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b‑treff Bütschwil Jubiläum

Der b‑treff in Bütschwil ist gefragt wie nie. Treff-Leiterin Sylvia Suter und dreis­sig ­Frei­wil­li­ge versu­chen Hoff­nung zu schen­ken – manch­mal mit einer Tasse Kaffee. Im April feiert der viel­fäl­ti­ge Begeg­nungs­ort, gegrün­det durch eine kirch­li­che Initia­ti­ve, den 10. Geburtstag.

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Die Influencerin des Gymnasiums

Sie porträ­tiert den Haus­meis­ter, schreibt über Feuer­lösch­schu­lun­gen und inter­viewt die Mensa-­Mitarbeiterin: Die Matu­ran­din Mirjam ­Grem­min­ger (17) ist Social-Media-Redaktorin am ­Gymna­si­um Fried­berg in Gossau und hat ein Start-Up mitge­grün­det, das auf Nach­hal­tig­keit setzt. Für beides wurde sie kürz­lich ausgezeichnet.

Mirjam Grem­min­ger steckt inmit­ten von Prüfun­gen und Abschluss­ar­bei­ten. «Bis im Mai haben wir noch Schu­le, dann finden die Matu­ra­prü­fun­gen statt», sagt die 17-Jährige. Danach möch­te sie studie­ren. Noch hat sie sich für keine Uni und kein Studi­um entschie­den, aber «etwas mit PR und Marke­ting» kann sie sich gut vorstel­len. Geweckt worden ist dieses Inter­es­se auch durch ihre Arbeit als Redak­to­rin für die Social-Media-Kanäle des Gymna­si­ums. Seit zwei Jahren schreibt Mirjam Grem­min­ger regel­mäs­sig Beiträ­ge über das Leben und Arbei­ten am «Fried­berg» und postet sie auf Face­book und Insta­gram. Dazu gehö­ren Feuer­lösch­schu­lun­gen eben­so wie neue Schul­pro­jek­te. Zuletzt porträ­tier­te sie Mitar­bei­ten­de des Haus­diensts und der Mensa. «Ich finde es immer wieder span­nend, über Menschen zu schrei­ben, die man zwar regel­mäs­sig sieht, aber nicht näher kennt.»

Erin­ne­rung an den Heili­gen Pallotti

Ende Janu­ar ist die Matu­ran­din für ihr Enga­ge­ment für das Gymna­si­um mit dem Pallot­ti­preis ausge­zeich­net worden. Der Preis geht zurück auf den Pries­ter Vinzenz Pallot­ti, der sich im 19. Jahr­hun­dert für Bedürf­ti­ge in Rom einsetz­te. In dessen Tradi­ti­on grün­de­ten die Pallottiner-Patres vor fast 100 Jahren das Gymna­si­um Fried­berg. Die Verlei­hung des Pallot­ti­prei­ses findet jähr­lich statt und wird an Schü­le­rin­nen und Schü­ler verge­ben, die das Leben auf dem «Fried­berg» bereichern.

Sozia­les Engagement

Zusam­men mit einem Mitschü­ler hat sich Mirjam Grem­min­ger vor zwei Jahren bei der Marke­ting­ab­tei­lung des Gymna­si­ums gemel­det. «Wir dach­ten, dass es doch gut wäre, wenn der Content auf den Social-Media-Kanälen der Schu­le auch von Schü­le­rin­nen und Schü­lern gemacht würde.» Der Vorschlag kam bei den Verant­wort­li­chen gut an. Die Ideen für die Inhal­te bringt sie selbst, muss sie aber vor der Umset­zung und Veröf­fent­li­chung der Beiträ­ge mit den Verant­wort­li­chen abspre­chen. «Die Zusam­men­ar­beit läuft super», sagt sie. «Ich lerne sehr viel über Vermark­tung, Öffent­lich­keit und die Social Media Welt im Allge­mei­nen.» Das Schöns­te aber sei, so die Matu­ran­din, dass sie auch nach fast sechs Jahren am Gymna­si­um immer wieder neue Leute kennenlerne.

Der Insta­gram­ka­nal des Gymna­si­ums Fried­berg vermit­telt viel­fäl­ti­ge Einbli­cke in den Schulalltag.

