Der St. Galler Lukas Gemeinder (27) arbeitete bisher im Kaufmännischen Bereich und suchte einen Beruf, der ihn mehr erfüllt. Jetzt studiert er an der Theologischen Hochschule Chur. Wie er haben viele der Studierenden vor dem Theologiestudium in anderen Berufen gearbeitet.
«Ich engagiere mich schon seit längerem freiwillig in der Kirche», erzählt Lukas Gemeinder (27) aus St. Gallen, «dabei habe ich immer mehr gespürt, dass mich diese Arbeit mehr erfüllt als meine berufliche Tätigkeit im Kaufmännischen. Zudem habe ich in den letzten Jahren wieder stärker zum Glauben zurückgefunden und mich schliesslich für das Theologiestudium entschieden mit dem kirchlichen Dienst als Ziel.» Das Studium gefalle ihm: «Die unterschiedlichen Fächer wie etwa Musik, Liturgie-Wissenschaft, Kirchengeschichte und Sprachen machen das Studium sehr spannend und vielseitig. Dank des breiten Spektrums kann man persönliche Stärken und Schwächen in einzelnen Fächern gut kompensieren. Auch wenn es manchmal sehr theoretisch ist, wird immer auch ein praktischer Bezug hergestellt.»

Umfeld reagiert erstaunt
Einer der Studierenden aus dem Bistum St. Gallen ist auch Simon Sigg (32), Religionspädagoge und Jugendseelsorger in Gossau. Er absolviert ein berufsbegleitendes Studium im bischöflichen Studienprogramm. «Mein Umfeld reagiert manchmal ein bisschen erstaunt, dass ich als junger Mensch Theologie studiere und ich spüre auch eine gewisse Spannung in Bezug auf die Kirche», sagt er. «Auch wenn mich die Skandale oder die vielen Kirchenaustritte traurig und nachdenklich stimmen, denke ich, dass die Kirche eine Zukunft hat.» Ihn motiviere die Arbeit mit Jugendlichen. «Ich spüre eine Offenheit gegenüber Religion und auch ein Bedürfnis nach Spiritualität. Ich bin überzeugt von der frohen Botschaft der Kirche und möchte diese weitertragen.» Mit Anfang 30 verspürte er die Motivation, sich persönlich vermehrt mit existenziellen und philosophischen Fragen auseinanderzusetzen und den Glauben zu hinterfragen und zu begründen. «Ich arbeite schon seit einigen Jahren in der Pfarreiseelsorge und wollte mein Wissen erweitern und vertiefen.» Für Chur hat er sich entschieden, weil die Hochschule dort klein und familiär sei. «Man kennt sich persönlich, isst und diskutiert zusammen am Mittagstisch. Ich habe bereits Religionspädagogik studiert und zwar in Luzern. Ich wollte noch eine andere Hochschule kennen lernen und entschied mich auch deshalb für Chur.»

50 bis 60 Studierende
«Das grosse Plus der Theologischen Hochschule Chur ist die Nähe von Hochschule und Seminar», hält René Schaberger, Rektoratsassistent an der Hochschule, fest. «Es wird nicht nur Theologie gelehrt, sondern wir ermöglichen den Studierenden auch eine ganzheitliche Persönlichkeitsbildung.» Auch bezeichnet René Schaberger die gute Betreuung der Studierenden als einen Mehrwert. «Wir können auch individuelle Studienprogramme anbieten für Studierende, die berufstätig sind.» Etwa fünfzig bis sechzig Personen studieren an der Theologischen Hochschule Chur. Diese Zahl sei seit Jahren stabil. «Heute beginnen die wenigsten direkt nach der Matura mit dem Theologiestudium. Die meisten haben schon eine Berufsausbildung absolviert und zum Teil auch mehrere Jahre im Beruf gearbeitet.» Viele der Studierenden kommen laut René Schaberger aus den Kantonen Graubünden, St. Gallen und Zürich. Es gebe auch vereinzelte Gasthörer im Rentenalter, die die eine oder andere Vorlesung besuchen.
Text: Katja Hongler
Bild: zVg.
Veröffentlicht: 31.01.2023
Online-Infoveranstaltungen
Interessierte erhalten bei den Online-Informationsveranstaltungen am 13. und 21. Februar, jeweils 19.30 Uhr, kompakt die wichtigsten Informationen zum Studium der Theologie an der TH Chur sowie einen Einblick in die Institution. Es werden auch Fragen beantwortet.
→ Anmeldung: www.thchur.ch/info