Nicht nur der Advent und die Weihnachtszeit, sondern unser ganzes Leben ist von Traditionen geprägt. Im Interview erklärt Manuela Reissmann, Fachverantwortliche der kantonalen Fachstelle Kulturerbe St. Gallen, warum Traditionen für unsere Gesellschaft wichtig sind.
Wie entstehen Traditionen?
Manuela Reissmann: Wenn beispielsweise bestimmte Kenntnisse, Werte oder Überzeugungen, Ereignisse oder Tätigkeiten von mehreren Menschen regelmässig wiederholt und weitergegeben werden, können sich daraus über den Zeitraum von mehreren Generationen Traditionen bilden. Die Gründe für die Entstehung von Traditionen sind dabei sicher so vielfältig wie die Traditionen selbst.
Was können solche Gründe für neue Traditionen sein?
Manuela Reissmann: Die Alpwirtschaft zum Beispiel brachte verschiedene Traditionen hervor wie die Alpfahrten, Betrufe und die Käseproduktion. Das Wissen um landwirtschaftliche oder handwerkliche Techniken konnte das Einkommen sichern. Aus der Notwendigkeit von Hirten und Bauern, in den Bergen über weite Entfernungen zu kommunizieren, entstand das Alphornspielen und vermutlich auch der Jodel. Dann gibt es zahlreiche Bräuche im Zusammenhang mit den Jahreszeiten, wie die Fasnachtsbräuche zum Vertreiben des Winters. Und natürlich spielen auch die Religionen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Traditionen, wie beispielsweise das Christentum beim Weihnachtsfest, das heute in vielen Ländern gefeiert wird.
Wann spricht man von einer Tradition?
Manuela Reissmann: Hinter dem Begriff «Tradition» verbergen sich Bräuche, Gepflogenheiten, Fertigkeiten und Ausdrucksformen, die innerhalb einer Gruppe oder Gemeinschaft gelebt, gepflegt und von einer Generation an die nächste weitergegeben werden. Traditionen finden sich in verschiedenen Bereichen und umfassen beispielsweise Formen des Musizierens, Bräuche und Kenntnisse in landwirtschaftlichen Bereichen, Traditionen im Zusammenhang mit den Jahreszeiten und handwerkliche Fertigkeiten. Sie können unter anderem in Familien, durch Trägerschaften wie Vereine, Berufsgruppen, religiöse Gemeinschaften sowie durch Gemeinden oder Regionen ausgeübt und weiterentwickelt werden.
Wie wichtig sind Traditionen für uns?
Manuela Reissmann: Welche Bedeutung Traditionen beigemessen wird, ist sehr unterschiedlich. Für manche mag es eher nach etwas Verstaubtem und Überflüssigem klingen, andere setzen sich intensiv für ihre Bewahrung und Überlieferung ein. Bei den meisten Menschen dürfte die Verbundenheit mit Traditionen wohl irgendwo dazwischen liegen. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass Traditionen Identität stiften und die Zusammengehörigkeit in einer Gemeinschaft stärken sowie Orientierung und Stabilität vermitteln können. Durch sie erhalten wir Informationen zu unserer Herkunft und Geschichte und können somit aus der Vergangenheit lernen und einen Nutzen für die Gestaltung unserer Gegenwart und vielleicht auch Zukunft gewinnen.
Wie stark hängen Traditionen und Erwartungshaltungen zusammen?
Manuela Reissmann: Traditionen und Erwartungshaltungen können auf verschiedene Weise zusammenhängen. Dazu gehören sicher die Erwartungen an Personen einer Gemeinschaft, dass tradierte Regeln, Gepflogenheiten oder Praktiken beibehalten und fortgeführt werden. So haben viele Menschen bestimmte Rituale, Abläufe und Speisen für das Weihnachtsfest, vieles davon wurde über Generationen weitergegeben. Auch daran sind Erwartungen geknüpft, zum Beispiel Besinnlichkeit und Geborgenheit im Kreise der Liebsten zu erfahren und zu bewahren. Es lässt sich wohl sagen, dass Erwartungshaltungen dazu beitragen können, dass Traditionen erhalten bleiben oder aber auch dazu, dass sie abgelehnt werden, zum Beispiel dann, wenn sie persönlichen Werten zu stark entgegenstehen.
Wann verändern sich Traditionen?
Manuela Reissmann: Traditionen müssen sich manchmal ändern, um weiter fortbestehen zu können. Manchmal endet eine Tradition auch. Ob und wie sich Traditionen ändern, hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab. Dies können beispielsweise die bereits erwähnten Erwartungshaltungen, neue technologische Errungenschaften oder kultureller Wandel, veränderte Werte, Bedürfnisse und Lebensweisen sein, die auf eine Tradition wirken. Ebenso kann die kommerzielle oder touristische Verwertung einer Tradition diese verändern oder aber auch vermeintlich authentisch erhalten. Das Interesse der jeweils jüngeren Generation an einer Tradition sowie die Art, wie diese das Überlieferte für sich interpretiert, lebt und weiterentwickelt, ist ebenfalls von grosser Bedeutung.
Text: Alessia Pagani Bild: Ana Kontoulis Veröffentlichung: 23. November 2023
Mina Inauen-Neff von Appenzell (73) singt den Betruf seit sie als zwölfjähriges Mädchen bei ihrem Vater auf der Alp gearbeitet hat. «Es hat sich so ergeben», sagt die Älplerin, die 2012 im Kinofilm «Alpsegen» porträtiert wurde.
Seit zwanzig Jahren verbringt Mina Inauen-Neff die Sommermonate zusammen mit ihrem Mann sowie rund 40 Tieren auf der Alp Streckwees (1257 m. ü. M) im Alpstein, wo sie jeden Abend den traditionellen Betruf durch den Trichter singt. Als Mesmerin ist sie zudem für die Berggottesdienste in der nahgelegenen Kapelle «Maria Heimsuchung» zuständig. Die pensionierte Handarbeits- und Hauswirtschaftslehrerin ruft den Alpsegen aus tiefer, innerer Überzeugung: «Der Betruf gibt mir Kraft und ich kann damit meine Dankbarkeit ausdrücken. Wir sind in der Natur in Gottes Hand geborgen, aber wir sind nicht mehr als ein Teil davon.» Wer den Naturgewalten in der Bergwelt ausgesetzt ist, erlebt die eigene Existenz ganz bewusst als Teil des Ganzen. «Du bist nicht mehr als so ein Käfer – du bist anderen Lebewesen ebenbürtig und du sollst dich nicht als Beherrscher der Natur aufspielen», sagt sie.
Volkstümlicher Charakter
Den Betruf bezeichnet Inauen als «singendes Gebet», von dem man sagt, es sei doppelt so viel wert. Man bittet die Heiligen und Schutzpatrone, sie mögen Mensch, Tier und Alp von Ungemach fernhalten. Am besten gefällt ihr die Textstelle «Bhüets Gott allsame, seis Fründ oder Feind ond di lieb Mutter Gottes mit erem Chend», weil mit «allsame», alle gemeint sind und somit alle Menschen ins Gebet aufgenommen werden. «Wir bitten Gott, dass er uns alle beschützt und behütet», so Inauen. Der Wortlaut des Betrufs variiert von Region zu Region. Der Text des Innerrhoder Betrufs in der Fassung von 1948 stammt von Pater Erich Eberle und basiert auf der Melodie von Pater Ekkehard Högger, «wobei es bei der Tonlage schon kleinere Abweichungen gibt, je nachdem wer den Betruf ausruft», ergänzt Inauen. Der halb gesprochene, halb gesungene Alpsegen erhält zusammen mit dem mundartlich gefärbten Hochdeutsch seinen unverkennbaren, volkstümlichen Charakter.
