1924 gründeten die Salettiner die Schule Waid in Mörschwil. Heute führen nicht mehr die Patres, sondern eine Stiftung die Schule. Die individuelle Begleitung der Schülerinnen und Schüler steht im Fokus.
44 Schülerinnen und Schüler besuchen in diesem Schuljahr die Schule Waid. «Die familiäre Atmosphäre ist eine unserer Stärken», hält Schulleiter Roland Aregger beim Rundgang über das Schulgelände fest. Hier ist unter anderem auch ein grosses Bienenhaus zu finden, das das Eintauchen in die Welt der Bienen ermöglicht. «Erfreulicherweise hat unsere Schule einen so grossen Umschwung, der kann als zusätzlicher Lernort genutzt werden», merkt Roland Aregger an. Die Schülerinnen und Schüler stammen mehrheitlich aus umliegenden Gemeinden, die keine eigene Oberstufenschule haben. «Es melden aber auch Eltern aus anderen Gemeinden ihre Kinder bei uns an, weil sie unser Konzept der individuellen Begleitung anspricht.» Die Waid bietet die Mittelstufe, typengemischte Oberstufe sowie das Untergymnasium an.

Mehrere Generationen
1924 kauften die Salettiner das Grundstück in Mörschwil und gründeten ein Missionshaus und eine Internatsschule. Aus dem Internat wurde inzwischen eine Tagesschule. Heute sind acht Salettiner-Patres in der Unteren Waid zu Hause. «Bei uns leben drei Generationen unter einem Dach: Der jüngste ist 41 Jahre, der älteste 95 Jahre», so Pater Piotr Zaba, Hausoberer und Stiftungsratspräsident. Die Patres stammen aus Polen, aus der Schweiz, Liechtenstein und Deutschland. Mit ausbleibenden Ordensberufungen sieht sich die Gemeinschaft nicht nur im deutschsprachigen Raum konfrontiert. «Auch in Polen ist die Zahl der Ordensberufungen stark rückgängig.» Trotzdem bleibt der Pater positiv: «Es gilt, sich im Vertrauen auf Gott den heutigen Herausforderungen zu stellen und für die Menschen da zu sein.»

Spiritualität alltagsnah
In der Waid ist Pater Piotr Zaba der einzige Salettiner-Pater, der heute noch im Schulbetrieb mitwirkt – als Religionslehrer und Schulseelsorger. «Wir haben uns bewusst dafür entschieden, die Schule weiterzuführen, auch wenn wir es selber personell nicht mehr stemmen können», sagt er. Die Schule wird heute als Stiftung geführt, deren Präsidium Pater Piotr inne hat. Ideell und finanziell unterstützt wird die Schule vom Katholischen Konfessionsteil des Kantons St. Gallen und vom Förderverein AMICI. Die Schule steht aber für Jugendliche aller Konfessionen und Religionen offen. Etwa die Hälfte der Lernenden habe einen katholischen Hintergrund. Im Schulalltag werden die christlichen Werte gelebt und gefördert. Die katholische Verwurzelung der Schule sei auch durch Angebote wie die Schulseelsorge, Gottesdienste oder Besinnungstage spürbar. Diese liegen Pater Piotr sehr am Herzen. «Ich versuche, den Jugendlichen möglichst alltagsnah Zugänge zur Spiritualität zu ermöglichen.» So habe sich zum Beispiel ein Besinnungstag mit dem Thema Schöpfungsverantwortung beschäftigt.

Polnische Gottesdienste
Auch wenn die Salettiner sich aus der Schule zurückgezogen haben, wollen sie auch künftig etwas für die Bildung, die Vermittlung von Spiritualität und Seelsorge tun. «Wir sind in mehreren Seelsorgeeinheiten des Bistums als Seelsorger im Einsatz», so Pater Piotr Zaba. Er selbst ist bistumsweit als Seelsorger für die polnischsprachigen Gläubigen engagiert. Die Gemeinschaft bietet in der Waid auch regelmässig Gottesdienste und andere spirituelle Angebote an. Auf grosse Nachfrage stossen laut Pater Piotr die polnischen Gottesdienste. Pater Piotr legt Wert darauf, dass sich hier alle willkommen fühlen. Die Gottesdienste werden zweisprachig gefeiert – auf Deutsch und Polnisch. «Diese Zweisprachigkeit ist ja auch die Realität vieler polnischer Gläubiger, die in der Ostschweiz leben.»
Text: Stephan Sigg
Bild: Ana Kontoulis
Veröffentlicht: 13.05.2024