«Die Höhle der Löwen» mit Ideen für frische Kirchenprojekte und Bischof Markus Büchel als Juror: Bei der Ideenschmiede «Churching» des Bistums St. Gallen können junge Menschen kreative Projekte entwickeln. Unterstützung bekommen sie dabei von den Riklin-Brüdern.
«Wir wollen jungen Erwachsenen die Möglichkeit geben, selber die Zukunft zu kreieren und umzusetzen», erklärt Philipp Wirth von der Animationsstelle für kirchliche Jugendarbeit im Raum Rorschach (akj), «es dürfen gerne auch unkonventionelle Ideen sein.» Der Religionspädagoge initiiert die Ideenschmiede zusammen mit Elena Furrer. «Es gibt viele kirchliche Angebote für Jugendliche. Aber der Bereich junge Erwachsene liegt eher noch brach: Junge Menschen können sich als Firmbegleiterinnen und ‑begleiter engagieren oder Lektorin/Lektor werden. Das war es dann aber auch», hält sie fest. Die Theologin verantwortet seit 2021 den neuen Bereich «Junge Erwachsene» bei der Diözesanen Fachstelle für Jugendarbeit im Bistum St. Gallen (Daju).

Raum für Ideen
Die beiden Initianten sind selbst gespannt, welche Ideen die jungen Erwachsenen einbringen und was daraus entsteht. «Es geht uns darum, etwas ins Rollen zu bringen», sagt Elena Furrer, «wir möchten das tatsächlich so offen lassen wie möglich. Die Teilnehmenden sollen uns zeigen, was aus ihrer Sicht fehlt und welche kirchlichen Angebote gebraucht werden.» Denkbar seien Projekte in den Bereichen Spiritualität oder Diakonie. Erst auf hartnäckige Nachfrage nennen die beiden ein Beispiel, das es schon in anderen Bistümern gibt: YoungCaritas in Wien stellt jungen Erwachsenen einen Raum zur Verfügung, den sie für ihre Ideen nutzen können. Und eines ist dem Religionspädagogen und der Theologin auch wichtig: Die Ideenschmiede sei für alle offen – auch für junge Menschen, die nicht katholisch sind. «Wir werden den Mitwirkenden Coaches und Begleitpersonen an die Seite stellen, damit die Projekte auch gelingen», so Philipp Wirth.
Gemeinsam etwas entwickeln
Der Wettbewerb findet im Rahmen des Bistumsjubiläums statt und besteht zunächst aus drei Treffen: Beim Startevent am 26. März werden die Teilnehmenden unter Anleitung der St. Galler Zwillinge Frank und Patrik Riklin gemeinsam in St. Gallen brainstormen. Die beiden Konzeptkünstler haben selbst schon zahlreiche Kreativ-Projekte entwickelt und umgesetzt wie zum Beispiel ein «Null-Stern-Hotel» oder ein Kunstprojekt zu den Zehn Geboten. «Es können Leute kommen, die noch keine konkrete Idee, dafür aber Lust haben, eine spannende Kreativ-Erfahrung zu machen und gemeinsam mit anderen etwas zu entwickeln», hält Elena Furrer fest, «genauso sind Leute gesucht, die einfach eine Idee haben, vielleicht aber noch nicht wissen, ob sie das selber umsetzen können oder wollen.» Im September werden die Konzepte ausgearbeitet und im November vor einer Jury präsentiert, unter den Jurorinnen und Juroren: Bischof Markus Büchel und Vertreter des Administrationsrates des Katholischen Konfessionsteils. «Das soll ähnlich ablaufen wie beim TV-Format ‹Die Höhle der Löwen›», erklärt Philipp Wirth. In der erfolgreichen TV-Sendung versuchen Start-Ups Investorinnen und Investoren von ihrer Idee zu überzeugen.

Strukturen aufbrechen
Die Projekte sollen ein zeitgemässes Bild von Kirche vermitteln, festgefahrene Strukturen aufbrechen und Startup-Szene-Luft in die Kirche bringen. «Die Projekte können fern ab von kirchlichen Strukturen und Pfarreien entwickelt werden», betont Elena Furrer. Oft komme es vor, dass jemand in einer Pfarrei eine Idee habe und dann scheitere, weil er bei den Verantwortlichen der Pfarrei oder der Kirchgemeinde auf taube Ohren stosse oder eine Umsetzung vor Ort nicht realistisch sei.
Kultur der offenen Türen
Philipp Wirth und Elena Furrer wollen Kirchenbehörden sowie Seelsorgerinnen und Seelsorger während des Jahres animieren, «eine Kultur der offenen Türen und Geldbeutel» zu pflegen und die Projekte zu unterstützen. Der Katholische Konfessionsteil hat bereits Gelder gesprochen. «Welches Projekt am Schluss gewinnt, ist gar nicht so entscheidend», erklärt Philipp Wirth, «unser Wunsch ist, dass sich bei diesem Prozess gleich mehrere Projekte herauskristallisieren, die zur Umsetzung kommen.»
→ www.churching.ch und auf Instagram
Text: Stephan Sigg
Bilder: Ana Kontoulis