Ressour­cen­scho­nen­de Alternative

Mirjam Grem­min­ger ist in Uzwil mit zwei jünge­ren Schwes­tern aufge­wach­sen. Ihre Eltern sind beide in der Seel­sor­ge der Katho­li­schen Kirche Uzwil und Umge­bung tätig. Die Matu­ran­din enga­giert sich nicht nur in der Online-Welt. Zusam­men mit Mitschü­le­rin­nen und Mitschü­lern hat sie 2021 im Rahmen des Fachs Wirt­schaft das Start-Up «beeco­me» gegrün­det. Das Unter­neh­men setzt mit der Produk­ti­on und dem Verkauf von Bienen­wachs­tü­chern voll auf Nach­hal­tig­keit. «Wir woll­ten zu den herkömm­li­chen Alu- und Frisch­hal­te­fo­li­en eine ressour­cen­scho­nen­de Alter­na­ti­ve schaf­fen, die nicht unbe­dingt mit einem Verzicht verbun­den ist, sondern mit etwas, das schön aussieht und auch persön­lich gestal­tet werden kann.» Für die Produk­ti­on der Bienen­wachs­tü­cher ging das Jung­un­ter­neh­men eine Part­ner­schaft mit einer Werk­statt von Menschen mit Beein­träch­ti­gung ein. Ein Teil des Umsat­zes kommt zudem einer Initia­ti­ve zur Bienen­ret­tung zugu­te. Mit dem Pallot­ti­preis wurde auch dieses Enga­ge­ment der jungen Frau gewürdigt.

Text: Mari­on Loher

Bild: zVg.

Umfrage: Gläubige fordern Reformen

Refor­men bei der Rolle der Frau und beim Umgang mit LGBTQI+-Personen, Geschie­de­nen und Wieder­ver­hei­ra­te­ten, aber auch eine stär­ke­re Rück­be­sin­nung auf tradi­tio­nel­le Werte und Normen – die Umfra­ge­er­geb­nis­se machen sicht­bar, wo Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken im Bistum St.Gallen Reform­be­darf sehen. Am 11. Febru­ar stell­te gfs.Bern zusam­men mit dem Bistum St.Gallen die Ergeb­nis­se in Wil vor. 


«Es gibt kein Zurück» — Was macht das Bistum St.Gallen jetzt mit den Ergebnissen?

Inter­view mit Domi­nik Michel-Loher (21. April 2022) Zum Inter­view


«Die Ergeb­nis­se in den drei Bistü­mern ähneln sich sehr stark», sagte Cloé Jans vom Meinungs- und Markt­for­schungs­in­sti­tut gfs.Bern bei der Präsen­ta­ti­on der Ergeb­nis­se im katho­li­schen Pfar­rei­zen­trum in Wil SG. Zahl­rei­che Vertre­te­rin­nen und Vertre­ter aus den Pfar­rei­en, Kirch­ge­mein­den und kirch­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen hatten den Weg nach Wil gefun­den. Im Rahmen der der Bischofs­syn­ode, die 2023 in Rom statt­fin­det, rief Papst Fran­zis­kus die Bistü­mer welt­weit auf, sich an einer Umfra­ge zur Synoda­li­tät zu betei­li­gen. Die Bistü­mer St.Gallen, Basel und Chur lancier­ten im vergan­ge­nen Herbst eine gemein­sa­me Umfra­ge. Im ­Bistum St.Gallen nutz­ten 1000 Perso­nen die ­Möglich­keit, am Dialog­pro­zess der römisch-katholischen Kirche teilzunehmen.«Die Umfra­ge ist nicht reprä­sen­ta­tiv, aber da es sich um eine Dialogsbe­fra­gung handelt, haben die Ergeb­nis­se trotz­dem eine gros­se Aussa­ge­kraft und sind hoch­gra­dig inter­pre­tier­bar», hielt Cloé Jans fest. «Es wird sicht­bar, dass die christ­li­chen Grund­wer­te und gemein­sa­men Ritua­le eine star­ke Basis für das Leben vieler sind und einen wich­ti­gen gemein­sa­men Nenner darstellen.»

Cloé Jans von gfs.Bern gibt Einbli­cke in die Umfrageergebnisse.

«Der Dialog­pro­zess sprach vor allem Leute an, die schon in der Kirche enga­giert oder in irgend­ei­ner Weise invol­viert sind.»

