Der emeritierte Bischof Ivo Fürer ist am 12. Juli 2022 verstorben. Er als Theologe und Bischof nicht nur das Bistum St.Gallen geprägt.
Am Dienstagnachmittag, 12. Juli, ist der emeritierte Bischof Dr. Ivo Fürer, geboren am 20. April 1930, in seinem 93. Lebensjahr nach längerer Parkinsonerkrankung verstorben. Ivo Fürer war von 1995 bis 2006 Bischof des Bistums St.Gallen.
Ivo Fürer wurde im März 1995 zum 10. Bischof von St.Gallen geweiht. Schon vorher hatte er die Kirche vor Ort und international mitgeprägt. Als Generalsekretär des CCEE (Europäische Bischofskonferenz) vermittelte er mit grossem diplomatischen Geschick. Diese internationalen Kontakte pfl egte er als Bischof weiter. Als es 2005 um die Nachfolge des verstorbenen Papstes Johannes Paul ll. ging, brachten die Mitglieder eines Zirkels von Theologen einen argentinischen Kardinal, der ihre Werte teilte, ins Spiel: Jorge Mario Bergoglio. Bischof Ivo Fürer erhielt damals eine Karte aus Rom, auf der geschrieben stand: «Wir sitzen zusammen im Geiste von St.Gallen». Der Argentinier wurde im ersten Anlauf nicht gewählt, folgte jedoch 2013 auf Papst Benedikt XVI. und wirkt seither als Papst Franziskus. Ivo Fürers Weitblick prägte auch sein Amt als Bischof, das er bis im Oktober 2005 wahrnahm. Eine lang vorbereitete Konsequenz war beispielsweise die Heraufsetzung des Firm-Alters auf 18 Jahre. Junge Menschen entscheiden nun selbst, ob sie sich in der Kirche engagieren wollen oder nicht, ob sie ihre Kirchenzugehörigkeit mit der Firmung besiegeln wollen oder nicht.

Zukunftsweisend
Bischof Ivo Fürer stärkte die Stellung der «Laien» im kirchlichen Dienst. Frauen und Männer sind heute in verantwortungsvollen Positionen tätig, in den Pfarreien und Seelsorgeeinheiten, in den Fachstellen und in der Bistumsleitung. Und er stellte sich stets gegen Weisungen aus Rom, die ein Predigtverbot für nicht-geweihte Mitarbeitende forderten. Lange bevor es ein öffentlich viel diskutiertes Thema war, sprach Ivo Fürer in Rom über die Möglichkeit von «viri probati», die Weihe von bewährten verheirateten Männern im kirchlichen Dienst – ein Thema, das heute durch die Amazonas-Synode erneut diskutiert wird. Und er ebnete seinem Nachfolger, Markus Büchel, sowie allen, die zur Gemeinschaft der Kirche des Bistums St.Gallen gehören, manches Wegstück in die heutige Zeit.
Unterstützer des Pfarreiforums
Auch die Gründung des Pfarreiforums — Pfarrblatt im Bistum St.Gallen fiel in die Amtszeit von Bischof Ivo Fürer. Bereits sein Vorgänger Bischof Otmar Mäder hatte der Initiative für das Pfarreiforum grünes Licht gegeben. Ivo Fürer, dem der Dialog und die Meinungsvielfalt ein wichtiges Anliegen war, sah von Anfang eine kirchliche Publikation für das ganze Bistum als Chance — für den Austausch, aber auch um als Kirche alle Menschen zu erreichen. Dazu kam: Die Idee für das Pfarreiforum ist ein Kind der Synode 72. Die Synode 72 des Bistums St.Gallen zur Umsetzung der Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils hatte erste Schritte zur Schaffung eines gemeinsamen Pfarrblatts für die Katholikinnen und Katholiken im Bistum St.Gallen unternommen: Eine für den Medienbereich zuständige Gruppe hatte einentsprechendes Postulat eingereicht. In der ersten Ausgabe des Pfarreiforums kam Ivo Fürer selbst zu Wort: Auf Seite 3 folgte ein Willkommenswort des neuen Bischofs von St.Gallen, Ivo Fürer. Er wünschte dem Pfarreiforum, dass es einen Dialog fördere, „der dem gegenseitigen Verständnis dient und Kirche aufbaut.“ Und er gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass das neue Pfarrblatt eine Hilfe sei, „das Evangelium Jesu Christi an die kommende Generation weiterzutragen. Es soll dazu beitragen, dass wir uns freuen können, Glieder der Kirche sein zu dürfen, welche unterwegs ist, aber der Vollendung entgegenschaut.“
Ein längerer Nachruf erscheint in der August-Ausgabe des Pfarreiforums.
Text: Sabine Rüthemann / Stephan Sigg
Fotos: Regina Kühne
Veröffentlicht: 14.07.2022