Keine Sonderrolle als Frau
Üblicherweise ruft der Senn den Betruf aus. Dass sie die einzige Frau sein soll, die den Alpsegen pflegt, hat für sie wenig Bedeutung. Ihrer Meinung nach können Frauen und Männer gleich wohl beten. Es habe sich damals einfach so ergeben. Sie erinnert sich: «Als ich damals als zwölfjähriges Mädchen als ‹Handbueb› bei meinem Vater auf der Alp gearbeitet habe, hat mich der Milchkontrolleur eines Tages auf den Trichter angesprochen. Es herrschte schlechtes Wetter und er hatte gerade Zeit, mir den Betruf beizubringen.» Seither holt sie den Holztrichter jeden Abend zwischen 19 und 20 Uhr hervor und steht auf den Stein neben der Alphütte. «Ich mache es immer zu dieser Zeit – und ich mache es auch nicht den Touristen zuliebe früher oder später», sagt die Älplerin.
Tradition soll weitergehen
Sie wird heute noch oft auf ihre Rolle im Kinofilm «Alpsegen» von Bruno Moll angesprochen, der 2012 ausgestrahlt wurde. Es sei eine schöne Erfahrung gewesen, aber auch streng, weil sie vor laufender Kamera spontan auf tiefgründige Fragen antworten musste. «Ich habe sehr viele, positive Rückmeldungen erhalten und ich habe gemerkt, dass viele Leute nur wenig Ahnung vom Alpleben haben.» Laut Inauen zeigt der Film neben den schönen Seiten auch die anstrengende Arbeit und die unmittelbaren Gefahren in der Bergwelt. Wie es mit der Familientradition einmal weitergehen soll, weiss sie noch nicht. Wichtig sei ihr, dass der Alpsegen nicht zur Touristenaktion verkomme. «Ich bin zuversichtlich, dass diese schöne Tradition auf der Alp Streckwees weitergepflegt wird».
Im Dachsaal der Propstei St. Peterzell inszeniert der Künstler Det Blumberg Fundstücke aus Kirchen neu – und fordert zum kritischen Nachdenken auf.
«Wenn alte Zeiger stehen bleiben, muss etwas Neues kommen», sagt Det Blumberg, als er in den Dachsaal der Propstei St. Peterzell führt. Den bespielt der Künstler anlässlich des 300-Jahr-Jubiläums der Kirche Peter und Paul vom 17. Mai bis 17. Dezember. Wer den Saal betritt, findet sich zunächst vor den zwei grossen, alten Uhrzeigern des Kirchturms und ist mittendrin im Thema der Ausstellung «Lichtblick Dorf 9» von Det Blumberg. Mit dieser möchte der 69-jährige Künstler mit Allgäuer Wurzeln zum kritischen Nachdenken auffordern: Wie soll Kirche sein, wenn sie auch in Zukunft bestehen möchte?
Vom Polizisten zum Künstler
Bevor es weiter durch die Ausstellung geht, öffnet Det Blumberg aber die Türe zu einer Kammer gleich neben dem Dachsaal. In der Kammer reihen sich unzählige Fundstücke aus der Propstei, wie alte Statuen von Heiligen, Kerzenständer, Kisten gefüllt mit Kreuzen und einige staubige Schränke. Zwischen all diesen Schätzen erzählt Det Blumberg, wie er Monate damit verbracht hatte, die Fundstücke zu sichten, interessante Gegenstände herauszusuchen und die Themen für die Ausstellung zu gestalten. Und er erzählt, wie er vor drei Jahrzehnten seinen Beruf als Einsatzleiter bei der Polizei aufgab, beschloss Kunst zu machen und während einer Reise in Mexiko überraschend Gott wieder fand. «Als Einsatzleiter stumpfte ich ab, wurde zu herrisch und konnte keine Kritik mehr dulden», sagt er. Auch aus der Kirche war Det Blumberg zu dieser Zeit ausgetreten. Zu vieles hatte ihn irritiert – so auch während einer Reise durch Mexiko. «Überall gab es diese grossen, prächtigen Kathedralen. Während einer Führung fragte ich mich, wo ich zwischen all dem Gold denn Gott finden soll und wollte zornig die Kathedrale verlassen», sagt er. «Dann stand ich dann plötzlich vor einer kleinen, mit buntem Papier, Glas und Saatgut ausgeschmückten Seitenkapelle. Es war, als ob mir Gott auf die Schultern gestupst und gesagt hätte: Da findest du mich.»
Fundstücke aus der Probstei, die Det Blumberg mit seiner Partnerin Claudia Gruber für die Ausstellung herausgesucht und zusammengestellt hat.
Ein leerer Tabernakel
Heute ist Det Blumberg wieder Kirchenmitglied. Auch Glaube und Kunst haben sich für ihn nach und nach zusammengefügt. In den vergangenen Jahren hat er zahlreiche Ausstellungen in Kirchen und Klöstern der Region realisiert. Altes zeigen vor modernem Kontext, ist eines der Themen, das sich durch seine Arbeiten zieht. So geht es auch in der Ausstellung in der Propstei von den Zeigern des Kirchturms weiter zu einer Art Altarraum. Dort stehen Kirchenbänke mit originalen, gusseisernen Seitenlehnen. Statt eines Altars findet sich aber ein Flachbildfernseher, in dem meditative Filmausschnitte zu sehen sind. In einer weiteren Ecke steht ein leerer und staubiger Tabernakel, in dem eigentlich die Hostien aufbewahrt werden. «Wo wohnt Gott?» – darüber sollen die Besucherinnen und Besucher hier nachdenken. Letzte Station ist ein langer Tisch mit zwölf grauen Stühlen und einem gelben Stuhl. Die Szene erinnert an das letzte Abendmahl. An den Wänden hängen Fotos von Det Blumbergs Partnerin Claudia Gruber – die beiden wohnen zusammen gleich gegenüber der Propstei. Die Fotos wurden alle im Umkreis von 500 Metern um die Propstei aufgenommen und halten in Farb- und Formfülle die Schönheit der Schöpfung fest. Det Blumberg sagt: «Die Fotos bringen Gott in den Raum. Das ist auch die Idee von diesem Tisch. Er lädt verschiedene Gruppen ein, sich hinzusetzten, zu diskutieren und sich über aktuelle Themen auszutauschen.»
Wieso uns die ganzheitliche Medizin des Mittelalters bis heute fasziniert und was wir aus Legenden der damaligen Zeit erfahren, sagt Stiftsbibliothekar Cornel Dora im Interview.
Klostermedizin und Naturheilkunde sind im Trend. Wie hängen aber Christentum und Medizin zusammen?
Cornel Dora: Wurde früher jemand krank, war es lange Zeit Aufgabe der Familie, diese Person zu pflegen. Erste Vorläufer von Spitälern gab es bei den Römern, wobei es dort vor allem um die Versorgung der Wunden der Soldaten ging. Als das Christentum aufkam, änderte sich das. Die Erzählung vom Barmherzigen Samariter im Neuen Testament beispielsweise ruft zur Nächstenliebe auf und erinnert daran, dass alle für ihre Mitmenschen verantwortlich sind. Es ist also Teil des christlichen Fundamentes, für Kranke und Arme da zu sein.