Cloé Jans, gfs.Bern

Das Berner Insti­tut hat die Umfra­ge im Auftrag des Bistums durch­ge­führt und ausge­wer­tet. Der Abschluss­be­richt umfasst 53 Seiten. «Die Beiträ­ge aus den Dialog­grup­pen zeugen dabei in ihrer Gesamt­heit von der zentra­len Rolle, die der Glau­be im Leben der Teilnehmer:innen spielt und der tiefen Verbun­den­heit mit und der Rele­vanz von Gott für jede Person einzeln», schreibt g.f.s in seiner Zusam­men­fas­sung. Neben Offen­heit und Nächs­ten­lie­be als zentra­le Werte werde immer wieder «der unver­gleich­lich gros­se Stel­len­wert der Frei­wil­lig­keit und frei­wil­li­gen Arbeit» betont. Für viele sei das sozia­le Enga­ge­ment ein «Iden­ti­fi­ka­ti­ons­an­ker» und eine «Quel­le der Freu­de und Zufriedenheit».

«Sind das nicht Ergeb­nis­se, die man so erwar­ten konn­te? Gibt es etwas, das überraschte?»

Hans Hüppi, pensio­nier­ter Seel­sor­ger, Ernetschwil 

Gottes­diens­te verbinden

65 % der Teil­neh­men­den bezeich­nen den gemein­sa­men Glau­ben und den Gottes­diens­te als verbin­den­de Elemen­te. Doch offen­sicht­lich sehen hier eini­ge Reform­be­darf. Denn nur 35 % gaben an, dass «die Litur­gie (Gebet) zeit­ge­mäss gestal­tet» wird. Obwohl die Umfra­ge das nicht so beab­sich­tigt habe, haben laut g.f.s die Teil­neh­men­den in ihren Voten konkre­te Inputs, Forde­run­gen und Wünsche formu­liert. Es falle auf, «dass diese Inputs unab­hän­gig von der eigent­li­chen Frage immer wieder sehr ähnlich sind. Dazu gehört insbe­son­de­re die Rolle der Frau in der Kirche, der Umgang mit Minder­hei­ten oder Lebens­for­men, die nicht einer tradi­tio­nel­len Vorstel­lung entspre­chen (LGBTQI+, Geschie­de­ne, Wieder­ver­hei­ra­te­te), oder auch die Art und Weise, wie eine zeit­ge­mäs­se Gestal­tung von Riten und Feiern möglich ist. Auch Perso­nen mit Beein­träch­ti­gun­gen oder mit einem ande­ren kultu­rel­len oder sprach­li­chen Hinter­grund werden zu wenig miteinbezogen.»

«Die synoda­le Arbeit ist im Bistum veran­kert und wird weitergehen.»

Franz Kreissl, Leiter Pasto­ral­amt des Bistums St.Gallen

Vom Bistum zu wenig gehört

Ein Umfra­ge­be­reich beinhal­te­te auch den Dialog zwischen Bistums­lei­tung und Basis. Hier sehen die Katho­li­kin­nen und Katho­li­ken im Bistum St.Gallen offen­sicht­lich Opti­mie­rungs­be­darf: 53 % gaben an «Führungs­per­so­nen im Bistum nehmen uns nicht wahr und verste­hen uns nicht». Doch im Vergleich mit ande­ren Bistü­mern schnei­det St.Gallen hier eindeu­tig besser ab:. Cloé Jans betont bei der Präsen­ta­ti­on: «Die Dialog­grup­pen im Bistum St. Gallen, vergli­chen mit den Bistü­mern Basel und Chur, fühlen sich von den Führungs­per­so­nen im Bistum deut­lich eher gehört und verstanden.» 

Die Ergeb­nis­se werden schweiz­weit gesam­melt und im März nach Rom geschickt. Das Bistum St.Gallen will mit den Erkennt­nis­sen aus der Umfra­ge arbei­ten, wie Franz Kreissl (Leiter Pasto­ral­amt des Bistums St.Gallen) beton­te: «Die synoda­le Arbeit ist im Bistum veran­kert und wird weitergehen.»

Zu den Umfrage-Ergebnissen

Bericht des Bistums St.Gallen über die Umfrage-Ergebnisse

Text + Fotos: Stephan Sigg

11. Febru­ar 2022

Vetre­te­rin­nen und Vertre­ter der Pfar­rei­en, Kirch­ge­mein­den, kirch­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen und Fach­stel­len waren bei der Präsen­ta­ti­on in Wil dabei. Viele von ihnen hatten selber bei der Umfra­ge mitgemacht.

