns regel­mäs­sig begeg­net, auch wenn Bischof ­Markus und ich während meinen 16 Jahren als Regie­rungs­rä­tin weni­ge beruf­li­che Berüh­rungs­punk­te hatten», sagt sie.

Zum Gallus­tag nach Italien

Zu den Ausnah­men gehö­ren die erwähn­ten Qumran-Rollen und die Paten­schaft mit dem Ort ­Moggio im Friaul. «Seit fast 900 Jahren bestehen Bezie­hun­gen zwischen dem Kanton St. Gallen und der Regi­on Friaul und zum dorti­gen Gallus­klos­ter von Moggio», sagte Kath­rin Hilber in einem Tagblatt­ar­ti­kel von 2003. Dieser berich­te­te über die Eröff­nung einer Grup­pen­aus­stel­lung mit Kunst­schaf­fen­den aus dem Friaul im Regie­rungs­ge­bäu­de. Kath­rin Hilber ging auf die Grün­dung des Gallus­klos­ters von Moggio im Jahr 1120 ein und erwähn­te, wie die Bezie­hung nach dem kata­stro­pha­len Erdbe­ben von 1976 im Friaul neu belebt wurde. Nebst vielen ande­ren betei­lig­te sich auch das Bistum St. Gallen an Hilfs­ak­tio­nen. So entstand eine Part­ner­schaft mit zahl­rei­chen Austausch­pro­jek­ten. «Einmal reis­te ich zusam­men mit Bischof Markus nach Moggio, um mit den Menschen dort am 16. Okto­ber den Gallus­tag zu feiern. Solch kultu­rel­ler und gesell­schaft­li­cher Austausch ist Bischof Markus bis heute wich­tig», sagt sie. Eindrück­lich sei auch die Reise 1998 zu den Fund­stät­ten der Qumran-Rollen in Isra­el mit Bischof Markus gewe­sen. Zu diesem Zeit­punkt wirk­te er unter ande­rem als Bischofs­vi­kar, also als Stell­ver­tre­ter des Bischofs. Im darauf­fol­gen­den Jahr kamen die origi­na­len Schrift­rol­len für eine Ausstel­lung nach St. Gallen, die mit 65’000 viel mehr Perso­nen besuch­ten als erwar­tet. Kath­rin Hilber sagt: «Sich mit Würde und Ernst­haf­tig­keit für unser Welt­erbe einzu­set­zen, ist nicht selbst­ver­ständ­lich, für Bischof Markus aber schon.» (Nina Rudnicki)

Bischof Markus (gelbes T‑Shirt) während der Qumran-Reise nach Isra­el. (Bilder: zVg)


Erlebnisse eines Bischof-Fans

Bischof Markus über­nahm auch schon spon­tan die Predigt in der Kathe­dra­le, als er erfuhr, dass Phil­ipp Wechs­ler Lekto­ren­dienst hat. Das gehört zu den schöns­ten Erleb­nis­sen, wie der Watt­wi­ler und Bischof-Fan Phil­ipp Wechs­ler sagt. 

 

Ein Leben ohne die St.Galler Kathe­dra­le: Das ist für Phil­ipp Wechs­ler aus Watt­wil nur schwer vorstell­bar. In seiner Frei­zeit fährt er daher so oft wie möglich in die Kantons­haupt­stadt. Die Kathe­dra­le, vor allem aber auch die Menschen dort sowie die Begeg­nun­gen mit dem Bischof geben ihm Kraft und Lebens­freu­de, sagt er. 

