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Ein Café wird zum Haus für alle

In einem ehema­li­gen Watt­wi­ler Café haben die katho­li­sche und die evangelisch-­reformierte Kirche vor knapp einem Jahr einen inno­va­ti­ven Begeg­nungs­ort eröff­net. «Der b’treff füllt eine Nische», sagt Marlis Kauf­mann, die Präsi­den­tin der katho­li­schen Kirch­ge­mein­de ­Watt­wil, «er bringt verschie­de­ne sozia­le Ange­bo­te zusam­men. So können wir und ande­re ­Betei­lig­te Menschen noch viel besser helfen.»

Im ersten Stock findet an diesem Montag­mor­gen gera­de Deutsch­un­ter­richt (siehe Titel­bild) statt, im Erdge­schoss bespricht eine Hand­voll Frei­wil­li­ge ihren nächs­ten Einsatz­plan und sich­tet die Spie­le, die für die Café-Gäste zur Verfü­gung stehen. «Als Kirch­ge­mein­de helfen wir vor Ort Menschen ganz konkret», sagt Marlis Kauf­mann, Präsi­den­tin der katho­li­schen Kirch­ge­mein­de Watt­wil. Seit knapp einem Jahr ist der b’treff in Betrieb. Initi­iert wurde er von der evangelisch-reformierten Kirch­ge­mein­de und der katho­li­schen Kirch­ge­mein­de. «Es war ein gros­ses Glück, dass dieses Haus gefun­den werden konn­te», so Marlis Kauf­mann. Das ehema­li­ge Café, zentral gele­gen in der Nähe von Bahn­hof Watt­wil und Manor, sei schon eini­ge Zeit leer gestan­den. «Das Gebäu­de hat verschie­de­ne Räum­lich­kei­ten, verteilt auf drei Etagen. So ist es möglich, mehre­re Ange­bo­te gleich­zei­tig durch­zu­füh­ren.» Das Herz des Hauses ist der Café-Bereich im Erdge­schoss. Es wurden nur weni­ge bauli­che Anpas­sun­gen vorge­nom­men, der Café-Charme blieb erhal­ten. Im Sommer stehen sogar Sitz­plät­ze draus­sen auf der Terras­se zur Verfü­gung. Selbst die ehema­li­ge Verkaufs­the­ke wurde umfunk­tio­niert: hier stehen zahl­rei­che «Second-Hand»-Gegenstände zum Mitneh­men bereit – kosten­los oder gegen eine klei­ne Spende.

Geschirr, Deko­ma­te­ri­al und ande­res kann gratis oder gegen eine klei­ne Spen­de mitge­nom­men werden.

Betrof­fe­nen besser helfen

Mittags­tisch, Lebens­mit­tel­ab­ga­be, Sozial- und Schul­den­be­ra­tung, Deutsch­kurs oder einfach nur bei einer Tasse Kaffee über Freu­den und Nöte spre­chen oder zusam­men mit ande­ren lismen – im b’treff Watt­wil haben viele verschie­de­ne Ange­bo­te ein neues Zuhau­se gefun­den. Sven Keller, Sozi­al­ar­bei­ter der katho­li­schen Seel­sor­ge­ein­heit Neutog­gen­burg, und Remo Schwei­zer, Diakon der evangelisch-reformierten Kirch­ge­mein­de Mitt­le­res Toggen­burg, teilen sich die Leitung des b’treffs. «Uns ging es primär nicht darum, mit dem b’treff sofort eine Palet­te an neuen Ange­bo­ten zu lancie­ren. Viel­mehr ist es die Idee, dass der neue Begeg­nungs­ort eine Vernet­zung zwischen den bestehen­den Ange­bo­ten ermög­licht», sagt Sven Keller. «Viele der Ange­bo­te waren bisher an unter­schied­li­chen Stand­or­ten behei­ma­tet, jetzt ist alles am glei­chen Ort. Die Chan­ce dabei ist, dass Betrof­fe­ne schnel­ler einen Über­blick bekom­men. Sie sehen, was es alles gibt. Alles ist viel nieder­schwel­li­ger zugäng­lich. Aber auch die Frei­wil­li­gen, die sich bei uns enga­gie­ren, wissen besser Bescheid und können Betrof­fe­nen zeigen, welche Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten es gibt.»

Marlis Kauf­mann, Präsi­den­tin der katho­li­schen Kirch­ge­mein­de Watt­wil: «Der b’treff füllt eine Nische.»

Mitein­an­der lismen

Die Verant­wort­li­chen sind mit der bishe­ri­gen Reso­nanz zufrie­den. «Dank dem b’treff konn­te ich neue Kontak­te knüp­fen», zitiert Sven Keller die Rück­mel­dung eines b’treff-Besuchers. Die Dienst­leis­tun­gen werden genutzt von Armuts­be­trof­fe­nen, Menschen mit Migra­ti­ons­hin­ter­grund, aber auch von Pensio­nier­ten. «Unter den Gästen sind auch viele Allein­ste­hen­de», weiss Marlis Kauf­mann, «oft tun sie sich zu klei­nen Grüpp­chen zusam­men und kommen gemein­sam zu uns.» Auch eine Lisme-Gruppe, die sich früher im Pfar­rei­zen­trum traf, habe im b’treff ein neues Zuhau­se gefun­den. Als ein High­light erwähnt Sven Keller die Weih­nachts­fei­er, bei der sich 35 Perso­nen zum Raclette trafen. 50 bis 60 Perso­nen nutzen die Lebens­mit­tel­ab­ga­be, zum Mittags­tisch kommen etwa fünf­zehn. «Aber es braucht sicher noch etwas Zeit, dass sich unser Ange­bot herum­spricht.» Hinter den Ange­bo­ten im b’treff stehen verschie­de­ne kirch­li­che und nicht­kirch­li­che Organsia­tio­nen wie Cari­tas, Heks oder die Lebens­mit­tel­ab­ga­be «Tisch­lein deck dich». «Jede Orga­ni­sa­ti­on hat eine eige­ne Struk­tur und ande­re Bedürf­nis­se», sagt Sven Keller. Er bezeich­net es als alles ande­re als selbst­ver­ständ­lich, dass das Mitein­an­der der betei­lig­ten Orga­ni­sa­tio­nen im Haus so gut ange­lau­fen ist.

«Als Kirch­ge­mein­de helfen wir vor Ort Menschen ganz konkret.»

Marlis Kauf­mann

Ökume­ne intensivieren

«Uns war es wich­tig einen Ort zu schaf­fen, der für alle offen ist, unab­hän­gig von ihrem reli­giö­sen oder kultu­rel­len Hinter­grund», erklärt Brigit­te Horn. Sie ist in der katho­li­schen Kirchen­ver­wal­tung für die Ressorts Ökume­ne, Reli­gi­on und Kate­che­se zustän­dig, «Der Begeg­nungs­ort soll­te nicht abseits, sondern inmit­ten des Gesche­hens zu finden sein.» Corona-Pandemie, der Ukraine-Krieg und die allge­mei­ne Teue­rung haben die Zahl der Armuts­be­trof­fe­nen in der Schweiz erhöht. «Als wir das Konzept für den b’treff entwi­ckelt haben, war das alles noch weit weg», so Brigit­te Horn, «aber auch unab­hän­gig von der neuen Entwick­lung war die Not in der Gesell­schaft schon gross genug.» Zu Beginn erar­bei­te­ten fünf Studie­ren­de der Fach­hoch­schu­le Ost als Praxis­pro­jekt eine Mach­bar­keits­stu­die. «Diese Arbeit brach­te klar zum Ausdruck, dass ein Ange­bot wie der b’treff in Watt­wil und Umge­bung fehlt», so Sven Keller. Die katho­li­sche Kirch­ge­mein­de entschied sich schnell für eine Mitwir­kung. «Wir sahen in diesem Projekt von Anfang an auch eine Chan­ce, die ökume­ni­sche Zusam­men­ar­beit auszu­bau­en und die Mittel effi­zi­en­ter einzusetzen.»