Gotte — die besondere Begleiterin

Gotte oder Götti als lebens­lan­ge Bezugs­per­so­nen? Eine solche Patin oder einen solchen Paten zu erhal­ten gleicht ein wenig einer Lotte­rie. Yannou Bant­le aus Stein­egg hat dies­be­züg­lich den Jack­pot geknackt.

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Kirchen-Start-Up-Wettbewerb für junge Erwachsene

«Die Höhle der Löwen» mit Ideen für frische Kirchen­pro­jek­te und Bischof Markus Büchel als Juror: Bei der Ideen­schmie­de «Churching» des Bistums St. Gallen können ­junge ­Menschen krea­ti­ve Projek­te entwi­ckeln. Unter­stüt­zung bekom­men sie dabei von den Riklin-Brüdern.

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Offene Kirche ohne Katholische Kirche

Die katho­li­sche Kirch­ge­mein­de St. Gallen steigt Ende 2022 aus der Offe­nen Kirche und deren ökume­ni­schen Träger­ver­ein aus. Statt­des­sen will sie ande­re Projek­te mit ­ähnli­cher Stoss­richtung finan­zie­ren. Die Ökume­ne sei heute an einem ande­ren Punkt als in den 1990er-Jahren.

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Ruth Diethelm

Inklusin Wiborada ist mobil geworden

Die Heili­ge Wibora­da geht auf Tour: Die ­Rorscha­ch­e­rin Ruth Diet­helm ist Mit-­Organisatorin einer Wiborada-­Ausstellung, die 2022 durch das Bistum St. Gallen tourt. 

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Lasst uns spielen!

Lange Zeit hafte­te Brett- und Gesell­schafts­spie­len ein verstaub­tes Image an. Aber ausge­rech­net in unse­ren digi­ta­len Zeiten sind analo­ge Spie­le beliebt wie nie zuvor. Das kann auch Anita Sonder­eg­ger bezeu­gen. Die Primar­leh­re­rin und fünf­fa­che Gross­mutter ist Wäch­te­rin über 900 Spiel­sa­chen der Ludo­thek Heiden. Warum sind Spie­le wieder so gefragt?

Während draus­sen der Wind Schnee­flo­cken an die Fens­ter peitscht, ist in der Ludo­thek in Heiden ein Wett­lauf zwischen Gut und Böse entfacht. Anita Sonder­eg­ger führt ihre beiden Enkel­kin­der Lari­na und Vale­rio sowie deren Gspän­li Mila und Lio in die Geheim­nis­se des «Zauber­bergs» ein. Bei diesem Gesell­schafts­spiel werden mit Hilfe von Irrlich­tern (alias bunte Glas­mur­meln) die Zauber­lehr­lin­ge des Magi­ers Baldu­in durch den geheim­nis­vol­len Wald gelotst. Aber auch die gemei­nen Hexen folgen den Spuren der Irrlich­ter und ein Wett­lauf ins Tal des Zauber­bergs beginnt. Anita Sonder­eg­ger geniesst diese Momen­te des gemein­sa­men Spie­lens sehr. «Schon als Schul­mäd­chen lieb­te ich Knobel­spie­le oder wenn wir als Fami­lie um die Monopoly-Schlossallee feilschten.»

Anita Sonder­eg­ger lieb­te schon als Schul­kind Knobelspiele.


Von 200 auf 900 Arti­kel
In den Rega­len der Ludo­thek Heiden, die im Unter­ge­schoss der Asyl­turn­hal­le ihre Heimat gefun­den hat, findet sich weit mehr als die Klas­si­ker wie Spiel des Lebens, Scrabb­le, Tabu oder Trivi­al Pursu­it. «Als wir 1992 beschlos­sen eine Ludo­thek zu eröff­nen, star­te­ten wir mit 200 Spiel­sa­chen», erin­nert sich Anita Sonder­eg­ger. Mitt­ler­wei­le ist das Sorti­ment auf rund 900 Arti­kel ange­wach­sen. Am Mitt­woch­nach­mit­tag und frei­tags von 17 bis 19 Uhr können hier Kinder mit ihren Eltern oder Gross­el­tern aus der bunten Welt der ange­sag­tes­ten Gesell­schafts­spie­le ihre Favo­ri­ten wählen. Dane­ben gibt es aber auch Playmobil-Sets, gros­se Holz­spiel­sa­chen, Chüge­li­bah­nen, Spiel­trak­to­ren und ‑Last­wa­gen oder Fahr­zeu­ge wie Kick­boards, Racer oder Lauf­rä­der in verschie­de­nen Grössen.