Cornel Dora
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Welche Rolle spielte das Kloster St. Gallen?
Cornel Dora: Das Kloster St. Gallen hatte ein grosses Einflussgebiet sowie den medizinischen Auftrag, für die Armen zu sorgen. Dabei müssen wir wissen, dass wer damals krank war mit grosser Wahrscheinlichkeit früher oder später auch arm wurde. Auf dem St. Galler Klosterplan von 825 waren eine Armenherberge, zwei Häuser für Aderlass und Baden, ein Ärztehaus für Operationen sowie ein Heilkräutergarten vorgesehen. Die Menschen im Umfeld des Klosters fanden hier auch Fachpersonal. Im 10. Jahrhundert war Notker, der Arzt aus St. Gallen, weit herum bekannt – er wirkte auch am Hof Ottos des Grossen. Zu Notker dem Arzt gibt es dazu zahlreiche Überlieferungen in der Stiftsbibliothek wie etwa jene des Herzogs von Bayern, der Notker testen wollte und ihm den Urin seiner gesunden Zofe statt seines eigenen gab. Nach der Untersuchung verkündete Notker, es sei ein Wunder geschehen, der Herzog erwarte ein Kind.
Das klingt eher nach einer Legende.
Cornel Dora: Ja, das mag sein. Aber, ob Legende oder nicht, belegen solche Überlieferungen, dass damals schon bekannt war, dass man im Urin eine Schwangerschaft ablesen konnte.
Welche weiteren medizinischen Handschriften sind in der Stiftsbibliothek erhalten?
Cornel Dora: Wir haben Überlieferungen von antiken und frühmittelalterlichen Rezept- und Arzneibüchern. Dazu gehört etwa das Liber Medicinalis, ein medizinisches Handbuch des römischen Gelehrten Quintus Serenus Sammonicus. Die Werke aus dieser Zeit zeigen auf, wie die Medizin bis ins Frühmittelalter mit Magie durchdrungen war. Gemäss dem Liber Medicinalis galt etwa das Wort Abrakadabra als Mittel gegen Malaria. Man schrieb das Wort auf eine Karte und wiederholte es immer wieder, wobei man jedes Mal einen weiteren Buchstaben wegliess. So wie das Wort sollte auch die Krankheit verschwinden.
Im Juni wird in der Stiftsbibliothek die Vereinigung für europäische traditionelle Medizin (TEM) gegründet. Wieso fasziniert uns traditionelle Medizin wie Klostermedizin bis heute?
Cornel Dora: Die heutige moderne Medizin ist wirkungsorientiert. Es gibt einen Wirkstoff, der die jeweilige Krankheit ganz gezielt bekämpft, möglichst ohne Nebenwirkungen. Viele Krankheiten sind aber komplexer und komplizierter. Im Mittelalter war die Medizin zwar weniger wirkungsvoll, sie schaute aber gemäss der damals verbreiteten 4‑Säfte-Lehre immer ganzheitlich auf den Menschen. Die Theorie ging davon aus, dass die Gesundheit des Menschen davon abhing, ob die vier Säfte Blut, Schleim (Phlegma), gelbe Galle (Cholera) und schwarze Galle (Melancholie) im Gleichgewicht waren. Basierend darauf bekamen die Erkrankten dann keinen einzelnen Wirkstoff, sondern einen Medikamentencocktail, welcher der oder dem Kranken insgesamt helfen sollte.
Sie sagen also, dass der ganzheitliche Ansatz heute zu kurz kommt?
Cornel Dora: Ich denke, dass der ganzheitliche Ansatz für viele Menschen heute zu kurz kommt und die traditionelle Medizin diesbezüglich positiv etwas beitragen kann. Es geht nicht darum, eine Ideologie zu pflegen, sondern das Potenzial dieses alten Wissens ergänzend zur sehr leistungsfähigen modernen Medizin zu nutzen. Dank unserer historischen Sammlung passen die Stiftsbibliothek und die Europäische Vereinigung für TEM gut zusammen.
Wieso entscheiden sich junge Erwachsene für die Firmung? Und wie erleben sie den Firmweg mit den regelmässigen Treffen und den gemeinsamen Ausflügen? Darüber haben fünf Firmandinnen und ein Firmand der Firmgruppe in Buchs mit dem Pfarreiforum diskutiert.
Cecilia, Sara und Joanna, wieso habt ihr euch für den Firmweg entschieden?
Cecilia Weidmann (17): Das ist eine etwas spezielle Geschichte. Ich und Sara haben uns draussen vor der katholischen Kirche in Buchs getroffen. Wir waren beide nicht ganz sicher, ob wir die Firmung machen wollen. Daher diskutierten wir allgemein über Glauben und die Firmung. Als wir nach dem Gespräch hochschauten, hatten sich die Wolken wie zu einem Kreuz geformt. Es war ein Zufall, für uns aber ein Zeichen, dass wir die Firmung machen sollten.
Sara Brozvic (18): Unsicher waren wir, weil wir zu diesem Zeitpunkt nicht mehr so viel mit dem Glauben zu tun hatten. Das ist alleine schon dadurch der Fall, dass es in der Lehre keinen Religionsunterricht mehr gibt.
Joanna Auer (18): Ich bin eine sehr rationale Person, die stark an die Wissenschaft glaubt. Trotzdem denke ich, dass es etwas Übermenschliches gibt, das nicht greifbar ist. Ich erhoffe mir, dass ich durch den Firmweg den Zugang dazu bekomme. Ausserdem will ich dadurch dem Glauben in meinem Leben mehr Raum geben. Wie Cecilia und Sara es schon gesagt haben, war man früher durch den Religionsunterricht automatisch näher an den Themen Religion und Glaube dran, hat sich aber mittlerweile etwas davon entfernt.
Sara Brozvic/ Cecilia Weidmann: «Wir waren zunächst unsicher, ob wir uns firmen lassen wollen, weil wir nicht mehr so viel mit dem Glauben zu tun hatten.»Joanna Auer: «Ich bin eine rationale Person, die stark an die Wissenschaft glaubt. Trotzdem denke ich, dass es etwas Übermenschliches gibt, das nicht greifbar ist.»
Also ist es für euch die Annäherung an den Glauben, die den Firmweg ausmacht?
Joanna Auer: Für mich ist es auch das Gemeinschaftserlebnis. Man kommt mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. Ich finde es schön, dass man sich austauschen kann. Ich gehe an die Kantonsschule und habe im Alltag meistens einfach mit meinen Freunden zu tun. Durch den Firmweg konnte ich Personen kennenlernen, die eine Lehre machen. Da bespricht man auch einmal andere Themen. Eindrücklich fand ich diesbezüglich auch, dass wir während unserer Firmreise Einblicke in Institutionen für Menschen am Rande der Gesellschaft erhalten haben und mit Betroffenen diskutieren konnten.
Sara Brozvic: Das fand ich auch sehr spannend. Zudem haben wir auch selbst bei Aktionen wie dem Rosenverkauf am Fastenaktionstag mitgeholfen. Anders als Joanna sind Cecilia und ich aber erst nach der Firmreise mit einem Firm-Weekend in den Firmweg eingestiegen. Ich glaube, das Firm-Weekend war thematisch etwas gedrängter als die Firmreise, weil wir alles in zwei Tagen nachholen mussten, wofür die anderen eine Woche lang Zeit gehabt haben.