Sven Keller (links) und Remo Schwei­zer leiten den b’treff gemeinsam.

Von Frei­wil­li­gen getragen

«Ohne frei­wil­li­ges Enga­ge­ment wäre unser b’treff nicht denk­bar», sagt Sven Keller. Die beiden Co-Stellenleiter sind jeweils zehn Prozent ange­stellt. Es sei erfreu­lich, wie viele sich von Anfang an für eine frei­wil­li­ge Mitar­beit zur Verfü­gung gestellt haben. «Die Mitwir­kung der Frei­wil­li­gen ist sehr posi­tiv ange­lau­fen. Mein refor­mier­ter Kolle­ge Remo verfügt über ein gros­ses Netz­werk», so Keller. Rund sech­zig Frei­wil­li­ge sind im b’treff aktiv. Viele von ihnen hätten einen kirch­li­chen Bezug. Neben Pensio­nier­ten seien auch erstaun­lich viele dabei, die im Berufs­le­ben stehen.

«Wir sahen in diesem Projekt von Anfang an auch eine Chan­ce, die ökume­ni­sche Zusam­men­ar­beit auszu­bau­en und die Mittel effi­zi­en­ter einzusetzen.»

Sven Keller

Gemein­de Lich­ten­steig als Partnerin

Der b’treff Watt­wil wird von den Katho­li­schen Kirch­ge­mein­den Watt­wil und Lich­ten­steig, der Evangelisch-reformierten Kirch­ge­mein­de Mitt­le­res Toggen­burg sowie der Cari­tas St. Gallen-Appenzell getra­gen. Ein gros­ser Teil der Betriebs­kos­ten sowie die Perso­nal­kos­ten werden durch Kirchen­steu­ern finan­ziert. Als Gönner und Spon­so­ren sind die Gemein­de Lich­ten­steig, die Stif­tung Fondia, die Inte­gra­ti­ons­för­de­rung des Kantons St. Gallen sowie der EVDA (Evang.-ref. Verein für diako­ni­sche Aufga­ben) mit im Boot.

Seit Febru­ar 2023 gibt es im b’treff auch eine Kleiderabgabe. 

Vorerst bis 2025

Ist der b’treff auch eine Chan­ce, um Menschen zu errei­chen, die sonst Berüh­rungs­ängs­te mit Kirche haben? «Das katho­li­sche Pfar­rei­zen­trum war auch bisher ein Ort, der für alle offen stand und in dem die unter­schied­lichs­ten Ange­bo­te und Ziel­grup­pen will­kom­men sind», sagt Brigit­te Horn. Aber mit dem b’treff sei die Diako­nie der Kirchen noch etwas deut­li­cher sicht­bar. Das Projekt ist vorerst bis 2025 gesi­chert – bis dann läuft der Miet­ver­trag. Dann werde – so der Plan – das Haus für einen Neubau abge­ris­sen. «Dann werden wir das Projekt evalu­ie­ren und über­le­gen, ob und wie es weiter­ge­führt werden kann», so Marlis Kauf­mann. «Entschei­dend wird sein, ob wir mit unse­rem Ange­bot den Menschen helfen können. Auch stehen wir dann vor der Heraus­for­de­rung, geeig­ne­te Räum­lich­kei­ten zu finden, die zudem auch noch finan­zier­bar sind.»

Bis es soweit ist, hat Sven Keller noch eine Menge vor. Seit Febru­ar gibt es neu eine Klei­der­ab­ga­be. Aus der Sicht des Sozi­al­ar­bei­ters gibt es durch­aus Poten­zi­al für mehr: «In unse­ren Räum­lich­kei­ten sollen even­tu­ell auch Kunst­aus­stel­lun­gen ange­bo­ten werden mit Werken, die in Mal- oder Gestal­tungs­the­ra­pien entstan­den sind. Zudem kann ich mir ganz alltags­prak­ti­sche Work­shops zu Haus­halts­the­men vorstel­len wie zum Beispiel: wie kann ich Heiz­kos­ten sparen?» Denk­bar sei auch ein Repair-Café. So könne die Grund­idee ganz konse­quent umge­setzt werden: der b’treff als Begeg­nungs­ort für alle.

Website b’treff Wattwil

Text: Stephan Sigg

Bild: Ana Kontoulis

Veröf­fent­licht: 21. Febru­ar 2023

Mehre­re b’treffs

Neben dem b’treff in Watt­wil gibt es auch b’treffs in Ebnat-Kappel, Bütschwil und Flawil. Sie haben unter­schied­li­che Konzep­te und Finan­zie­rungs­mo­del­le, doch bei allen sind die Kirch­ge­mein­den mitbe­tei­ligt. Zudem werden alle b’treffs mass­geb­lich durch das Enga­ge­ment Frei­wil­li­ger ermöglicht.

Leserfrage: Warum braucht es den kirchlichen Sozialdienst?

Sabi­ne F. betritt das Büro des kirch­li­chen Sozi­al­diens­tes (KSD) der Seel­sor­ge­ein­heit Werden­berg. Ihr Mann ist kürz­lich an Krebs gestor­ben, nach­dem die 53-Jährige ihn drei Jahre gepflegt hatte.

Das Paar lebte von seinem Einkom­men, zuletzt von Kran­ken­tag­gel­dern und Erspar­nis­sen. Zeit für Freund­schaf­ten gab es kaum und die fami­liä­ren Kontak­te waren spannungs­geladen. Nun ist sie mit der Admi­nis­tra­ti­on über­for­dert, aktu­ell hat sie wenig Geld, sein Konto ist gesperrt. Sabi­ne F. sehnt sich nach Ruhe, Trost und Sicher­heit. Der Seel­sor­ger über­weist sie an den KSD.

Zusatz­ein­kom­men nötig

Hier verschaf­fen wir uns gemein­sam einen Über­blick. Wir klären Fragen bezüg­lich des Nach­lass­in­ven­tars und der Witwen­ren­te, erhal­ten vom Pfarr­amt finan­zi­el­le Hilfe, um eine Miete zu bezah­len und erstel­len Budgets für verschie­de­ne Zukunfts­sze­na­ri­en. Daraus wird ersicht­lich, dass Sabi­ne F. ein Zusatz­ein­kom­men benö­ti­gen wird. Immer wieder nehmen wir uns Zeit für die wider­sprüch­li­che Gefühls­welt von Sabi­ne F., für ihre biogra­phi­schen Rück­bli­cke und Zukunfts­fra­gen. Nach eini­gen Mona­ten sind die Finan­zen gesi­chert. Sabi­ne F. besucht regel­mäs­sig einen Trau­er­treff und kann sich bei Bewer­bungs­ge­sprä­chen vorstel­len. Sie fühlt sich nun siche­rer und ist zuver­sicht­lich, den weite­ren Weg selbst­stän­dig zu bewältigen.