Mitar­bei­ter gesucht
Die Ludo­thek Heiden ist im Appen­zel­ler Vorder­land die Einzi­ge ihrer Art. Hier leihen deshalb auch junge Fami­li­en aus den umlie­gen­den Gemein­den regel­mäs­sig Spiel­sa­chen aus. Durch­schnitt­lich regis­triert Anita Sonder­eg­ger jähr­lich rund 600 bis 700 Auslei­hen. Seit Ausbruch der Corona-Pandemie sind diese Zahlen einge­bro­chen. «Wir muss­ten in den vergan­ge­nen zwei Jahren aufgrund der Mass­nah­men immer mal wieder unse­re Türen schlies­sen. Ausge­rech­net in der Zeit, in der spie­le­ri­sche Auflo­cke­rung und Ablen­kung beson­ders gefragt gewe­sen wäre», bedau­ert die 60-Jährige. Die Ludo­thek Heiden ist keine eigen­stän­di­ge Orga­ni­sa­ti­on, sondern den «Hääd­ler Frau­en» ange­glie­dert. Diese wieder­um wurden 2017 aus den beiden ehema­li­gen katho­li­schen und evan­ge­li­schen Frau­en­ver­ei­nen gegrün­det. Die Gemein­de Heiden unter­stützt die Ludo­thek, indem sie die Raum­mie­te über­nimmt und einen Beitrag für Neuan­schaf­fun­gen leis­tet. Auch die katho­li­sche und die evan­ge­li­sche Kirch­ge­mein­de im Dorf unter­stüt­zen die Ludo mit Beiträ­gen. Hinzu kommen die umlie­gen­den Dörfer Grub, Wald und Wolf­hal­den, die sich eben­falls betei­li­gen sowie priva­te Gönner und acht Unter­neh­men. «Im Gegen­satz zu vielen ande­ren Ludo-theken stehen wir auf einem soli­den finan­zi­el­len Funda­ment. Was uns fehlt, sind Frei­wil­li­ge, die uns bei der Auslei­he unter­stüt­zen», betont Anita Sonderegger.


Leihen statt Kaufen
Die Ludo­thek will auch Fami­li­en mit gerin­gem Einkom­men den Zugang zu attrak­ti­ven Spiel­sa­chen ermög­li­chen. So wird in Heiden keine Jahres­ge­bühr verlangt, sondern nur das bezahlt, was effek­tiv ausge­lie­hen wird. Mit farbi­gen Punk­ten sind die verschie­de­nen Preis­ka­te­go­rien von einem bis zehn Fran­ken gekenn­zeich­net. «Wir finden, dass man die Sachen teilen kann und nicht jede Fami­lie alles selber kaufen muss. Dieser Nach­hal­tig­keits­ge­dan­ke ist uns wich­tig. Dies­be­züg­lich hat in den vergan­ge­nen Jahren bei vielen jungen Eltern ein Umden­ken statt­ge­fun­den», stellt Anita Sonder­eg­ger fest. Zudem achten sie und ihr Team bei Anschaf­fun­gen darauf, dass möglichst weni­ge davon batte­rie­be­trie­ben sind. «Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die oftmals reiz­über­flu­te­ten Köpfe der Kinder und Eltern.»

Viele der Spie­le funk­tio­nie­ren ohne Batterien.