Cecilia Weidmann: Ja, im Wesentlichen ging es darum, uns über unseren Glauben auszutauschen. Das fand ich sehr spannend. Ich habe gemerkt, dass zwar alle an denselben Gott glauben, aber auf unterschiedliche Art und Weise.
Joanna Auer: Genau. Es ist mega spannend zu sehen, wie die verschiedenen Personen den Glauben im Alltag unterschiedlich leben. In unserer Firmgruppe gibt es einige, die jeden Tag beten und regelmässig in Gottesdienste gehen, und für andere ist das nicht so wichtig.
Habt ihr mal gezweifelt, ob der Entscheid für den Firmweg richtig war?
Sara Brozvic: Bei mir gab es solche Momente. Vor allem wenn ich während meiner Ausbildung zur Fachfrau Gesundheit eine strenge Woche hatte und dann noch am Wochenende ein Treffen für den Firmweg bevorstand. Aber die Treffen haben sich jedes Mal gelohnt.
Cecilia Weidmann: Ich mache ebenfalls eine Lehre als Fachfrau Gesundheit und hatte diese Gedanken auch. Ich glaube ausserdem, man ist hin und wieder in Bezug auf den Firmweg unsicher, weil man denkt, man kann ja auch alleine glauben, ohne irgendwo teilzuhaben. Aber es ist dann eben doch besser, wenn man Teil einer Gruppe ist.
Joanna Auer: Bei mir gab es diesen Moment auch, vor allem weil man mit dem Firmweg ja Verpflichtungen eingeht. Die Firmtreffen sind etwas Schönes. Aber trotzdem sind sie auch leicht mit Druck verbunden, im Sinne von «Ihr müsst das machen, damit ihr gefirmt werdet». Dann denke ich mir, wie du Cecilia gerade auch gesagt hast, Glaube ist so etwas Persönliches, da sollte mir ja niemand etwas vorgeben. Aber Grund, mich nicht firmen zu lassen, waren diese Überlegungen nie.
Wie hat sich durch den Firmweg eure Sicht auf Kirche und Glaube verändert?
Joanna Auer: Da komme ich nochmals auf die Gassenküche zurück. Wir haben durch den Firmweg viele Einblicke erhalten, was die Kirche alles macht. Kirche besteht nicht einfach nur aus Gottesdiensten, die bei vielen Jugendlichen vielleicht ein Gefühl der Langeweile auslösen. Kirche ist vielfältig. Das fand ich schön zu entdecken.
Cecilia Weidmann: Bei mir ist es eher, dass ich selber gemerkt habe, woran ich glaube. Dieser Prozess hat am Firm-Weekend angefangen, als ich mit Sara über meinen Glauben redete. Obwohl wir befreundet sind, war das bislang nie Thema.
Sara Brozvic: Ich sehe durch den Firmweg, was Kirche auch noch ist und wie wichtig schon kleine Gesten sind. Kirche besteht nicht nur aus Bibellesen, sondern wie im Fall der Gassenküche auch daraus, sich für andere einzusetzen.
Eindrücke vom Firmweg Buchs
Simon, Yaritza und Serena, wie war das bei euch, hattet Ihr Aha-Erlebnisse in Bezug auf Kirche und Glaube?
Simon Tinner (17): Eigentlich nicht. Ich ministriere seit meiner 1. Kommunion und bin stark mit der Kirche in Kontakt. Mein Bild über die Kirche habe ich mir schon vor dem Firmweg gemacht, es hat sich jetzt nicht verändert. Aber ich würde sagen, mein Bild von Kirche und Glaube hat sich bestätigt und noch etwas intensiviert.
Yaritza Brisita (17): Bei mir ist es genauso. Durch den Firmweg bin ich einfach näher bei Gott, alleine dadurch, dass wir uns an den Treffen regelmässig über den Glauben ausgetauscht haben. Das geht im Alltag sonst eher unter. Mir war bewusst, dass die Kirche viele verschiedene Dinge macht, aber nicht, wie vielfältig diese sind und was etwa Seelsorgende alles leisten. Ich mache eine Ausbildung zur Assistentin Gesundheit und Soziales. Als einer unserer Bewohner der Einrichtung, für die ich arbeite, ins Spital kam, besuchte ihn dort ein Seelsorger. Er redete mit ihm und hielt seine Hand. Ich fand das so schön zu sehen und vor allem zu merken, wie gut ihm das tat.
Serena Rei (17): Ich schliesse mich Simon und Yaritza an. Die Kurse haben mich näher zu Gott gebracht. Aber meine Sicht auf die Kirche hat sich nicht verändert.
Der Ausflug ins Kloster Einsiedeln und der Besuch in der Gassenküche haben Yaritza Brisita und Serena Rei während des Firmwegs mitunter am meisten beeindruckt.Simon Tinner: «Für mich ist die Firmung der nächste Schritt und gehört einfach dazu.»
Was war euer Grund, euch für den Firmweg zu entscheiden?
Yaritza Brisita: Ich habe mich für den Firmweg entschieden, weil ich getauft bin und die Erstkommunion gemacht habe. Die Firmung ist jetzt wie der nächste Schritt. Auch in meiner Familie sind alle gefirmt und ich möchte später einmal in der Kirche heiraten. Für mich gehört die Firmung also einfach dazu.
Serena Rei: Auch für mich war es einfach klar, dass ich mich firmen lassen möchte. Ich bin Italienerin und meine Familie ist sehr katholisch. Zuerst überlegte ich, ob ich mich in Italien firmen lassen möchte, weil das dort schon früher möglich ist als hier mit 18 Jahren. Aber dann stand die Lehrstellensuche an und es wäre zu viel gewesen. Daher habe ich mich für den Firmweg ab 18 entschieden.
Simon Tinner: Auch für mich ist die Firmung der nächste Schritt und gehört einfach dazu. Ich möchte mein ganzes Leben bei der Katholischen Kirche mit dabei sein und mit Gott in Verbindung sein.
Das klingt nicht danach, als ob ihr jemals am Firmweg gezweifelt habt?
Serena Rei: Nein, am Firmweg selbst habe ich nicht gezweifelt. Aber verunsichert hat mich, ob ich von meinem Arbeitgeber im Bereich Detailhandel die freien Tage bekommen würde, die ich für den Firmweg brauchte, und ob sich alles, also Firmweg und Ausbildung, vereinbaren lässt.
Yaritza Brisita: Ich habe mich schon im Vorfeld gefragt, ob ich immer Lust oder Zeit haben werde, an den Treffen teilzunehmen. Aber Zweifel waren das nicht wirklich, denn die Firmung ist etwas, das ich machen will.
Simon Tinner: Es gab auch bei mir Momente, in denen es zum Beispiel gelegener gewesen wäre, für eine Prüfung an der Kantonsschule zu lernen oder etwas anderes zu machen, statt abends an ein Firmtreffen zu gehen. Für mich ist aber klar, dass ich die Firmung machen möchte. Ausserdem redet man an den Treffen über Dinge, die sonst im Alltag eher untergehen, und es gibt einem jedes Mal neue Denkanstösse, wenn man hier ist.
Was hat euch während des Firmwegs am meisten überrascht? Was war spannend?