 

Hey Phil­ipp, wirst du jetzt berühmt? Eine Mitar­bei­te­rin der Katho­li­schen Kirche im Lebens­raum St.Gallen geht durch den Gang in der St.Galler Kathe­dra­le. Sie nickt Phil­ipp Wechs­ler zu und lacht, als sie ihn beim Foto­shoo­ting erblickt. Der 53-jährige Watt­wi­ler ist hier bekannt. Jeden Donners­tag fährt er, wann immer möglich, in die Kantons­haupt­stadt. Dort verbringt er seinen frei­en Tag, besucht zunächst die Kathe­dra­le, schlen­dert durch die Altstadt, trifft Bekann­te auf einen Schwatz. An den Sonn­ta­gen ist er in der Kathe­dra­le zudem regel­mä­ßig Lektor. Für diesen Dienst lebt er. „Ich bin einfach unglaub­lich stolz darauf. Ausser­dem gehört es für mich zu den schöns­ten Erleb­nis­sen, gemein­sam mit Bischof Markus feiern zu können“, sagt Phil­ipp Wechs­ler, der sich selbst als Bischof-Fan beschreibt. Er erin­nert sich an den dies­jäh­ri­gen Pfingst­got­tes­dienst, als beim Einzug in die Kathe­dra­le mit Orgel­mu­sik alles in seinem Körper anfing zu krib­beln. Und er erzählt von einem Gottes­dienst vor eini­gen Jahren, als Bischof Markus über­ra­schend die Predigt über­nom­men habe, als er erfuhr, dass Phil­ipp Wechs­ler Lekto­ren­dienst hat. „Das gehört für mich zum Besten, was ich erle­ben kann“, sagt er.

Aufge­wach­sen ist Phil­ipp Wechs­ler als mitt­le­res von drei Kindern in Lich­ten­steig. Heute arbei­tet er im Coop in Jona, wohin er täglich außer donners­tags per Zug pendelt. Die katho­li­sche Tradi­ti­on sei in seiner Fami­lie immer wich­tig gewe­sen. So habe er in der Kirche auch eine seiner besten Freun­din­nen gefun­den. „Ihr verdan­ke ich es auch, dass ich in die Kathe­dra­le gekom­men bin“, sagt Phil­ipp Wechs­ler. „Sie ist hier Seel­sor­ge­rin und als sie nach St.Gallen wech­sel­te, frag­te sie mich, wie ich es fände, hier Lektor zu sein.“ Heute könne er sich nichts Schö­ne­res vorstel­len. „Von der Harmo­nie, über die Menschen bis zur Orgel stimmt hier einfach alles“, sagt er und dreht sich im Kirchen­bank dem hinte­ren Teil der Kathe­dra­le zu, wo sich das Instru­ment befin­det. Orgel­mu­sik ist eine weite­re Leiden­schaft von Phil­ipp Wechs­ler. Vor zwei Jahren reis­te er nach Passau, um im Dom St. Stephan die größ­te Domor­gel der Welt zu sehen. „Sobald ich Orgel­mu­sik höre, kann ich nicht anders, als lange sitzen­zu­blei­ben und zuzu­hö­ren. Mein Körper geht mit der Musik mit“, sagt er.

Dann ist es Zeit, aufzu­ste­hen und aus der Kathe­dra­le hinaus auf den Klos­ter­platz zu treten. Phil­ipp Wechs­ler möch­te sich noch etwas durch die Stadt trei­ben lassen und schau­en, wen er trifft. Beim Abschied kommt er noch einmal auf das Thema Reisen zu spre­chen. Nebst Passau habe ihn auch Isra­el sehr beein­druckt. Dort war er zusam­men mit der Pilger­grup­pe Lich­ten­steig. Nebst seiner besten Freun­din sei auch Bischof Markus mit dabei gewe­sen. „Was wir da alles erlebt haben“, sagt er. „Von Spiri­tu­el­lem und Reli­giö­sem, über Span­nun­gen zwischen Paläs­ti­nen­sern und Israe­lis und einem Anschlag mit Pflas­ter­stei­nen auf unse­ren Bus. Da rutsch­te mir das Herz in die Hose und wir haben alle eine Nacht lang kaum geschla­fen.“ (nar, erschie­nen im Pfar­rei­fo­rum 10/2021)

Texte: Redak­ti­on Pfarreiforum

Bilder: Regi­na Kühne, Ana Kontou­lis, zVg

Veröf­fent­licht: ab 21. Febru­ar 2025

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