Stra­te­gi­sches Denken und Gesel­lig­keit
Inspi­ra­ti­on für neue Spie­le bekommt Anita Sonder­eg­ger aus verschie­de­nen Kanä­len. So tragen klei­ne Ludo-Kunden Wünsche an sie heran, welche in der Werbung ange­prie­sen wurden. Einmal im Jahr stellt das Spiel­wa­ren­ge­schäft «Zubi» in Rorschach den umlie­gen­den Ludo-Teams die Neuerschei­nun­gen vor. «Dieser Tag ist für eine Spiel­be­geis­ter­te wie mich wie Weih­nach­ten und Ostern zusam­men», sagt Anita Sonder­eg­ger mit einem Strah­len im Gesicht. Unter diesen Neuhei­ten ist jeweils immer das «Spiel des Jahres». Dieser Jury­preis wird seit 1979 jeden Sommer in drei Kate­go­rien für analo­ge Gesell­schafts­spie­le im deutsch­spra­chi­gen Raum verge­ben. 2021 sind dies «Paleo» (Kenner­spiel des Jahres), «Drago­mi­no» (Kinder­spiel des Jahres) und «Micro­Macro: Crime City» (Spiel des Jahres). Letz­te­res und ande­re Spiel­neu­hei­ten hat Anita Sonder­eg­ger zusam­men mit den Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mern des Ludo-Spielabends ausgie­big getes­tet. Der Spiel­abend findet jeden zwei­ten Diens­tag­abend im Monat im Restau­rant Linde in Heiden statt. Dabei tref­fen sich erwach­se­ne Spiel­freu­di­ge zu einer Runde Brän­di Dog oder sind gespannt, welche Neuhei­ten der Kassier der Ludo­thek, Walter Graf, mitbringt. «An diesen Aben­den wird das zele­briert, was mir am Spie­len so gefällt: Die Gemein­schaft wird gepflegt, wir sind in unse­rem stra­te­gi­schen und takti­schen Denken gefor­dert und versu­chen, die Spiel­zü­ge der Mitspie­ler zu erah­nen», schil­dert Anita Sonder­eg­ger. Hat dieses jahr­zehn­te­lan­ge, regel­mäs­si­ge Spie­len aus ihr eine gute Verlie­re­rin gemacht? «Nicht wirk­lich», gibt sie unum­wun­den zu. «Ich gera­te jeweils in einen solchen Feuer­ei­fer, dass ich komplett im Moment versin­ken kann. Wenn es dann nicht wunsch­ge­mäss läuft, ärgert mich das auch heute noch. Dieses Gefühl ist aber schnell verflo­gen und ich sehne dann bereits die nächs­te Spiel­run­de herbei.»

Warum boomen Brett­spie­le?
Bereits vor über 4000 Jahren würfel­ten Menschen um die Wette, spiel­ten mit Bohnen auf geschnitz­ten Hölzern und verspiel­ten Hab und Gut. Manche Wissen­schaft­ler vermu­ten erste Versio­nen sogar schon vor 9000 Jahren, als Jäger und Samm­ler sess­haft wurden. Bei den Vorläu­fern der Brett­spie­le wurden die Felder in den Sand oder auf Holz gemalt. Vor allem soge­nann­te Wett­lauf­spie­le waren 4500 v. Chr. beliebt und ­wurden auf dem Gebiet der heuti­gen Staa­ten Ägyp­ten, Saudi-Arabien und Irak gespielt. Die Würfel waren häufig aus Gelenk­kno­chen von ­Scha­fen oder Ziegen. Das könig­li­che Spiel von Ur ist eines der ältes­ten bekann­ten Spie­le. Es wurde bei Ausgra­bun­gen in der meso­po­ta­mi­schen Stadt Ur gefun­den und wird auf circa 2600 v. Chr. datiert. Die ursprüng­li­chen Regeln sind nicht mehr bekannt.

Sieges­zug der koope­ra­ti­ven Spie­le
Spie­le sind ein Fens­ter in die Vergan­gen­heit. Sie erzäh­len immer ­etwas von der Gesell­schaft, in der sie erfun­den und gespielt wurden. So dreht sich beim Schach alles um einen König, der so gut wie ­bewe­gungs­un­fä­hig ist. Doch wenn er fällt, geht sein ganzes König­reich mit ihm unter. «Eile mit Weile» ist ein Nach­fol­ger eines alten ­indi­schen Spiels und erzählt von Ster­ben und Wieder­ge­burt und schliess­lich vom Eintritt in den Himmel – das retten­de Haus, in dem am Ende alle Spiel­stei­ne stehen soll­ten. «Mono­po­ly» steht bis in die 1980er Jahre hinein für den ­unre­gu­lier­ten Kapi­ta­lis­mus. Eine neue Ära läute­ten «Die Sied­ler von Catan» ein. Das Gesell­schafts­spiel ­wurde 1995 vom deut­schen Zahn­technikermeister Klaus Teuber ­entwi­ckelt. Neu an dieser Spiele-Art ist vor allem die stra­te­gi­sche ­Tiefe. Der Spie­ler tauscht Erz gegen Lehm und Holz, um damit ­Stras­sen und Sied­lun­gen zu bauen, die wieder­um neue Quel­len für mehr Erz erschlies­sen. Bei «Catan» wird nicht zerstört, ­sondern ­aufge­baut. Die Spie­ler kämp­fen nicht direkt gegen­ein­an­der, sondern um densel­ben Ressour­cen­pool. Bis heute wurde das ehema­li­ge «Spiel des Jahres» in mehr als 40 Spra­chen über­setzt und über 28 ­Millio­nen Mal verkauft, womit es hinter Mono­po­ly das zweit­erfolgreichste Spiel der Welt ist. Spätes­tens die Wahl zum «Spiel des Jahres 2021» hat es bewie­sen: Koope­ra­ti­ve Spie­le wie «Micro­Macro: Crime City» werden immer belieb­ter. Alle spie­len zusam­men gegen das Brett. Man verliert oder gewinnt gemein­sam. Wett­be­werb wird ersetzt durch stra­te­gi­sche Team­auf­ga­ben und durch Kommu­ni­ka­ti­on. Es ist verblüf­fend: Im digi­ta­len Zeit­al­ter sind Brett­spie­le so beliebt wie nie zuvor. Doch weshalb?