Scham und Angst

Wenn sich Menschen mit persön­li­chen, fami­liä­ren oder finan­zi­el­len Proble­men an die Kirche wenden, braucht es sowohl seel­sor­ger­li­che Beglei­tung und finan­zi­el­le Unter­stüt­zung als auch sozi­al­ar­bei­te­ri­sches Fach­wis­sen. Denn obwohl unser Sozi­al­sys­tem grund­sätz­lich gut ist, fallen Menschen durch die Maschen. Und nicht weni­gen fällt es schwer, sich im Sozi­al­sys­tem zurecht­zu­fin­den. Auf welche Leis­tun­gen habe ich Anspruch? An wen kann ich mich wenden? Hinzu kommen Scham und Angst vor Behör­den. Für manche Klien­ten und Klien­tin­nen ist es darum einfa­cher, mit einem KSD Kontakt aufzu­neh­men. Hier ist es möglich, flexi­bel und schnell zu reagie­ren sowie genü­gend Zeit zu haben für umfas­sen­de Bera­tun­gen. Dank lösungs­ori­en­tier­ter Zusam­men­ar­beit ist ein KSD oft ein Brücken­bau­er zu den staat­li­chen Stellen.

Vor allem für Working Poor

Mit der Grün­dung eines KSD veran­kert die Seel­sor­ge­ein­heit ihr sozia­les Enga­ge­ment auch struk­tu­rell. Dabei muss sie stra­te­gi­sche Entschei­dun­gen fällen: Welche Bedürf­nis­se bestehen vor Ort, welche Ange­bo­te gibt es bereits und welche Leis­tun­gen und Projek­te soll der KSD erbrin­gen. In der Regi­on Werden­berg erhal­ten vor allem Working Poor (d. h. Menschen, deren Lohn kaum zum Leben reicht) finan­zi­el­le Unter­stüt­zung. Zudem hat der kirch­li­che Sozi­al­dienst Werden­berg etwa eine Lebens­mit­tel­ab­ga­be­stel­le eröff­net, eine Diako­nie­wo­che orga­ni­siert sowie Compu­ter­kur­se für Menschen mit klei­nem Budget ange­bo­ten. Dies wurde nur möglich dank einer inten­si­ven Zusam­men­ar­beit mit dem Pasto­ral­team, den Sozi­al­fach­stel­len vor Ort und vielen Freiwilligen.

Leser­fra­gen an info@pfarreiforum.ch

Text: Snje­z­a­na Gajski, Sozi­al­ar­bei­te­rin, KSD Werden­berg, Cari­tas St. Gallen-Appenzell

Veröf­fent­li­chung: 15.2.2023

Diplomat und Zuhörer

Vor über 30 Jahren zog Peter Burk­hard von St. Gallen nach Ebnat-Kappel. Die «tief verwur­zel­ten» Tradi­tio­nen im Toggen­burg faszi­nie­ren den neuen höchs­ten St. Galler Katho­li­ken bis ­heute. Er wünscht sich eine libe­ra­le­re Kirche.

Was es bedeu­tet, wenn eine Dorf­ge­mein­schaft eine einzel­ne Person oder eine Fami­lie mitträgt und wie viele Tradi­tio­nen ein Kirchen­le­ben mit sich bringt, das gepflegt wird: Peter Burk­hard, neuer höchs­ter St. Galler Katho­lik, erzählt, wie er vor vielen Jahren durch seine Frau der Kirche näher kam. Bis dahin hatte er zwar die katho­li­sche Sekun­dar­schu­le flade in St. Gallen und vor allem an Weih­nach­ten und Ostern die Gottes­diens­te besucht. «Ansons­ten nahm ich aber nicht gross am kirch­li­chen Leben teil», sagt der neue Parla­ments­prä­si­dent des katho­li­schen Konfes­si­ons­teils des Kantons St. Gallen. Das Amt wird er bis Ende Novem­ber 2024 inne­ha­ben. Durch seine Frau, eine Walli­se­rin, änder­te sich seine Bezie­hung zur Kirche. «Als ich meine Frau als junger Mann in ihrem Heimat­dorf im Lötschen­tal besuch­te, war gera­de der Pfar­rer gestor­ben und ich wurde in die Toten­wa­che einge­teilt. Es war die Aufga­be des ganzen Dorfes, mehre­re Tage neben dem Leich­nam zu wachen», sagt er. «Auf diese Weise kommst du auto­ma­tisch ins Kirchen­le­ben rein und wirst Teil davon.»

Peter Burk­hard aus Ebnat-Kappel arbei­tet als Unter­neh­mens­be­ra­ter bei der Würth Finan­cial Services AG in Rorschach. Aufge­wach­sen ist der neue Parla­ments­prä­si­dent des Katho­li­schen Konfes­si­ons­teils in St. Gallen.

Ans Dorf­le­ben anschliessen

Seit über 30 Jahren lebt Peter Burk­hard, der in der Stadt St. Gallen aufge­wach­sen ist, mit seiner Fami­lie nun schon in Ebnat-Kappel. Und wie im Wallis sind es auch im Toggen­burg die «tief verwur­zel­ten Tradi­tio­nen» und die Kultur, die ihn faszi­nie­ren und vor denen er gros­sen Respekt hat. Als Beispiel nennt der 59-Jährige das «Einschel­len», die Vieh­schau­en oder den Toggen­bur­ger Natur­jo­del. Es sei ein wunder­ba­res und viel­fäl­ti­ges Tal und durch den Umzug nach Ebnat-Kappel als junge Fami­lie – die Kinder waren damals fünf und drei Jahre, das Jüngs­te kam im Toggen­burg zur Welt – sei auch der Anschluss ans Dorf­le­ben nicht schwer gefal­len. Nach Ebnat-Kappel zu ziehen, dafür hatte sich Peter Burk­hard wegen seines Beru­fes entschie­den. Bei seinem dama­li­gen Arbeit­ge­ber, der Winter­thur Versi­che­run­gen, wurde ein neuer Innen­dienst­lei­ter für die Gene­ral­agen­tur Watt­wil gesucht. «Ich woll­te den Job und so zogen wir um», sagt er.

Das Gegen­über einschätzen

In Ebnat-Kappel war Peter Burk­hard ab dem Jahr 2000 während 18 Jahren in der Kirchen­ver­wal­tung – für das Amt wurde er ange­fragt. Seit 2007 poli­ti­siert er zudem im Kolle­gi­um, dem Parla­ment des Katho­li­schen Konfes­si­ons­teils des Kantons St. Gallen. «Ich fand damals, dass unse­re Kirchen­ver­wal­tung eine Verbin­dung ins Parla­ment haben soll­te, da es immer von gegen­sei­ti­gem Vorteil ist, wenn man die Perso­nen hinter den Verwal­tun­gen kennt», sagt er über seine Moti­va­ti­on, sich ins Kolle­gi­um wählen zu lassen. Sich selbst beschreibt Peter Burk­hard als Zuhö­rer, Realist und Diplo­mat. Ihm sei es wich­tig, sein Gegen­über einschät­zen zu können und dessen Meinung zu kennen. In seinen zwei Jahren als Präsi­dent wird er vier Kolle­gi­ums­sit­zun­gen leiten und dabei die Eröff­nungs­re­den halten. «Die Kirche kann ich in diesem Amt nicht verän­dern. Aber ich kann in den Reden meine Gedan­ken kund­tun. Ich bin höchst libe­ral. Meiner Meinung nach wäre es Zeit für das Frau­en­pries­ter­tum und die Aufhe­bung des Zöli­bats», sagt er.