Simon Tinner: Spannend am Firmweg ist definitiv, andere und neue Einblicke zu bekommen, wie zum Beispiel in den Alltag von Personen am Rande der Gesellschaft. Wir haben über Suchtproblem diskutiert oder darüber, wie es ist, in der Schweiz von Armut betroffen zu sein. Eindrücklich war, dass wir direkt mit Betroffenen reden konnten.
Serena Rei: Mir gefiel das Firm-Weekend und der Besuch in St. Gallen bei der Gassenküche am besten. Für mich war es aber auch überraschend und schön zu sehen, dass es so viele verschiedene Einstellungen zum Thema Glaube in unserer Firmgruppe gibt. Trotz der Unterschiede sind wir alle auf demselben Weg. Ausserdem war ich am Anfang schüchtern und zurückhaltend. Dass nun alle locker miteinander reden, zeigt für mich, dass in der Gruppe ein Zusammenhalt entstanden ist.
Yaritza Brisita: Eine der schönsten Erlebnisse war für mich definitiv der Ausflug ins Kloster Einsiedeln. Die Grösse und Schönheit und die Gespräche mit den Mönchen haben mich beeindruckt. Wie Serena war auch ich am Anfang des Firmwegs sehr zurückhaltend. Aber nach und nach lernt man die verschiedenen Menschen und ihre Einstellungen kennen. Dass alle so offen sind und «sich selbst zu öffnen» gar nicht so schlimm ist, hat mich dann doch überrascht.
Zusammen Zeit verbringen, ein Glücksbringer oder ein finanzieller Zustupf: Was schenkt man jungen Menschen zur Firmung? Barbara Gahler, Firmverantwortliche in Teufen, Bühler, Gais und Mörschwil, gibt Tipps, was zu diesem Schritt ins Erwachsenenleben passt.
Gemeinsames Essen
Barbara Gahler hat bei ihren Firmgruppen nachgefragt: «Die Firmandinnen und Firmanden erwarten grundsätzlich keine Geschenke, jedenfalls nicht im grossen Stil. Einige von ihnen hätten bei älteren Geschwistern oder Freunden miterlebt, dass diese zur Firmung etwa ein Buch oder einen kleinen Geldbetrag erhalten haben. Für die meisten ist das gemeinsame Essen und Feiern das Wichtigste an diesem Tag.» Sie habe auch erfahren, dass sich die Jugendlichen im Anschluss an die Familienfeier eine Party mit Freunden wünschen. Die Eltern würden dann anstelle eines Geschenkes die Kosten für die Party übernehmen. Im Vordergrund stehen offenbar die Erlebnisse und der emotionale Wert, nicht materielle Geschenke, die man im Laden um die Ecke kaufen oder online bestellen kann. Gahler weiss auch, dass die Beziehung zu den Firmpatinnen und ‑paten eine grosse Rolle spielt. Oft sind es Eltern, Geschwister, der Partner oder jemand aus dem Freundeskreis. Die Jugendlichen suchen sich bewusst nahestehende Menschen aus, auf die sie sich in jeder Hinsicht verlassen können. «Sie sehen die Beziehung als wertvollstes Geschenk an.»
Schmuck
Ein Schmuck-Geschenk muss nicht immer aus teuren Diamanten bestehen. Ausgewählte Glücksbringer als Anhänger, Ketten und Armbänder können einen persönlichen Wunsch für Glück, Schutz, innere Kraft und Mut überbringen. «Die klassischen Geschenke wie eine elegante Armbanduhr oder ein Schmuckstück mit religiösem Motiv sind häufig nicht mehr gewünscht. Modeschmuck ist hingegen beliebt», sagt Gahler.
Finanzieller Zustupf
Junge Leute haben grosse Pläne. Bestenfalls kann man sie dabei tatkräftig und mental unterstützen. Manchmal ist auch eine finanzielle Beteiligung ein willkommenes Geschenk. Ein Grosi hat Gahler einmal erzählt, dass sie ihrem Grosskind zur Firmung einen Betrag für die Autoprüfung geschenkt habe. «Das fand ich sehr passend», sagt sie.
Möbelstück
Von einer Familie hat Gahler erfahren, dass die geladenen Gäste sich für ein gemeinsames Geschenk entschieden haben. Sie haben die Firmandin mit einem Möbel überrascht. Ein Bett, ein Nachttisch, ein Schrank oder ein Sideboard: Ein Möbel ist auf alle Fälle ein nachhaltiges Geschenk, das langfristig an die Firmung und Firmgäste erinnert. Allenfalls kann es auch ein massgefertigtes Möbelteil vom Schreiner sein.
Gemeinsame Zeit
Ein Gutschein für eine gemeinsame Aktivität hat eine besonders persönliche Note. Der Schenkende überlegt sich nämlich, «über was würde er oder sie sich freuen?» Je nach Vorliebe kann dies ein gemeinsames Essen, eine Bergtour, eine Städtereise, ein Freizeitkurs, ein Musical- oder Konzertbesuch, eine Shoppingtour oder ein Wellnesstag sein.
Symbolisches Geschenk
Symbolische Geschenke stehen als Zeichen der Zuneigung und Verbundenheit. Ein solches Geschenk kommt von Herzen und hat einen hohen, emotionalen Wert. Dies kann ein Talisman oder eine Pflanze sein oder etwas Selbstgefertigtes, wie beispielsweise ein Traumfänger, ein Gemälde oder ein Gedicht.
15 bis 20 Fälle bearbeitet die Ombudsstelle des Bistums St. Gallen im Jahr. «Ursachen für Konflikte sind oft ungeklärte Rollen oder Zielvorgaben», sagt Ombudsperson Kathrin Hilber. Das Angebot steht kirchlichen Mitarbeitenden und freiwillig Engagierten zur Verfügung.
«Viele, die mit uns Kontakt aufnehmen, melden sich relativ spät», sagt Kathrin Hilber, «die Konfliktdynamik ist schon weit vorangeschritten und die Not deshalb gross. Wenn möglich, versuchen wir, in solchen Fällen auch den Erstkontakt innerhalb 24 Stunden zu realisieren.» Für die Betroffenen sei es zunächst mal wichtig, dass ihnen jemand zuhört. «Als Ombudsperson können wir keine Wunder vollbringen. Wir unterstützen als Coach. Unsere Rolle besteht darin, zu beraten und Mut zu machen. Wir möchten die Ratsuchenden befähigen, wenn immer möglich ihren Konflikt selber zu lösen. Vorgesetzte haben meist keine Freude dran, wenn Ombudspersonen auftreten.» So probieren sie zum Beispiel verschiedene Verhaltensmöglichkeiten aus und besprechen, welche unterschiedliche Dynamiken damit ausgelöst werden.
Tino Bentele, Kathrin Hilber und Alexandra Gloor (v. links) haben ein offenes Ohr für kirchliche Mitarbeitende und Freiwillige.