Spie­len ist ein wich­ti­ges Trai­ning für das mensch­li­che Miteinander.

Spie­le­ri­sches Lernen
Ein Faktor unse­rer wach­sen­den analo­gen Spiel­freu­de könn­te der ­digi­ta­le Über­fluss sein. Wir sehnen uns nach hapti­schen Erleb­nis­sen und ­direk­tem Augen­kon­takt. Spie­le­for­scher vermu­ten zudem, dass wir gera­de in unste­ten Zeiten die Verläss­lich­keit des Spiels mögen. Da steht in der Anlei­tung klipp und klar, was zu tun ist, damit man vom Erfolg gekrönt wird. Spie­le retten uns aus einer konfu­sen Welt und schi­cken uns in eine über­sicht­li­che Ideal­si­tua­ti­on. Zu erwäh­nen ist natür­lich auch unser tief veran­ker­ter Spiel­trieb. Der Neuro­wis­sen­schaft­ler Jaak ­Panksepp veror­te­te diesen Spiel­trieb unter ande­rem im Hirn­stamm des Menschen, im ältes­ten Teil des Gehirns, der auch bei Atmung, Schlaf und ­Bewusst­sein eine zentra­le Rolle spielt. Kriti­ker könn­ten dem entge­gen­hal­ten, dass Menschen massen­haft von der kost­ba­ren Ressour­ce Zeit ­vergeu­den, nur um einer schein­bar zweck­frei­en Tätig­keit zu frönen. Wäre Spie­len aber tatsäch­lich so über­flüssig, hätte die Evolu­ti­on uns den Spiel­trieb vermut­lich längst ­abge­wöhnt. Hat sie aber nicht. Weil wir im Spiel lernen. Spie­len macht uns krea­ti­ver und produk­ti­ver. Wir inter­pre­tie­ren Gesten, ­Gefühls­äus­se­run­gen, Verhal­tens­wei­sen, über­neh­men ande­re Perspek­ti­ven und üben Selbst­dis­zi­plin. Auch wenn wir inner­lich explo­die­ren möch­ten, können sich die meis­ten von uns auch dann noch beherr­schen, wenn die gegne­ri­sche Mann­schaft beim Brän­di Dog längst alle Murmeln im Ziel hat. Weshalb wir trotz­dem gerne spie­len? Weil Spiel nichts muss, aber alles kann. Und Spie­len ist ein wich­ti­ges Trai­ning für das mensch­li­che Miteinander. 

Website Ludo­thek Heiden

27. Dezem­ber 2021 Rosa­lie Manser

Pascale Baer-Baldauf

«Ein Zeichen setzen»

Pasca­le Baer-Baldauf ist Profes­so­rin für Wirt­schafts­in­for­ma­tik und Insti­tuts­lei­te­rin an der Fach­hoch­schu­le OST. Ab 1. Janu­ar wird die 45-jährige Rorscha­ch­e­rin als Admi­nis­tra­ti­ons­rä­tin die Arbeit der katho­li­schen Kirche im Bistum St. Gallen begleiten.

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Milch ins Spital gebracht

Die Vater-Kind-Beziehung wird heute viel bewuss­ter gelebt. Doch auch schon in vergan­ge­nen Jahr­zehn­ten waren Väter für viele prägend. «Mein Vater war für mich bis zu seinem Tod eine wich­ti­ge Bezugs­per­son», sagt Bea S.

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