Text: Nina Rudnicki

Bild: Ana Kontoulis

Veröf­fent­li­chung: 10.2.2023

Eine familiäre Hochschule

Der St. Galler Lukas Gemein­der (27) arbei­te­te bisher im Kauf­män­ni­schen Bereich und s­uchte ­einen Beruf, der ihn mehr erfüllt. Jetzt studiert er an der Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Chur. Wie er haben viele der Studie­ren­den vor dem Theo­lo­gie­stu­di­um in ande­ren Beru­fen gearbeitet.

«Ich enga­gie­re mich schon seit länge­rem frei­wil­lig in der Kirche», erzählt Lukas Gemein­der (27) aus St. Gallen, «dabei habe ich immer mehr gespürt, dass mich diese Arbeit mehr erfüllt als meine beruf­li­che Tätig­keit im Kauf­män­ni­schen. Zudem habe ich in den letz­ten Jahren wieder stär­ker zum Glau­ben zurück­ge­fun­den und mich schliess­lich für das Theo­lo­gie­stu­di­um entschie­den mit dem kirch­li­chen Dienst als Ziel.» Das Studi­um gefal­le ihm: «Die unter­schied­li­chen Fächer wie etwa Musik, Liturgie-Wissenschaft, Kirchen­ge­schich­te und Spra­chen machen das Studi­um sehr span­nend und viel­sei­tig. Dank des brei­ten Spek­trums kann man persön­li­che Stär­ken und Schwä­chen in einzel­nen Fächern gut kompen­sie­ren. Auch wenn es manch­mal sehr theo­re­tisch ist, wird immer auch ein prak­ti­scher Bezug hergestellt.»

Lukas Gemein­der (rechts) in der Kaffee-Pause mit ande­ren Studie­ren­den aus dem Bistum St.Gallen.

Umfeld reagiert erstaunt

Einer der Studie­ren­den aus dem Bistum St. Gallen ist auch Simon Sigg (32), Reli­gi­ons­päd­ago­ge und Jugend­seel­sor­ger in Gossau. Er absol­viert ein berufs­be­glei­ten­des Studi­um im bischöf­li­chen Studi­en­pro­gramm. «Mein Umfeld reagiert manch­mal ein biss­chen erstaunt, dass ich als junger Mensch Theo­lo­gie studie­re und ich spüre auch eine gewis­se Span­nung in Bezug auf die Kirche», sagt er. «Auch wenn mich die Skan­da­le oder die vielen Kirchen­aus­trit­te trau­rig und nach­denk­lich stim­men, denke ich, dass die Kirche eine Zukunft hat.» Ihn moti­vie­re die Arbeit mit Jugend­li­chen. «Ich spüre eine Offen­heit gegen­über Reli­gi­on und auch ein Bedürf­nis nach Spiri­tua­li­tät. Ich bin über­zeugt von der frohen Botschaft der Kirche und möch­te diese weiter­tra­gen.» Mit Anfang 30 verspür­te er die Moti­va­ti­on, sich persön­lich vermehrt mit exis­ten­zi­el­len und philo­so­phi­schen Fragen ausein­an­der­zu­set­zen und den Glau­ben zu hinter­fra­gen und zu begrün­den. «Ich arbei­te schon seit eini­gen Jahren in der Pfar­rei­seel­sor­ge und woll­te mein Wissen erwei­tern und vertie­fen.» Für Chur hat er sich entschie­den, weil die Hoch­schu­le dort klein und fami­li­är sei. «Man kennt sich persön­lich, isst und disku­tiert zusam­men am Mittags­tisch. Ich habe bereits Reli­gi­ons­päd­ago­gik studiert und zwar in Luzern. Ich woll­te noch eine ande­re Hoch­schu­le kennen lernen und entschied mich auch deshalb für Chur.»

Viele der Studie­ren­den an der Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Chur kommen aus den Kanto­nen Grau­bün­den, St. Gallen und Zürich.

50 bis 60 Studierende

«Das gros­se Plus der Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Chur ist die Nähe von Hoch­schu­le und Semi­nar», hält René Scha­ber­ger, Rekto­rat­s­as­sis­tent an der Hoch­schu­le, fest. «Es wird nicht nur Theo­lo­gie gelehrt, sondern wir ermög­li­chen den Studie­ren­den auch eine ganz­heit­li­che Persön­lich­keits­bil­dung.» Auch bezeich­net René Scha­ber­ger die gute Betreu­ung der Studie­ren­den als einen Mehr­wert. «Wir können auch indi­vi­du­el­le Studi­en­pro­gram­me anbie­ten für Studie­ren­de, die berufs­tä­tig sind.» Etwa fünf­zig bis sech­zig Perso­nen studie­ren an der Theo­lo­gi­schen Hoch­schu­le Chur. Diese Zahl sei seit Jahren stabil. «Heute begin­nen die wenigs­ten direkt nach der Matu­ra mit dem Theo­lo­gie­stu­di­um. Die meis­ten haben schon eine Berufs­aus­bil­dung absol­viert und zum Teil auch mehre­re Jahre im Beruf gear­bei­tet.» Viele der Studie­ren­den kommen laut René Scha­ber­ger aus den Kanto­nen Grau­bün­den, St. Gallen und Zürich. Es gebe auch verein­zel­te Gast­hö­rer im Renten­al­ter, die die eine oder ande­re Vorle­sung besuchen.

Text: Katja Hongler

Bild: zVg.

Veröf­fent­licht: 31.01.2023

Online-­Infoveranstaltungen

Inter­es­sier­te erhal­ten bei den Online-­Informationsveranstaltungen am 13. und 21. Febru­ar, jeweils 19.30 Uhr, kompakt die wich­tigs­ten Infor­ma­tio­nen zum ­Studi­um der Theo­lo­gie an der TH Chur sowie einen Einblick in die Insti­tu­ti­on. Es werden auch Fragen beantwortet.

→ Anmel­dung: www.thchur.ch/info

Paargeschichten sammeln, ohne sie zu bewerten

Wieso uns Bezie­hungs­ge­schich­ten ande­rer Paare gut tun, erzäh­len Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle und Matthi­as Koller Filli­ger von der Fach­stel­le Partnerschaft-Ehe-Familie (PEF) des Bistums St. Gallen im Inter­view. Kürz­lich haben sie das Projekt paargeschichten.ch lanciert.

Die Platt­form paargeschichten.ch sammelt Geschich­ten unter ­ande­rem von Liebes­an­fän­gen, Tren­nun­gen und Abschie­den, vom Heira­ten und Allei­ne sein: Welches ist Ihre Lieblingsgeschichte?