Ungeklärte Fragen
«Bis jetzt haben sich praktisch alle Berufsgruppen, die im kirchlichen Umfeld tätig sind, gemeldet: Priester, Seelsorgerinnen und Seelsorger, Messmerinnen und Mesmer, Reinigungskräfte …», so Kathrin Hilber. Die Ombudsstelle steht auch für freiwillig Engagierte offen. «Von diesen hat sich bis jetzt kaum jemand gemeldet», sagt Kathrin Hilber, «denn freiwillig Engagierte legen meist ihr Ehrenamt nieder, wenn sie unter einem Konflikt leiden.» Etwas beobachtet Kathrin Hilber bei ihren Ratsuchenden immer wieder: «Die Menschen, die zu mir kommen, brennen für die Kirche. Trotz der Konflikte stellen sie ihre Berufung nicht infrage.» Oft komme es zu Konflikten, weil einiges zu wenig genau geklärt ist: Wer hat welche Kompetenzen? Was steht genau im Stellenbeschrieb? «Immer wieder geht es auch um die Erfahrung, nicht gehört zu werden, oder es fehlt an echter Wertschätzung.» Manchmal umfasst ein Fall einfach nur ein Beratungsgespräch am Telefon, manchmal trifft man sich zu mehreren Terminen. Was auf der Ombudsstelle besprochen wird, ist vertraulich. «Jeder Schritt passiert nur mit dem Einverständnis des Klienten. Wir beraten unabhängig und neutral. Die Ombudsstelle ist niemandem gegenüber zu einer Auskunft verpflichtet und entscheidet selbst, ob und in welcher Form sie tätig sein will.» Wird es gewünscht, leitet die Ombudsperson ein Gespräch mit allen Betroffenen ein. Durch ihre Arbeit als Ombudsfrau sei ihr bewusst geworden, was für ein besonderes System das duale Kirchenmodell sei: «Dass das Miteinander von kirchlichen und staatskirchenrechtlichen Gremien funktioniert, hängt von den konkreten Personen ab.» Kirchliche Mitarbeitende haben meist zwei Vorgesetzte – den Bischof und die Kirchenverwaltung.
Innovativer Schritt
2017 haben das Bistum St. Gallen und der Katholische Konfessionsteil die Ombudsstelle eingerichtet. «Das war im kirchlichen Bereich ein innovativer Schritt», sagt Kathrin Hilber. Die ehemalige St. Galler Regierungsrätin ist seit Anfang an dabei. Sie wird unterstützt von Tino Bentele, Wittenbach, und Alexandra Gloor, Buchs. «Die Betroffenen sollen auswählen können und zudem sind mit der Juristin Alexandra Gloor noch weitere Kompetenzen vertreten. Oft sind bei unseren Fällen schnell juristische Fragen im Spiel.» Fünfzehn bis zwanzig Fälle bearbeitet die Ombudsstelle im Jahr. Laut Kathrin Hilber, die auch Erfahrung als Ombudsfrau von anderen Institutionen mitbringt, ist das überraschend wenig. «Woran das liegt, lässt sich schwer sagen. Ich vermute, dass die Hemmschwelle, sich zu melden, bei vielen noch gross ist.» Sie ermutigt alle, die Ombudsstelle auch präventiv in Anspruch zu nehmen. «Oft lassen sich Konflikte für alle Beteiligten viel einfacher lösen, wenn man sich professionell beraten und begleiten lässt, bevor sich eine negative Dynamik in Gang gesetzt hat.»
Anliegen werden gehört
Alle zwei Jahre treffen sich die Ombudspersonen mit ihren Auftraggebern, dem Bistum und dem Katholischen Konfessionsteil. «Beobachten wir, dass gewisse Themen immer wieder vorkommen, dann machen wir unsere Auftraggeber darauf aufmerksam, wo Handlungsbedarf besteht.» Das können zum Beispiel das Angebot von Weiterbildungen oder Anpassungen bei den Anstellungsbedingungen sein. «Auch bei diesen Gesprächen erlebe ich die kirchlichen Verantwortungsträger als offen und konstruktiv. Wir werden mit unseren Anliegen gehört.» Die Ombudsstelle des Bistums St. Gallen wird schweizweit wahrgenommen: Jüngst hat Kathrin Hilber von einem anderen Bistum den Auftrag erhalten, das Konzept für eine Ombudsstelle zu entwickeln.
Eine eigene Reportage machen, einmal selber Fake News verbreiten sowie die Medienstadt St. Gallen entdecken: Das ermöglicht die neue Ausstellung im Kulturmuseum St. Gallen – und möchte dabei die Medienkompetenz der Besucherinnen und Besucher stärken.
Das Kloster St. Gallen, das Rathaus, die Stickereibörse, der Marktplatz, die Fürstabtei und das Homeoffice: Per Projektor erscheinen auf der Wand der «St. Galler Arena» im Kulturmuseum St. Gallen einstige und aktuelle Orte, die für die Medienstadt St. Gallen wichtig waren und sind. Durch Pilger, die ins Kloster kamen, gelangten etwa Neuigkeiten aus ganz Europa nach St. Gallen. Noch heute ist der Stiftsbezirk als Unesco-Welterbe Treffpunkt für Gläubige aus aller Welt. Die Stickereibörse um 1900 wurde auch als Schwatzbörse bezeichnet, da sie Raum für Klatsch und Stadtgespräche bot. Heute geht, wer sich informieren möchte, vielleicht in ein Café mit Zeitungsauswahl oder tut dies gleich von zu Hause aus via Homeoffice im Internet.
Rückzug in die St. Galler Arena
Nach einer Stunde Rundgang durch die neue Ausstellung «Auf der Suche nach der Wahrheit – Wir und der Journalismus» im Kulturmuseum ist die «St. Galler Arena» der ideale Ruheort, um sich das Gesehene noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen und mit Eindrücken aus St. Gallen abzuschliessen. In dunkler, ruhiger Atmosphäre laden Stühle zum Hinsetzen ein. Bei einigen handelt es sich um sogenannte Ereignisstühle. Wer sich dort niederlässt, findet seitlich befestigte Tafeln, die jeweils eines von neun St. Galler Ereignissen aufgreifen. Dazu gehören etwa die Osterkrawalle 2021 in St. Gallen. Thematisiert wird, wie Social Media und Pandemie ineinandergriffen. Ein weiterer Ereignisstuhl erzählt die Geschichte der Kindsmörderin Frieda Keller, die Empörung über das Todesurteil sowie das Medienecho um 1900 zur sozialen Benachteiligung der Frau. Das frühste thematisierte Ereignis in der Medienstadt St. Gallen fand aber vor der Erfindung des Buchdrucks statt. Es ist das Schicksal der Stadtheiligen Wiborada, die eingeschlossen in eine Zelle als Inklusin lebte. 926 wurde sie bei einem Überfall der Ungarn auf die Stadt erschlagen. Die Menschen und die Schätze des Klosters konnten dank ihrer Warnung aber in Sicherheit gebracht werden. Ihre Geschichte ist handschriftlich festgehalten und beinhaltet wichtige Informationen zu jener Zeit.
Auf die Suche nach der Wahrheit begibt sich, wer die aktuelle Ausstellung im Kulturmuseum besucht. Das Ganze funktioniert interaktiv und beginnt mit einem Begrüssungsfilm.
