«Mehr Frauen ermutigen»

Bild: Regi­na Kühne

Was die neue Präsidentin Alexa Sutter mit dem Frauenbund St.Gallen-Appenzell vor hat.

Die Degers­hei­me­rin Regu­la Senn hat das Amt der Präsi­den­tin des Katho­li­schen Frau­en­bun­des St.Gallen-Appenzell (KFB SGA) an Alexa Sutter aus Wald­kirch über­ge­ben. Ein Gespräch über die Frau­en­fra­ge in der Katho­li­schen Kirche, Frau­en­för­de­rung und wieso es geleb­te Gemein­schaf­ten braucht. 

Überalterung und Nachwuchsschwierigkeiten: Viele Vereine haben Mühe, genügend Personen zu finden, die sich engagieren. Wie zeitgemäss sind da noch Frauengemeinschaften?

Regu­la Senn: Gene­rell würde ich das mit der Über­al­te­rung und den Nach­wuchs­schwie­rig­kei­ten so nicht sagen. Denn in Bezug auf die Frau­en­ge­mein­schaf­ten ist es stark regi­ons­ab­hän­gig, wie viele Perso­nen sich enga­gie­ren. Gera­de in länd­li­chen Gegen­den gibt es viele Frau­en­ge­mein­schaf­ten, bei denen es bezüg­lich Mitglie­dern sehr gut läuft. Natür­lich haben sich die Prio­ri­tä­ten und unse­re Ange­bo­te etwas verla­gert. Aber nach wie vor sind die Frau­en­ge­mein­schaf­ten Orte der geleb­ten Gemeinschaft. 

Alexa Sutter: Ausser­dem stel­len wir fest, dass viele Frau­en bereit sind, sich projekt­be­zo­gen zu enga­gie­ren. Da lassen sich genü­gend Perso­nen finden. Schwie­ri­ger ist es, wenn es um ein lang­fris­ti­ges Enga­ge­ment oder um die Über­nah­me eines Amtes geht. Frau­en­ge­mein­schaf­ten sind aber nach wie vor wich­tig, gera­de wenn es um die sozia­le Vernet­zung geht. 

Regu­la Senn: Das ist ein wich­ti­ger Punkt. Viele Frau­en haben heute nebst Beruf- und Fami­li­en­ar­beit kaum Zeit für sich selbst. An Tref­fen in den Orts­ver­ei­nen oder Fach­ta­gun­gen, die wir seitens des Verban­des orga­ni­sie­ren, können Frau­en einmal bewusst etwas nur für sich tun. Geleb­te Gemein­schaft heisst aber auch, dass alle mitein­be­zo­gen werden, wenn sie möch­ten. Gera­de auch für Witwen und Allein­ste­hen­de ist das ein wich­ti­ges Angebot. 

Wie kamen Sie selbst zum Frauenbund?

Alexa Sutter: Ich zog als junge Mutter nach Wald­kirch und such­te nach Möglich­kei­ten, mich im Ort zu vernet­zen. In der loka­len Frau­en­ge­mein­schaft enga­gier­te ich mich, wurde deren Präsi­den­tin und lern­te so die kanto­na­le Ebene, den Frau­en­bund (KFB SGA) kennen. Dort wurde ich zunächst Regio­nal­ver­tre­te­rin für die Regio­nen Gossau, St.Gallen, Alttog­gen­burg und Wil, danach Vize­prä­si­den­tin des Kantonalverbandes. 

Regu­la Senn: In unse­rer Fami­lie war das Tradi­ti­on, als Zeichen der geleb­ten Frau­en­so­li­da­ri­tät. Bereits meine Gross­mutter war Einzel­mit­glied. Als Einzel­mit­glied besuch­te ich die Tagun­gen des Frau­en­bun­des und lern­te so den Vorstand kennen. Ich kam als Quer­ein­stei­ge­rin in den Kanto­nal­vor­stand. 2011 wurde ich Vize­prä­si­den­tin, vier Jahre später Präsidentin. 

Was will der Frauenbund SGA für die Frauen in der katholischen Kirche erreichen?

Regu­la Senn: Da möch­te ich das Projekt «Kirche mit* den Frau­en» nennen, das wir unter­stüt­zen. Dieses setzt sich seit 2014 dafür ein, dass Männer der Kirche in Zukunft nicht mehr ohne Frau­en über deren Stel­lung, Rolle und Funk­ti­on bera­ten und über die Belan­ge der Kirche entschei­den. Die Grund­la­ge dafür ist im Bistum St.Gallen gut. Mit dem Bistum sind wir im Dialog und verste­hen uns als Partner. 

Alexa Sutter: Wir haben einen «guten Draht» zu Bischof Markus, und freu­en uns auf die jähr­li­chen Tref­fen. Bischof Markus steht der Frau­en­fra­ge offen gegen­über. Wäre es anders, hätte ich Mühe. Damit sich etwas bewegt, ist es aber wich­tig, dass wir es seitens des Verban­des schaf­fen, noch mehr Frau­en in Entschei­dungs­po­si­tio­nen zu brin­gen. Eine gute Entwick­lung ist, dass im Septem­ber erst­mals eine Dele­ga­ti­on des Frau­en­bun­des zu einem Gespräch mit der Schwei­zer Bischofs­kon­fe­renz einge­la­den war, um über den «Weg zur Erneue­rung der Kirche» zu disku­tie­ren. Dies sind ziel­füh­ren­de Schritte. 

Damit sprechen Sie die Ziele an, die Sie sich als neue Präsidentin gesteckt haben?

Alexa Sutter: Ja. Ich könn­te mir gut vorstel­len, dass wir unse­ren Verband noch etwas poli­ti­scher ausrich­ten. Wir können Frau­en gera­de im Vorfeld von Wahlen ermu­ti­gen. Es muss mehr Raum für Frau­en geben, in denen sie etwa an Podi­ums­dis­kus­sio­nen zu Wort kommen. Weite­re Ziele sind, die Vernet­zung zu unse­ren Frau­en­ge­mein­schaf­ten zu pfle­gen sowie gemein­sa­me Akti­vi­tä­ten mit ande­ren Orga­ni­sa­tio­nen durch­zu­füh­ren. Unser Kanto­nal­ver­band muss attrak­tiv sein und blei­ben, damit sich die vielen Einzel­mit­glie­der mit uns iden­ti­fi­zie­ren können. 

Regula Senn, was war die grösste Veränderung während Ihrer präsidialen Amtszeit?

Regu­la Senn: Das war die Statu­ten­re­vi­si­on im Jahr 2017. Wir haben die Orga­ni­sa­ti­on extrem verschlankt, so dass wir viel effzi­en­ter arbei­ten können. Nun können wir die verschie­de­nen Geschäf­te direkt im Gremi­um des Kanto­nal­vor­stan­des behan­deln und verab­schie­den. Gene­rell war es mir wich­tig, die Arbeits­be­din­gun­gen beim Frau­en­bund im Span­nungs­feld zwischen ehren­amt­li­cher und bezahl­ter Mitar­beit weiter zu entwi­ckeln. Längst kann beim Katho­li­schen Frau­en­bund St.Gallen-Appenzell nicht mehr alles im Ehren­amt erle­digt werden. (nar)

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