Matthi­as Koller Filli­ger: Persön­lich mag ich die Geschich­ten gerne, die von Liebes­an­fän­gen handeln. Oft erzäh­len sie vom Krib­beln am Anfang einer Bezie­hung. Gera­de auch in der Paar­be­ra­tung sind Liebes­an­fän­ge ein wich­ti­ges Element. Wenn man beispiels­wei­se in einer Krise der Frage nach­geht, wie alles begon­nen hat und warum sich das Paar einmal fürein­an­der entschie­den hat.

Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle: Fragt man Perso­nen nach ihren Liebes­an­fän­gen, erin­nern sich diese zunächst oft nicht an ein bestimm­tes Ereig­nis, sondern an viele verschie­de­ne Bilder. Die verschie­de­nen Bilder erge­ben dann zusam­men einen Liebes­an­fang. Das Span­nen­de dabei ist, dass zwei Perso­nen, die von ihrem Bezie­hungs­an­fang erzäh­len, oft ganz unter­schied­li­che Erin­ne­run­gen und Bilder haben. Das ist es, was mich fasziniert.

Mitt­ler­wei­le sind rund 70 ­Geschich­ten zusammen­gekommen. Wer erzählt Ihnen diese Geschich­ten und wieso?

Matthi­as Koller Filli­ger: Nehmen wir die Geschich­te mit dem Velo­ku­rier. In dieser betre­ten zwei Frau­en einen Velo­ku­rier­la­den, um ihre Velos zu pumpen. Sie blei­ben den ganzen Nach­mit­tag dort. Einer der Velo­ku­rie­re und eine der Frau­en küssen sich noch am selben Abend. Heute sind sie seit 22 Jahren verhei­ra­tet. Diese Geschich­te erzähl­te mir ein Arbeits­kol­le­ge, als wir zusam­men im Zug an eine Tagung fuhren. Weil paargeschichten.ch gera­de lanciert worden war, hatte ich ihn spon­tan gefragt, wie er denn eigent­lich seine Frau kennen­ge­lernt hatte. Am nächs­ten Tag frag­te ich ihn, ob ich ihre eindrück­li­che Geschich­te aufschrei­ben und veröf­fent­li­chen dürfe.

Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle: Wenn wir an einer Tagung oder einem Anlass mit den bereits gesam­mel­ten Geschich­ten arbei­ten, dann wirkt das oft wie ein Kata­ly­sa­tor. Viele Perso­nen erin­nern sich dann an ihre eige­nen Geschich­ten und erzäh­len diese. Das ist es auch, was die Stär­ke dieses Projek­tes ausmacht: Die Geschich­ten sind oft so alltäg­lich und gewöhn­lich und doch zeigen sie einem sofort auf, was eine Bezie­hung ausmacht und was deren Essenz ist. Eine meiner liebs­ten Geschich­ten ist «Die Bett­fla­sche». Jeden Abend bringt Floras Part­ner ihr eine Bett­fla­sche ins Bett. Das wird zu einem gemein­sa­men Ritu­al, das dabei hilft, die Enttäu­schung zu über­win­den, dass Flora gerne früh und ihr Part­ner stets spät ins Bett geht. Nur weil ich aber diese Geschich­te mag, heisst das nicht, dass sie auch ande­ren gefal­len muss und dass sie auf die Geschich­te genau­so posi­tiv reagie­ren wie ich.

Als Projekt­lei­ter von paargeschichten.ch wird Matthi­as Koller Filli­ger auch selbst zum Autor und zeich­net auf, was ande­re ihm erzählen.

Wie geht man damit um, wenn jeman­dem eine Geschich­te nicht gefällt, die einem selbst viel bedeutet?

Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle: Es ist gera­de das Ziel von paargeschichten.ch nicht zu bewer­ten oder zu inter­pre­tie­ren. Es ist zentral, Menschen nach ihren Geschich­ten zu fragen und sie erzäh­len zu lassen. Die Geschich­ten können verschie­de­nes auslö­sen: Faszi­na­ti­on und Befrem­den, Fragen und Wieder­erken­nen. Sie handeln von vielen Höhe­punk­ten, aber auch von schwie­ri­gen Momen­ten wie Tren­nung und Abschied. Diese Brei­te an Geschich­ten ist ein Schatz, der aufzeigt, dass Paar­be­zie­hun­gen ganz unter­schied­lich ablau­fen und gestal­tet werden können.

Matthi­as Koller Filli­ger: Und gera­de deshalb ist es ein Projekt, in dessen Mittel­punkt die Wert­schät­zung steht. Etwa die Wert­schät­zung dessen, was die gemein­sa­me Geschich­te eines Paares ausmacht.

Die Geschich­ten können nicht nur auf paargeschichten.ch ­gele­sen werden, sondern sind auch im Kultur­ma­ga­zin Ernst erschie­nen. Wie ist es zu dieser Zusam­men­ar­beit gekommen?

Matthi­as Koller Filli­ger: Die Idee zum Projekt Paar­ge­schich­ten kam 2020 vom St. Galler Jour­na­lis­ten und drama­tur­gi­schen Bera­ter Mark Riklin. Durch ihn ist auch die Zusam­men­ar­beit mit dem Kultur­ma­ga­zin ERNST und dem Burg­dor­fer Biogra­fi­schen Insti­tut entstanden.

Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle: Gera­de durch diese Zusam­men­ar­beit mit ausser­kirch­li­chen Part­nern ist das Projekt unglaub­lich viel­fäl­tig und damit anschluss­fä­hig für verschie­de­ne Menschen gewor­den. Die Redak­ti­on vom Maga­zin ERNST zum Beispiel mach­te ganz verschie­de­ne Beiträ­ge, auf die wir als kirch­li­che Arbeits­grup­pe nicht gekom­men wären, wie beispiels­wei­se eine Repor­ta­ge mit einem Kell­ner, der über zwei­hun­dert Hoch­zei­ten beglei­tet hat oder ein Gespräch mit einer Schei­dungs­an­wäl­tin. Erwäh­nen möch­te ich auch die Repor­ta­ge über eine Seel­sor­ge­rin im Trau­er­ca­fé in Gossau, die dort mit den Paar­ge­schich­ten gear­bei­tet hat und auf diese Weise viele weite­re berüh­ren­de Erzäh­lun­gen der Teil­neh­men­den über ihre Bezie­hun­gen zu hören bekam.

Stich­wort Trau­er­ca­fé: Ist das ein Beispiel dafür, wie die ­Paar­ge­schich­ten in der Praxis zum Einsatz kommen sollen?

Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle: Genau. Mit den Paar­ge­schich­ten kann man in bestehen­den Grup­pen arbei­ten, einen Anlass zum Thema Paar­ge­schich­ten entwi­ckeln oder diese als Türöff­ner in die Einzel­seel­sor­ge einflies­sen lassen. Wie bereits erwähnt, löst es bei allen Perso­nen eige­ne Emotio­nen und Erin­ne­run­gen aus, wenn sie eine der Paar­ge­schich­ten hören. Wir beto­nen dabei immer, wie wich­tig es ist, nicht über ande­re Geschich­ten zu werten und zu urtei­len. Nicht alle Geschich­ten sind eingän­gig oder roman­tisch. Es gibt Geschich­ten, die von Drei­ecks­be­zie­hun­gen erzäh­len oder von der Unfä­hig­keit, sich auf eine Part­ner­schaft einzulassen.

