67 Jahre mit Kerzen verbunden

Im Leben von Elsa Egger (83) dreht sich alles um Kerzen und Fami­lie. Im Gespräch erzählt die Patro­nin der Hong­ler Kerzen in Altstät­ten, warum sie immer noch täglich in der Firma ist und worauf sie bei Kerzen kritisch achtet.

«Wenn es auf Weih­nach­ten zugeht, müss­te ja nicht unbe­dingt ich als Person, sondern mehr die Kerzen und das Licht im Vorder­grund stehen», sagt Elsa Egger zur Begrüs­sung. Sie stellt sich nicht gerne in den Mittel­punkt. Dennoch hat sie im Unter­neh­men eine star­ke Präsenz und ist immer noch opera­tiv im Geschäft des Kerzen-Unternehmens tätig. Sie steht im engen Austausch mit Mitar­bei­ten­den und Kunden. «Ich bin schon sehr einge­bun­den in der Firma», bemerkt sie. Es sei ihr aber auch bewusst, dass sie in einem sensi­blen Alter sei und nie wisse, in welche Rich­tung es weiter­ge­he. Im Moment ist sie im Schuss, denn es herrscht Hoch­be­trieb. Nebst der Weih­nachts­aus­stel­lung locken das Kerzen­ca­fé und das Kerzen­zie­hen zusätz­li­che Besu­che­rin­nen und Besu­cher an. Weite­re Höhe­punk­te im Geschäfts­jahr sind Licht­mess und Ostern, daran habe sich bis heute nichts geän­dert. «Beliebt ist momen­tan auch das Zelt für den Rampen­ver­kauf. Leute kaufen aufgrund der drohen­den Energie-Knappheit vermehrt Kerzen für den Notvor­rat ein», erklärt die Geschäftsfrau. 

Elsa Egger absol­vier­te 1955 die KV-Lehre bei Hong­ler Kerzen.

Mit der Firma verheiratet

1955 hat Elsa Egger die KV-Lehre bei Hong­ler Kerzen absol­viert und 1962 folg­te die Heirat mit dem dama­li­gen Geschäfts­füh­rer. Mit dem Eintritt ihrer drei Söhne in die Firma gab es einen Umbruch. Der Hand­werks­be­trieb, der haupt­säch­lich Kerzen für Kirchen herstell­te, entwi­ckel­te sich zu einem moder­nen Unter­neh­men mit neuer Produk­ti­ons­hal­le, Verkaufs­la­den und Online-Shop. «Es grenzt wirk­lich an ein Wunder, dass wir schon so viele Jahre mitein­an­der arbei­ten und alle am selben Strick ziehen», sagt sie und ergänzt aus mütter­li­cher Sicht: «Meine Kinder sind alle drei so unter­schied­lich und trotz­dem funk­tio­niert es.» Eine gute Unter­neh­mens­kul­tur ist Egger sehr wich­tig. Sie ist erfreut, dass ihre Söhne die elter­li­che Philo­so­phie weiter­tra­gen: «Uns geht es nicht nur um den Profit, wir möch­ten auch einen Sinn hinter der Arbeit sehen.» 

Die Heim­os­ter­ker­zen sind noch immer beliebt.

Im Wandel der Zeit

Bei den Rohstof­fen für die Kerzen­pro­duk­ti­on ist eini­ges im Wandel. «Wir testen immer wieder Alter­na­ti­ven zu Paraf­fin, beispiels­wei­se mit Soja‑, Raps- und Oliven­wachs. Aufgrund der beschränk­ten Ressour­cen und Halt­bar­keit blei­ben diese aller­dings Nischen­pro­duk­te.» Bienenwachs-Kerzen sind nach wie vor gefragt, vor allem bei den litur­gi­schen Kerzen. Für diese bestehe nach dem Kirchen­recht eine Kult­vor­schrift von 55 Prozent Bienenwachs-Anteil, «früher waren es noch 100 Prozent», erin­nert sie sich. «Allge­mein sind Altar­ker­zen weni­ger gefragt, weil weni­ger Messen statt­fin­den. Ritua­le mit Kerzen­licht haben aller­dings zuge­nom­men, auch geseg­ne­te Kerzen sind nach wie vor beliebt. Ein wich­ti­ges Produkt ist die Heim­os­ter­ker­ze – eine Kopie der gros­sen Oster­ker­ze. Diese sind sehr beliebt und werden oft für den Heim­ge­brauch als Tisch­ker­ze oder Geschenk gekauft.» 

Emotio­na­les Produkt

Die Kerze als Produkt eines alten Hand­werks hat für Egger eine beson­ders emotio­na­le Bedeu­tung: «Es leuch­tet und es hat einen Auftrag.» Sie betrach­tet das Kerzen­licht berufs­be­dingt auch immer ein biss­chen kritisch wegen der Brenn­qua­li­tät. Kerzen beglei­ten Menschen durch das ganze Leben von Geburt bis zum Tod. «Wir haben entspre­chend viele Anfra­gen für indi­vi­du­el­le Verzierungs-Wünsche, diese werden von unse­ren ­Mitar­bei­ten­den mit viel ­Liebe zum Detail umge­setzt», sagt sie stolz. 

«Wachs klebt – so lautet ein altes Kerzenmacher-Sprichwort und meint, dass man oft ein Leben lang mit seiner Arbeit ­verbun­den bleibt.»

Elsa Egger
Elsa Egger fühlt sich wohl umge­ben von Kerzen und Menschen: «Ich bin sehr gut aufge­ho­ben in diesem gros­sen Team und möch­te noch so lange weiter­ma­chen, wie es die Gesund­heit erlaubt.»

Text: Katja Hong­ler (es besteht keine verwandt­schaft­li­che ­Bezie­hung zur Hong­ler Kerzen AG)

Bild: Ana Kontoulis

Veröf­fent­licht am 24.11.2022

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