Sich in Quellenkritik üben
Doch wieso sind diese St. Galler Ereignisse exemplarisch für die Mediengeschichte und die Ausstellung «Auf der Suche nach der Wahrheit – Wir und der Journalismus»? «Derzeit erleben wir die historische Veränderung im Journalismus sehr stark mit», sagte dazu Museumsdirektor Peter Fux an der Medienorientierung im März. Medienkompetenz und Quellenkritik würden immer wichtiger, um sich in der Flut aus Nachrichten zurechtzufinden. Genau dies sei das Ziel der Ausstellung: Sie soll aufzeigen, wie Medienschaffende arbeiten und die Besucherinnen und Besucher und gerade auch Jugendliche dafür sensibilisieren, wie und wo sie sich informieren und mit Informationen umgehen. Die Ausstellung funktioniert stark interaktiv. Die Besucherinnen und Besucher checken sich mittels Badge ein und schlüpfen während ihres Museumsaufenthalts in verschiedene Rollen. Im Burger-Spiel können sie beispielsweise Fake News verbreiten und versuchen, mittels übler Gerüchte ein Burger-Restaurant in den Ruin zu treiben. Je besser sie das tun, desto mehr Punkte gibt es. Eine weitere Station ist etwa der Newsroom. Dieser ist als Escape-Room gestaltet. Man lässt sich dort als Team einschliessen und kommt erst wieder frei, wenn man verschiedene Rätsel gelöst, eine journalistische Geschichte recherchiert und diese veröffentlicht hat. Das Spiel dauert rund 20 Minuten.
Die Holocaust-Debatte im Fall Jagmetti und die Enthüllung der Panama Papers sind zwei von vielen Medienereignissen, die an der Ausstellung thematisiert werden.
Die Wunderkammer entdecken
Ergänzt wird die Ausstellung durch verschiedene Medienereignisse wie das Frauenstimmrecht, die Pandemie und den Ukraine-Krieg. Zu sehen sind auch Interviews mit Journalistinnen und Journalisten, die über ihre Arbeit berichten. Spannend wird es zudem in der Wunderkammer. Dort sind verschiedene technische Entwicklungen zu sehen, von den ersten Tontafeln mit Keilschrift über alte Telefone, Kameras und Computer bis hin zu einem Tisch voller verschiedenster St. Galler Zeitungen, wie es sie um 1900 gab. Zum Schluss, beim Check-out nach dem Museumsbesuch, folgt eine Überraschung: Wer seinen Badge einwirft, bekommt einen Presseausweis ausgedruckt. Je nach Punktestand hat man den Status Praktikum, freie Mitarbeit, Redaktion oder Chefredaktion erreicht.
→ Infos zu Ausstellung und Rahmenprogramm: www.kulturmuseumsg.ch
Das Projekt hinter der Ausstellung: Hinter der Wanderausstellung «Auf der Suche nach der Wahrheit – Wir und der Journalismus» steht der Verein journalistory.ch. Dieser entstand 2017 durch das gleichnamige Oral-History-Projekt. Initiiert wurde es vom Westschweizer Filmemacher Frédéric Gonseth. Anlass der Vereinsgründung war die bevorstehende Abstimmung über die «No Billag»-Initiative. Diese wollte die Empfangsgebühr für Radio und Fernsehen abschaffen. → www.suchewahrheit.ch
In der Natur unterwegs sein, den Blick auf den Bodensee und historische Schlösser geniessen und an 24 Bildstöckli und Wegkreuzen Zwischenhalte einlegen. «Hinter den Bildstöckli stehen spannende Geschichten», sagt Elisabeth Lüthard-Fuchs, Projektleiterin des Bildstöckliwegs in der Region Rorschach.
Vom Parkplatz des Schlosses Wartegg sind es nur ein paar Schritte durch den Park und schon steht man vor einer besonderen Trouvaille: Im Stamm eines 150 Jahre alten Mammutbaums, der 2019 den zunehmend trockenen Frühlingen zum Opfer fiel, ist ein schwarzes Marmorrelief mit einer Madonna und dem Jesuskind zu finden. Mathias Thalmann, der Schlossgärtner, hat mit diesem Relief einen Ort der Besinnung als Dank für die Fruchtbarkeit der Erde geschaffen. Das Besondere: Es handelt sich um eine Kopie des weltbekannten Reliefs von Michelangelo. Dieses Bildstöckli ist das jüngste, dem man auf dem Bildstöckliweg der Katholischen Kirche Region Rorschach begegnet. «Hinter den Bildstöckli stehen meistens persönliche Glaubensgeschichten», so Elisabeth Lüthard. Die Rorschacherberglerin ist Projektleiterin des Bildstöckliwegs. «Oft wurden Bildstöcke errichtet, weil sich Gläubige bei Gott für eine Heilung oder ein anderes positives Ereignis bedanken wollten. Dankbarkeit mit anderen teilen – ich finde, das ist ein schönes Zeichen.» Oft waren es schicksalhafte Ereignisse, die die Menschen dazu brachten, ein Mahnmal zu erstellen. «Als Aufruf, sich immer wieder zu besinnen – innezuhalten. Es wurden alle Facetten des menschlichen Daseins berücksichtigt.»
Elisabeth Lüthard-Fuchs vor dem Bildstöckli im Schlosspark Wartegg Rorschach.Mathias Thalmann, der Schlossgärtner, hat das Relief geschaffen — eine Kopie eines Reliefs von Michaelangelo.
Kultur- und Glaubensgut
Die Katholische Kirche Region Rorschach hat mit dem Bildstöckliweg eine uralte katholische Tradition fit für die Gegenwart gemacht. «Es ist in der Region Rorschach schon lange Brauch, dass freiwilig Engagierte Bildstöcke und Wegkreuze schmücken», so Elisabeth Lüthard, «doch dieses Kultur- und Glaubensgut verschwindet immer mehr aus dem Bewusstsein. Im Austausch zwischen den Freiwilligen und Seelsorgenden kam die Idee auf, diese Bildstöcke mit einem Weg aufzuwerten.» Elisabeth Lüthard, eine engagierte Freiwillige in der Kirche, übernahm die Projektleitung. Akribisch hat sie sich in die Bedeutung der Bildstöckli in der katholischen Spiritualität eingelesen. Der Rorschacher Lokalhistoriker Otmar Elsener bekam den Auftrag, die historischen Hintergründe zu recherchieren und aufzuarbeiten. «Uns war es wichtig, dass die Menschen an jeder Station einen spirituellen Gedanken mitnehmen können», sagt Elisabeth Lüthard. Dafür machte sie sich auf die Suche nach spirituellen Texten. «Für Stationen, für die ich nichts Passendes gefunden habe, habe ich selber etwas geschrieben.»
Auch mit dem Velo
Im September 2021 war es so weit: Die Wegtafeln wurden installiert, eine Karte zum Mitnehmen wurde gedruckt und eine Website ging online. Die Wegtafeln enthalten neben Infos zum Bildstock und einem spirituellen Impuls einen QR-Code, der zu weiteren Infos zum Weg und zu den Bildstöcken führt. Der Weg erstreckt sich über das Gebiet der Gemeinden Goldach, Rorschach, Rorschacherberg und Untereggen. «Die Strecke mit Zwischenhalten bei allen 24 Stationen wäre zu lang, deshalb haben wir sie in zwei Etappen aufgeteilt: in einen Rorschacher Weg und einen Goldacher Weg», erklärt Elisabeth Lüthard. Wie viele inzwischen schon von Bildstock zu Bildstock unterwegs waren, weiss sie nicht. «Es gibt Gruppen, die sich gemeinsam auf den Weg gemacht haben. Aber ich habe auch schon beobachtet, dass manche – darunter auch junge Erwachsene – einen Bildstock per Zufall entdecken, neugierig werden und dann die Texte auf den Tafeln lesen», so Elisabeth Lüthard. «Das Schöne an dieser Glaubenstradition: sie ist ein Angebot – eine Einladung, sich auf Spiritualität einzulassen. Wer nichts damit anfangen kann, kann es einfach ignorieren.» Ihr war wichtig, den Weg möglichst für alle zugänglich zu machen. So gibt es Routen, die auch mit dem Velo oder dem Kinderwagen absolviert werden können. Ein «Lieblings-Bildstöckli» hat Elisabeth Lüthard nicht. «Es kommt jeweils auf meine aktuelle Verfassung an, welche Station mich gerade am meisten anspricht. Aber immer wieder beeindruckt mich das Bildstöckli mit dem schlichten Holzkreuz nahe beim Schloss Wartensee. Wer dort das Kreuz betrachtet, blickt dahinter direkt auf den Bodensee – ein atemberaubendes Panorama.» Die gedruckte Karte liegt in den Kirchen der Region Rorschach auf und steht als PDF auf der Website zur Verfügung.