Matthi­as Koller Filli­ger: Kirche und Pasto­ral betre­ten «Heili­gen Boden», wenn sie mit Paaren und Fami­li­en arbei­ten: So heisst ein neuer Leit­fa­den für die Seel­sor­ge, der nach der letz­ten Bischofs­syn­ode von den Bistü­mern Basel und St. Gallen zur Ehe- und Fami­li­en­pas­to­ral heraus­ge­ge­ben wurde. Dieser betont, wie wich­tig es ist, sich vorbe­halt­los auf die heut­zu­ta­ge viel­fäl­ti­gen Paar- und Fami­li­en­rea­li­tä­ten einzu­las­sen. Genau diesem seel­sor­ge­ri­schen Ansatz entspricht auch das Projekt paargeschichten.ch.

Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle und Matthi­as Koller Filli­ger such­ten nach einem Projekt, das sich weiter­ent­wi­ckeln lässt und wurde mit paargeschichten.ch fündig.

Von wegen viel­fäl­ti­gen ­Paar- und Fami­li­en­rea­li­tä­ten: Welche Rolle spielt der inter­kul­tu­rel­le Aspekt? Was können wir etwa von bina­tio­na­len Paaren oder von Paaren aus einer ande­ren Kultur lernen?

Made­lei­ne Winterhalter-Häuptle: Das Wich­tigs­te ist wohl, zu verste­hen, dass wir nicht in einer Blase leben. So wie wir und viel­leicht unser Bekann­ten­kreis leben, das muss nicht zwangs­läu­fig auch für ande­re so stim­men. Das soll auch in den Paar­ge­schich­ten wider­ge­spie­gelt werden. Gera­de planen wir eine Zusam­men­ar­beit mit dem St. Galler Verein Aida, der sich im Bereich Bildung und Begeg­nung fremd­spra­chi­ger Frau­en enga­giert. Die Bezie­hungs­ge­schich­ten dieser Frau­en werden in paargeschichten.ch aufge­nom­men und berei­chern so das Projekt.

→ www.paargeschichten.ch

Text: Nina Rudnicki

Bilder: Ana Kontoulis

Veröf­fent­licht: 25.01.2023

Stets neue Geschichten

Das Projekt paargeschichten.ch wird von IG PEF-Pastoral Deutsch­schweiz verant­wor­tet und von der Inlän­di­schen Missi­on sowie den röm.-kath. Kanto­nal­kir­chen Aargau, Luzern, Deutsch­frei­burg und Zürich und den Bistü­mern Sitten ­(Ober­wal­lis) und St. Gallen finan­ziert. Die Websei­te paargeschichten.ch wird fort­lau­fend mit neuen Geschich­ten ­erwei­tert. Die Fach­stel­le Partnerschaft-Ehe-Familie (PEF) des Bistums St. Gallen ist Mitglied bei der IG PEF und setzt das Projekt Paar­ge­schich­ten im Bistum St. Gallen um.

→ Weite­re Infos unter www.pef-sg.ch

An jenem Abend vor 22 Jahren

Was hält Paare zusam­men? Wieso tren­nen sie sich? Und wie schafft man es, dass ­Alltäg­li­ches seinen Zauber behält? Das Projekt paargeschichten.ch sammelt Erzäh­lun­gen von Paaren. 

Meine Momo

«Wenn Momo zuhör­te, blüh­te die Fanta­sie der Erzäh­len­den auf wie eine Früh­lings­wie­se. Die Gedan­ken, die bisher zu Fuss gegan­gen sind, beka­men plötz­lich Flügel», heisst es im gleich­na­mi­gen Buch von Micha­el Ende. Ich habe das Privi­leg, Momo bei mir zu Hause zu haben: Sie schlum­mert zwischen zwei Buch­de­ckeln, bis ich sie zum Leben erwe­cke; oder sitzt mir am Küchen­tisch gegen­über. Meine Momo ist meine Frau. Wenn ich ihr eine vage Idee erzäh­le, entwi­ckelt sich diese wie von selbst weiter, allein durch ihre Art des Zuhö­rens. Sie ergänzt einen Gedan­ken, trifft mit einer Frage ins Schwar­ze oder hört einfach zu, mit den Augen.

Dort, in Rapperswil

Zwan­zig Jahre, nach­dem er sich von mir getrennt hat, ruft er an – nach zwan­zig Jahren tota­ler Funk­stil­le ruft er einfach unver­mit­telt an. Er sagt, dass er keine Angst vor der Angst mehr habe und dass er daher diesen Anruf gewagt habe. Ich falle, wie man sagt, aus allen Wolken, freue mich sehr. Und wir machen ein Tref­fen ab. In Rappers­wil. Dort gehen wir dann zusam­men über den Seesteg. Er erzählt mir, dass er einen Herz­in­farkt hatte. Und dass dieser ihn gelehrt habe, mehr auf sein Herz zu hören. Er wolle lernen zu lieben. Nach zwei­hun­dert Metern auf dem Seesteg sind wir wieder total verliebt.

Leiden­schaft statt Partnerschaft

Genies­se ich Spar­geln, tunke ich das Köpf­chen in die Sauce, sauge es aus – den Rest werfe ich weg. Es könn­te bitter sein, holzig oder schlecht geschält. Und genau­so halte ich es mit der Paar­be­zie­hung: Endlos spie­le ich den Akt des Sich-Verliebens, endlos beschäf­ti­ge ich mich mit Ouver­tü­ren, mit dem ersten Blick, der ersten Berüh­rung, dem ersten Kuss, der ersten Verei­ni­gung. Wird es aber ernst und kommen Paarbeziehungs-Gefühle auf, habe ich Angst, es könn­te, wie die Spar­geln, bitter werden, holzig. Und ich breche ab. Auf der einen Seite, ja, sehne ich mich so sehr nach Zwei­sam­keit, auf der ande­ren Seite gera­te ich dermas­sen in Panik, sie in einer Part­ner­schaft zu fixie­ren – zu mono­ga­mi­sie­ren, alles auf eine Karte zu setzen. Wieso kapi­tu­lie­re ich vor der Paar­be­zie­hung, wo ich doch den Gross­teil meines Lebens in genau dieser Form von Bezie­hung gelebt habe? Oder ist es umge­kehrt? Habe ich für mich gemerkt, dass die Paar­be­zie­hung selber die Kapi­tu­la­ti­on ist? Die Kapi­tu­la­ti­on vor der Leiden­schaft, vor dem ewig Neuen?

Die Bett­fla­sche

In den drei­zehn Jahren, in denen ich Flora kenne, gab es viel­leicht fünf Aben­de, an denen ich vor ihr ins Bett gegan­gen bin. Sie geht früh ins Bett, manch­mal schon vor 21 Uhr. Sie liebt ihr Bett. Und wenn sie einmal drin ist, ist sie die Köni­gin. Doch wenn ich spät von der Arbeit komme, Zeit mit ihr verbrin­gen will, ist Flora schon auf dem Rück­zug. Dieser allabend­li­che Moment der Tren­nung fühl­te sich für mich viele Jahre lang wie eine Nieder­la­ge an. Auch Flora litt unter meiner Enttäu­schung. Bis zu dem Tag, viel­leicht vor fünf Jahren, als Flora mich bat, ihr eine Bett­fla­sche zu machen. Ich erhitz­te sie – und brach­te sie ihr ins Zimmer. Anfangs moch­te ich das nicht unbe­dingt. Doch indem sie mich fragt, ob ich ihr die Bett­fla­sche mache, teilt sie mir mit, habe ich mit der Zeit verstan­den, dass sie ins Bett geht. Und seit ich das verstan­den habe, tue ich das fast jeden Abend für sie. Es ist zu unse­rem gemein­sa­men Ritu­al des Zubett­ge­hens gewor­den. Ich brin­ge die Wärme­fla­sche herein und lege mich zu Flora, plau­de­re mit ihr und lasse den Tag gemein­sam mit ihr ausklin­gen. In manchen Näch­ten muss ich ihr manch­mal, wenn ich mit der Bett­fla­sche ins Schlaf­zim­mer komme, ihren Kopf frei­le­gen, um sie küssen zu können, so fest ist sie in ihre Decke einge­wi­ckelt. In diesen Näch­ten grum­melt sie nur; kein «Gute Nacht», kein Kuss, keine Aufmerk­sam­keit. Aber ich weiss selbst dann, dass wir zusam­men sind. Anspruchs­los und wohlig verlas­se ich das Schlaf­zim­mer. Wenn mich Flora fragt, ob ich ihr ihre Bett­fla­sche gemacht habe, fragt sie mich: «Teilen wir diesen Abend?» Sie fragt mich auch: «Gefällt es dir, dein Leben mit mir zu verbrin­gen?» Und: «Weisst du, wie froh ich bin, dass du hier bist?» Ja, habe ich, Flora. Ja, das tun wir. Ja, sehr. «Ja, ich weiss.»

Der Besser­wis­ser

Bei jeder Gele­gen­heit zück­te er sein Handy, um zu googeln, ob nun Selma oder er recht hatte. Immer schon hat sie das genervt. Doch dann kam: Sizi­li­en. Sie hatten eine Feri­en­woh­nung in einem klei­nen mittel­al­ter­li­chen Städt­chen und sassen auf der Piaz­za beim Nacht­es­sen, gleich gegen­über einer Kirche. Über der Eingangs­tür stand in tief­ro­ten Lettern «Chie­sa del Purga­to­rio» – und Willy frag­te sie, was wohl «Purga­to­rio» bedeu­te. Ohne zu über­le­gen, sagte sie es ihm: «Fege­feu­er!» Wieso sie das nun wieder wisse, sagt er, und: «Wenn du solche Sachen weisst, ist es klar, dass bei dir dafür ande­re Hirn­area­le unter­ent­wi­ckelt sind!» Sie woll­te etwas entgeg­nen, konn­te aber nicht, es ging nicht mehr, wort­los stand sie auf, warf die Servi­et­te auf den halb leer­ge­ges­se­nen Teller mit dem Riso ai Frut­ti di Mare, ging in die Feri­en­woh­nung zurück, pack­te ihren Koffer und fuhr zum Flug­ha­fen. Zuhau­se lösch­te sie seine fünf­zehn Anru­fe in Abwe­sen­heit und acht­zehn SMS. Und blockier­te seine Nummer.

Vor dem Velokurierladen

Ein paar Tage nach­dem ich von einer langen Pilger­rei­se nach Sant­ia­go zurück­kam, stand ich in meinem Velo­ku­rier­ge­schäft, als zwei Frau­en herein­ka­men. Sie frag­ten mich, ob sie ihre Velo­rei­fen pumpen könn­ten. Und so kamen sie ins ­Gespräch mit mir und den ande­ren Velo­ku­rier­fah­re­rin­nen und ‑fahrern, die noch im Laden herum­stan­den oder am Ende ihrer Schicht etwas zusam­men trin­ken woll­ten. Wir hatten eine gute Zeit, und als sich die munte­re Gesell­schaft aufzu­lö­sen begann, war es Abend gewor­den. Meine Geschäfts­part­ner, die eine Frau und ich blie­ben etwas länger. Als wir die Tür abschlos­sen, kam er, dieser eine Moment, der mein Leben verän­dern soll­te: Mein Heim­weg führ­te mich in diesel­be Rich­tung, die auch mein Geschäfts­part­ner einschlug. Doch der Weg der Frau ging in die entge­gen­ge­setz­te Rich­tung. Ich stand unent­schlos­sen da. Die Frau auch. Mein Geschäfts­part­ner rief: «Kommst du …?» Ich aber beweg­te mich nicht. Bis sie schliess­lich zu mir sagte: «Küss mich, aber rich­tig!» Und so habe ich sie geküsst, an jenem Abend vor 22 Jahren. Heute sind wir Eltern von drei Kindern.

Texte: paargeschichten.ch

Illus­tra­tio­nen: Lea Neuenschwander

Veröf­fent­licht: 25.01.2023

Geschlechterklischees ­überwinden

Mehr Sensi­bi­li­tät für die Geschlech­ter­viel­falt – die Tagung der ­Fach­stel­le für Jugend­ar­beit im Bistum St. Gallen (Daju) regte an, über Geschlech­ter­rol­len, Diskri­mi­nie­rung und die Perspek­ti­ve von sexu­el­len Minder­hei­ten nachzudenken.

Was macht dich zur Frau, was macht dich zum Mann? Welche Geschlech­ter­vor­ur­tei­le machen dir zu schaf­fen? Was wäre in meinem Leben anders, wenn ich ein ande­res Geschlecht hätte? Was ist unweib­lich und unmänn­lich – und wer legt das fest? Gleich zu Beginn der Daju-Tagung in Trogen AR konfron­tiert ein Frage­bo­gen die Jugend­seel­sor­gen­den mit ihrer eige­nen Haltung zum Geschlecht. Bei der anschlies­sen­den Diskus­si­on in Klein­grup­pen wird schnell klar: Auch wer sich selbst als tole­rant und offen im Umgang mit der Geschlech­ter­viel­falt bezeich­net, hat beim Frage­bo­gen den einen oder ande­ren Aha-Moment erlebt. Vieles, das selbst­ver­ständ­lich scheint, ist doch gar nicht so selbst­ver­ständ­lich. Im Austausch mit den ande­ren schil­dern die kirch­li­chen Jugend­ar­bei­ten­den aber auch bald Erfah­run­gen aus ihrem Berufs­all­tag: «Ich erle­be noch immer, dass manche Jugend­li­che sich gegen einen Lehr­be­ruf entschei­den, weil dieser als zu weib­lich oder zu männ­lich gilt und sie sich vor Häme und Vorur­tei­len fürch­ten.» Auch bekom­men die Jugend­ar­bei­ten­den mit, wie sehr Ideal­bil­der von Männ­lich­keit und Weib­lich­keit in Werbung und Medi­en auch heute viele junge Menschen unter Druck setzen.

Kirch­li­che Jugendarbeiter*innen aus dem Bistum St.Gallen setz­ten sich mit der Geschlech­ter­viel­falt auseinander.