Jedes Jahr fertigt die Stadtsanktgaller Jubla St. Martin Bruggen Osterkerzen von Hand.Wieso das noch zeitgemäss ist und die meditative Arbeit gut fürs Lachen und Erinnern ist, erzählen die Jubla-Leiterinnen in ihrer Werkstatt im Keller des Pfarreiheims Bruggen.
Wann die Jubla St. Martin Bruggen die erste Osterkerze selbst machte, daran kann sich Nadia Maciariello nicht erinnern. Einige Exemplare der vergangenen zwanzig Jahre stehen aber im Keller des Pfarrheims im St. Galler Stadtteil Bruggen aufgereiht. «Das sind aber lange nicht alle», sagt Nadia Maciariello und legt das kleine Messer beiseite, mit dem sie eben noch Formen aus einem grünen Wachspapier ausgeschnitten hat. Maciariello ist Mitte vierzig, Präses bei Jungwacht Blauring und trifft sich an diesem Abend mit den Leiterinnen und einigen Freiwilligen, um bis Ostern 300 Kerzen fertigzustellen.
Die Produktion der Osterkerzen dauert mehrere Abende — die Jugendlichen arbeiten und plaudern miteinander über alles, was sie gerade beschäftigt.
Abkühlen an der kalten Luft
Auf Wachspapier wird kleinen Kartonvorlagen entlang geschnitten, die kleinen Einzelteile werden vorsichtig in der Mitte des Tisches ausgelegt und anschliessend mit Fingerspitzengefühl und Handschuhen an die Kerzen angedrückt. Zwei Jugendliche nehmen einige Wachsbögen und bringen sie hinaus in die kalte Februarluft. Nicht zu warm und nicht zu kalt dürfen sie werden, um sich optimal bearbeiten zu lassen. Aus dem Keller dringt Lachen. Die Leiterinnen erinnern sich an verschiedene Lager und erzählen von Schnee im Sommer, abenteuerlichen und selbst gebauten WC-Anlagen im Wald und langen Nächten am Lagerfeuer. «Gerade wegen solcher Erinnerungen und Gespräche sind die Abende so schön, an denen wir gemeinsam Osterkerzen machen», sagt die 25-jährige Belinda Bautista, die zu den Ältesten in der Runde gehört. Sie vertritt den «Grauring», wie bei der Jubla die Ehemaligen heissen. Die übrigen Leiterinnen sind an diesem Abend zwischen 13 und 22 Jahre alt. Im Keller des Pfarreiheims treffen sie sich von Februar bis April für die Osterkerzenproduktion einmal wöchentlich.
Gemeinsam Osterkerzen zu machen, ist immer auch Anlass, zu lachen und sich an Erlebnisse und Ausflüge mit der Jubla zu erinnern. Es braucht aber auch Ausdauer: Fast wöchentlich treffen sich die Leiterinnen und Freiwilligen von Februar bis April, bis die 300 Kerzen gefertigt sind.
Meditativer Ausgleich
Verkauft werden die Kerzen im Claro-Laden gleich im Erdgeschoss des Pfarreiheims, nach der Ostermesse in der Kirche sowie über die Website der Jubla St. Martin Bruggen je nach Modell für acht bis zehn Franken. «Ich habe mich natürlich gefragt, ob es noch zeitgemäss ist, dass sich junge Leute abends zum Kerzenmachen treffen. Vor allem, da wir wohl eine von sehr wenigen Jublas sind, die das in einer Pfarrei überhaupt noch machen», sagt Nadia Maciariello. Doch alle seien motiviert gewesen. «Ich finde es einfach eine schöne Tradition. Wir treffen uns, es ist meditativ und dann ist da zusätzlich noch der Ansporn, möglichst viele Kerzen zu verkaufen», sagt etwa die 14-jährige Elena Brunner. Und die 22-jährige Alena Maciariello fügt an: «Ausserdem ist es ein generationenübergreifendes Projekt, an dem alle zusammenkommen können, die auf irgendeine Weise mit der Jubla verbunden sind.»
Blauring Bruggen entscheidet sich jedes Jahr für ein anderes Motiv.Das Symbol in diesem Jahr: der Regenbogen
Fotos und Osterkulissen
Die Einnahmen aus dem Kerzenverkauf fliessen in die Jubla-Kasse und werden für Lager oder besondere Projekte gebraucht. Vor einigen Jahren stellte die Jubla St. Martin Bruggen noch bis zu 500 Osterkerzen her. «Da es aber weniger Kirchenbesucherinnen und ‑besucher gibt als früher, verkaufen wir auch weniger Kerzen und müssen mehr auf unsere Online-Kanäle setzen», sagt Nadia Maciariello und erzählt von Bestellungen, die sie besonders freuen. Darunter sind zum Beispiel jene von Personen, die schon länger aus der Stadt oder dem Quartier weggezogen sind, jedes Jahr aber eine Osterkerze aus Bruggen bestellen. «Manchmal bekommen wir sogar Fotos der aufgestellten und angezündeten Kerzen vor einer Osterkulisse zugeschickt. Es ist schön zu sehen, wie andere Personen mit unseren Kerzen Ostern feiern», sagt sie.
Jede Kerze — ein Unikat.
Ein abstraktes Kreuz, aus dem Neues entsteht
Auch die jeweiligen Symbole auf den Kerzen entwirft die Jubla St. Martin Bruggen im Team. In diesem Jahr ist das Symbol abstrakt und besteht aus einem dünnen, goldenen und schräg auseinandergehenden Kreuz. Dessen eine Hälfte ist in den Farben des Regenbogens als Zeichen des Friedens gestaltet, die andere Hälfte mündet in einen Baum mit jungen, hellgrünen Blättern. Diese symbolisieren, dass ständig Neues entsteht. «Alle Personen sollen in den Osterkerzen etwas entdecken können, das ihnen Kraft gibt und auch optisch gefällt», sagt Nadia Maciariello. Rund 30 Minuten dauert es, bis eine Kerze von Hand gefertigt und verpackt ist. Die Abende im Keller werden sich bis Ostern also noch etwas ziehen – oder auch dank der vielen lustigen Anekdoten und Erinnerungen an gemeinsame Jubla-Erlebnisse wie im Flug vergehen.
→Kerzen bestellen: bruggen.blauring@gmail.com
Text: Nina Rudnicki
Bilder: Ana Kontoulis
Veröffentlichung: 23. März 2023
Pfarrblatt im Bistum St.Gallen Webergasse 9 9000 St.Gallen