Offen und unverkrampft

Die Teil­neh­men­den spre­chen ganz offen und unver­krampft. Man spürt, dass es in der kirch­li­chen Jugend­ar­beit schon viel Sensi­bi­li­tät im Umgang mit Geschlech­ter­viel­falt und sexu­el­len Orien­tie­run­gen gibt. Viele Jugend­seel­sor­gen­de sind bemüht, Jugend­li­che bei der Entwick­lung einer gelin­gen­den Geschlechts­iden­ti­tät zu unter­stüt­zen. Ande­re wieder­um berich­ten, dass die Akzep­tanz von quee­ren Jugend­li­chen unter Gleich­alt­ri­gen noch gar nicht so verbrei­tet ist wie man oft den Eindruck hat: Ein Jugend­seel­sor­ger erzählt von homo­pho­ben Äusse­run­gen, die Jugend­li­che in seiner Pfar­rei von sich gege­ben haben.

Die Tagung ging auch der Frage nach, wie kirch­li­che Jugend­ar­beit zeit­ge­mäss mit der Geschlech­ter­viel­falt umgeht und nieman­den ausschliesst.

Mit Spra­che ausdrücken

Refe­ren­tin Simo­ne Dos Santos, Geschäfts­lei­te­rin der Fach­stel­le für Aids- und Sexu­al­fra­gen St. Gallen, zeigt immer wieder auf, wie sehr die Gesell­schaft bis heute in Kate­go­rien denkt. «Das gilt es zu hinter­fra­gen», sagt sie. Die binä­re Eintei­lung grei­fe zu kurz und schlies­se viele Geschlech­ter­iden­ti­tä­ten aus. Während die einen die Viel­falt als berei­chernd erle­ben, löst sie bei ande­ren Unsi­cher­hei­ten und Ableh­nung aus. «Die meis­ten von uns haben ihre Geschlech­ter­rol­len auto­ma­tisch ange­nom­men. Viele der heuti­gen Jugend­li­chen setzen sich inten­siv mit der Frage ausein­an­der, wer sie sind und wie sie ihr Geschlecht leben wollen. Manche spie­len auch krea­tiv damit.» Das heis­se aber nicht auto­ma­tisch, dass es für sexu­el­le Minder­hei­ten heute einfa­cher sei. Simo­ne Dos Santos moti­viert die Teil­neh­men­den, die Viel­falt auch in der Spra­che sicht­bar zu machen: Beispiels­wei­se hätten Studi­en gezeigt, dass Kinder sich mehr Beru­fe zutrau­en, wenn die Geschlech­ter­viel­falt in Beru­fen auch sprach­lich immer wieder expli­zit ausge­drückt wird. An der Tagung kommen auch Betrof­fe­ne selbst zu Wort – am Vormit­tag in Film­ein­spie­lun­gen und am ­Nach­mit­tag stellt sich Aman­da, eine junge Trans­frau aus der Ostschweiz, den Fragen der Teilnehmenden.

Refe­ren­tin Simo­ne Dos Santos moti­vier­te für eine geschlech­ter­sen­si­ble Sprache.

Die Bibel und die Geschlechter

Im Tagungs­saal hängt ein Banner an der Wand: «Gott liebt viel­fäl­tig.» Was sagt die Bibel zu diesem Thema? Dieser Frage geht am zwei­ten Tag Gregor Emmen­eg­ger, Profes­sor für Kirchen­ge­schich­te an der Univer­si­tät Frei­burg, nach. Er zeigt auf, dass die Bibel sehr viel­fäl­ti­ge Aussa­gen zu den Geschlech­tern macht: Zum Beispiel habe Gott in erster Linie Adam als Menschen geschaf­fen und nicht als Mann und daraus die Frau, wie das verkürzt in jahr­hun­der­te­lan­gen Bibel­aus­le­gun­gen wieder­ge­ge­ben wurde. Auch der Umgang mit den Geschlech­tern habe sich im Laufe der ­Kirchen­ge­schich­te gewan­delt (s. Inter­view S. 11). Der Apos­tel Paulus schrieb im Brief an die ­Gala­ter: «Es gibt nicht mehr Juden und Grie­chen, nicht Skla­ven und Freie, nicht männ­lich und weib­lich; denn ihr alle seid einer in Chris­tus Jesus.»

Trans­frau Aman­da gab offen und ehrlich Einbli­cke in ihre Geschich­te und den Umgang mit Vorurteilen.
Die Teil­neh­men­den schil­der­ten persön­li­che Erfah­run­gen aus ihrem Arbeits­all­tag in der kirch­li­chen Jugendarbeit.

Text: Stephan Sigg

Bild: Ana Kontoulis

Veröf­fent­licht: 28. Novem­ber 2022

«Immer wieder weiterentwickelt»

Gregor Emmen­eg­ger, Sie haben über die histo­ri­sche Entwick­lung der kirch­li­chen Haltung zu Geschlech­ter­fra­gen refe­riert. Die Kirche lehrt, es gibt Mann und Frau. Ist die Frage damit nicht schon beantwortet?

Im Gegen­teil – die Haltung der Kirche hat sich im Laufe der Jahr­hun­der­te immer wieder verän­dert. Die Idee, dass Mann und Frau sich dualis­tisch gegen­über­ste­hen, verbrei­tet sich erst ab dem 17. Jahrhundert.

Wie gingen denn die Kirche und die Theo­lo­gie im frühen Chris­ten­tum mit dem Thema um?

Wer von Geschlech­tern redet, denkt darüber nach, was Menschen verbin­det und was sie trennt. In der Anti­ke und im Mittel­al­ter wurden die Geschlechts­merk­ma­le nicht auf zwei Geschlech­ter hin inter­pre­tiert. Man ging davon aus, dass es nur ein Menschen­ge­schlecht gibt, in stär­ke­rer männ­li­cher und schwä­che­rer weib­li­cher Ausprä­gung, und ohne abso­lu­te Tren­nung dazwi­schen. Man reflek­tier­te so mit medi­zi­ni­schem Voka­bu­lar die Gesell­schafts­ver­hält­nis­se: Der Bauer unter­schied sich nicht sehr von der Bäue­rin, aber sehr vom Ritter. Im 17. Jahr­hun­dert verän­der­te sich das. Die Frau­en blie­ben zuneh­mend zu Hause, die Männer gingen auswärts arbei­ten. Ein neues gesell­schaft­li­ches Modell entwi­ckel­te sich und man gewann einen neuen Blick auf die Geschlech­ter. Auch in der Kirche und in der Medi­zin wurde seit­her die Diffe­renz der Geschlech­ter betont.

Die Gender-Diskussion wird heute oft emotio­nal geführt. Was lehrt uns der Blick in die Kirchengeschichte?

In den vergan­ge­nen Jahr­hun­der­ten hatte die Kirche im Umgang mit diesem Thema weni­ger Mühe. Die Viel­falt wurde nicht als Gefahr verstan­den. Es wäre eine Chan­ce, wenn die Kirche heute die Menschen in ihrer Viel­falt sehen lernt und diese Viel­falt als Mehr­wert versteht. (ssi)

Über die Schöpfung staunen

Schöp­fungs­Zeit lädt im Septem­ber ein, sich bewusst mit dem Sehsinn auseinanderzusetzen. 

Unter­rich­ten mit Sehbe­ein­träch­ti­gung: Clau­dia Rupf aus Ober­uz­wil erzählt, wie das geht

«Sehen bedeu­tet immer auch, aufmerk­sam und acht­sam zu sein. Das würde ich als meine Stär­ken bezeichnen.»

(mehr …)

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